1783

[116] 6/1661.


An Charlotte von Stein

So kann ich denn endlich den Morgen wieder in deiner Nähe begrüssen. Wie schön die Sonne ist! recht so freundlich und fröhlich wie mein Geist in deiner Liebe. Ich kann dir nichts sagen, ich kann dir nicht dancken. Sehnsuchtsvoll erwart' ich die Stunde die mich wieder zu dir bringt. Schicke mir mein Angebinde. Lebe tausendmal wohl.

d. 4. Jan. 83.

G.


Eben erhalte ich dein liebes Zettelgen. Nochmals tausend Danck. Adieu.


6/1662.


An Charlotte von Stein

Ich bitte meine Geliebte mir die Schlüssel zu schicken, und sage ihr den freundlichsten guten Morgen. Vor Tische will ich ein wenig spazieren lauffen und dich besuchen und von dir hören was heute werden wird. Lebe wohl du beste, du Innbegriff meines Glücks. d. 5. Jan. 83.

G.


6/1663.


An Charlotte von Stein

Schicke mir doch beste Seele die Briefe aus der Schweitz ich habe sie dem Fürsten von Dessau versprochen.[116] Du sollst sie ohnversehrt wieder haben. Und sage mir ein freundlich Wort zum unfreundlichen Tage. Ich mag heute Abend keinen Thee sondern will bey dir seyn. Eh ich aus die Cammer gehe, komme ich einen Augenblick. d. 6. Jan. 83.

G.


6/1664.


An Charlotte von Stein

Eben vernehme ich daß es Feyertag ist, und daß also keine Session ist, bin ich doch im Christlichen Kalender schlecht bewandert. Hier schick ich die erste Abschrifft der Reisen und komme nach Tische dahin wo mein Herz immer ist. d. 6. Jan. 83.

G.


6/1665.


An Carl Ludwig von Knebel

Weimar, 10. Jan. 83.

Ich danke dir für das überschikte artige Kunstwerk. Es scheint wirklich von einem Künstler zu seyn der auch gern seinen kleinen Haußrath um sich, verzieren und angenehm machen wollen. Ich habe zu Ende des vorigen Jahres zehn Tage in Leipzig zugebracht, und habe viel mit dem alten Oeser gelebt der mir immer respektabler, und beneidenswerther vorkommt. Diesmal kann ich dir nicht viel mehr sagen, als daß ich dir einige Commissionen schike, die aus[117] dem Kupferstichkatalogus der Regensburgischen Auktion ausgezogen sind. Ich hatte Anfangs den Vorsaz sie unserem Legationssekretär zuzuschicken. Da du mir aber schreibst daß ein dir bekannter guter Mann dorthin gehen will, so ist es mir um desto lieber. Man hat keine Preiße angesezt, was man dafür zu geben gedenkt, weil sich das nicht wohl bestimmen läßt. Ich vermuthe daß der Kommißionär selbst die Sache versteht und allenfalls wird der Kaufmann Leubold, wie ich bemerkt gerne mit Rath an Handen gehen. Sollte der von dir vorgeschlagene Mann verhindert werden nach Regenspurg zu gehen und diese Commission zu übernehmen so bitte ich dich, mir solches geschwind wissen zu lassen, damit ich andere Anstalten machen kann. Ich habe eine Abschrift meiner Kommissionen hier behalten und weiß also genau was ich bestellt habe auf alle Fälle wenn der Zettel verlohren ginge. Heute Abend soll deine Gesundheit getrunken werden, ich gebe vor der Redoute an diejenigen die im November gebohren sind und ihre gute Freunde ein Abendessen. Lebe indessen wohl und erwarte daß ich dir nächstens etwas mehreres schike wo ich dir weiter schreibe. Weimar, d. 10ten Jan. 83.

G.


6/1666.


An Friedrich Justin Bertuch

Der Kammermeister hat nun, wie ich sehe, mit Ihnen abgerechnet und es findet sich daß Sie die[118] Monate Januar, Februar, März weghaben und drüber noch 509 rthlr. 8 gr. 1/2 pf.

Sie erheben also dies Vierteljahr abgeredter Massen nichts.

Mit Anfang Aprills könnten Sie den Monat Aprill ganz erhalten. Nachher wünschte ich aber, daß es mit dem Monat Mai bis zu dessen Ende anstehen könnte. Haben Sie die Güte, lieber Rath, und machen Ihre Einrichtung darnach, denn ich muß entweder Johanni in Ordnung seyn oder abdancken.

d. 10. Jan. 83.

Goethe.


6/1667.


An Charlotte von Stein

Es war mir unmöglich heute wegzugehn, da du nicht wohl bist. Ich brauche Bewegung und will spazieren lauffen und dann bey dir seyn. Sage mir ein Wort wie du dich befindest. Gestern Abend habe ich tausendfach an dich gedacht. d. 13. Jan. 83.

G.


6/1668.


An Charlotte von Stein

Hier noch den versprochnen guten Morgen. Wenn es nicht weiter geht und mir die liebe Hoffnung bleibt dich den nächsten Tag wieder zu sehen ist alles gut.

Lebe wohl. beste! einzige, und bleibe deinem bleibenden.

d. 14. Jan. 83.

G.[119]


6/1669.


An Charlotte von Stein

Ich mögte erfahren wie meine Beste geschlafen hat und ob sie mir recht freundlich erwacht ist. Nach Mittage komm ich zu dir, gegen Abend will ich zur Herzoginn Mutter, und dich in der Gesellschafft wieder finden. Adieu Geliebteste.

d. 16. Jan. 83.

G.


6/1670.


An Charlotte von Stein

Bald will ich kommen und meiner Liebsten zurechte helfen. Leider bin ich zur Herzoginn Mutter zur Tafel gebeten und verliere die schönste Zeit des Nachmittags. Abends hast du die Affen, ich habe schon lang aufgehört ihr Grosmeister zu seyn, und werde wohl in die Einsamkeit gehen.

d. 19. Jan. 83.

G.


6/1671.


An Charlotte von Stein

Es ist mir nothwendig ein Wort von dir zu hören. Gehst du in die Zeichenstunde, und kannst du deinen rauhen Lehrer lieben. Ich habe viel zu thun. Sage mir ob du in's Conzert gehst.

d. 22. Jan.

G.[120]


6/1672.


An Charlotte von Stein

Ich habe lange im Bette gelegen, es ist mir nicht ganz recht. Desto mehr freue ich mich dich bey mir zu sehen. Die Kleine Schwägerinn will um drey Uhr kommen schreibe mir ob du sie abhohlen oder durch meine Hinterthüre gehn willst. Es ist nur soviel Schnee im Garten. Lebe wohl du meine sehnlichst erwartete. Adieu indess.

d. 23. Jan. 83.

G.


Ich wünschte daß die Männer nach der Gesellschafft zu uns kämen ich wollte ein klein Abendessen veranstalten.


6/1673.


An Charlotte von Stein

Schicke mir l. L. den grosen Pinsel und sage mir ein liebes Wort. Ich bin recht wohl und mögte mit dir ausfahren schreibe mir ob und wann es angeht. Dein Bild ist in meiner Stube geblieben es wandelt um mich herum wenn ich sitze und arbeite.

Lebe wohl ich sehe dich bald und bin heute bey und mit dir. d. 25. Jan. 83.

G.[121]


6/1674.


An Charlotte von Stein

Es fehlte mir zum schönen Morgen nur ein Wort von dir. Nach eilfen will ich kommen, und mich mit dir des schönen Wetters freuen. Ich bin am Zeichnen, und hoffe ein recht schönes Rähmgen und eine recht liebe Geliebte zu finden.

d. 26. Jan. 83.

G.


6/1675.


An Friedrich Justin Bertuch

Ew. Wohlgeb. haben übernommen wegen des leichtesten und leidlichsten Transportes der Versteinerungen von Verona hierher zu erkundigen. Haben Sie die Güte mir das Resultat Ihrer Untersuchungen mitzutheilen. Ich bin dem Canonikus Dionisi noch eine Antwort schuldig und mögte sie nicht eher abgehen laßen biß ich was gewißes schreiben kann.

Zugleich ersuche ich Sie um die radirten Landschaften von Kobel, ich werde sie unbeschädigt nach gemachtem Gebrauche wieder zustellen.

Weimar den 27. Jan. 1783.

Goethe.


6/1676.


An Charlotte von Stein

Es wird Abend, ich will und muß zu Hause bleiben, so sauer es mir wird wenn mein Stündlein[122] vorhanden ist, und ich über die Zeit fasten soll. Laß mir ein Paar liebe Buchstaben deiner Hand, ein Monogramm oder eine Hieroglyphe sehn, und stärcke mich noch auf die drey Stunden hinaus die ich von dir entfernt bleibe. Lebe wohl. Ich mache mich heute von vielem los. d. 27. Jan. 83.

G.


6/1677.


An Charlotte von Stein

Liebe Lotte ich habe heut noch nicht zur Feder kommen können dir ein freundlich Wort zu sagen. Schicke mir doch Iphigenien und schreibe mir wie du lebst, und ob du heute Abend zur Herzoginn gehst ich bin um 7 Uhr bestellt. Ich sehe dich nach vieren.

d. 30. Jan. 83.

G.


6/1678.


An Adam Friedrich Oeser

Mein Dank kommt spät lieber Herr Professor und ist noch immer so warm als beym Abschiede, da ich gewiß sehr ungerne Leipzig verließ. Sie haben mir meinen Aufenthalt so angenehm und nüzlich gemacht als möglich und ich bin wie immer bereichert von Ihnen weggegangen.

Zwar habe ich es gemacht wie das Volk Israël bey seinem Auszuge aus Egypten. Sie werden verschiedenes vermissen worunter besonders ein groser[123] Pinsel ist, welchen ich aber mir ohne Furcht und Reue zugeeignet habe. Wenn wir so glüklich sind Sie aufs Frühiahr hier zu sehen soll Ihnen alles vorgelegt werden was ich damit biß dahin zu Stande bringe. Die Farbe ist gekocht, die Kunststüke werden geübt, aber leyder ists noch immer das Rähmchen was mir an solchen Arbeiten am besten gelingt.

Die verlangte Büste für Herrn Breitkopf ist eingepakt und geht mit dem Schaurischen Wagen ab. Den Riß des Observatorii habe ich in eine Schachtel an Kosten beypaken laßen, und auch dieser wird hoffentlich zur rechten Zeit anlangen.

Nun aber muß ich auf das dringendste um den berühmten Brunnen bitten. Der Versuch ist gemacht worden, man hat ihn in die Höhe gestaucht, welches wohl angeht. Freylich läuft er da in einer starken Röhre und in einem schwachen Spiegel. Haben Sie die Güte mir die Zeichnung so bald als möglich zu schiken, denn es warten die Anlagen der Weege und die Pflanzungen darauf und ob gleich die Jahrszeit strenge ist so sind doch immer unsere gnädigsten Herrn in Arbeit.

Große Steine sind auch zu dem berühmten Felsen hinzugeschaft und warten nur auf Ihre schöpferische Befehle um sich zu einem schönen Ganzen zu bilden. Laßen Sie nun unsere Hofnungen nicht scheitern und kommen mit der ersten guten Jahreszeit.

Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und[124] danken tausendmal für die viele gefällige Hülfe und freundliche Unterhaltung, womit sie bey meinem Aufenthalte gegen mich so freygebig gewesen sind.

Herrn Creuchauf recht viele Complimente.

Was macht mein Burscher? Werde ich bald ein Kunstwerk des neuen Hogarths sehen?

Ich habe auch gleich nach meiner Ankunft die seinen Pappen nachmachen laßen, sie sind aber zum erstenmale nicht ganz glüklich gerathen, es fehlt ihnen an dem nöthigen Leime, weswegen sich der Papiermacher mit der Witterung entschuldigt.

Wenn Sie zu uns kommen werden Sie Sich an den vortreflichen Eisenstufen ergözen die ich aus dem Trierischen erhalten habe. Sogar auch Ungarische sind mir zugekommen. Freylich nicht so schön wie die Ihrigen.

Geben Sie mir bald Gelegenheit, daß ich wenigstens einigermassen aus Ihrer Schuld komme in der ich so viel stehe.

Leben Sie nochmals auf das beste wohl.

Weimar 30. Jan. 1783.

Goethe.


6/1679.


An Charlotte von Stein

Ich bin meine liebste so von Arbeiten gesotten und gebraten daß ich dich heute früh nicht sehn werde auch wohl diesen Nachmittag zu Hause bleiben muß.[125] Diesen Abend geh ich nicht auf die Redoute. Bleibst du auch zu Hause; so bin ich bey dir.

d. 31. Jan. 83.

G.


6/1680.


An Charlotte von Stein

Wenn meine Lotte nach Hause kommt muß sie noch ein Wort von mir finden. Ich bin nicht ausgegangen, sondern habe mich in alten Ackten und Büchern umgesehen und manches menschliche in einem Wuste von Formalität gefunden, lebe wohl in dem kritischen Augenblicke wo uns Freude oder Sorge bevorsteht. Gute Nacht liebste. d. 1. Febr. 83.

