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[242] Im Zimmer der Kleesberg waren die beiden Fenster geöffnet. Morgensonne lag auf den Gesimsen und ein leuchtender Streif zog sich über den Teppich gegen den Frühstückstisch. Tante Gundi saß in einem Fauteuil, den verbundenen Arm in der Schlinge, den Schoß von einem flaumigen Guanacofell bedeckt, das Graf Egge vor Jahren mit anderen Trophäen von einer südamerikanischen Jagdreise mit nach Hubertus gebracht hatte. Still blickte sie vor sich hin und ließ sich von Kitty bedienen, die den Tee mit einem Ernst bereitete, als hinge von seinem Geschmack die Genesung der Patientin ab. Kittys Wangen waren von einer müder Blässe, ihre Augen von dunklen Ringen umzogen; aber sie schien vor Gundi Kleesberg alle Kunst ihrer Selbstbeherrschung zu üben und brachte es sogar fertig, mit gleichmäßiger Ruhe zu plaudern:

»Das wird ein herrlicher Tag heute. Der Doktor wird dir sicher gestatten, einige Stunden im Freien zuzubringen. Das wird dich zerstreuen.« Kitty beugte sich über den Tisch, um die Spiritusflamme unter dem summenden Kessel zu mustern. »Vielleicht findet sich auch ein bißchen Gesellschaft für dich. Herr Forbeck war gestern zweimal hier, um sich nach deinem Befinden zu erkundigen. Wenn er heute wiederkommt, mußt du ihn wohl empfangen.«

»Meinst du?« fragte die Kleesberg mit der Scheu eines Kindes, das einen stillen Wunsch nicht offen zu gestehen wagt.

»Gewiß! Es ist doch begreiflich, wenn er sich sorgt um dich!« Kitty verstummte, weil sie die Tür gehen hörte.

Fritz brachte eine Karte.[242]

»Herr Forbeck?« fragte Kitty, die Wangen von einer feinen Röte überhaucht.

»Nein, Konteß, ein mir unbekannter Herr. Er bat, der gnädigen Konteß gemeldet zu werden, und entschuldigte sich wegen der frühen Stunde.«

Verwundert nahm Kitty die Karte. Als sie gelesen hatte, sah sie betroffen auf. »Das ist aber sonderbar! Denk' dir, Tante Gundi! – Professor Werner!«

Gundi Kleesberg machte eine so jähe Bewegung, daß die Guanacodecke von ihrem Schoße glitt.

»Aber Gundi, so rede doch!« stammelte Kitty in wachsender Erregung. »Was soll ich tun?«`Sie wandte sich an den Diener. »Wo ist er?«

»Ich habe den Herrn ins Billardzimmer geführt.«

Kitty warf die Visitenkarte in Tante Gundis Schoß. Wie im Flug ging's über die Treppe hinunter. Vor der Tür des Billardzimmers stand sie still und drückte die Hände auf die brennenden Wangen.

Als sie eintrat, erhob sich Werner. Seine Augen glitten über die zierliche Mädchengestalt und blieben an dem schmalen Antlitz haften, das in der breit durch die Fenster quellenden Morgensonne wie von zartem Goldton überhaucht erschien. Auf Werners Lippen erwachte jenes milde Lächeln, und es war etwas gewinnend Herzliches in der Art, wie er auf Kitty zuging. »Verzeihen Sie die Störung, Komtesse, die ein Fremde Ihnen verursacht.«

»Kein Fremder!« unterbrach sie, halb noch befangen. »Was Sie sind, weiß man, und wir haben in diesen Tagen so viel von Ihnen gesprochen, daß ich mich doppelt freue, Sie kennenzulernen.« Sie reichte ihm die Hand. »Aber darf ich bitten?« Ihre Hand befreiend, ging sie zum Erker und deutete auf einen Fauteuil. Als Werner sich niederließ, spähte sie verstohlen nach seinem Gesicht, und es kamen ihr jene Worte Tassilos in Erinnerung: »Denke dir Forbeck um fünfundzwanzig Jahre älter; so sieht Werner aus!« Es war doch seltsam, diese Ähnlichkeit!

»Sie haben sich wohl schon gefragt, was mich zu Ihnen führt?«

»Ja, Herr Professor, ich habe mir ein bißchen den Kopf zerbrochen.« Der heitere Ton, den sie anzuschlagen versuchte, gelang ihr nicht recht. »Aber welche Ursache Sie auch zu uns führt, ich[243] bin ihr dankbar. Herr Forbeck hat immer mit so großer Liebe und Verehrung von Ihnen gesprochen –«

Es leuchtete in Werners Augen. »Da muß ich ihn widerlegen. Hans überschätzt mich. Aber da wir schon von ihm sprechen – ich komme in seinem Auftrag, um Ihnen für die geduldige Mühe zu danken, mit der Sie seine Arbeit unterstützten.«

Kittys Augen öffneten sich weit, als würde für sie das Rätsel dieses Besuches immer dunkler.

