Suleika

[112] Wie mit innigstem Behagen,

Lied, empfind ich deinen Sinn!

Liebevoll du scheinst zu sagen:

Daß ich ihm zur Seite bin.
[112]

Daß er ewig mein gedenket,

Seiner Liebe Seligkeit

Immerdar der Fernen schenket,

Die ein Leben ihm geweiht.


Ja, mein Herz, es ist der Spiegel,

Freund, worin du dich erblickt,

Diese Brust, wo deine Siegel

Kuß auf Kuß hereingedrückt.


Süßes Dichten, lautre Wahrheit

Fesselt mich in Sympathie!

Rein verkörpert Liebesklarheit

Im Gewand der Poesie.

Quelle:
Johann Wolfgang von Goethe: Berliner Ausgabe. Poetische Werke [Band 1–16], Band 3, Berlin 1960 ff, S. 112-113.
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