G.


6/1681.


An Charlotte von Stein

Es that mir sehr wehe dich nicht zu sehen. Die Kleine ist um sieben Uhr weg nachdem wir gar artig Thee zusammen getruncken. Dann kam Ludekus mit einer Nachricht die den garstigen Handel verschlimmert. Mein Herz heist mich dich noch zu sehen und doch mögt ich nicht gern in das Feuchte. Gute Nacht liebe Lotte erwache mir morgen gesund, ich mag nicht leben wenn du nicht wohl bist. Adieu tausendmal und Danck für's Zettelgen. d. 3. Febr. 83.

G.[126]


6/1682.


An Charlotte von Stein

Noch konnte ich keinen Augenblick finden dir meine Freude zu sagen daß du wohl bist. Leider stört uns heute die Ankunft der Herrschafften und man wird Abends auf dem Piqnick erscheinen müssen.

Auf alle Fälle seh ich dich. Und hole Erholung denn es stürmt wieder einmal scharf auf mich zu. Adieu Lotte Adieu liebe. Gedencke mein.

d. 4. Febr. 83.

G.


6/1683.


An Charlotte von Stein

Schon am frühen Morgen muß ich um deine Liebe bitten und fragen. Mein Vorsaz zu hause zu bleiben wird wohl nicht ausgeführt denn schon verlangt mich dich zu sehen. Wenn ich es nur einen Augenblick könnte wollte ich gerne wieder an meine Arbeit gehn. Lebe wohl. Laß mich eine Zeile deiner Hand sehen und bleibe meiner Liebe versichert.

d. 7. Febr. 83.

G.


6/1684.


An Charlotte von Stein

Guten Morgen Geliebte! Wenn du wüsstest wie artig du in deiner Gestrigen Gestalt im Traume und vor meiner wachenden Seele vorbeygleitest, du hättest[127] selbst ein Vergnügen das Kleidgen angezogen zu haben. Lebe wohl. Diesen Abend bist du bey mir. Stein kommt doch auch. d. 8. Febr. 83.

G.


6/1685.


An Charlotte von Stein

Gestern Abend nahm ich mir es recht übel daß ich aus Übereilung mich mit deinem Bruder wegzufahren einlies. Wie sehnlich verlangte mich da ich in der Kutsche sas dir noch ein Wort zu sagen, und wäre es früher gewesen, ich wäre wiedergekommen. Heute muß ich vielerley thun, schreibe mir wie du deinen Tag eintheilst, und lebe wohl.

d. 17. Febr. 83.

G.


6/1686.


An Johann Heinrich Merck

Du wirst dich auch mit uns über die Ankunft eines gesunden und wohlgestalten Prinzen, welche Canzleyformel man diesmal mit aller Warheit gebrauchen kann, gefreut haben. Es macht freylich einen großen Unterschied und wir hoffen die guten Einflüße dieses erwünschten Knaben täglich mehr zu spüren. Wir haben uns in keine große und kostspielige Feyerlichkeiten ausgelaßen, doch ist alles rege, besonders rühren sich alle poetische Adern und Quellen, groß und klein, lauter und unrein, wie du dich einmal,[128] wenn du die Mutter besuchst, durch den Augeschein überzeugen kannst.

Schreibe mir doch: aus was vor einer Ursache verläßt Wiesenhüten die Darmstädtischen Dienste, was ist es vor ein Mensch geworden? und kannst du etwa von seinen Vorgesezten hören, wie er in Geschäften zu brauchen ist?

Das versprochene Buch hoffe ich dir ehester Tage zu schiken. Wie gerne wollte ich dir auch den Gebrauch unseres Elephantenkopfes den wir in Jena haben wünschen. Ich habe ihn gestern noch mit Erstaunen betrachtet. Wir haben auch den Ober- und Unterkiefer eines Physeters daselbst; nur leyder ist er gleich hinter den Zähnen abgesägt und also nur ein verstümmeltes und wenig intereßantes Stük. Die Zähne sind von einer bewundernswürdigen Feinheit, Symetrie und Schärfe. Hast du Nachricht von Altdorf? wie es mit dem sogenannten Crokodilskopfe in Marmor aussieht? und habe ich dich nicht schon in dem vorigen Briefe gefragt wo die Montagne de St. Pierre in Frankreich liegt? Wir haben in Jena auch einen Babirussa-Kopf.

Versäume ia nicht mir von deinen Untersuchungen und Entdekungen zu schreiben; denn ich weiß immer nicht wo mir der Kopf stehet, und kann nur Seitenblike auf diese intereßante Gegenstände werfen. Versäume nicht die Berguntersuchung der Länder, die du reichen kannst sorgfältig zu unternehmen, besonders[129] empfehle ich dir den Feldberg bey Frankfurt, von welchem de Luc nichts befriedigendes sagt und den, wenn ich nicht irre Voigt zu besuchen, versäumt hat.

Tischbein ist in Rom angelangt und ist ganz außer sich vor Freude er segnet sein Geschik das ihn halb wider Willen hingeführt hat. Ich denke es soll ein rechter Künstler aus ihm werden. Lebe wohl und schreibe mir wenn du eine Stunde Muße findest.

Weimar den 17. Febr. 1783.

G.


6/1687.


An Charlotte von Stein

Sey mir ia wohlthätig L. denn du kannst es alleine von Grund aus seyn. Ich dancke dir für dein freundlich Wort. Ich will in die Gesellschafft gehn und freue mich drinne deines Anblicks. Nach der Musick Probe seh ich dich. Lebe wohl, beste.

d. 27. Febr. 83.

G.


6/1688.


An Jakob Friedrich von Fritsch

[Februar.]

Ew. Exzell.

nehme mir die Freyheit zu vermelden, daß Mad. D. einpackt um durch ihre Gegenwart noch vor Abend Paulsen zu beglücken.

Die Geschichte ist besonders durch Gambü und den Colporteur Elckan wie Beylage ausweist schon auf[130] der breiten Strase in's Publikum, doch wird man es wohl müssen gehn lassen.

Übrigens habe ich die beste Hoffnung.

Ew. Exzell.

gehorsamster

Goethe.


6/1689.


An Charlotte von Stein

Wenn dir nur dein Wesen selbst so wohlthätig wäre als es mir ist. Heut früh schrieb ich an meinem Stücke. Diesen Abend um sechse bin ich bey dir.

Morgen trinkst du entweder Kaffee oder Thee bey mir, Nachdem ich den Schöpfenbraten mit dir verzehrt habe. Deine Mährgen träum ich wachend und schlafend sie sind das einzige was mir noch von irrdischen Dingen den Kopf verrückt. Adieu beste. Liebe mich ich lebe in dir. d. 1. März 83.

G.


6/1690.


An Charlotte von Stein

Hier schick ich dir Geliebte die Liste meiner Thee Gesellschafft, wir wollen das Schiff heut' Abend bey mir sehen. Sage ob ich noch iemand nehmen soll.

Auf den Mittag freu ich mich und will diesen Morgen noch fleisig seyn.

An meinem Stück hab ich gearbeitet. Es zieht[131] sich in's weite, und kriegt mehr Cörper. Ich werde aber auf keine Weise fertig. D. 2. März 83.

G.


6/1691.


An Caroline Herder

[etwa 3. März.]

Ich danke für die Mittheilung des Gedichtes. Es ist gar liebreich, schön und wohlthätig, und mich verlangt die Musik zu hören. Wenn Wolfen nur auch, wie bei dem Wielandischen, ein guter Geist umschwebt hat. Lassen Sie mir doch wissen, wenn Probe ist.

G.


6/1692.


An Carl Ludwig von Knebel

Die Ankunft des Erbprinzen, die größte Begebenheit die sich für uns zutragen konnte, hat eine zwar nicht sichtbare doch sehr fühlbare Würkung. Die Menschen sind nicht verändert, ieder einzelne ist wie er war, doch das Ganze hat eine andere Richtung und wenn ich sagen soll, er würkt in seiner Wiege wie der Ballast im Schiffe durch die Schweere und Ruhe. Die Herzogin ist gar wohl und glüklich, denn freylich konnte der Genuß, der ihr bisher fehlte, ihr durch nicht anders gegeben werden.

Die Musen aller Art haben sich, wie du wirst gesehen haben, auf alle Weise bemüht das Fest zu verherrlichen. Wieland und Herder haben zwey Singstüke[132] der eine für den Hof, der andere für die Kirche hervorgebracht; du wirst sie mit Vergnügen lesen. Wolfs Musik zu der Wielandischen hab' ich probiren hören, sie ist recht glüklich gerathen.

Ich hatte gehoft das Stük, deßen Anfang du kennst auch noch biß zum Ausgange der Herzogin fertig zu schreiben, es ist aber unmöglich. Der alte Plan war fehlerhaft und ich mußte es von vorne an neu umarbeiten. Ich fahre sachte dran fort und ich denke es wird ia nicht zu spät kommen.

Ich bin sehr neugierig ob ich das gewünschte aus der Kupferstich Auction erhalten werde, ich hoffe doch der Freund wird mehr als die Dürers erstanden haben.

Könntest du mir nicht eine gute Beschreibung von dem Altdorfer Marmorbruch und der umliegenden Gegend verschaffen, auch vielleicht einige merkwürdige Versteinerungen von denen die dort brechen. Gar zu gerne mögte ich eine Zeichnung des versteinerten Crokodilskopf, deßen du erwehnest, sehen; denn wahrscheinlich ist es der Kopf eines Physeters, dergleichen mehr versteinert vorkommen. Kennest du nicht etwa dort einen Liebhaber, der nach einer Anweisung die man ihm geben könnte, die Gegend untersuchte und dadurch zu Erweiterung dieser Wissenschaft auch etwas beitrüge.

Es soll in Nürnberg eine Art von Tontine und Leibrente errichtet worden seyn, sie sey zwar, sagt man schon voll, allein weil es damit so gut gegangen[133] ist so wolle man noch eine neue einrichten. Schike mir auf alle Fälle den Plan derselben.

Der Aufsatz im Tiefurther Journale deßen du erwehnest ist nicht von mir, und ich habe bißher ein Geheimniß draus gemacht von wem er sey. Ich kann nicht läugnen daß der Verfasser mit mir umgegangen und mit mir über diese Gegenstände oft gesprochen habe. Es hat mir selbst viel Vergnügen gemacht und hat eine gewiße Leichtigkeit und Weichheit, die ich ihm vielleicht nicht hätte geben können.

Sobald du die Kupfer erhälst, schicke sie mir gleich, ich hoffe daß mir der Reineke Fuchs nicht entgangen seyn wird.

Die Sache des Prinzen ist so eingeleitet daß ich hoffe er soll zurückkommen. Die Frau ist zu aller Menschen Verwunderung angekommen. Ich habe den angenehmen Auftrag gehabt sie zu bedeuten. Unter uns, man kann sich nicht kindischer, kleinlicher, alberner aufführen als der Prinz bey dieser Gelegenheit. Du wirst den Ausgang erfahren. Verzeih mir, ich habe weder Zeit noch Lust dir das Facktum zu erzählen.

Leb wohl und nimm mit diesem Blat vorlieb. Mit Wilhelm Meister hält mich der Abschreiber unsäglich auf.

Ich habe diese Zeit wieder einen Access vom Zeichenfieber gehabt, das aber durch die bittre Rinde des Lebensholzes bald wieder vertrieben worden ist.

Adieu. Schreibe mir bald. Grüse deine Schwester.

d. 3. März 1783.

G.[134]


6/1693.


An Charlotte von Stein

Mit Freuden meld ich daß meine zwey ersten Ackte fertig sind, mich verlangt dir zu lesen was du noch nicht gehört hast.

Hier ein Brief von Knebel. Was sagst du zu seinem Vorschlag. Es ist doch ein recht guter Mensch.

Daß ich den Reinicke Fuchs kriege freut mich kindisch.

Sag mir was thust du heute. Die Herzoginn sagte mir ich sollte zu ihr kommen.

Die gestrige Redoute ist mir wohl bekommen. Daß doch die Unordnung dem Menschen noch gut thut. Wie ist dir's. Adieu. Fahren wir etwa ein wenig spazieren.

d. 5. März 83.

G.


6/1694.


An Charlotte von Stein

Tausend Dank l. L. ich habe mich wieder herausgeschlafen wie gewöhnlich, und trage nur Leid um dich. Ich will doch ins Conseil gehen und dich also auch heute noch sehen. Mit den Buchstaben fürcht ich ist es zu spät wir wollen sie gewähren lassen. Adieu. D. 7. März 1783.

G.[135]


6/1695.


An Johann Christian Kestner

Wollte ich gleiches mit gleichem vergelten; so bliebe Euer Brief auch über das Jahr liegen, ich will aber der alten Freundschafft besser opfern, und hier ist also mein Danck für das überschickte.

