101. An Volinien

[535] 1639 Herbst.


Wenn ich, Volinie, wie ich denn stetig pflege,

besinne deine Gunst und reiche Freundlichkeit,

die du mir hast bezeigt so eine lange Zeit,

und gegen dessen Wert mein armes Tun erwäge,


darmit ich dankbar bin, was Wunder, werd ich träge,

zu treten vor das Licht? Es ist mir mehr als leid,

daß ihr so ungeneigt, ihr harten Götter, seid,

der ich doch vor euch geh' auf einem reinen Stege.


Nim dieses mein Sonnet zur Handschrift und zum Pfande,

daß ich dein Schuldner bin, aus meinem Vaterlande,

von dem ich nun so weit und ach! wie lange! bin.


Livonie, dein Preiß soll neben seinem stehen

und über das Gestirn' in reinem Glanze gehen,

nach dem so mancher wündscht und ich nur komme hin.
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Quelle:
Paul Fleming: Deutsche Gedichte, Band 1 und 2, Stuttgart 1865, S. 535-536.
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