[50] DER WIRT liest und spricht dazwischen.
»Und Gönner!« Ist er fort? »Die viele Gütigkeit,
Die mir schon manchen Fehl verziehen hat, verzeiht
Mir, hoff ich, diesmal auch.« – Was gibt's denn zu verzeihen?
»Ich weiß es, gnäd'ger Herr, daß Sie sich mit mir freuen.«[50]
Schon gut! – »Der Himmel hat mir heut ein Glück geschenkt,
Das jeden Bauern freut und manchen Reichen kränkt,
Er hat vom sechsten Sohn mein liebes Weib entbunden.«
Ich bin des Tods! – »Ganz früh hat er sich eingefunden,
Der Knab.« – Der Balg! Der! Oh! ersäuft, erdrosselt ihn.
»Nun macht Ihr gütig Herz mich armen Mann so kühn« –
Ach, ich ersticke fast! – »Und bitte Ihro Gnaden« –
An Galgen mit dem Hund, den Schindersknecht zum Paten.
Wie heißt er denn, der Kerl, mit seiner Hecke da?
»Franz«! Ah, nun kommt Latein; »Can – Candidatus«, ja!
Ein Kandidat, o ja, die sind sonst wohl bei Blute!
»Theologiae. Und«, wie! »Pachter auf dem Gute«.
Wart nur, das geht dir nicht so ungenossen aus,
Alcest! Ich will dich schon! Du sollst mir aus dem Haus.
Mich, einen alten Mann, so schändlich anzuführen!
Wie möcht ich ihm an Hals! Ich ließ ihn gern zitieren.
Doch meine Tochter! Oh! das Henkersding geht schief!
Und ich verrate sie um den Gevatternbrief.
Er faßt sich in die Perücke.
Schweinsaug'ger Ochsenkopf! mit wahren Eselsohren.
Der Brief, das Geld, der Streich! Ich bin als wie verloren,
So dumm! So voll Begier nach Rach und Prüglen. Ha!
Er erwischt einen Stock und läuft auf dem Theater herum.
Ist denn kein Buckel nicht für deinen Hunger da?
O wär ich doch ein Wind mit ein paar hundert Flügeln,
Ich möcht die ganze Welt, Sonn, Mond und Sterne prügeln.
Ich sterbe, wenn ich nicht! Zerbräch nur eins ein Glas,
So hätt ich doch Raison. Beging' der Jung nur was.
Er stößt auf einen Sessel und prügelt ihn aus.
Was bist du staubigt! Nu, komm her, du sollst mich laben!
Alcest, o möcht ich doch so deinen Buckel haben![51]
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Die Mitschuldigen
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