Das heist doch noch eine Parthie Köpfe! Misgönnt mir meine Bäume nicht, Eure Buben sind um ein gut Theil besser. Grüßt Lotten. Euer und der Eurigen Wohlfahrt erfreut mich herzlich.

Wir haben einen gesunden Erbprinzen, und sind darüber in neues Leben und Freude versetzt, Ihr werdet das mit fühlen.

Hier meine Iphigenie. Ich bitte sie bald zurück. Wollt Ihr sie noch einigen guten Freunden zeigen; so bewahrt mir sie nur vor den Augen angehender Autoren. Es ist zwar so viel nicht dran gelegen, doch ists verdrüslich, wie mir schon offt geschehn ist, sich stückweise in's Publikum gezerrt zu sehn.

Laßt euch den Ton meines lezten Briefs nicht anfechten. Ich wäre der undanckbarste Mensch wenn ich nicht bekennte daß meine Lage weit glücklicher ist als ich es verdiene. Freylich schont mich auch wieder die Hitze und Mühe des Lebens nicht, und da kann's denn wohl geschehen daß man zu Zeiten müde und matt auch wohl einmal mismutig wird.

Lebt wohl, und gedenckt meiner unter den Eurigen.

Weimar d. 15. März 1783.

Goethe.[136]


6/1696.


An Philipp Christoph Kayser

[15. März.]

– – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –

Wenn man wohlthätig sein will und weiter nichts, so kann das jeder am hellen Tage und in seinem Hauskleid.


6/1697.


An Charlotte von Stein

So lang ich heute schon das Licht der Sonne sehe denck ich an dich und verlange nach dir. Ich will noch vor Tische spazieren lauffen und dich dann aufsuchen, es ist kalt und schmutzig drum mag ich dir nicht zumuthen mitzugehen. Lebe wohl meine beste.

d. 16. März 83.

G.


6/1698.


An Charlotte von Stein

Will meine Lotte mir ietzt ein freundlich Wort sagen, und gegen Mittag mit mir spazieren gehen; so werde ich bis dahin mit Vergnügen Ackten lesen. Fühlt sie wie mein ganzes Wesen sie sucht und nach ihr verlangt? Adieu Geliebte! Wie erfreulich war mir noch gestern Abends dein Anblick.

d. 17. März 1783.

G.[137]


6/1699.


An Johann Gottfried Herder

Ich dancke dir für das Zutrauen, hier ist die Predigt zurück, und dabey einige Erinnerungen. Zuförderst bitte ich dich, da du einmal veranlaßt bist sie drucken zu lassen, mache dir zum Gesetz nichts weiter zu hören was man drüber sagt. Ich habe nur noch bey, den zwey Musick Texten und den Compositionen dazu gesehen wie fast ieder Mensch anders zu den Sachen steht und sie anders nimmt, besonders da selten einer weis was er aus dem Ganzen machen soll.

Da ich deine Predigt hörte, wünschte ich du hättest ein tröstlich, wohlthätig Wort für den Herzog hinzufügen können und mögen. Du hast deine Zuhörer an den breitsten Theil der Klufft geführt, die unsre Gegenwart und iene Zukunft trennt, und da suchte ieder eine Brücke, irgend ein Plätzgen wo wahrscheinlich hinüber zu kommen wäre, du hast der Hoffnung nichts übrig gelassen als sich ihrer Flügel zu bedienen. Da es aber damals nicht geschehen halte ich es nicht für räthlich etwas ietzo hinzuzuthun, und bliebe dieser fromme Wunsch auf sich beruhen.

Vielleicht würde mancher in der ersten Abtheilung eine nähere Bestimmung wünschen, ob es gleich für mich auf die Art wie du es in der Kürze gefaßt hast stehen bleiben kann. Aber wenn du sagst: immer[138] waren nur schwache Menschen Tyrannen; so scheint es mir zu allgemein und gegen die Erfahrung zu seyn. Gewaltsame, harte, rohe Naturen können und müssen phisisch fest organisirt seyn, können der regelmäsigsten Gesundheit geniesen, und doch, ia vielmehr eben deswegen grausame, selbstische Tyrannen seyn. Von solchen kommen in der Geschichte soviel Beyspiele vor als derer die du sehr gut schilderst. Es thut auch hier weiter nichts zur Sache, und ist mit einem Worte beygelegt.

Nun trete ich bey dem zweyten Punckte mit einer Vorbitte für die schönen Künste auf. Wenn du über die Idee die du hier hinwirfst eine kleine Abhandlung schriebst, oder dich unter guten Freunden darüber herausliesest, wäre es ein anders, hier aber fällt diese Anmerckung wie vom Himmel, weil so viele Zwischen Ideen übersprungen sind. Ich weis wohl daß ieder der für sich und andre zu sorgen hat, wohlthut, sich dem nothwendigen und nützlichen zu wiedmen, und daß es gefährlich ist der Leidenschafft zum Schönen so viel Raum zu geben. Ist es denn aber nicht mit ieder Leidenschafft dasselbe, in der die Mächtigen und Reichen einen höhern und stärckern Genuß des Lebens suchen! Hunde, Pferde, Jagd, Spiel, Feste, Kleider und Diamanten, was für Capitale von Baarschafft stecken darinne und was für Intressen von Zeit und Geld zehren sie nicht auf, ohne die Seele zu erheben, das doch die Gaben der Musen um einen wohlfeilern Preis gewähren.

[139] Und wem ist ein Sonnenblick aus ienen höhern Regionen der Menschheit mehr zu gönnen als dem der sich unter den Staubwolcken des mühseeligen Erdelebens herumtreibt. Mich dünckt man kann nicht bestimmt genug sprechen wenn man vor dem Übermas eines Guten, das zum Fehler werden kann, warnen will. Ganz kann es nicht wegbleiben da du dessen einmal erwähnt hast. Wenn ich es zu thun hätte würde ich die roth angestrichne Stelle beym Eingang des Paragraphen weglassen, und gegen das Ende wo ausgeführt ist was thätige Weisheit, geschäfftige Klugheit für Vortheile bringen, würde ich hinzusetzen: daß um so viel zu würcken keine ausgebreitete todte Gelehrsamkeit nötig sey, und daß selbst schöne Wissenschafften und Künste, die sonst für die grösste Zierde der Staaten gehalten, deren Annehmlichkeiten offt von Fürsten mit zu groser Vorliebe genossen würden, dem Regenten keinen so schönen und dauerhafften Kranz knüpften, als eine wahre lebendige auf die ersten Bedürfnisse, auf das nötige und nützliche gerichtete Würcksamkeit.

Daß du in beyden Predigten keinen Gebrauch von denen Motifs die uns die kristliche Religion anbietet gemacht hast, hat mich gewundert, wenn ich's auch nur nehme als Melodie eines bekannten Chorals, der unter andrer Musick den besten Effeckt thut, und durch allgemeine Reminiscenzen die ganze Gemeinde auf einen Punckt führt.

[140] Das Ganze übrigens so schön es ist, dünckt mich zu kurz, zu gedrängt, mehr Text als Predigt. Laß diesen Tadel das beste Lob seyn das ich ihr geben kann. Und verzeih mir wenn ich auch mehr ein Individuum aus dem Publiko als einen übersehenden Censor gemacht, und einseitige Bemerckungen vorgebracht habe. Lebe wohl und grüse deine Frau.

d. 20. März 1783.

G.


6/1700.


An Charlotte von Stein

Hat meine Geliebte das Übel gänzlich verschlafen und ist sie zu meinem Wohl vergnügt erwacht. Willst du heute Nach Tische den schädlichen Tranck bey mir einnehmen; so bringe mit wen du willst. Abends gehn wir zu Felgenhauers. Sage mir etwas liebes zum stürmischen Morgen. Schicke mir Fritzen zum Essen, ich habe ein Spielwerck für ihn. Adieu geliebte!

d. 25. März 83.

G.


6/1701.


An Charlotte von Stein

Mein Hals hat sich diese Nacht nicht verbessert, ich will versuchen zu hause zu bleiben.

Wollte meine Geliebte Thee bey mir trinken mit der kleinen allenfalls der Seckendorf. Abends gäb ich euch zu essen und die Männer kämen von Hofe. Sage mir ein Wort und liebe mich. Es ist das einzige was mir zur Gesundheit dient.

d. 30. März 83.

G.[141]


6/1702.


An Charlotte von Stein

[30. März]

Es ist mir als wie unmöglich daß ich iemanden einladen solle wenn ich nicht gewiß weis daß du kommst. Ich bitte dich auch zu Hause zu bleiben und dich zu warten, denn es könnte immer schlimmer werden. Ausser den andern Übeln trennt uns auch noch die Glätte, sonst liesse ich mich wohl gegen Abend zu dir tragen. Laß mir manchmal wissen wie dir es ist. O was traurige Tage die uns trennen. Ich lese indess alte Ackten aus denen ich zwar klüger aber nicht glücklicher werde.

G.


6/1703.


An Charlotte von Stein

Es thut mir herzlich leid daß dir ein so schöner Tag verdorben wird. Hab ich dich aber nicht so offt gebeten wenn so etwas vorkommt es mich selbst machen zu lassen, und du wirst immer gestrafft wenn du es nicht thust. Ich komme bald es wird wohl wieder herzustellen seyn. Liebe den bleibenden.

d. 2. Apr. 83.

G.[142]


6/1704.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich schike dir sogleich den Katalogus der Zeichnungen wieder zurük, weil ich weder im Ganzen noch im einzelnen etwas darauf bieten kann. Zusammen ist mirs zu viel und nach dem angegebenen Nahmen läßt sich nichts aussuchen und nichts bestimmen, wenn man die Blätter nicht selbst sieht. Es mögen schöne Sachen drunter seyn. Ich sehe es als einen Depot an der irgend in einer alten Famielie oder Erbschaft stekt. Die Regensburger Auktion ist lange vorbey und unsere Empletten müßen bald kommen. Die Sachen sind hoch hinauf getrieben worden und es scheinen viele Liebhaber beysammen gewesen zu sein. Der Herzog hat sich einen Katalogus durchschießen und die Preiße dazu schreiben laßen, auch die Nahmen wer sie erstanden hat. Die Nachrichten vom Altdorfer Marmor sind mir recht angenehm. Wenn ich den versteinten Kopf wohleingepakt, überschikt erhalten könnte, so wollte ich gerne auf das sorgfältigste damit umgehen, und ihn dem Eigenthümer mit einem Gratial nach gemachtem Gebrauche wieder zurückschicken, vielleicht ihn auch behalten, wenn die Forderung dafür nicht gar übermäßig wäre.

Wir genießen des schönen Wetters, der Herzog pflanzt viel und der Prinz wächst zusehens.

Die Musik von Wolfen zu denen beyden Gedichten[143] die du nun haben wirst ist gut gerathen. Es läßt sich aber davon nichts transportiren, weil die Wirkung des Ganzen das beste ist.

Die Abschrift des Wilhelm Meisters wird nun bald kommen. Ich will sie in ein Kästchen paken und wenn ihr ihn gelesen habt, so schikst du es gleich an meine Mutter weiter. Lebe wohl.

Weimar den 2. Aprill 1783.

G.


6/1705.


An Johann Heinrich Merck

Bode ist nicht hier. Ich habe ihm aber die Papiere nach Hamburg nachgeschikt, wo er bald eintreffen wird. Du schriebst mir neulich wegen einer Correspondenz mit einem rechten Münzkenner, der Gothaische Inspektor des Cabinettes ist ein guter Mann und versteht es, doch kenne ich ihn nicht wie schreibeseelig er ist. Besizest du die Gotha numaria selbst, sonst kann ich dir das Buch schenken, ich habe es von dem Herzoge und es dient mir eigentlich zu nichts. Wenn ich hinüber komme, oder sonst Gelegenheit finde will ich auch wegen der Correspondenz anfragen.

Der Bruder unseres hiesigen Seckendorfs der bey dem Herzoge von Teschen ist mögte recht dein Mann seyn. Er liebt dieses Fach mit Leidenschaft, besizt eine große Sammlung und hat, so viel ich beurtheilen kann schöne Kenntniße. Ich habe ihn fragen laßen[144] ob er mit dir in Correspondenz treten will und es wird ihm lieb seyn. Hier ist seine Addreße:

A Monsieur le Baron de Seckendorf, Chambelan de S. M. I. et R. A. Major au Regiment de Wartensleben et Aide de Camp de S. A. R. Monseign. le Duc de Saxe Tesche à Bruxelles.

Schreibe ihm bald, ich hoffe diese Connexion soll dir von Nuzen seyn.

Wegen des sogenannten Crokodillskops habe ich nach Altdorf noch ehe dein Brief einging, schreiben laßen. Man will mir dieses Naturprodukt hierher schiken und ich habe diese Offerte angenommen: nimm also darnach deine Masregeln ich will dir was weiter geschieht sogleich melden. Aus der mir überschikten Zeichnung des Geweihes weiß kein Jäger etwas bestimmtes zu machen; sie wollen es für ein Elend halten, können aber alsdenn die Spize nicht erklären.