»Auch soll ich Ihnen sagen, wie herzlich er bedauert, daß es ihm leider nicht mehr vergönnt ist, sich persönlich von Ihnen zu verabschieden.«

»Verabschieden?« stammelte Kitty. »Herr Forbeck verreist? So plötzlich? Und das hat solche Eile, daß er nicht einmal eine Minute mehr findet, um –« Sie vermochte nicht weiterzusprechen.

Auch Werner schwieg. Diesen erschreckten Mädchenaugen war ein Bekenntnis eingeschrieben, das er mit Sorge zu lesen schien.

»Aber ich bitte Sie, Herr Professor! Wie ist denn nur das gekommen? So unerwartet?«

»Er muß so rasch wie möglich nach München.«

»Rasch? So rasch? Aber –« Kittys Stimmung begann sich in unverhehlten Ärger zu verwandeln. »Deswegen fährt der Zug nicht früher. Da wäre noch Zeit genug gewesen! Verzeihen Sie, Herr Professor, ich selbst komme dabei nicht in Frage, aber meine Tante, die sich doch wohl ein bißchen Rücksicht bei Herrn Forbeck verdiente –« Kitty verstummte, ein jähes Erblassen ging über ihre Wangen. »Er kann nicht kommen? Er ist krank? Verwundet? Das will er vor uns verheimlichen, um uns nicht besorgt zu machen.«

Jetzt war mit dem Rätsellösen die Reihe an Werner. »Hans? Verwundet? Wie kommen Sie auf eine solche Vermutung, Komtesse?«

»Hat er Ihnen denn nicht erzählt, was geschehen ist? Die unglückselige Geschichte mit dem Adler, der aus dem Käfig entflog?« Kittys Worte sprudelten. »Wäre Herr Forbeck nicht gewesen, es wäre mir übel ergangen. Diesmal ebenso wie damals am Wetterbach! Denken Sie, mit beiden Händen faßte er den Adler! Ich war zu Boden gestürzt – aber Tantchen wollte Herrn Forbeck zu Hilfe kommen, und dabei hat sie die beiden Griffe in den Arm bekommen. Aber wir glaubten, daß wenigstens Herr Forbeck unverletzt wäre –«[244]

»Das ist er auch! Beruhigen Sie sich!«

»Nein! Er verheimlicht es auch vor Ihnen. Deshalb will er so schnell nach München.« Wieder stockte sie. »Aber nein! Er ist doch in Hubertus gewesen, gestern, sogar zweimal! Das stimmt nicht!« Verstört sah sie zu Werner auf. »Mir scheint, ich rede ein bißchen wirr durcheinander. Freilich, es wäre kein Wunder.«

Werner meinte den Sinn dieser Worte zu verstehen; neben allem, was die vergangene Minute ihn erkennen ließ, mußte er auch der Dinge denken, die er von Forbeck über Tassilo gehört hatte. Der Abschied, zu dem es zwischen Bruder und Schwester gekommen, mochte in dem Herzen des Mädchens noch mit schmerzlicher Wirkung nachzittern.

»Ich bitte um Vergebung, Komtesse – es war unrecht von mir, daß ich meinem jungen Freund diesen letzten Besuch –« Es lag ihm auf der Zunge: ersparen wollte. Er korrigierte sich: »daß ich diesen Weg für ihn übernahm. Ich würde das unterlassen haben, wenn ich gewußt hätte, daß Hans der Dame, von der Sie sprachen, verpflichtet ist. Nun ist es geschehen, und es war gutgemeint. Ich bitte Sie, nehmen Sie Hans dem berechtigten Unmut Ihrer Tante gegenüber in Schutz, und legen Sie alle Schuld auf mich! Und Sie selbst, Komtesse –« Er hatte Mühe, seine Bewegung zu verbergen. »Zürnen Sie ihm nicht! Die Notwendigkeit dieser Reise hat sich so plötzlich ergeben, er hat noch mancherlei zu ordnen. Halten Sie ihm das zugute, und nehmen Sie seinen Abschied aus meiner Hand entgegen.«

Kitty hatte sich erhoben und reichte Werner die Hand. Ihren Augen war es anzumerken, daß sie mehr auf alles hörte, was in ihrem Innern redete, als auf die Worte, die an ihr Ohr schlugen.

