[182] Der Bock sieget schier allen Thieren ob / in der Geylheit: darum pflegt der Satan / in desselben Gestalt /am liebsten und öfftersten zu erscheinen / als ein Geist der Unkeuschheit / und sich nicht allein den fahrenden Hexen / sondern auch den unzüchtigen / leichtfertigen Bröckinnen / und geilen Böckinnen / welche /ihren unreinen Brand zu leschen / ihres abwesenden Buhlens Gegenwart / durch seine Würckung und Hülffe / herbey schaffen wollen / sich wie einen Bock dar zu stellen / und für ein Roß zu dienen / darauf sie ihren verlangten Buhlen mögen holen lassen.
Woferrn sich nun Einer / mit solchen brünstigen Stutten / und Zucht-losen Gemütern / verwickelt hat; bringen sie ihr Verlangen leichtlich zur Erfüllung /daß der Verlangte eines solchen gehörnten Pferdes Reuter werden / und auff demselben / zu ihnen reiten muß.
Wann sie aber einen dergleichen Courrir / oder Post-Klepper abfertigen / zu einem solchen Manns-Bilde / so nicht Lust zu ihnen / noch sich mit ihnen befleckt hat; wird das unnatürliche Pferd gemeinlich leer wieder kommen.
Ein berühmter Kriegs-Oberster / der unterschiedlichen[182] Potentaten gedient / und zu letzt auch / zu unsrer Zeit / für die Christenheit / sein tapffres Blut vergossen / ward / in seiner noch unverheirahteten frischen Jugend / von einer verwittibten jungen Oberstinn / zur Ehe gewünscht: weil er damals allbereit eines Ober-Officirers Stelle bediente.
Ihm wollte aber diese Parthey nicht allerdings gefallen / als einem Cavallier / der seine Streitbarkeit /mit Gewissenhafftigkeit / wiewol diese wunderselten dem Kalb-Fell / oder der Trompetten / folgt / vergemeinschafftete: Denn es ging die Mummelung / als ob diese Oberstinn / von verbotenen Künsten der Finsterniß / nicht rein wäre / oder auffs wenigste böser Künstlerinnen Raths sich bediente. Deßwegen hielt er sich nicht lange bey ihr auff / wann er bißweilen / der alten / mit ihrem verstorbenem Eh-Herrn gepflogenen Kundschafft zu Ehren / aus seinem Quartier / bey Dantzig / zu ihr hinüber ritte: sondern machte es kurtz / und / in diesem Stück / nach der Vermahnung Hieronymi / welcher schreibt / daß man einer lustigen Frauen sich geschwind entziehen solle / als wie einem Hauffen glühender Kohlen.
Er verklebte / für ihrer Schmeicheley / das innere Hertzens-Ohr: ob er gleich das äussere / aus Höffligkeit / ihr nicht gäntzlich entriß / sondern sie / dann und wann / wegen der guten Quartier-Nachbarschafft / mit Ehren-Worten (vielleicht auch / nach Soldatischer Manier / mit unterlauffenden Vexier-Worten) unterhielt.
Damit war ihr aber wenig gedient: sie wünschte auch Liebes-Worte / und gleichfalls Liebes-Wercke; nemlich ein eheliches Versprechen / von ihm zu hören.[183]
Hingegen kunnte er sie nicht lieben / sondern vielmehr hassen / wann er bey ihr war: welcher Eckel ihn auch gemeinlich bald wieder von ihr vertrieb.
Diese Oberstinn muste ihre Künste an ihn gewandt und er vielleicht mit einem oder andrem Fehler / sonderlich mit starcken trincken / so dem Soldaten-Leben nichts seltnes ist / einige Gelegenheit eröffnet haben /daß sie etlicher Massen an ihm gehafftet; und in etwas gewirckt. Denn wiewol er gegenwärtig einen Abscheu vor ihr trug und sich bald wieder von ihr wünschte: wünschte er doch abwesend das Widrige / nemlich bey ihr zu seyn: also / daß ihm fast angst und bange ward / biß er wieder zu ihr käme. Wann sie dann nun beysammen / hörte das Verlangen auff / und fühlte sich sein Hertz von ihr abgewandt / also / daß / an stat deß Sehnens / Scheu und Reu dasselbe fülleten. Daher dann seine freundliche Zunge / und sein Gemüt / nicht einerley Sprache redeten / indem ihm stets die Lust einer ehelichen Verstrickung an eine solche Widerwertigkeit bald erkaltete: ohnangesehn Sie / in ihm / das angezündte Feuer bey der Glut zu erhalten /keine List spahrte.