Voigt sagt der Feldberg bey Homburg sey so viel er wisse eigentlich ein Thonschiefer, welche Gebürgsart weiter hinunter nach dem Rheine zu wieder oft vorkommt. Lebe wohl und schreibe mir wenn es etwas neues giebt. Loder macht große Progressen in seiner Kunst in England, er hat auch fleißig auf die anatomiam comparatam acht. Er ist sonst sehr dienstfertig, und es sollte mich wundern wenn er versäumte dir etws zu gefallen zu thun. Nach dem was er schreibt muß Hunter ein ganz auserordentlicher Mensch seyn, der aber auch ein Glük gemacht hat das seinen[145] Talenten proportionniret ist. Camper wird einen Besuch in England machen.

Weimar den 2. April 1783

G.


6/1706.


An Charlotte von Stein

Du sagst mir nicht ob du wohl bist und auch zur Herzoginn gehst. Ich sehe dich noch vor zehen. Lebe wohl du beste um derentwillen ich gerne alles thue, leide und trage, die mir meinen gegenwärtigen Zustand glücklich macht und mir ieden allein glücklich machen würde.

d. 3. Apr. 83.

G.


6/1707.


An Charlotte von Stein

Schon lange wach ich und dencke an dich und bin bey dir. Mich dünckt dein versprochen Zettelchen bleibt zu lang aus. Sage mir daß du immer gleiche Neigung zu mir fühlst. sage mir daß du mir ewig bleiben willst. Ich komme bald und habe mir ausgedacht in meinem Garten zu arbeiten, um so bald es möglich bey dir vorbey zu gehn. d. 5. Apr. 83.

G.


6/1708.


An Charlotte von Stein

Tausend Danck für deinen Morgengrus und Tausend Grüse zurück. Ich will nach meinem Garten[146] gehn und in der schönen Sonne dein gedencken. Wenn du aus der Kirche kommst sage mir ein Wort. Du mußt dich frisiren lassen und heute Abend nach Hofe. Ich freue mich also nur auf die Stunden des Abendessens. Mir ists wohl. Heute Nacht sah ich ein Nordlicht in Südost, wenn nur nicht wieder ein Erdbeben gewesen ist, denn es ist eine auserordentliche Erscheinung.

d. 6. Apr. 83.

G.


6/1709.


An Johann Kaspar Lavater

Frau von Lengefeld mit ihren beyden Töchtern und Herr v. Beulwiz aus Rudolstadt werden dir lieber Bruder Krafft dieses empfohlen, und das Maas des Guten was du ihnen geben willst und kannst, deinem Gefühle und den Umständen überlassen in denen sie dich antreffen werden.

Weimar d. 7. Apr. 83.

G.


6/1710.


An Charlotte von Stein

Es sind schon wieder allerley Geister los die mich umsumsen, am schlimmsten plagt mich der Teufel des Unverstandes, des Unbegriffs, und der Unanstelligkeit von manchen Menschen. Adieu. Liebe mich. ich freue mich dich immer zu hause zu wissen. d. 7. Apr. 83.

G.[147]


6/1711.


An Adam Friedrich Oeser

Der Herzog wünscht sehr mein bester Herr Professor Sie hierzusehen, und das ie eher ie lieber, und trägt mir auf Ihnen dieses zu schreiben. Ihr Quartier finden Sie bey mir bereit, und die Gesinnungen die Ihnen bekannt sind, vielleicht auch einiges neues das Ihrer Aufmerksamkeit nicht unwerth ist.

Das Werck, was Sie dem Herzog helfen sollen aufführen, ist Ihnen bekannt und er kann es ohne Sie nicht zu Stande bringen.

Wenn es gleich nicht so ganz wichtig ist; so sehen Sie es vielmehr als eine Gelegenheit an, Freunde zu besuchen die Sie auf's beste lieben und schätzen.

Leben Sie wohl, und geben ein Wort Antwort.

Weimar d. 7. Apr. 83.

Goethe.


6/1712.


An Charlotte von Stein

Der Tag lässt sich zweifelhafft an, erhalte mir ihn schön durch deine fromme Wünsche. Wie sehr freu ich mich auf heute Abend dich und deine Liebe wiederzufinden. Lebe wohl du süse Freude meines Lebens, du einzige Sehnsucht meines ganzen Wesens.

d. 9. Apr. 83.

G.[148]


6/1713.


An Charlotte von Stein

Ist dir's noch heute recht; so wollen wir um 4 Uhr nach Ehringsdorf, ihr kommt in meinem Garten zusammen und wir ziehen hinaus. Mich verlangt sehr unter dem schönen Himmel deine liebe Augen zu sehen. Lebe wohl du süse. d. 10. Apr. 83.

G.


6/1714.


An Charlotte von Stein

Viel Danck für's Frühstück. Hier ein Schlözer. Leider daß ich nicht Hoffnung habe den schönen Tag mit dir ganz zu zu bringen. Adieu. Ich bin ganz dein. d. 11. Apr. 83.

G.


6/1715.


An Charlotte von Stein

Morgen früh soll es nach Illmenau. Ich darf nicht dran dencken daß ich mich von dir trenne. Ich meyne ich müsste dich mit nehmen. Friz soll dein Bildniß seyn. Er kann fahren muß aber früh heraus er mag bey mir schlafen. Sutor soll besorgen was er mit zu nehmen hat. Adieu Beste. Ich sehe dich bald. Schicke mir das aufgelöste Blau in dem Gläsgen. Adieu. d. 13. Apr. 83.

G.[149]


6/1716.


An Charlotte von Stein

Wir sind um halb viere schon reisefertig Frize lässt dich grüsen und ist munter. Lebe wohl. Ich gehe mit schweerem Herzen von dir meine beste. Ich werde dir immer eigner und finde um dich mein Glück und meine Bestimmung. Adieu. Du hörst hoff ich, bald wieder etwas von mir denn es wird wohl eine Gelegenheit gehen. Der Tag scheint sehr schön zu werden. d. 14ten Apr. 83.

G.


6/1717.


An Charlotte von Stein

Unsre Wandrung ist glücklich geendigt, die Gesellschafft war sehr vergnügt und sind mancherley Scherze und lustige Geschichten dabey vorgefallen. Der Herzog und Staff sind bis herauf gegangen, wir andre haben es uns gelegentlich bequemer gemacht. Fritz hat auch etlichemal zu gehen versucht, sah sich aber gar bald wieder nach der Kutsche um. Das Wetter ist auserordentlich schön und wir werden einige gute Tage haben. Dein liebes Andencken begleitet mich immer, es ist mir der gröste Schatz meines Lebens, und der beste Zehrpfennig den ich auf die Reise mitnehmen kann. Einsiedel kehrt wieder zurück und nimmt diesen Brief mit. Lebe wohl Geliebteste und sey fleisig in[150] Gedancken bey mir. Schreibe so bald es möglich ist. In dieser Stube hab ich schon manchen lieben Brief von dir erhalten. Wenn ich nur etwas zeichnen kann das dir gefällt. Lebe tausendmal wohl.

Illmenau d. 15. Apr. 1783.

G.


6/1718.


An Charlotte von Stein

Ich hätte nicht geglaubt daß mir die Marckgräfinn von Baden noch eine Gefälligkeit erzeigen sollte, und es geschieht, da mir der Husar der die Nachricht ihres Todtes bringt ein Briefgen an dich mitnehmen kann.

Das Wetter hat sich geändert, ein starcker Regen hielt uns ab nach den Auerhähnen zu gehen. Gestern bin ich noch mit Fritzen spazieren gegangen, wie du aus beyliegendem Blatte sehn wirst. Er wollte es noch abschreiben, er ist aber in's Cammerberger Kohlenwerck und der Husar geht ab.

Wie ich an dich dencke, wie du mir gegenwärtig bist, wie deine Liebe mich leitet gleich einem bekannten Gestirn, will ich dir nicht sagen, mag indem ich schreibe meine Sehnsucht nicht vermehren. Der Himmel klärt sich wieder auf und ich hoffe noch einige gute Tage.

Ich bin fleisig und bekümmre mich um irdische Dinge um der Irrdischen willen. Mein innres Leben ist bey dir, und mein Reich nicht von dieser Welt. Adieu beste. schicke mir ein Briefgen wenn's seyn kann. Adieu.

[151] Eben kommt Fritz ganz vergnügt aus dem Kohlen wercke zurück und will noch an seinen Brief etwas anschreiben. Adieu ich liebe dich in ihm und ihn in dir. [Ilmenau] d. 16. Apr. 83.

G.


6/1719.


An Charlotte von Stein

Hier ist die Englische Lotte. Sie führt den Nahmen wie mancher Holzschnitts Heilige. Eigentlich sieht sie der Mad. Darsainkourt ähnlich nur en beau. Adieu beste. Die Kupfer sind da und auserordentlich schön.

Die Everdingen sind erste Abdrücke und als wie von gestern. Adieu du geliebteste schon fängt mein Sehnen nach dir wieder an. d. 19. Apr. 83.

G.


6/1720.


An Charlotte von Stein

[20. April.]

Diese Blumen sollen dir einen guten Morgen sagen. Es ist sehr schön, der Wind geht nur ein wenig. Wie lieblich wär' es wenn du heute bey mir essen und bleiben könntest. Der Hof nimmt alle Freude weg und giebt nie Freude.

Adieu beste ich will zu schreiben versuchen. Liebe mich.

Am Ostermorgen 1783.

G.[152]


6/1721.


An Charlotte von Stein

Hier schick ich meiner Lotte das Landschäfftgen um etwas glätter zurück. Meine beyden sind auch aufgeklebt und ängstigen mich weil ich fühle und sehe was ihnen fehlt und habe nicht Musse und Sammlung auf daß bessere loszuarbeiten. Ich bin zur Tafel zur Herzoginn gebeten, und habe zugesagt. Ich mache mich bald los und hoffe noch gegen Abend gutes Wetter. Wo nicht, so bring ich dir die Kupfer in's Haus. Adieu tausendfach Geliebte.

d. 21. Apr. 83.

G.


6/1722.


An Carl Ludwig von Knebel

Die Kupferstiche sind glüklich angekommen und sind durchgängig sehr schöne Abdrüke. Die Everdinge und Guido die für mich sind, haben mich besonders erfreut. Ich will dafür sorgen daß du das Geld dafür bald erhalten mögest. Es hat nichts zu sagen, daß einige mit gekommen sind, die nicht ausgezeichnet waren, danke nur unserem Commissionnäre sehr für seine gehabte Mühe.

Wir waren einige Tage in Ilmenau und es ist daselbst auch deiner gedacht worden.

Der Prinz ist frisch und wohl und wird ein sehr starkes munteres Kind geben. Er scheint mir von einer sanguinischen behäglichen Complexion zu seyn.

[153] Herders Kinder haben die natürlichen doch gutartigen Blattern.

Übrigens lebt man hier ein klein wenig egaler sonst aber weder besser noch schlimmer als vor dem, und man kann, ohne Prophet zu seyn, das Prognostikon auf die andere Zeit hinaus stellen.

Meine Finanzsachen gehen besser als ich es mir vorm Jahr dachte. Ich habe Glük und Gedeyhen bey meiner Administration, halte aber auch auf das festeste über meinem Plane und über meinen Grundsäzen.

Der Herzog pflanzt viel und möchte auch schon daß es gewachsen wäre.

Das große Kupfer der Verklärung wird durch die Vergleichung der kleinen Skize dopelt und dreyfach interessant. Man sieht wie durch weitere Nachdenken und Sinnen über diesem Gegenstand sich derselbe vor dem Künstler über höher verklärte. Das ganze hat sich erweitert, erhöhet und doch ist es wieder so viel schärfer richtiger und reiner geworden. Das dichterische und gedachte daran ist viel wärmer, angemeßner, ausdrüklicher. Welch einen hohen Genuß möchte es erst geben, wenn man die Originalzeichnung mit dem Originalgemälde zusammenhalten könnte. Was bey den alten Meistern so verehrungswürdig ist! die Sicherheit und Festigkeit ihrer Idee und doch wieder ihre Beweglichkeit ins bessere. Es mag dies immer die Anzeige eines großen Künstlers[154] seyn, anstatt daß ein geringerer entweder alles oder nichts von seinem ersten Entwurfe beybehält.

Die Guido sind gar lieblich und die Everdinge so meisterhaft und kräftig als etwas in dieser Art gearbeitet seyn kann.

Lebe wohl, grüße deine Fräulein Schwester und schreibe mir bald.

Weimar den 21. April 1783.


6/1723.


An Charlotte von Stein

Ich habe heute langes Conseil gehabt. Und an dich gedacht. Der leidige Tag läßt uns schöne hoffen. Ich will zur L. kommen. Lebe wohl, und fühle nur immer wie lieb ich dich habe. d. 23. Apr. 83.