»Und wenn es der Zufall bringen sollte, daß Ihre Wege und die seinen von nun an auseinanderführen, so bewahren Sie ihm ein freundliches Gedenken! Daß er diese Tage nicht vergessen wird, dafür ist gesorgt. Die Begegnung mit Ihnen wurde für ihn zu einem Wendepunkt seines Lebens, weckte das Beste seiner jungen Künstlerseele und gab ihm die Kraft für ein Werk, das seinem Namen Ehre machen wird. Und wenn Sie in kommender Zeit erfahren werden: Hans Forbeck hat sich unter den Ersten seiner Kunst einen Platz erkämpft – so dürfen Sie sagen: ›Dabei hab' ich mitgeholfen.‹ Dieser Gedanke wird Ihnen Freude machen. Nicht wahr, Komtesse?«[245]

Kitty vermochte nicht zu sprechen; sie nickte nur, während sie auf Werner niedersah, der ihre zitternde Hand an seine Lippen zog. Als er ging, machte sie einen Schritt, wie um ihn zur Tür zu begleiten. Eine Stuhllehne geriet ihr unter die tastende Hand, und da blieb sie stehen, so bestürzt, als hätte sich etwas Unbegreifliches ereignet.

Werner verließ das Haus. Als er aus dem Schatten der Veranda in die Sonne trat, holte Fritz ihn ein: das »gnädige Fräulein« ließe den Herrn Professor bitten. Werner stand in sichtlicher Unruhe. Was konnte Kitty ihm noch zu sagen haben? Zögernd folgte der dem Diener. Als er in das Billardzimmer treten wollte, wies ihn Fritz zur Treppe.

Sie stiegen hinauf, und der Diener öffnete eine Tür. Werner trat ein und sah sich einer bejahrten Dame gegenüber, deren Gesicht er nur unklar zu unterscheiden vermochte, weil es im Schatten der durch die Fenster flutenden Sonne lag – ein Gesicht mit den welken Zügen des Alters und den blühenden Farben der Jugend.

»Verzeihen Sie, Gnädigste, aber hier scheint ein Irrtum –« Werner verstummte; er hatte den verbundenen Arm bemerkt, den die Dame in einer seidenen Schlinge trug. In erwachender Teilnahme trat er näher und sah ihre Augen auf sich gerichtet wie in Kummer und Angst; ohne Bewegung saß sie im Lehnstuhl. Schon wollte er sprechen, da sagte sie zaghaft: »Sie erkennen mich nicht mehr?«

»Ich vermag mich nicht zu erinnern –«

»Es ist lange her! Und ich habe mich nicht zu meinem Vorteil verändert. Ich bin alt geworden. Und häßlich. Wer mich heute sieht, möchte in mir nicht mehr das lustige Mädel von damals vermuten – die närrische Gundi Kleesberg.«

Dieser Name wirkte auf Werner, als wäre ein Blitzstrahl vor ihm niedergefahren. Er tastete nach einem Stuhl.

Nun saßen sie wortlos, Auge in Auge. Durch die offenen Fenster tönte das Rauschen der Fontäne. Werner hing an diesem gealterten Gesicht, als könnte er unter der Schminke und zwischen dem Vernichtungswerk der Jahre noch einen Zug aus vergangener Zeit entdecken. Doch sie wollten einander nicht gleichen, diese bemalte Welkheit und das Bild seiner Erinnerung: ein schmucker Lockenkopf mit munteren Augen, mit vorwitzigem Näschen und mit den kirschroten Lippen, nach deren Kuß er einst gedürstet hatte.

Tief atmend, sagte er leis: »Es wäre besser gewesen, wenn uns diese schmerzende Begegnung erspart geblieben wäre. Hätte ich[246] ahnen können, wen ich in Schloß Hubertus finden würde, ich hätte dieses Haus nicht betreten.«

So hilflos wie ein gescholtenes Kind, ließ Gundi Kleesberg das Kinn auf die Brust winken. »Das war hart, Werner!«

»Ich wollte Sie nicht kränken. Aber ich habe so viele Jahre gebraucht, um ruhig zu werden, daß es mir nicht zu verdenken ist, wenn ich eine Störung dieser Ruhe gern vermieden hätte.«

Eine Pause trat ein. Scheu blickte Gundi zu ihm auf: »Sie wußten nicht, daß ich in Hubertus bin?«

»Nein. Der Tod Ihres Vaters und Ihr Eintritt in das Stift war die letzte Nachricht, die mir vor fünfzehn Jahren ein Zufall von Ihnen brachte.«

»Ein Zufall nur? Sie selbst haben nie den Wunsch empfunden, von der Gundi Kleesberg zu hören?«

Werner schwieg. Um seinen Mund huschte jenes Lächeln, das seine Freunde an ihm kannten, und von welchem Tassilo gesagt hatte: »Eine Kunst, die sich bitter lernt – es mag keine heitere Geschichte gewesen sein, hinter der ihm nichts anderes verblieb als dieses Lächeln.«

Gundi Kleesberg schien die stumme Sprache dieses Lächelns zu verstehen. Dunkle Röte glühte durch die Schminke ihrer Wangen. »Auch Sie, Werner? Auch Sie sind einsam geblieben?«

