Fünfte Begebenheit.

von einem Knäblein, welchem eine Hexe eine sehr schwere Krankheit zugefügt; aber mit Schlägen wohl traktirt, selbiges wieder davon befreite.

[377] Als ich einmal mit meines gnädigen Fürsten geheimen Rath ein unterschiedliches Gespräch von den Verhexungen hielt, erzählte er mir eine denkwürdige Begebenheit von seinem Söhnlein. Mein Söhnlein, sagte er, verfiel schleunig in die äußerste Leibesschwachheit und Abnehmung aller Kräfte, welche eine alte Hexe verursacht zu haben nicht eine leere Einbildung war. Ehe ich aber selbige anzuklagen mich erkühnte, habe ich Anstalt gemacht, alles genau zu erforschen, was zu dieser Sache dienen möchte und besonders die Säugamme, welche eben denselben Augenblick, als das Kind das erstemal von der Krankheit befallen wurde, dasselbe auf den Armen herumtrug, mit fleißiger Sorgfalt scharf ausgefragt, wie noch weniger ermangelt, mit möglichstem Fleiß die Natur und Eigenschaft dieser Krankheit untersuchen zu lassen, ob sie nämlich aus der Art Zustände sey oder nicht, welche sonst gar oft die Kinder anzugreifen pflegen? Wie ich aber versichert worden, daß die Krankheit[377] von Hexerei herkomme und von eben diesem alten Weib entspringe, hat es mich gut gedäucht, sie zu mir zu fordern. Da ich in meinem Geheimstüblein nicht nachgelassen, bei ihr erstlich mit Bitten inständig anzuhalten, daß sie hierin unbeschwert einen guten Rath zu ertheilen sich möchte belieben lassen, damit dem Knäblein zur Gesundheit wieder geholfen würde, es möchte auch kosten was es wolle. Als aber mit Bitten bei ihr durchaus nichts zu erhalten war, ergriff ich einen zu dem Ende schon in Bereitschaft gehabten ziemlich dicken Prügel, und stieß, schlug und marterte sie mit diesem so lange, bis sie versprochen, alles dasjenige gern zu verrichten, was ich begehrte; nur dieses bittend, ihr ein wenig Zeit zu lassen, damit sie dasjenige zubereiten möchte, was zu diesem Werke nöthig wäre. Da ihr nun diese Zeit begünstigt wurde, und die Alte schon an dem war, daß sie nach ihrem Gefallen die Kur anfangen wollte, hat sie alsbald etliche natürliche Mittel gebraucht und zwar nur zum Schein, daß sie vermittelst selbiger ihre verfluchte Kunst verdecke, nicht aber, daß sie deren hätte vonnöthen gehabt. Dem sey, wie ihm will, sie hat den Knaben in Wahrheit kurz hernach völlig gesund gemacht, welcher auch noch frisch und wohlauf ist. Nicol. Remig. Daemonolatt. Lib. III. cap. 3, p. m. 363.

Quelle:
Glorez, Andreas: Des Mährischen Albertus Magnus, Andreas Glorez, Klostergeistlicher und Naturkundiger. Regensburg und Stadtamhof: 1700 [Nachdruck Freiburg am Breisgau 1979], S. 377-378.
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