Eins Mals riß ihn / zu Mitternacht seine unnatürliche Begierde in den Sattel / daß er / im Finstern / über Feld (denn ihrer beyder Quartier waren nicht weit von einander) zu ihr ritte: wie er aber wieder von ihr geschieden / und auff dem Heimritt war / stürtzte er /mit dem Pferde / in einen Graben; der ihn leicht zum Grabe bringen könnē / wann nicht ein guter Engel ihn behütet hette.
Der alte gelehrte Jurist / Angelus, will /[184] man solle einem Ordens-Mann / wann derselbe / zu einer Frauens-Person / ins Haus gegangen / solches nicht verdencken / sondern dafür halten / er habe wollen mit ihr beten: und darum urtheilet er nicht so gar übel: Denn die christliche Liebe muß allezeit / in dergleichen Ungewißheit das Beste hoffen. Dennoch handelt ein solcher unweißlich / der allein / zu Einer alein /geht / unn / ohne Noth bey ihr allein / sich etwas aufhält: sintemal er wunderselten ohn Verdacht wieder von ihr geht / sondern gemeinlich vom Argwohn / unn bösen Schein / wie von einem Schatten / begleitet wird. Viel leicht- und füglicher aber klebt dergleichen Verdacht / an einem Kriegsmann / je leichter er denselben pflegt aus dem Sinn zu schlagen. Soldaten sind keine Engel / und zwar alsdann am allerwenigsten /wann sie den leiblichen Engeln / im finstern / mit einer Besuchung auffwarten: weil der Nacht und Einsamkeit die Zucht nicht zum besten empfohlen ist; zumal wenn Mars und Venus alsdann einander die Visite geben. Nescio quo pacto assiduè dimicantibus difficile est, morum custodire mensuram, schreibt Cassiodorus: Ich weiß nicht wie es Denen / die stets im Kriege leben / so schwer fällt / sich / mit ihrem Wandel und Sitten / in gebührenden Schrancken zu halten.1 Darum hat sich dieser Obrister / durch solchen nächtlichen Ritt / nach einem entzündtem Weibs-Bilde / in merckliche Gefahr vertiefft: angemerckt / er der Oberstinn / und ihm selbsten / hiedurch nicht allein den Schein einer Buhlschafft hette verursachen / sondern auch den Satans-Künsten noch mehr Gewalt und Macht über sich ertheilenkönnen.[185]
Es scheint aber die Stürtzung in den Graben habe ihn / aus solcher Gefahr / darein er sich gesenckt /wiederum empor heben / und von solchen nächtlichen Ritten abschrecken wollen. Denn weil er sich GOtt täglich / mit dem Gebet / zu empfehlen / gewohnt war / auch von der Oberstinn hoffendlich sich (auffs wenigste leiblich) unbefleckt gehalten: hat GOtt ihn /durch seinen Engel / behütet / daß er / weder mit dem Pferde / den Hals abgestürtzt / noch hernach / der Teufel völlige Macht / ihn der Anstalt nach / zu entführen / gewonnen.
Nachdem er aber den gethanen Fall mit dem Pferde / für eine widrige Bedeutung / aufgenommen / und derhalben seinem Fuß den Tritt / oder Ritt / nach ihrem Quartier verwehret; kommt einsmals / bey Nacht / zu ihm / vor sein Bette / ein grosser schwartzer Bock / weckt ihn auff mit seinen Hörnern / und will ihn zum Bette heraus nöthigen.
Er zwar rufft seinen / in der Neben-Kammer schlaffenden / Knechten: aber Keiner antwortet / oder erscheint: Der Schlaff hatte sie gleichsam gar begraben / und unerwecklich gemacht. Er springt derhalben endlich / nach dem er sich GOtt befohlen / zum Bette heraus / daß er hinlauffen / und vor ihrer Kammer anschlagen möge: allein der Bock begehrt ihn so weit nicht kommen zu lassen; sondern verrennt ihm die Thür / dringt auff ihn zu / und strebt / ihn auf die Hörner zu setzen. Er stosst hingegen / mit Füssen / hefftig von sich; erwischt endlich eine an der Wand stehende / Partisan / und wirfft dieselbe dem Bock vor; treibt auch denselben / welcher sich hierauff stellete / als ob er die Spitze[186] in etwas scheuete / damit zurück / und verfolgt ihn / biß er (der Bock) nach dem Ofen zu /allgemach zurück weichet: woselbst er / im Winckel /überlaut zu meckern / anhebt / und darauf verschwindt.