G.


6/1724.


An Charlotte von Stein

Wieviel bin und werde ich dir schuldig du liebe Wohlthäterinn, und womit kann ich dir dancken? Ich bin wohl. Nur ist es ein sauer Stückgen Brodt wenn man drauf angenommen ist, die Disharmonie der Welt in Harmonie zu bringen. Das ganze Jahr sucht mich kein angenehmes Geschäfft auf und man wird von Noth und Ungeschick der Menschen immer hin und wieder gezogen. Lebe wohl! Liebe mich.[155] Laß mir die Hoffnung dich zu sehen. Klauer ist erinnert.

d. 24. Apr. 83.

G.


6/1725.


An Charlotte von Stein

Sage mir meine Liebste wie sie sich befindet und ob ich Hoffnung habe diesen traurigen Tag vergnügt in der Stille mit ihr zuzubringen. d. 26. Apr. 83.

G.


6/1726.


An Charlotte von Stein

Die Gesellschafft will in den Garten kommen und Abends in der Stadt bey mir essen. Ich hole dich ab. Stein kann zu uns kommen wenn das Spiel aus ist.

Wie befindet sich meine Liebste?

Mir ist wohl daß ich dir so nah bin. Morgen wenn es schön ist geh ich auf Jena bin aber Abends wieder da. Adieu du einziges. d. 27. Apr. 83.

G.


6/1727.


An Johann Christian Kestner

Ich habe mein guter Kestner, den Brief den mir euer iunger Mann bringen sollte durch die Post erhalten und werde ihn also später zu sehen kriegen.[156] Es muß nach Eurer Beschreibung ein interessanter Mensch seyn. Das Trauerspiel ist nicht unverständig, es läßt einen gewissen Geist im Verfaßer vermuthen, hingegen ist auch nichts neues, eigenthümliches drinne, und mir wenigstens scheint keine dichterische Ader durchzufliesen.

Für eure Langmuth alter und neuerer Zeiten danke ich Euch, und für Euer gut Betragen gegen mich. Ich habe in meinem Leben viele tolle Streiche angefangen, sie kosten mich aber auch etwas. Sehr angenehm war mir Euer Brief eben zu dieser Zeit. Ich habe in ruhigen Stunden meinen Werther wieder vorgenommen, und denke, ohne die Hand an das zu legen was so viel Sensation gemacht hat, ihn noch einige Stufen höher zu schrauben. Dabey war unter andern meine Intention Alberten so zu stellen, daß, ihn wohl der leidenschaftliche Jüngling, aber doch der Leser nicht verkennt. Dies wird den gewünschten und besten Effekt thun. Ich hoffe Ihr werdet zufrieden seyn.

Das Schicksal scheint euch übrigens recht als Günstling zu behandeln. Erst soviel Bubens daß man denken sollte es wäre des Guten genug, und das erwünschte Mädchen bis zur rechten Zeit aufgehoben. Gott erhalte sie Euch.

Vielleicht fällt mir einmal für Hansen etwas bey. Grüset Lotten, und lebet wohl und behaltet mich lieb.

Weimar d. 2ten May 83.

G.[157]


6/1728.


An Charlotte von Stein

Wie sehr verlangt mich dich wieder zu sehn. Ich reite zu der Unglücklichen nach Tannroda, sie schrieb mir gestern beyliegenden Brief. Das arme Geschöpf wußte nicht was es für eine mächtige Anrufung ist, mich im Nahmen de tout ce que j'ai de plus cher zu bitten. Die Art womit du mir gestern Abend sagtest du habest mir eine Geschichte zu erzählen ängstigte mich einen Augenblick. Ich fürchtete es sey etwas bezüglich auf unsre Liebe, und ich weis nicht warum, seit einiger Zeit bin ich in Sorgen. Wie wundersam wenn des Menschen ganzes schweeres Glück an so einem einzigen Faden hängt. Adieu bleibe mir. Weimar d. 4. May 83.

G.


6/1729.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Da ich im Begriff stehe zur Besorgung einiger Wasser und Weegebau Geschäffte, mir von Serenissimo Urlaub bis zu Ende dieser Woche zu erbitten, da für heute die Session abgesagt ist, und ich das Glück nicht haben kann Ew. Excellenz persöhnlich aufzuwarten; so nehme ich mir die Freiheit es schrifftlich zu thun.

Zuförderst sende den mir mitgetheilten Plan mit schuldigem Dancke zurück. Es liegen einigne wenige Bemerckungen dabey, deren gefälligen Gebrauch ich Ew. Exc. lediglich überlasse.

[158] Bey dem Unwillen den Ew. Exc. über des Herrn Grafen M. Bieten und Wiederbieten, und über das Resultat der bisherigen Kaufs und Verkaufs Handlungen bezeigen, war ich nicht im Stande Serenissimo davon einen unterthänigen Vortrag zu thun.

Der Herr Gaf ist heute früh abgereist und bittet mit nächster Post um Resolution damit er in Leipzig wegen der Gelder die nötigen Einrichtungen machen könne. Ich habe heute früh das ganze Geschäffte Fürstlicher Cammer übergeben, sie wird darüber einen Bericht erstatten und Serenissimi Höchste Intention dem Herrn Grafen bekannt machen. Lassen Sich Ew. Exc. diese Sache zu geneigter Beförderung empfohlen seyn.

Ich kann nicht schliessen ohne Ew. Exc. zu entdecken wie empfindlich und schmerzlich, und auch wie unerklärlich mir die Art und Weise gewesen, mit welcher mir Ew. Exc. in dem gestrigen Voto ein unschuldiges Wort unterstrichen haben zurückgeben wollen. Ew. Exc. ist am besten bekannt, wie ich die Erinnerungen und Wincke eines erfahrenen, verständigen und hochachtungswerthen Mannes in Scherz und Ernst aufzunehmen gewohnt bin, Sie wissen daß ein gutes Verhältniß in dem ich mit Ihnen zu stehen das Glück habe, eine meiner größten Beruhigungen, Ermunterungen und Belohnungen ist, um so unerwarteter war es mir von Ew. Exc. Unwillen über einen zaudernden Käufer, zugleich mit getroffen zu werden.

Man bedient sich des Wortes mein um ein Verhältniß[159] zu Personen und Sachen anzuzeigen, mit denen man aus Neigung oder Pflicht verbunden ist, ohne sich darüber eine Herrschaft oder Eigenthum anzumasen. Ein Cassier sagt meine Casse, man sagt unsre Finanzen u.s.w. obgleich alles des Fürsten oder des Landes ist. Meine Herrn Cameralen konnte also wohl nichts weiter heisen, als: die Herrn von der fürstlichen Cammer, die durch Serenissimi Willen, in gewissen Sachen an mich gewiesen sind, mit denen ich öffters zu thun habe, mit denen ich, als geschickten, verständingen, arbeitsamen Leuten gern zu thun habe.

Verzeihen Ew. Exc. wenn ich diese Sache vielleicht zu ängstlich und ernstlich nehme, allein so lange Sie die Güte haben mich mit Vertrauen wie bisher zu beehren; so kann ich nichts auf dem Herzen behalten was mich drückt.

Sehen Sie es als einen Beweis an wie bedeutend mir alles ist was von Ihnen kommt, und wie sehr es in Ihrer Gewalt steht mich in jedem Geschäffte, dessen ich mich nach Kräfften gern unterziehe, mit Einem guten Worte aufzumuntern.

Erhalten Sie mir Ihre unschätzbare Gewogenheit. Der ich mich mit der vollkommensten Hochachtung unterzeichne

Ew. Excellenz

gehorsamster Diener

Goethe.

Weimar den 6. May 83.[160]


6/1730.


An Jakob Friedrich von Fritsch

[6. Mai.]

Ew. Exzell.

muß ich noch vor meiner Abreise recht herzlich für die Güte dancken, womit Sie mich so bald beruhigt, und in den Stand gesetzt haben, der schönen Jahrszeit nach Wunsch zu geniessen, und meine Geschäffte mit freyem und freudigem Gemüthe vorzunehmen.

Ich empfehle mich angelegentlichst, und unterzeichne mich mit den wahrhaftesten Gesinnungen

Ew. Exzell.

gehorsam verbundner

Goethe.


6/1731.


An Charlotte von Stein

Es rührt und regt sich schon wieder alles um mich und der Sonntag ist kein Tag der Ruhe. Ich bin glücklich in deiner Liebe, und meine Seele fröhliger als gestern Abend. Behalte mir deine Sorgfalt, deine Theilnehmung. Ich bin zu Tafel geladen und gehe hin. Werthers mach ich Visite und bin dan bey dir.

d. 11. May 83.

G.[161]


6/1732.


An Charlotte von Stein

Ich frage wie m. L. geschlafen hat und sich befindet? Was ihr Tag heute für eine Wendung nehmen wird und ob sie heute Abend wenn es schön wird meinen Garten besuchen und daselbst Musick hören will. Adieu beste. und laß mich dein seyn.

d. 15. May 83.

G.


6/1733.


An Charlotte von Stein

Meiner Lotte schick ich einen Morgen Grus, und etwas zur Unterhaltung bis ich selbst kommen und ihr das alte Lied vorsingen kann.

d. 16. May 83.

G.


6/1734.


An Charlotte von Stein

Schon frühe hätte ich angefragt, ich hatte aber so viel zu kramen. Fritz ist gut. Ernst ist auch da. Und mein Geist beschäfftigt sich gern mit dem deinigen. Ich freue mich deiner Gesundheit. Es war mein liebster Wunsch auf diesen Tag. Wir wollen heute Abend zusammen seyn, vielleicht zeichnen. Lebe wohl. Und sprich mit Steinen wegen Fritzen ich wollt es geschähe bald.

d. 18. May 83.

G.[162]


6/1735.


An Charlotte von Stein

Ich wünsche daß dich der heutige Morgen für den gestrigen Tag schadlos halten möge.

Meine Bäume und Blüten sollen recht freundlich seyn meine Beste zu erquicken. Grüse deine Mutter und geniese der schönen Zeit.

d. 19. May 83.

G.


6/1736.


An Carl Ludwig von Knebel

Endlich ist mit heutiger Post der Wilhelm abgegangen, und ich empfehle ihn dir und deiner Frl. Schwester zu Gunsten. Wenn ihr ihn gelesen habt; so schicke ihn meiner Mutter. Ich habe ein Kästgen dazu machen lassen um das Packen zu erleichtern.

Das Geld für die Kupfer habe ich Bertuchen vor einiger Zeit gegeben, wenn er von Leipzig zurückkommt will ich es erinnern und auch des Feuerzeugs gedencken. Was du mir von einem kleinen Besitzthum sagst das du dir wünschest versteh ich nicht ganz. Auch werde ich niemand, der nicht von der Erde gebohren ist rathen, sich mit der Erde einzulassen. Es ist schweer ihr etwas abnehmen und thörig ihr noch gar hingeben. Das letzte thut ieder der nur einige Immagination zum Feldbau und zur Landwirthschafft bringt. Der gute Stein ist ein trauriges Beyspiel.

[163] Ich bin heute eben nicht schreibseelig um dir viel zu sagen. Einsiedel hat angefangen seine Sachen drucken zu lassen. Seckendorfs Rad des Schicksaals ist auch herausgekommen. Lebe wohl behalte mich lieb und schreibe mir etwas über Wilhelm.

d. 19ten May 83.

G.


Ungern hör ich daß die Büste der Herzoginn zerbrochen ist. Man hat alle mögliche Sorgfalt beym Packen angewendet. Mich freut daß dir dieses Bild lieb und werth ist, wir haben viel Plage damit gehabt, und ich hätte gern noch länger daran arbeiten lassen. Mich dünckt auch es sey gar schön und liebreich.


6/1737.


An Johann Heinrich Merck

Mit dem heutigen Postwagen lieber Bruder ist die Gotha nummaria, und ein Exemplar von Voigts Reise durch Fuld an dich abgegangen, laß dich durch das letzte in dem Erd und Boden Studio neu anfeuern.

Auch schicke ich dir eine Schachtel worinn ein Ober und Unterkiefer wahrscheinlich vom Physeter oder Orcka wie ihn Klein vorstellt (die Tafel kann ich nicht genau angeben). Ich dachte es könnte dir beym Studium des famosen Crocodilskopfs nützlich seyn. Du bist zu loben daß du ihn weggeschnappt[164] hast. Ich gönne dir Ihn am liebsten, da dich so etwas herzlich interessirt und du

oligên droson pepôkôs

basileus hopôs aeideis

Wir hingegen dem Leviathan zu vergleichen sind der den Strom verschlingt und sein nicht achtet.

Besonders seitdem ich die Rolle des Al Hafi übernommen habe, muß ich ganz andern Betrachtungen nachhängen.