»Einsam? Nein! Ich hatte meine Kunst. Ich halte wenig von dem, was ich heute gelte in der Welt, habe die Arbeit immer nur geliebt um ihrer selbst willen. Dennoch sag' ich es vor Ihnen mit einer verzeihlichen Regung von Stolz: Aus dem Werner ist was geworden. Er hat bewiesen, daß er das verächtliche Mißtrauen nicht verdiente, mit dem Ihr Vater ihn von seiner Schwelle wies.«

Zitternd bedeckte Gundi Kleesberg die Augen. »Ach, Werner, man hat uns ein schönes Glück zerstört!«

»Das taten nicht die anderen. Das haben wir selbst getan.«

»Ich! Ich allein bin die Schuldige. Mit meiner Feigheit! Hätt' ich den Mut gehabt, alles wäre gut geworden! Nur Feigheit war es, als ich mich in deine Arme warf, um in Heimlichkeit zu erzwingen, was ich offen von meinem Vater nicht zu fordern wagte. Feigheit war es, als ich schwieg, bis ich sprechen mußte! Feigheit, als ich mich jedem Zwang meines Vaters fügte –« Ihre Stimme erlosch, während sie trostlos vor sich niederstarrte. »Alles wäre noch gut geworden, hätte nur mein Kind gelebt!«[247]

»Meinst du?« sagte Werner hart. »Dein Vater hätte auch in diesem Falle Mittel und Wege gefunden, die Sache auf seine Art zu erledigen und den Skandal, wie er sich auszudrücken liebte, aus der Welt zu schaffen. Sogenannte brave Leute, die sich für ein paar hundert Mark einen Kostgänger gefallen lassen, hätten sich ohne Mühe gefunden, irgendwo in einem Winkel, aus dem keine Stimme zu den Ohren der guten Gesellschaft reicht. Und alles wäre in schönster Ordnung gewesen. Freilich, das Kind! Aber was liegt an solch einem unbequemen Geschöpf! Wenn nur der Klatsch zur Ruhe kommt. Nicht wahr? Das Kind kann mißhandelt werden und hungern, verderben an Leib und Seele!«

»Nein, nein!« stammelte Gundi Kleesberg. »Besser tot!«

»Und wär' es gewachsen und hätte, von der Natur mit gutem Kern begabt, alles Elend einer solchen Kindheit überwunden? Und ein unglückseliger Zufall hätte ihm seine Herkunft verraten, ohne ihm den Vater oder den Namen der Mutter zu nennen, der bei dem Geschäft mit den braven Leuten klug verschwiegen wurde? Was dann? Es war doch wohl ein Knabe? Oder nicht, Gundi? Der Brief, in dem mir dein Vater den Tod des Kindes ›zur Mitteilung brachte‹, war ein bißchen unklar. Aber was dann?« Schmerzvolle Bitterkeit wühlte in Werners Stimme. »Der arme Junge hätte an seinen Füßen eine Kette durchs Leben geschleppt und in seinem Herzen einen quälenden Stachel getragen. Jeder Gedanke an den Vater wäre ihm zu einer Verwünschung geworden, jeder Gedanke an die Mutter –«

Werner verstummte.

Und Gundi Kleesberg versank zwischen den Lehnen des Fauteuils. Tränen rollten ihr über die Wangen. »Es war hart für mich, daß ich mein Kind verlieren mußte. Ich hab' es geliebt und hab' es nie gesehen. Mit seinem kleinen Leben ist meine letzte Hoffnung erloschen. Aber besser so, wie es ist. Hätt' es gelebt und alles wäre gekommen, wie du sagst – ach, das arme Kind!«

Alle Bitterkeit schwand aus Werners Zügen, und in seinen Augen erwachte ein warmer Glanz, als fände er in diesem welken, von Tränen und zerflossener Schminke bedeckten Gesicht jetzt, da auf ihm die Sprache des Schmerzes geschrieben stand, jene Erinnerung der entschwundenen Jugend wieder, die er vor wenigen Minuten umsonst gesucht hatte. »Gundi! Liebe Gundi!« Er zog ihr die Hand von den Augen.[248]

Scheu blickte sie zu ihm auf. »Wie gut du bist! Sei ohne Sorge! Ich will dir nicht vorjammern von mir, von dem bösen, zwecklosen Leben, das meine Feigheit über mich brachte. Um deinetwillen hätt' ich mir den Wunsch versagen sollen, dich noch einmal zu sehen. Doch ich wollte nur hören, daß dir das Leben leichter und schöner wurde als der Gundi Kleesberg. Sag' mir das, Werner, und ich bin zufrieden!«

Er streichelte ihre Hand und sagte mit seinem milden Lächeln: »Leicht? Nein, Gundi! Aber die Arbeit war mir ein Trost.«