Man sagt / daß ein solches Bock-Gespenst / nicht leichtlich weiche / bevor man ihm etwas zugeworffen / das er mit hinweg nehme / und derjenigen / Person /welche ihn ausgeschickt / überliefere: Ob solches die ser Oberster auch gethan / und also dieses gehörnten Postillons sich ledig gemacht / kann ich nicht wissen. Denn derjenige / welcher mir diese Geschicht / aus seinem eigenem Munde / erzehlt hat / gedachte davon nichts.
Besorglich muß er dem Weibs-Bilde einige Hoffnung gemacht / sie zu nehmen / und hernach / da er gespührt / daß sie ihn / durch falsche Künste / zu sich ziehen wollen / sein Hertz von ihr abgewendet haben. Denn es wird selten dieser werfluchte Bock jemanden / zum Auffsitzen / dringen / der sich nicht etwan / mit einem Weibes-Stück / verhengt / und ihr etwas versprochen / wo nicht gar ein Pfand in Unzucht vertrauet hat: Massen der Exempel nicht wenig gehört /oder gelesen werden / daß diejenige / so dieser oder jener Dirnen die Zusage nicht halten wollen / nachmals / von einem solchen gehörntem / und stygischem Pegaso / mit Gewalt aus ihren Betten / oder auch wol mitten aus einer Gesellschafft / davon geführt / doch endlich wiederum / an ihren Ort / zurück geliefert worden.
Doch will ich darum diesen tapffren Obristen / welcher vorlängst schon aus dem Streit dieser Welt / zu der ewigen Ruhe gelangt / mit nichten eines leichtfertigen Handels verdacht / vielweniger[187] bezüchtigt; sondern so viel nur gesagt haben / daß er sich hiedurch in Verdacht leichtlich hette bringen können / auch viel leicht / mit der Oberstinn / anfangs ein wenig zu vertrauliche Schertzworte wo nicht gar Küsse gewechselt / unn derselben hiedurch Hoffnung zu einer heirahtlichen Verbündniß erregt habe / als wozu ohne dem die vielmalige Besuchung gar leicht ihr hat Gedancken und Einbildung erwecken können. Wiewol auch die Besuchung / seines Theils / unsträfflicher Meynung / mag geschehn seyn; nemlich über dem Absterben ihres verblichenen Ehherrns sie zu trösten / auch ihr / mit gutem Raht / in Einem und Andren / an die Hand zu gehen: Welchen Trost aber sie nicht nur ihrem Gemüt und Hertzen / sondern auch ihrer Brust selbsten zu appliciren / und ihre einsame Nächte damit zu trösten / gewünscht / als eine solche Witwe /die / jener Gemahlinn eines hohen Potentaten / gleich gesinnt war / welche / nach tödtlichem Abtritt desselben / den Bischof / der ihr die Manier der vereinsamten Turteltauben recommendirte / erinnerte / er sollte doch vielmehr deß lustigen Spatzens gedencken / von dem sie lieber hören mögte / als von der Turtel-Tauben: weil solcher Vogel besser / fürs Trauren / dienete / weder das trauriggirrende Turtel-Täublein.
Weil er nun / durch öfftere Besuchung / und schertzhaffte Huld-Worte / sich / sie desto besser aufzumuntern / ihrem Geist in etwas / doch ohne unzüchtige Gemeinschafft / mag bequemt haben: ist ihr darüber die Bocks-Andacht / bey Nacht / angekommen /welche ihr das Verlangen erregt hat /[188] ihn durch einen Bock / bringen zu lassen / in ihr Bette.
Scherertzius gedenckt / es habe / bey seiner Zeit /ein Handwercksmann sich / mit einer alten Vettel /heimlich verlobt; aber hernach sie sitzen lassen / und mit einer Jungfrauen offentlich Hochzeit gehalten: ungeachtet er ihm die vorige Braut gedrauet hatte / welches er in Wind geschlagen: Biß daß er / mit dieser offentlich heimgeführten / zu Bette gehn sollen. Da ihm die Dräuungen und Rach-Worte der vexirten und getäuschten Alten einfielen / und diese Erinnerung ihn / mit hefftiger Bangigkeit / beängstete: weßwegen er gegen selbige erste Nacht / einige Gäste zu sich lud /und um GOttes Barmhertzigkeit willen bat / sie sollten doch bey ihm bleiben; weil ihm / vom Satan / eine Gefahr obhanden wäre.