Auf dein Moserianum bin ich sehr neugierig. Es ist eine gefährliche Sache. Das Publikum ist bey solchen Händeln meist für lauter Billigkiet, gegen beyde Theile ungerecht.

Lebe wohl und schreibe mir bald, besonders wenn der Alligator angekommen ist. Ich kann heute nichts mehr sagen das schöne Wetter rufft mich hinaus.

d. 19. May 83.

G.


6/1738.


An Charlotte von Stein

Guten Morgen liebe Lotte. Fritz hat gut wie immer geschlafen und räumt nun seine Sachen ein.

Du weist doch wie sehr ich dich auch in ihm liebe und wie ich mich freue dies Pfand von dir zu haben. Sage mir was du heute vorhast, und wo wir uns sehen. Adieu du meinige.

d. 25ten May 83.

G.[165]


6/1739.


An Charlotte von Stein

Guten Morgen Liebe Lotte. Es ist mir gar nicht recht daß ich am schönen Tage von dir soll. Frage doch bey der Herzoginn an wie der Barometer steht. Ich vermuthe es giebt heute wieder ein Gewitter. Wenn ich dich doch mitnehmen könnte. Ich werde Fritzen wohl aufpacken damit ich doch etwas von dir habe. Adieu. liebe mich. d. 27. May 83.

G.


6/1740.


An Charlotte von Stein

[Jena, 28. Mai.]

Ich muß dir meine Beste noch heute Abend schreiben, damit der Bote dir balde Morgen meinen Grus bringen kann. Wir haben einen schönen Tag gehabt und ich habe offt an dich gedacht. Jedes Gute hätte ich mit dir theilen mögen, und nur die Beschweerlichkeiten für mich allein behalten. Ich bin durch einige Fluren geritten, habe das Gut Pösen das denen Hellfelds gehört besehen, und daselbst eine sehr mittelmäsige, um nicht zu sagen schlechte Wirthschafft gefunden. Gleich darauf kamen wir zu einer Mühle der schönsten die ich ie gesehn, ob es gleich grösere giebt. Die Wirthschaffts Gebäude sind so artig aufgebaut, und die Haushaltung so ordentlich und gut[166] daß es mir eine Freude seyn wird dir alles zu beschreiben. Wenn das Glück nur einigermassen will, so belohnt sich in diesem Fache Verstand, Geschick und Fleis gar schön.

Fritzen traf ich in Maue wo er mit Götzen hingegangen war und wir assen da zusammen. Er hatte grose Lust auf die Leuchtenburg die er vor sich liegen sah zu gehen. Morgen laß ich ihn mit Magister Lenz hinfahren worauf er sich schon sehr freut.

Ein alter launiger Bauer machte uns bey Tische allerley Spas. Es giebt doch noch in dieser Klasse recht glückliche Menschen, wenn sie nur einigermassen wohlhabend sind und der Druck nicht zu starck auf ihnen liegt.

Abends fuhren wir auf der Saale bis Burgau, und gingen alsdenn völlig herein.

Wir begegneten der Obr. Ltnant Witzleben, die mit ihren Kindern auf dem Jenischen Jahrmarckt war. Sie sieht erbärmlich aus, klagt sehr über ihren Mann und grüsst dich. Lebe wohl meine Beste, und gieb dem Boten ein Wörtgen zurück.

Fritz schläft schon und hat mir aufgetragen dir seine Geschichte zu erzählen wie ich's denn auch gethan habe.

Grüse die guten Freunde, und sage dem Herzog und der Herzoginn ein geziemend Wort.

Liebe mich, denn das ist der Grund worauf mein ganzes Schicksaal gestickt ist. Ich bin dir immer nah[167] und möchte dir ieden guten Gedancken mittheilen. Lebe wohl, ich kann nicht vom Blatte wegkommen worauf du deine Augen heften wirst. Adieu noch einmal.

Vor Himmelfarth 83.

G.[168]


6/1740a.


An Friedrich Justin Bertuch

[Weimar, Ende Mai 1783?]

Ew. Wohlgeb.

haben die Güte mir wissen zu lassen ob man in Ilmenau solche Flieschen machen kann, wie sie die Holländer von Fayence haben und damit Tische und Kamine auslegen? und was sie etwa von Porcellan kosten mögen, wenn sie 6 Zoll ins ☐ hielten? Ich wünschte sie ganz weiß zu haben, weil man sie gerne selbst mahlen und dann oben wieder brennen lassen wollte.

Bey dieser Gelegenheit bringe ich noch einige Dinge in Erinnerung. Herr Merck schreibt mir vor einiger Zeit, daß für eine Tischbeinische Arbeit noch 16 Caroline zurück stehen, ferner bittet Herr von Knebel wenn die Kupfer bezahlt werden, welches er bald wünscht, auch 3 1/2 Dukaten für das Serenissimo überschickte Feuerzeug zu erhalten.

Sollte es nicht möglich seyn des Herzoges von Nivernois Abhandlung über den Horaz zu finden?

Goethe.[27]


6/1741.


An Charlotte von Stein

Tausend Danck für den Morgen Grus. Hier hast du den meinigen recht herzlich zurück.

Fritz ist gar gut und wird uns gemeinsam Freude machen.

Ich habe viel zu kramen und sehe dich erst gegen Abend indess besucht dich mein Geist offte. Adieu du beste. d. 1. Juni 83.

G.


6/1742.


An Charlotte von Stein

Mein halber und mehr als halber Tag ist vorbey und ich habe noch keine Ackten auf Morgen gelesen.

Mit dieser Lieblichen Beschäfftigung muß ich noch einige Stunden hinbringen, und der Freude entsagen dich zu sehen.

Um sechse hoff ich doch zu kommen.

Eine Staffete von Ludekus bringt schändliche Nachrichten vom Prinzen.

Lebe wohl Lotte gieb ein freundlich Zeichen des Lebens von dir.

[168] Fritzen hab ich umquartirt, sag ihm aber nichts. In der duncklen Kammer war böse Lufft, die er nicht einathmen muß. Jetzt wird er recht artig seyn. Du wirst dich des Gedanckens freuen. d. 2. Jun. 83.

G.


6/1743.


An Charlotte von Stein

Mein Glück und Wohlseyn besteht in dem deinigen und in deiner Liebe.

Hier ist der Schein zurück.

Ich will heute aufräumen, und allerley wegarbeiten. Von rechtswegen sollte ich auf Tiefurth gehen.

Adieu meine beste mein alles.

d. 5. Jun. 83.

G.[169]


6/1743a.


An Carl Christian von Herda

Hochwohlgebohrner

Hochgeehrtester Herr,

Ew. Hochwohlgeb. eigne Handschrifft wiederzusehen und dadurch Ihrer Besserung gewisser zu werden hat[27] mir eine große Freude verursacht. Ich kann versichern daß die Besorgniß Sie durch eine so bösartige Kranckheit zu verlieren allgemein war, und daß iedermann mit Vergnügen Antheil an der Nachricht nimmt daß Sie Sich wieder erholen.

Versäumen Sie ia nichts was dazu beytragen kann Sie auf's baldigste und dauerhaffteste wieder herzustellen. Empfehlen Sie mich der Frau Gemahlinn auf das beste und bleiben überzeugt daß beste und bleiben überzeugt daß ich mit vollkommner Hochachtung sey

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamster Diener

Weimar d. 6 Jun. 83.

Goethe.[28]


6/1744.


An Charlotte von Stein

Ich schicke eben euch zum Thee zu laden. Bergs kommen zwar nicht, sie sind bey Fritsches. Behalte mich nur in einem feinen Herzen. Fritz ist recht gut und glücklich. Adieu ich will ein wenig wegreiten.

d. 7. Jun. 83.

G.


6/1745.


An Charlotte von Stein

Sey mir willkommen liebe Lotte. Hier schick ich dir Knebels Brief. Wir werden doch heute beysammen[169] seyn. Wenn L. weg ist frag ich bey dir an. Lebe recht wohl. d. 9. Jun. 83.

G.


6/1746.


An Johann Friedrich Krafft

Man hat mich um beykommende Nachricht ersucht. Ich schicke Ihnen die Collecktanea, und was ich sonst von den Bernhardischen Sachen habe und bitte Sie nachzusehen ob etwas von gedachtem Herrn v. Berg sich darunter befindet. Leben Sie wohl.

Weimar d. 10. Jun. 1783.

Goethe.


6/1747.


An Charlotte von Stein

Du hast gefühlt wie leid es mir that von dir zu gehn ohne dir noch ein Herzlich Wort sagen zu können. Wenn du wüsstest was für ein lieber Anblick du mir warst, ich konnte mich nicht satt an dir sehen. Ich reiste und habe dich ganz in meinem Herzen.

Mit dem Stadthalter hab ich mich angenehm unterhalten, er ist sehr gut und voll Verstand. Man trifft immer etwas neues bey ihm an.

Adieu. Ich gehe zu Bette, und kehrte lieber mit den Pferden zurück und brächte dir dies Blat selber. Adieu ich komme nicht von deiner Seite. Leb wohl und empfange mich wieder wie du mich verabschiedet hast.

Erfurt d. 12ten Jun. 83.

G.[170]


6/1748.


An Charlotte von Stein

[Gotha, 14. Juni.]

Ich versäume eine Gelegenheit nicht die sich mir anbietet dir zu schreiben. Ein Bote der nach Weimar geht nimmt diesen Brief mit.

Man hat mich hier sehr freundlich empfangen, es ist alles auf dem alten Fus.

Der Herzog hat ein Paar schöne Landschafften von Hackert die ich dir zu sehen wünschte, woran besonders die Fernen, und Himmel unglaublich schön sind. In dem englischen Garten ist es recht anmutig still und ruhig, das Monument das auf der Insel über dem Grabe der Prinzen steht recht hübsch und gut. Anstatt daß unser Herzog neuerdings alle Thüren und Brücken seiner Gärten und Anlagen eröffnet hat, so sind hier die Partien des Gartens gegen einander selbst verschlossen, und stellen Vorhöfe, Tempel und Heiligstes vor. Der Unterschied ist recht karackteristisch.

Wenn ich etwas schönes sehe denck ich an dich, und wenn ich etwas guts geniesse wünsch ich dich zu mir. Schon sehn ich mich wieder zurück.

Heute werde ich die Gyps Abgüsse sehn die der Herzog hat, und diesen Morgen des Prinzen August neues Gebäude und Anlagen besuchen.

Wenn ich doch nur auch etwas von dir hören könnte! Ich kann dir nicht ausdrücken, welche Neigung,[171] welches Verlangen mich zu dir zieht. Adieu liebe Lotte ich muß schliesen. Empfange mich wie du mich verabschiedet hast, und fühle daß mich nichts von dir trennen kann.

Gotha Sonnabend nach Pfingsten 83.

G.

Grüse Fritzen recht schön und sag ihm er soll mir etwas fertig machen bis ich wiederkomme es sey gezeichnet oder geschrieben.


6/1749.


An Charlotte von Stein

[Wilhelmsthal, 16. Juni.]

Wir sind in Wilhelmsthal. Ludekus ist schon seit Sonnabend angelangt, es ist Montag um halb zwölf Mittag und der Prinz ist noch nicht da. Was Ludekus erzählt läßt sich nicht armseeliger dencken.

Es ist mir wohlgegangen und doch hab ich keinen Genuß gehabt. Bey allem guten und schönen gedencke ich nur an dich, was sonst meine Seele erhob, macht ietzo nur den Wunsch rege es mit dir zu geniessen.

Du wirst meinen Brief und das Säckgen von Gotha haben. Da ich arm bin, kann ich dir nur welcke Früchte opfern. Gedencke an mich wann man dir sie aufträgt. Ich kann mich keinen Augenblick von dir entfernen, dein Bild ist mir viel lebhaffter als die Gegenstände die mich umgeben, ich bin eingeschränckter als iemals.

[172] Der Herzog ist aus sehr guten Weegen, wir haben über viel Dinge gar gut gesprochen, es klärt sich vieles in ihm auf, und er wird gewiss in sich glücklicher und gegen andre wohlthätiger werden.

Lebe wohl, liebe Lotte. Wenn doch nur alles auf dem Papier stünde was ich für tausend Gedancken in stillen Unterhaltungen an dich richte.

Grüse Steinen und Fritzen. Mit Sehnsucht verlang ich wieder bey dir zu seyn, denn ich habe nichts eignes mehr. Manchmal wünsch ich es mögte anders seyn manchmal wünsch ich meinen Gedancken eine andre Richtung zu geben. Es ist und bleibt unmöglich. Lebe wohl. Bleibe mir! Wie sehr verlangt es mir einen Buchstaben von dir zu sehen!

G.


6/1750.


An Charlotte von Stein

[Wilhelmsthal, 18. Juni.]

Es geht wieder ein Husar ab und ich kann dir abermals schreiben. Wie törig war ich dir nicht einen Weeg anzugeben auf dem ich Nachricht von dir erhalten könnte. Dieser geht zwar wieder zurück allein ich weis nicht ob er mich noch antreffen wird. Gar sehr bedarf ich ein Wort von dir zu hören.