»Nur die Arbeit?« Ihre Augen öffneten sich weit, ihre Stimme wurde leiser. »Nicht auch dein Sohn?«

Ein kaum merklicher Schreck. Dann dieses ruhige Wort: »Deine Frage ist mir unverständlich.«

Sie machte eine schüchterne Bewegung mit der Hand. »Ich begreife, Werner, er soll es nicht wissen. Und niemand. Sein Leben soll ohne Kette sein, sein Herz ohne Stachel. Ich habe jedes deiner Worte behalten. Du versagst deinem Herzen, was er dir bieten könnte als Sohn – und gibst ihm als Freund alles, was ein Vater nur geben kann! Du bist ihm, was du auch unserem Kind gewesen wärst, wenn es hätte leben dürfen. Ich kenne dich, Werner! Vor mir brauchst du es nicht zu verbergen. Aber sag' mir zu meinem Trost, Werner: daß du eine Freude fandest, ein Glück, das dich vergessen ließ, was früher war!«

»Das kann ich nicht sagen. Denn ich habe nicht vergessen. Nie! Daß ich Betäubung suchte? Es wäre sinnlos und unehrlich, das zu leugnen. Kunst und Entsagung? Das verträgt sich nicht – auf die Dauer. Aber ich? Und Glück? Nein, Gundi! Da irrst du dich! Sollte dir das nicht ein Trost sein, den du lieber hörst?«

Heftig schüttelte sie den Kopf. »Sag' es mir, Werner, ich bitte dich!«

»Es ist die Wahrheit: Ich habe die Frau, die Forbeck seine Mutter nannte, nie im Leben gesehen. Ich war einsam und suchte nach einem Menschen, den ich lieben könnte. So fand ich diesen verwaisten Jungen. Ich erkannte seine überraschende Begabung und hab' ihn erzogen zu einem Kind meines Geistes.« Tiefer Ernst war in Werners Augen. »Ich hätte Freude an ihm erleben können. Und wie hab' ich ihn jetzt gefunden! Warum hast du mich nicht gefragt, was mich heute in dieses Haus führte? Ich kam, ohne daß er es[249] wußte – weil ich ihm den Abschied leichter machen wollte. Errätst du nicht, weshalb? Ich habe mein Können und Denken in ihn gelegt. Zu meiner Freude gleicht er mir in vielen Dingen. Aber die Ähnlichkeit des Schicksals hätt' ich ihm lieber erspart gewußt!«

Erschrocken stammelte Gundi Kleesberg: »Er? Und Kitty?«

Werner nickte. »Sein Leben wird werden wie das meine.«

Eine Weile saß die Kleesberg wie versteinert. »Ach du allgütiger Himmel! Auch dieses Unglück noch! Wie hat es denn nur geschehen können? Ich hab's nicht kommen sehen und hab' es doch gefürchtet von der ersten Stunde an. Wo hatte ich nur meinen Kopf? Ich war so ganz versunken in mich selbst! Was sein Anblick in mir weckte, das machte mich ganz verdreht. Sooft ich ihn ansah, war mir, als stünde die vergangene Zeit wieder auf. Und während ich alte Närrin die Augen verdrehte, ist das Unglück über die Kinder gekommen? Und nun sollen sie elend werden wie wir? Nein, Werner! Jetzt will ich Mut haben. Den Anfang hab' ich schon gemacht. Oder weißt du nicht, was geschehen ist? Sieh her, Werner!« Mühsam versuchte sie den verbundenen Arm zu heben.

Nur Werners Augen redeten; sein Mund blieb streng geschlossen, als wäre ihm bange vor jedem Wort, das ihm die Erregung des Augenblicks entreißen könnte.

»Feig bin ich gewesen, immer feig, solang es um mich gegangen ist, um mein eigenes Glück. Jetzt will ich Mut haben. Denn sage mir, was du willst – dein Wort in Ehren – aber er ist dein Sohn! Solche Ähnlichkeit bringt kein Zufall und keine Seelenharmonie. Schon das erstemal, bei der verwünschten Klause, in der auch das Unglück ihrer Mutter anfing, war es mir, als stündest du selbst vor mir so wie in deinen jungen Jahren. Und als er kam, als ich ihn sprechen hörte und bei der Arbeit sah – ganz wie du, Werner – da hatte ich keinen Zweifel mehr! Und in der Ulmenallee, bei dieser unglückseligen Menageriegeschichte, als der Adler nach ihm hackte, da sah ich nur dich in ihm. Und da kam der Mut! Ich mußte! Und wär' es nicht nur ein Adler gewesen, ein Tiger, ich hätt' ihn gepackt!« In ihrer Erregung griff sie mit beiden Händen in die Luft und stieß einen Wehruf aus – sie hatte des wunden Armes vergessen.