Solche seine Furcht war auch nicht vergeblich: Denn / recht in der mitternächtigen Stunden / tratt ein solcher Bock / gerad auf den Bräutigam zu / und begehrte / er sollte sich aufsetzen. Da es denn grosse Mühe brauchte / diesen ungestümen schwartzen Boten / ungeschaffter Sachen / wieder fort und hinweg zu bringen. Das liebe Gebet that hiebey das Beste /sonderlich deß mit anwesenden Pfarrerns: welches den Geforderten ohne Zweifel am kräfftigsten / und noch viel stärcker geschützt / als die Arme der andren Beywesenden / so den Bräutigam kaum und schier gar nicht mehr / aufhalten kunnten. Worauf das Bock-gefüsste Gespenst endlich / mit einem grauerischem Gemürmel / zurück gewichen.[189]
Es mag aber der junge Ehemann vielleicht / nach solchem ausgestandenem Sturtz / sich nunmehr ausser Gefahr geschätzt / und deßwegen / gegen GOtt / die bußfertige Abbitte (denn das vorige war nur ein Noth-Gebet) nebst ernstlicher Bercuung seines an der Alten / welche den schwartzen Legaten abgefertigt / begangenen Fehlers und Betrugs / dahin den gelassen haben: wie dann gemeinlich die Weltlinge / so bald GOtt die Rute der Anfechtung nur ein wenig hinter dem Rucken verbirgt / oder aus der Hand legt / auch so fort ihre Busse aus dem Hertzen legen: Er mag etwan seiner Liebes-Andacht so gar brünstig alle Sinnen und Gedancken aufgeopffert haben / daß er Abends vorher / mit desto laulechter Andacht / GOtt dem HErrn sein Gebets-Opffer abgelegt: da er doch /bey solchem seinem angefochtenem Zustande / nach dem Exempel Tobiœ / zuforderst die Leber deß grossen Fisches / oder vielmehr deß Bocks / der teufflischen Versuchung / und Anfechtungen / meyne ich /wie auch seiner eigenen fleischlichen Geilheit und verübten Leichtfertigkeit / hette auf die Glut einer eyfrigen Bereu- und Verspeyung derselben / auch der Empfehlung in GOttes Schirm / und flehentlichen Schutz-Bitte / werffen / und die Buß-Andacht der Kuß-Andacht vorgehn lassen sollen; damit der aufpassende Asmodi gebannt / und gebunden würde; bevor er das eheliche Werck / mit seiner Geliebten /vollzogen: Denn der Erfolg beweisets / er müsse zu sicher und sorglos gewest seyn / ohne Betrachtung /daß weder die Rachgier der verschmäheten Alten /noch deß Asmodi Arglistigkeit / hiemit so gleich ruhen / sondern wieder von[190] Neuem ansetzen dörffte. Denn in der andren Nacht / da er nichts weniger mehr befahrete / war der Bock wieder da / riß ihn aus dem Bette / ging mit ihm durch / und hinterließ die Braut /im Bette / allein.
Nachdem er nun weitlich herumgeführt / und gnug abgeängstet worden; setzte ihn der Bock oben aufs Dach deß Hauses / am Rauch-Schlott (oder Schörstein) nieder: da man ihn / früh Morgens / nackt und bloß sitzen findet / und die Dach-Schindeln abnehmen müssen / biß man ihn / der schier halb todt war /könnte wieder herab / ins Haus bringen.
Hierauf lag er / etliche Monaten / sehr schwach zu Bette. Als es aber endlich ein wenig besser mit ihm ward / lebte er / mit seiner Frauen / in Hader und Zanck / also / daß es täglich einen Haus-Krieg und Zungen-Scharmützel setzte / zwischen denen / die einander billig mit Liebe hetten bestreiten / und um den Sieg der inbrünstigsten Ergebenheit kämpffen sollen: biß er / solches täglichen Unfriedens müde / sich ins Soldaten-Wesen begab / und nach Ungarn in den Krieg ging: darinn er auch sein Leben beschlossen.2
Eben dieser Geistlicher schreibt / er kenne viel Leute / die / in ihrem Alter / bekannt / sie wären / in ihrer Jugend / von einem solchen Bocks-Gespenst /bey Nacht / etliche Meilwegs weit / durch die Lufft /zu ihren Liebstinnen (sonst / auf Teutsch / Huren) getragen: Etliche solcher Bock-Reuter hetten es gleichwol bereuet / daß sie solchen unreinen Lüsten[191] und schändlichem Wesen ihre jugendlichen Jahre zu Diensten ergeben gehabt.
Beym Dedekinno, wird ein Bedencken deß Lerchheimeri, über die Bocks- und Gabel-Fahrt / mit eingeführt / darinn dieses Exempel einer Bock-Reuterey enthalten.