Die Verworrenheit des Prinzen hat noch einige Knoten die mit Geduld gelöst werden müssen.

Der Herzog Georg ist gestern unvermuthet angekommen.[173] Der Landgraf v. Barchfeld wird mit seiner Gemahlin heute hier speisen.

Mich verlangt sehnlich zurück, der Herzog will auf Meinungen gehn, und ich eile wieder zu dir. Ich habe gezeichnet und ein Capitel zu Wilhelm geschrieben.

Der Aufenthalt hier ist nicht angenehm. Nebel und Feuchtigkeit dringen durch Berge Wälder und Wohnung.

Mein Geist ist immer bey dir und wenn es dich freut iemanden ganz zu besitzen; so darfst du dich recht freuen.

Lebe wohl. Vielleicht kann ich schon Morgen früh abgehn. Ich will mir nicht zu geschwind Hoffnung machen. Grüse Fritzen und sage ihm ich hoffe daß er mir etwas fertig machen wird.

Lebe wohl du einziges Band meines Lebens. Mittwoch früh. 83.

G.


6/1751.


An Charlotte von Stein

Hier l. Lotte ein ostensibles und transmissibles Zettelgen für und an deine Schwägerinn. Ich bitte dich ia mich nicht zu schonen wenn du etwas auf dem Herzen hast. Du bist doch wohl wenn du auch schon nicht gut geschlafen hast. Mich verlangt sehr dich zu sehn. Hier der schöne Kopf. möge er dir Vergnügen machen. Lebe wohl und bleibe mir.

d. 21. Jun. 83.

G.[174]


6/1752.


An Charlotte von Stein

Ich bin diesen ganzen Morgen noch nicht zur Besinnung gekommen, habe noch nicht so viel Zeit gefunden dir zu sagen wie ich mich auch heute wieder freue dein zu seyn.

Eben kommt dein Zettelgen. Ich dancke dir beste. Diesen Mittag kann ich nicht nach Tiefurt, gegen Abend erwart ich dich mit vieler Freude. Lade doch die Gräfinn Bernsdorf wenn sie in Tiefurt ist zu mir ein. Lebe wohl. Gedencke mein, ich bleibe der deinige. d. 23. Jun. 83.

G.


6/1753.


An Charlotte von Stein

Hier liebe Lotte endlich den Werther, und die Lotte die auf dich vorgespuckt hat. Das englische gefällt mir gar wohl, was ich gelesen habe ist herzlich, verständig und geschmackvoll übertragen. Wenn es aus dem deutschen übersetzt wäre, könnte ich noch mehr daraus lernen. Mir war's gar anmuthig meine Gedancken in der Sprache meiner Lehrer zu lesen. Adieu. Sey mir tausendmal gegrüst. Wenn du in dem Teutschen Manuscript Fehler findest mercke sie doch an. Lebe wohl.

Wollen wir heute Abend eine kleine Gesellschafft bey mir im Garten haben oder allein seyn.

d. 24. Jun. 1783.

G.[175]


6/1753a.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Die Hoffnung Ew. Exzell. in Jena aufzuwarten vereitelt zu sehen hat mich sehr geschmerzt, ich eilte noch nach dem Posthaufe, allein Sie waren so eben abgefahren. Desto angenehmer wird es mir seyn Sie bey einer glücklichen Wiederkunft, gesund und fröhlich zu empfangen.

Zu dem gebrauchten Bade wünsche ich alles Glück und zu der Nachkur recht vielen Seegen.

Prinz Constantin ist endlich angelangt, ein Brief Serenissimi wird Ew. Exzell. von dessen neusten, und wills Gott letzten Verirrungen unterrichtet haben. Gerne verschone ich Sie mit Detail seiner Einhohlung,[28] und was für Maasregeln man genommen, auch diese Person, welche ein wahres hülfloses Kind ist, zu entfernen.

Vielleicht finden Ew. Exzell. Gelegenheit Sich unter der Hand zu erkundigen ob die Idee Serenissimi ihn in Ch. sächsische Dienste zu bringen thulich und räthlich sey.

Prof. Büttner befindet sich in Jena recht kindlich zufrieden. Die Akademie hingegen wird mit einem doppelten Verluste bedroht. Prof. Eichhorn hat einen sehr einladenden Ruf nach Wien, und Prof. Starcke nach Giesen. Ingleichen ist der iunge Voigt sondirt worden ob er einen Ruf auf die Cameral Akademie zu Maynz, welcher der bekannte Herr v. Pfeifer vorsteht annehmen wollte. Man sieht sich eben überall nach Brauchbaren Leuten um.

Die Zillbacher Sache scheint eine gute Wendung zu nehmen. Rath Thon wird seine Unterhandlungen anfangen, und nach den Aüsserungen des Juden, der wieder zurück gekommen ist, finden sich überall die besten Dispositionen.

Der Herzog von Meinungen den ich in Wilhelmsthal gesprochen läßt gleichfalls die besten Gesinnungen sehen, und es will verlauten als ob man Herrschafftlicher Seits mit 15000 f. zufrieden seyn wolle.

Unser gnädigster Herr haben von Wilh[elms]thal eine Tour über Meinungen und Hildburghausen gemacht und sind heute Nacht wieder zurückgekommen.

[29] Mit den besten Wünschen daß die Cur und Nachkur wohl anschlagen möge, unter vielen Empfehlungen an die Frau Gemahlinn unterzeichne ich mich

Ew. Exzell.

gehorsamster Diener

Weimar d. 26. Jun. 83.

Goethe.[30]


6/1754.


An Charlotte von Stein

Hier schicke ich einige Erdbeeren zum Frühstück und lebe in der vergnüglichen Hoffnung dich Mittags bey mir zu sehen.

Das Andencken deiner Liebe ist immer bey mir und meine Neigung zu dir, wie die Furcht Gottes der Weisheit Anfang. Liebe mich, und schreibe mir deinen ganzen Vornahmen. Lebe wohl du süse und sage mir daß du wohl bist.

d. 3. Jul. 83.

G.


6/1755.


An Carl Ludwig von Knebel

Es freut mich recht sehr daß du meinen Wilhelm so gut aufgenommen hast und daß du mir deine Gedancken darüber sagen magst. Was du daran lobst habe ich wenigstens zu erreichen gesucht, bin aber leider weit hinter meiner Idee zurückgeblieben. Ich selbst habe auch keinen Genuß daran, diese Schrifft ist weder in ruhigen Stimmungen geschrieben, noch habe ich nachher wieder einen Augenblick gefunden, sie im ganzen zu übersehen. Und selten daß ein Leser bestimmt sagen kann was ihm wohlgethan hat. Das vierte Buch ist zur Hälfte fertig. Vielleicht ruckt die so andre Hälfte bald nach, alsdenn sollst du es bald haben. Schicke aber doch die drey Bücher die in[176] deinen Händen sind meiner Mutter, sie und andre, denen ich angekündigt, warten sehnlich darauf. Du kannst sie einmal wieder haben.

Der Prinz ist wieder hier! Ich fürchte seine Verirrungen werden ihm auf Zeitlebens eine falsche Falte lassen.

Lebe wohl und geniese der Ruhe die dir geschenckt ist. Zu uns zu kommen, würde ich dir iezt noch nicht rathen, vielleicht kommt eine Zeit da du mit denen Menschen leben kannst die dir so nahe verwandt sind ohne sie und dich unglücklich zu machen.

Grüse deine Frl. Schwester. Schreibe mir manchmal. Frau v. Stein lässt mich deine Briefe lesen, die mir wohlthätig sind. Adieu.

d. 3. Jul. 83.

G.


6/1756.


An Charlotte von Stein

Schon frühe wollt ich dir zu deinem Nahmenstage Glück wünschen, und mir auch daß mir der liebe Nahme noch immer so wohlthätig ist. Alles hat mich daran gestört. Danck für dein Zettelgen. Hier was ich von Kreide habe. Nach Tische such ich dich. Ich will alsdenn ein wenig ausreiten und Abends bey dir seyn lebe tausendmal wohl. d. 5. Jul. 83.

G.[177]


6/1757.


An Charlotte von Stein

Ich bin wohl eingehüllt nach Hause gekommen, dein Bruder borgte mir seinen Mantel und steckte sich mit Trebra unter Einen. Mit dem Morgen erwacht mein Andencken an dich. Wie freu ich mich dich zu sehen. Du kommst doch Nach Tische zu mir, denn Trebras kommen erst in's Haus. Abends gehn wir in den Garten. Schicke mir die Chodowieckischen Don Quichotes. Lebe wohl und liebe mich.

in Eil d. 11. Jul. 83.

G.


6/1758.


An Charlotte von Stein

Sage mir L. Lotte ob du heute recht wohl bist? Ich muß nothwendig nach Tiefurt und will zu Mittage hingehn, damit ich Abends wieder bey dir bin.

Ich kann dir nichts sagen. Mein ganzes Wesen ruht in dir. d. 12ten Jul. 83.

G.


6/1759.


An Charlotte von Stein

Laß mich wissen l. Lotte wie du geschlafen hast und sage mir daß du zu Freud und Liebe deines Freundes wieder aufgewacht bist. Hier schick ich ein[178] Stück Kirschkuchen das wohl schmecken und wohl bekommen möge.

d. 13. Jul. 83.

G.


6/1760.


An Johann Jakob Riese

Seitdem ich durch die Staffette Ihre Antwort mein lieber Riese erhalten, daß Sie die Gefälligkeit haben wollen Sich einer kleinen, artigen traurigen Person anzunehmen, habe ich nichts weiter über diese Sache schreiben können. Sie ist kranck geworden und man hat sie nicht weiter schicken können.

Melden Sie mir doch ob Sie etwa indessen ein Quartier besprochen haben? Am Besten wäre es, wenn man sie bei guten Leuten unterbringen könnte wo sie ihre Versorgung und Bedienung fände daß man dieienigen die gegenwärtig, um sie sind gleich abdancken könnte. Es wäre zur Ersparniß und wegen anderer Ursachen gut. Leben Sie wohl und nehmen Sie meinen besten Danck für Ihre freundschaftliche Willfährigkeit. Weimar den 14. Juli 83.

Goethe.


6/1761.


An Charlotte von Stein

Wie hast du geruht. Ist dein Kopf frey? Was nimmst du heute vor? daß wir uns ia nicht wieder verfehlen. Adieu! Ich bin stille, fleisig und wohne in deiner Liebe.

d. 16. Jul. 83.

G.[179]


6/1762.


An Charlotte von Stein

Mit vergeblichen Versuchen meine Gedancken von dir abzuwenden, bringe ich meinen Morgen zu. Mit Freuden erwarte ich die Stunde die mich zu dir bringen soll. Danck für dein Zettelgen du herzlich geliebte.

d. 19. Iul. 83.

G.


6/1763.


An Charlotte von Stein

Ich wünsche Nachricht wie m. L. geschlafen hat und wie sie sich befindet. Mögtest du doch recht wohl seyn. Nach Tische seh ich dich und verlasse dich ungern des Abends. Adieu beste. Lebe wohl du mein Glück.

d. 20ten Jul. 83.

G.


6/1764.


An Charlotte von Stein

Ich wünsche zu wissen ob meine Lotte nach Belvedere geht, oder ob sie mir bleibt. Ich habe viel zu lesen und zu kramen. Gestern kostete es mich viele Mühe leidlich zu seyn. Hier schicke ich dir Ostheimer Kirschen, sie sind durch einen Boten gekommen. Lebe wohl geliebteste. Wie steht das Kopfweh?

d. 21. Jul. 83.

G.[180]


6/1765.


An Charlotte von Stein

Wie ist's noch gestern im Garten gegangen? Ich habe mich eben so durchgeholfen. Oeser war gar lustig, Herder gut, Wieland gesprächig, Musäus gutmütig und plat wie immer.

Was giebts heute. Wie befindest du dich. Lebe wohl geliebteste und schicke mir die Raphaelischen Kupfer. d. 22. Jul. 83.

G.


6/1766.


An Adam Friedrich Oeser

Ihre heimliche Entweichung ist, wie Sie Sich leicht denken können, nicht zum besten aufgenommen worden, und ich fürchte würklich, Sie haben zu sehr geeilt und darüber vielleicht manches gute das Sie angelegt in Stocken gerathen.