»Gundi!«

»Laß, Werner! Jetzt haben wir an Wichtigeres zu denken als an mich! Sag' mir –« Im Nebenzimmer ging eine Tür, und erschrocken[250] verstummte Gundi Kleesberg. Dann beugte sie das heiße Gesicht gegen Werner und flüsterte: »Liebt sie ihn? Aber was frag' ich noch! Sie muß ihn lieben. Er gleicht ja dir! Und wenn es in ihr noch schlummern sollte –« Wieder verstummte sie.

Die Tür wurde geöffnet, und Kitty stand auf der Schwelle; während Gundi Kleesberg ihre Sinne mühsam zu sammeln suchte, sah Werner betroffen zu Kitty auf, deren Gesicht keine Spur jener Erregung mehr gewahren ließ, in welcher Werner sie verlassen hatte. Die Wangen waren zart gerötet, ihre Augen leuchteten in stillem Glanz, und den Mund umspielte ein verträumtes Lächeln.

»Sie, Herr Professor?« Staunend zog sie die Brauen auf. »Ich dachte Sie schon auf der Fahrt zum Bahnhof. Aber ich hätt' es mir denken können, daß die Gundi Kleesberg die schöne Gelegenheit, Ihre Bekanntschaft zu machen, beim Rockzipfel erwischen würde. Hat sie Ihnen eingestanden, wie sehr sie für Ihre Bilder schwärmt? Hat sie erzählt, daß sie vor Ihrem ›Spätherbst‹ in der Ausstellung Tränen vergoß?«

»Kitty!« stotterte Gundi Kleesberg.

»Wirkliche Tränen! Erbsengroß!«

»Das hat sie mir nicht erzählt!« sagte Werner. »Aber sie hat mir manches gesagt, was mir Freude machte. Einem Künstler widerfährt es selten, sich in seinen geheimsten Gedanken verstanden zu sehen. Diese Freude hab' ich jetzt erleben dürfen. Bei meinem Schaffen ist viel Bitterkeit nebenhergelaufen. Aber eine Stunde wie diese macht alte Schatten vergessen und läßt mir die Erinnerung an alles Helle wertvoll erscheinen!«

»Ja! Tante Gundi ist eine rasende Kunstkennerin! Aber im Hochgenuß, eine solche gefunden zu haben, scheinen Sie nicht mehr an Ihre knappe Zeit zu denken. Verzeihen Sie, lieber Herr Professor, aber –« Kitty zog ihr goldenes Ührchen aus dem Gürtel, ließ den Deckel aufspringen und hielt das Zifferblatt vor Werners Augen. »Zwanzig Minuten über neun! Um elf geht der Zug. Mein Bruder Tas ist gestern mit dem gleichen Zug gefahren. Wenn Sie den Anschluß nicht versäumen wollen, haben Sie Eile.«

Werner schien ein bißchen aus der Fassung gebracht; verwundert zu Kitty aufblickend, erhob er sich. »Ich danke Ihnen, Komtesse!« Er griff nach seinem Hut und sagte zu Gundi Kleesberg: »Ich hab' es gern gehört, daß mein ›Spätherbst‹ Ihre besondere Teilnahme[251] erweckte. Vielleicht ist Ihnen auch der Vorwurf des Bildes nicht unbekannt: ein landschaftliches Motiv aus Ihrer Heimat, aus Franken. Ich habe dort in meiner Jugend schöne Tage verlebt, an die ich auch heute noch dankbar zurückdenke, obwohl sie ein trübes Ende mit Sturm und Regen nahmen. Ich habe diese Landschaft oft gemalt, sie wird immer wieder lebendig unter meiner Hand. Und dieser ›Spätherbst‹ ist kein Bild für die Welt, nur für mich selbst geschaffen und für das Auge des Kenners. So gut wie Sie, gnädiges Fräulein, dürfte noch niemand den tiefsten Sinn dieser träumenden Farben verstanden haben! Darf ich Ihnen das Bildchen schicken?«

Gundi Kleesberg war keines Wortes mächtig; zitternd blickte sie zu Werner auf.