Zu K. in Pommern / hatte ein Saltz-Knecht (das ist / ein solcher Saltz-Arbeiter / der das Saltz sidet /) ein altes Weib / die eine Zauberinn war; bey der er nicht gern blieb / und derhalben einsmals vorgab / er wollte in Hessen wandern / da er geboren / und allda seine Freunde besuchen. Weil sie aber besorgte / er dörffte nicht wieder kommen: wollte sie ihn nicht weg lassen. Nichts destoweniger reisete er fort. Wie er nun etliche Tag-Reisen zurück gelegt; kommt / auf dem Wege /von hinten zu / ein schwartzer Bock / schlupfft ihm zwischen die Beine; erhebt und führt ihn wieder zurück / und zwar gerade zu / durch Feld und Wald /über Wasser und Land / in wenig Stunden / und setzt ihn / vor dem Thor / nider / in Angst / Zittern /Schweiß / und Ohnmacht. Das Weib heisst ihn / mit hönischen Worten / willkommen / und spricht: Schau! bist du wieder da? So soll man dich lehren daheim bleiben. Hierauf that sie ihm andre Kleider an / und gab ihm zu essen / daß er wieder zu sich selbst käme.
Besagter Lerchheimerus vermutet nicht unbillig /dieser Kerl habe so wenig gebetet / als sein Weib; darum ihm der Teufel solches thun können.3[192]
Eben so wenig dörffte dieser Höllen-Bock jenen Baurn mit dem Gewehr deß Gebets gnugsam bewaffnet angetroffen haben / welchen er / im Jahr 1621 /auf Begehren einer Hexen / auf die Hörner genommen / und zu ihr gebracht. Wie sie hernach selbst / bey ihrer gerichtlichen Verhör / solches bekannt / und gestanden; nemlich / daß sie / zur Zauberey / gewisse Kräuter gekocht / und besondre Worte dazu gesprochen / auch den Urban Volcken / einen Baursmann /vom Dorff hinein / in ihr Haus / auf dem Bock holen lassen; auf daß er mögte ihres Willens mit ihr pflegen: Welches er aber / nachdem er zu ihr gebracht worden / ihr abgeschlagen.4
Vielleicht hat der Bauer vorhin / mit dieser geilen Truden / wiewol unwissend / daß sie eine solche wäre / sich ein wenig zu gemein gemacht / in leichtsinnigen Geberden / und unzüchtigen Vexir-Worten. Wodurch sie in ihn entbrannt / und der Satan bemächtigt worden / ihn / mit seinen Bockshörnern / anzupacken /und zu ihr zu führen. Nachdem aber dieser Coridon gesehn / und / durch solche Bocksfahrt erfahren / daß sie eine Bunds-Verwandtin deß Satans wäre: hat er /für ihr / einen Abscheu bekommen / und mit einer solchen sich nicht vermischen wollen: auf daß er nicht den Teufel zum Schwager bekäme.
Wer dem Lamm wie jene Jungfrauen (in der H. Offenbarung am 14 Cap.) folget / wo es hingehet; der darff dem höllischen Bock nicht folgen / wenn derselbe sich bey ihm anmeldet. Die[193] aber einen Bock / nicht so sehr / unter den Achseln / wie Jene bockicht-riechende / beym Horatio, als im Hertzen / in Gedancken / oder Reden / tragen; mögen leicht von dem schwartzen Hexen-Bock wieder getragen / und davon geführt werden. Einen christlichen Menschen aber /der sich der Erbarkeit befleisst / und leichten Weibsbildern keinen Anlaß zu unzüchtigem Verlangen giebt / noch durch stinckende Gedancken seinen Kopff zum Bocksstall macht / sondern der Gottseligkeit nachjagt / wird der teuflische Bock wol zufrieden lassen / und ihn nimmermehr zum Aufsitz nöthigen. Denn / Gottesfurcht zerbricht dem Satan sein Horn / das ist /seine Gewalt und Regiment: Und ein gläubiges Gebet macht / daß er muß anlauffen / fallen / und mit Schanden abziehen.
1 Cassiodorus l. 1. Ep. 11.
2 Scherertzius de Spectris C. 9. De Hirco nocturno.
3 S. das Bedencken Lerchheimeri vom Bock- und Gabel-Fahren / beym Dedekinno, Volum. 2. p. 435. seqq.
4 Vid. Benedict. Carpzov. in Jurisprud. Forens. Rom. 6. Part. 4. Cons. 2. Def. 9.
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