1. Scene.


[122] Traudl und Modei sitzen vor dem Hause. Später der Hochzeitlader.


MODEI. Geh' Traudl, mach' dir doch keine unnütz'n Gedank'n. 's Rad'l lauft jetzt schon, wie's lauf'n soll. D' Hauptsach' is doch, daß d' Loni Ja g'sagt hat.

TRAUDL eifrig strickend. O mein, red' net, da hab'n schon manche ihr Stuhlfest g'halt'n und nachher is doch noch z'rückgang'n. Was wär bei der Wetterhex' net möglich?

MODEI. No ja, das is schon wahr, aber g'rad das is a Hauptzug von der Loni, daß wenn's amal sagt, so is und so muß sein, nachher beibt's auch und kommt kein Tipferl mehr davon weg.

TRAUDL. Ja, ja – aber 's Ganze is mir halt doch z'schnell gang'n. 's Mad'l hat ja umg'schlag'n wie's Wetter im[122] April. Und nachher – jesses – jesses – jesses – jetzt is mir schon wieder a Masch'n 'nunterg'fall'n. I sag's ja, gar nix geht mir mehr z'samm'.

MODEI. Du strickst wohl schon d' Hochzeitssock'n?

HOCHZEITLADER tritt durch's Gitterthor mit der Pfeife im Munde. Die soll'n schon fertig sein, wenn der Hochzeitlader einspricht.

TRAUDL. Ja was willst denn du bei mir?

HOCHZEITLADER. Di net, denn du tragst mir nix mehr ein. Aber dein Bub'n darf i nimmer auslaß'n. Wie i g'hört hab', Hochzeit wird, gleich hab' i dir's Rennen ang'fangt wie a Roß, wenn's a Brems'n sticht.

TRAUDL. Und hast's gleich im ganz'n Thal aust'rommelt – da sagt man all'weil von den alt'n Weibern – d' Mannsbilder wenn anfang'n sind zehnmal ärger und gar du, du bist der allervoreiligst; du wirst schon aus der Nud'l an Dalk'n mach'n.

HOCHZEITLADER. 's Dalk'n mach'n is dein' Sach' – 's Heirat'n mach'n die meine. Wie i nur wo zwei schnauf'n sieh als Liebsleut', kommen's mir nimmer von einander.

TRAUDL. Man muß aber 's Heu net einführ'n bevor 's dürr is.[123]

HOCHZEITLADER. Aber heirat'n, solang' man jung is. I hab's all'weil g'sagt, der Pauli hat a Roßglück. A Deand'l, wie d' Loni is, kommt nur alle heilige Zeit'n amal auf d' Welt.

MODEI. No, no, jetzt lob's nur net gar über'n Schell'nkönig.

HOCHZEITLADER. Von euch kann man so 'was freilich net sag'n.

MODEI. No mein', wir sind auch aus kei'm schlechtern Holz.

HOCHZEITLADER hat während dessen ein Zündhölzchen um's andere an seiner ledernen Hose anzustreichen versucht. Wenn i an Vergleich anstell'n wollt', dürft' i blos sag'n: Zwisch'n euch und der Loni ist a Unterschied, wie bei den Zündhölz'ln, die einen taug'n was, die andern nix. Man hört einen Juhschrei.

TRAUDL. Jesses, da kommt er! Da is a gut's Zeich'n.


Quelle:
Ludwig Ganghofer und Hans Neuert: Der Herrgottschnitzer von Ammergau. Augsburg 21880, S. 122-124.
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