Kitty legte den Arm um ihre Schulter. »Aber Tante Gundi! So sag' doch: ›Ja!‹«

»Nein, nein, wie darf ich – das ist ein fürstliches Geschenk!«

»Um so besser!« erklärte Kitty. »Wenn Könige schenken, gibt es keinen Widerspruch, da nimmt man und bedankt sich alleruntertänigst! Herr, Professor, das Bild soll ins beste Licht kommen! Und Tante Gundi erhält von mir bei der nächsten unpassenden Gelegenheit einen Betstuhl beschert, als unentbehrliches Requisit für die voraussichtliche Abgötterei, die sie mit dem ›Spätherbst‹ treiben wird.« Sie wartete nicht, bis Werner die zitternde Hand wieder freigab, die Gundi Kleesberg ihm gereicht hatte, sondern schob ihren Arm unter den seinen und zog ihn zur Tür. »Nun ist es aber höchste Zeit! Oder Sie versäumen noch wirklich den Zug! Und grüßen Sie Herrn Forbeck von mir! Sagen Sie ihm, daß er vollkommen entschuldigt ist. Jetzt weiß ich, weshalb er reisen muß.«

Erschrocken sah er in ihr glühendes Gesicht. »Sie wissen –«

»Jawohl!« Sie nickte kurz und entschieden. »Und sagen Sie ihm, daß ich ihm danke dafür! Adieu, Herr Professor! Glückliche Reise!«

Wortlos verneigte sich Werner und trat in den Flur hinaus.

Kitty drückte hinter ihm die Tür zu und sah wieder auf die Uhr. »Zehn Minuten ins Dorf, eine Stunde zwanzig zur Station – er kommt noch zurecht!« Sie ging zur Kleesberg, die vor sich hinträumte, verstört und doch mit glücklichem Lächeln, wie ein Kind, das am Weihnachtsmorgen erwacht, im Herzen den Nachklang einer heiligen Freude und dabei die Furcht, es könnte alles nicht wahr[252] gewesen sein. »Gundelchen? Kannst du dich immer noch nicht erholen? Sprich doch! Freude muß man aus sich herausreden. Verschluckt man sie, so kommt sie in dunkle Bedrängnis. Übrigens – Werners Großmut in allen Ehren – aber den wunderbaren ›Spätherbst‹ hast du doch niemand anderem zu verdanken als Herrn Forbeck! Er wird seinem Lehrer erzählt haben, wie groß du von ihm denkst, und wie sehr du ihn verehrst.«

»Kind! Liebes Kind!« In Erregung faßte die Kleesberg Kittys Hand. »Komm! Setz dich zu mir! Nimm dir einen Sessel!« Trotz dieser Aufforderung gab sie Kittys Hand nicht frei, sondern zog sie zu sich nieder auf die Lehne des Fauteuils. »Sag' mir aber offen und ehrlich –«

»Was?«

»Weißt du, weshalb uns Herr Forbeck so plötzlich verläßt?«

»Aber selbstverständlich! Im ersten Augenblick hat mich die Sache allerdings ein bißchen konfus gemacht. Die reine Gedankenlosigkeit! Daß ich mich nicht gleich auf das einzig Mögliche besann!« Kittys Stimme dämpfte sich. »Gestern hat ihm Tas geschrieben. Weißt du, Tas und Forbeck sind Freunde. Und da hat ihn Tas um was gebeten, und deshalb muß er heute nach München. Und ich sage dir, es ist von Herrn Forbeck sehr schön gehandelt, daß er alles im Stiche läßt, um die Bitte meines Bruders zu erfüllen. Ich teile dir das mit, um dich über Forbecks Abreise zu beruhigen. Aber ich bitte dich, frage mich nicht wegen Tas! Du wirst es noch früh genug erfahren.«

Gundi Kleesberg schien keine Spur von Neugier zu empfinden. Sie fragte nur: »Glaubst du, daß er wiederkommen wird?«

»Natürlich! Er muß doch sein Bild fertigmalen. Dazu braucht er die Landschaft – und sonst noch allerlei.«

»Ja, Kind, er muß wiederkommen! Und ich sage dir, dieses Bild wird Aufsehen machen!«

»Ach, du Kunstkennerin! Soviel ersteh' ich auch!«

»Du hättest nur hören sollen, wie Werner von seinem Talent gesprochen! Und was seinen Charakter betrifft –« Gundi Kleesberg wurde in ihrer Erregung immer wunderlicher. »Ich will schon gar nicht von seiner äußerlichen Erscheinung sprechen, obwohl auch das – wie soll ich sagen – Beachtung verdient. Ich kenne deinen Geschmack nicht – aber ich finde ihn schön!«[253]

»Schön?« Kitty studierte. »Nein, Gundi! Das ist zuviel gesagt. Nur seine Augen – ja, da kannst du recht haben, seine Augen sind schön!«

»Weil der ganze gute, vornehme, tüchtige Mensch aus ihnen herausblickt!«

»Das ist merkwürdig!« staunte Kitty. »Du warst doch nie berühmt wegen deiner Menschenkenntnis. Und nun plötzlich zeigst du eine Beobachtungsgabe für Charaktere, so scharf und zutreffend – ich bin überrascht!«

Gundi Kleesberg schien über diese Anerkennung in eine Freude zu geraten, für die sie keine Worte fand. Mit glänzenden Augen zu Kitty aufblickend, streichelte sie ihre Hand, als hätte sie nicht ein unerwartetes Kompliment, sondern eine ersehnte Botschaft vernommen.

Dieses auffällige Mißverhältnis zwischen Ursache und Wirkung machte Kitty stutzig. »Gundelchen? Was hast du denn?«

»Ach, Kind! Das waren doch so schöne Tage! Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich auf seine Rückkehr freue. Und weißt du, wenn es wirklich der Fall sein könnte, daß er verhindert wäre –«

»Verhindert?« Es schien, als würde Kitty von Gundis seltsamer Erregung angesteckt. Dann schüttelte sie den Kopf und lächelte. »Ich hab' eine Ahnung, als sollte ich Herrn Forbeck bald wiedersehen. Sehr bald! Mir schwant so was von einer Überraschung. Tas wird Augen machen!«

Jetzt war an Gundi Kleesberg die Reihe, stutzig zu werden. »Kitty?« Aber da wandte sie das Gesicht zum offenen Fenster und lauschte.

Von der Parkmauer war ein dumpf klingender Ton durch die Ulmenallee bis zum Schloß gedrungen.

Werner hatte das eiserne Torgitter hinter sich zugeworfen und war auf die Straße getreten. Die Augen zu Boden geheftet, im Gesicht das erregte Spiel seiner wirbelnden Gedanken, schritt er dem Dorf entgegen. Als er das Brucknerhaus erreichte, sah er vor dem Zauntor den Einspänner stehen, den er für neun Uhr bestellt hatte. Und Forbeck schien erraten zu haben, welchem Zweck dieser Wagen dienen sollte – der Bock war schon mit den Reisetaschen und den zu einem Bündel geschnürten Malgeräten beladen.

Werner eilte in das Haus und über die Treppe hinauf. Die geräumte Giebelstube machte einen öden Eindruck. Auf dem Tisch[254] lag eine große, mit grauem Packpapier umwickelte Rolle – das Bild. Bei Werners Eintritt erhob sich Forbeck mit blassem Gesicht, er trug schon den Überrock und hatte Hut und Schirm in der Hand. »Guten Morgen, Werner!« Ein müdes Lächeln. »Du siehst, ich bin reisefertig. Als der Wagen kam, glaubte ich zu verstehen –« Seine Stimme bebte. »Du warst in Hubertus?«

»Ja, Hans. Das Schreiben wäre dir eine Qual gewesen, der persönliche Abschied eine Gefahr – für euch beide!«

»Ich danke dir! Es ist besser so. Nur eines ist mir leid. Es wohnt in Hubertus noch eine Dame, der ich sehr zu Dank verpflichtet bin.«

»Fräulein von Kleesberg?« Werners Stimme bekam einen seltsam befangenen Klang. »Ich habe mit ihr gesprochen. Du kannst ohne Sorge sein, es geht ihr besser. Und sie läßt dich grüßen.« Er legte seine Hand mit schwerem Druck auf Forbecks Schulter: »Das ist eine seelengute, prächtige Dame! Der mußt du eine herzliche Erinnerung bewahren! Jetzt komm!«

Vor dem Haus erwartete sie der Bauer. Auch Mali erschien mit dem Netterl auf dem Arm; als ihr Forbeck die Hand reichte, fand sie nur ein paar kurze Worte; wie erleichtert atmete sie auf, als der Wagen davonrollte.

»Geh,« sagte der Bauer, »hättst mit dem jungen Herrn doch a bißl freundlicher sein sollen! Soviel gut is er gwesen mit uns! Und du hast dich gestellt, als ob d' froh wärst, daß er endlich draußen is zum Haus!«

»Froh?« Zwei Tränen rannen über Malis Mund. »Dös Wörtl kenn ich nimmer, Lenzi! Und was wir zwei mitanander tragen müssen, tragt sich leichter unter uns als vor fremde Augen!« Sie trat ins Haus.

Von der Straße tönte noch das Geholper des Wagens.

Als der Einspänner am Zaunerhaus vorüberfuhr, klang aus einem von welkendem Weinlaub umsponnenen Fensterchen des oberen Stockes eine lustige Stimme. Das feine Lieserl hantierte mit ihren Parfümgläsern und sang dazu:


»Und ich lieb dich so fest,

Wie der Baum seine Äst!

Wie der Himmel seine Stern,

Grad so hab ich dich gern!«[255]


Den Jodler summend, hielt sie eines der Gläser gegen die Sonne, dann griff sie nach einem anderen und sang:


»Und a bisserl a Lieb,

Und a bisserl a Treu,

Und a bisserl a Falschheit

Is allweil dabei!«


Die beiden Strophen gehörten nicht zueinander, aber sie gingen beim Lieserl nach der gleichen Melodie.

Quelle:
Ludwig Ganghofer: Schloß Hubertus, Berlin [1917], S. 242-256.
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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

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