Ich habe sogleich das Monument durch Schumann auf zusammen geleimtem Papier aufreißen lassen. Es nimmt sich recht schön aus, nur ist die Platte zu schmal. Sie ist eine Elle breit angegeben, hier schicke ich eine Zeile, daraus sich die Ohnmöglichkeit offenbaren wird die Schrift darauf zu bringen. Denn kleiner dürfen wir die Buchstaben nicht machen, es wäre eher zu wünschen, daß sie wegen der Höhe und Ferne größer werden könnten. Geben Sie mir balde[181] einen guten Rath, denn eher kann ich die Steine nicht bestellen. Die Zeile die ich hier überschicke hält 2 Fus 4 Zoll, rechne ich auch nur auf ieder Seite 2 Zoll von dem Rande der Tafel bis an die Schrift, so müßte die Tafel immer 2 Fus 8 Zoll Breite haben. Wollten Sie nun diese Zeile in der Höhe von etwa 7 Fus 8 Zoll an die Wand stecken, so werden Sie sehen, daß die Schrift kaum gelesen werden kann, nicht gerechnet, daß die Buchstaben nicht alle ihre rechte Breite haben, daß die Zwischenräume der Worte zu klein sind und daß das letzte Wort zusammen geschoben ist.

Verzeihen Sie daß ich Sie mit diesen Dingen verfolge, würden sie aber nicht berichtigt, so bliebe leider das schöne wider meinen Willen liegen.

Hier schicke ich Ziehens Weissagung und bitte:

Um Marmorpapier

Einige Grabstichels

und ein Stück Marmor zur Büste.

Leben Sie recht wohl und haben Tausend Dank für Ihre Gegenwart. Empfehlen Sie mich den werthen Ihrigen und Herrn Geh. K. R. Müller.

Weimar d. 24. Juli 83.

Goethe.


6/1767.


An Charlotte von Stein

Eh ich gehe muß ich meiner l. L. noch ein Andencken zurück lassen. Gegen Mittag bin ich wieder[182] hier und hoffe ein Zettelgen von dir zu finden. Du liebe gute wie freu ich mich mit iedem Morgen deines daseyns. Schreibe mir ob du heute bey Hof bist und liebe mich.

d. 27. Jul. 83.

G.


6/1768.


An Johann Carl Albrecht

Ew. Wohlgeb. muß ich für das Vertrauen, das Sie mir schencken wollen, Danck sagen ohne es annehmen zu können.

Das leidige Ende einer mit sovielen Hoffnungen angefangnen Reise hat mir persönlich soviele Kränckungen, Verdruß und Mühe verursacht, daß ich ohnmöglich unparteiisch seyn kann.

Das geschehene ist vorbey, der Prinz, wieder in dem Kreise seiner Familie, scheint sich selbst und die Maasstäbe wieder zu finden die er in dem Strudel der Fremden Welt, seiner eignen Führung überlassen, nothwendig verlieren musste.

Inwiefern sein Geist, seine Gesundheit, seine Casse wieder herzustellen sind, wird die Zeit lehren, und mit Geduld zu erwarten seyn. Dazu sind die dringendsten Anstalten soviel möglich war gemacht, und man wird ihm alles zu erleichtern suchen.

Übrigens bin ich fest entschlossen über die Sache nichts mehr zu hören, noch zu reden. Ich mag nicht gerne iemanden Unrecht thun, ich wünschte auch Ihnen[183] Gerechtigkeit widerfahren zu lassen; aber ich gestehe es, ich kann meine Empfindlichkeit gegenwärtig nicht weiter bringen als daß sie sich leidend verhalte.

Erlauben Sie mir also daß ich alles was einer Erklärung ähnlich sieht verbitte. Vielleicht weist mir die Zeit diese Vorgänge in einem andern Gesichtspunckte und ich werde alsdenn mit gleicher Offenherzigkeit handeln und meine Gesinnungen bekennen.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

Goethe.

Weimar d. 30. Jul. 83.


6/1769.


An Charlotte von Stein

Ich habe recht auf dein Zettelgen gewartet, und es verlangt mich sehr dich zu sehen, denn heute Nacht hast du mir im Traum manches schmerzliche erzeigt, das du wachend verbessern mußt. lebe Wohl dem deinigen.

d. 31. Jul. 83.

G.


6/1770.


An Charlotte von Stein

Hier gleich einen guten Morgen und die erste Reise, ich wünsche daß sie dir gefallen könne. Heute Nacht war meine Traumwelt ruhiger. Recht sehnlich hoff ich auf den Augenblick der mich zu dir bringt.

Nach Tische reite ich weg und bin Abends wieder[184] da. Adieu liebe L. Laß mich etwas freundliches zum Morgen hören d. 1. Aug. 83.

G.


6/1771.


An Charlotte von Stein

Meiner Geliebten schick ich schöne Früchte, sie hebt mir etwas davon auf, daß sie mir in ihrer Gegenwart doppelt gut schmecken. Lebe wohl gute und liebe mich.

d. 2. Aug. 83.

G.


6/1772.


An Charlotte von Stein

Hier ist ein Theil des Versprochnen. Das Wetter macht mich faul, ich mögte mich heute lieber hinsezen und mir Mährgen erzählen lassen als die Herren Stände bewillkommen. Es wird ein heises Mittags Essen werden. Laß mich nur ein Wörtchen von dir sehen. Heute Abend hab ich die Herzoginn Mutter in meinen Garten geladen, um die vorige Woche wieder gut zu machen. Lebe wohl. liebe mich und zeige mirs.

d. 4. Aug. 83.

G.


6/1773.


An Charlotte von Stein

Fritz will gerne ein Briefgen mitnehmen und ich mag gerne schreiben. Mögtest du doch wohl seyn; so wäre ich recht glücklich.

[185] Ich esse bey der Gräfinn und gehe vielleicht einen Augenblick zum Frühstück das die Herzoginn Mutter giebt. Diesen Abend suche ich dich. Lebe wohl beste.

d. 8. Aug. 83.

G.


6/1774.


An Charlotte von Stein

Wie befindet sich m. l. L. und werd ich auch wieder einmal einen guten Tag geniessen können. Oder vielmehr wird ihr der Genuss des Lebens wieder aufgeschlossen seyn, und mir durch sie.

Sage mir wie du lebst und wohin du heute denckst? Lebe wohl. meine Beste.

d. 9ten Aug. 83.

G.


6/1775.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Laß mich doch einmal wieder erfahren wie du lebst, was deine Gesundheit macht, wie sich die deinigen befinden, und schicke mir die Iphigenie, wenn du dir eine Abschrifft nehmen lassen, zurück.

Das Bild der Fürstinn das du mir geschickt, hat mich sehr gefreut, ich wünschte diese seltene Person zu kennen.

Mir geht es nach meiner Art sehr wohl, und es scheint als wenn ich mit der Welt und sie mit mir in ein Geschicke kommen wollte. Zeit wäre es, ob ich gleich bis zur Schwaben-Mündigkeit noch einige Jahre hin habe.

[186] Was ich mich manchmal sehne alte Freunde und besonders dich wieder zu sehen kann ich nicht sagen. Wie viel würde sich da in einem Augenblick berichtigen und befestigen!

Lebe wohl, grüse die deinigen, und gedencke mein.

Weimar d. 13. Aug. 83.

Goethe.


6/1776.


An Charlotte von Stein

Danck für deine Liebe und das Frühstück.

Wenn ich diesen Morgen meine Acktenhändel beyseite schaffen kann, so komme ich sehr gerne zur Waldner. Adieu du Beste du liebes Glück. d. 14. Aug. 83.

G.


6/1777.


An Charlotte von Stein

Ich bin gerne geblieben, und hoffe dich heute zu sehen. Danck für die Worte deiner Liebe. Ich halte mich still und ruhig, wenn du mir bleibst hab ich alles. Heute soll noch aufgeräumt werden. Lebe wohl du beste. d. 16. Aug. 83.

G.


6/1778.


An Charlotte von Stein

Fritz will was geschriebnes mitnehmen. Er soll mit mir essen, und dir einen guten Morgen bringen.

[187] Wenn es schön wäre lüde ich dich heraus. Schreibe mir wo du heute bist. Liebe mich mein Leben.

d. 24. Aug. 83.

G.


6/1779.


An Charlotte von Stein

[25. August.]

Herzlich bat ich die Muse mich liebliche Worte zu lehren

Heute zur Feyer des Tags doch sie erhörte mich nicht.

Besser lehrt mich das Kochbuch ein esbares Opfer zu bringen,

Wenn es dein Völcklein geniest, mehr es die Feyer des Tags.


Hier das befohlne und die freywillige Liebe.

G.


6/1780.


An Charlotte von Stein

Hier schicke ich das ganze Buch, suche dir die Spieler aus, und behalte mich recht lieb, den du dir allein ausgesucht hast. Jede Empfindung deines schönen Herzens ist mir werth. Morgen bin ich recht glücklich meinen ersten Tag mit dir zu erneuern. Adieu.

d. 27. Aug. 83.

G.


6/1781.


An Charlotte von Stein

Ich dancke für das schöne Angebinde durch den lieben Boten. Behalte mir deines lieben Herzens[188] Gefühle für den Rest meines Lebens. Ich bleibe der deinige. d. 28. Aug. 83.

G.


6/1782.


An Charlotte von Stein

Mit freudicher Erinnerung an eure gestrige Freundlichkeit schicke ich dir ein schmackhafftes Überbleibsel des fröhligen Tages. Ich bitte um die Iphigenie und um ein gutes Wort. Das Bild soll noch heute aufgetragen werden. d. 29. Aug. 83.

G.


6/1783.


An den Herzog Carl August

Durchlauchtigster pp. pp.

Ew. Hochfürstl. Durchl. werden ohne Zweifel die Gnade haben, nach Abgang des nunmehrigen geh. Hofr. Eckardts von der Bergwerks-Commission, dessen Platz durch ein andres Glied wieder zu ersetzen, wozu wir den Regierungs-Rath Voigt unzielsetzlich in Vorschlag zu bringen uns unterfangen.

Erlauben Höchstdieselben bey dieser Gelegenheit noch einen andern unterthänigen Vortrag.

Es hat Joh. Carl Wilhelm Voigt der jüngere, nachdem er durch die Gnade Ew. Durchl. die Freyberger Akademie besuchen und sich sowohl in denen sächsischen als Harzgebürgen umsehn und seine Kenntnisse[189] erweitern können, bisher sehnlichst gewünscht, auf eine oder die andere Weise Ew. Durchl. Diensten gewiedmet zu seyn.

Vielleicht wären Höchstdieselben nicht abgeneigt ihn als Bergsekretair bey der Commission anstellen zu lassen.

Es beschäftigt zwar dasjenige was für ihn in dieser Qualität zu thun seyn mögte, einen Mann nicht völlig, allein es wird nicht nur bey nunmehr balde zu hoffendem Umtriebe des Ilmenauer Werkes die Arbeit vermehrt werden, sondern er auch sich dadurch mehr ausbilden Hochdenenselben in diesen und vielleicht andern Fächern nützliche Dienste leisten zu können. Wie denn seine Fähigkeiten und sein guter Wilde das beste Zeugniß verdienen.

Sollten Höchstdieselben Hierauf einige Rücksicht zu nehmen geruhen; so werden die hierüber zu ertheilenden gnädigsten Befehle wir mit der vollkommensten Ehrfurcht zu befolgen für Schuldigkeit erachten, womit wir uns unterzeichnen.

Ew.

pp. pp.

Commissio.

Weimar den 29. Aug. 83.


6/1784.


An Johann Gottfried Herder

Deine Frau wird dir gesagt haben was für ein Misverständniß obwaltet, ich bitte dich deswegen zum[190] Anfange meines neuen Jahres, deine Gedancken über unser sämmtliches Schulwesen zu sammeln und mit mir wenn ich wiederkomme drüber zu sprechen. Ich will gern zu allem was du ausführbar hältst das meinige beytragen. Lebe wohl, ich gehe morgen nach Ilmenau. Noch vielen Danck für das gestrige Gute.

d. 29. Aug. 83.

G.


6/1785.


An Carl Ludwig von Knebel

Eh ich auf einige Zeit von hier weggehe, ich dencke meine Reise richtet sich nach dem Harze, muß ich dir noch ein Wort sagen.

Gestern war mein Geburtstag, und ich bitte dich auch für dies neu angehende Jahr um deine Liebe und Freundschafft. Meine hiesige Freunde und Guten waren gar artig und lieb und haben mir viel Freundlichkeit erzeigt, nach allen Aspeckten hoffe ich eine glückliche Zeit.

Die kleinen Stückgen die ich hier zurückschicke sind mit Verstand gemacht. Ich wünsche dir Glück zu der Acquisition guter Sachen.

Die Herzoginn Mutter ist in Braunschweig sehr vergnügt, man begegnet allen sehr gut.

Der Prinz lebt stille, seine Gesundheit braucht Erhohlung. Der Herzog beträgt sich gar gut gegen ihn.

Lebe wohl. schreibe mir manchmal, diesmal sag ich nicht mehr.

Weimar d. 29. Aug. 83.

G.[191]


6/1786.


An Johann Heinrich Merck

Im Begriff zu verreisen, packe ich die Zeichnung zusammen und schicke dir sie mit Dank zurück. Ich halte sie nicht für Original, habe sie aber doch in's kleine kopirt und viel daraus gelernt. Dabey liegen einige Kritzeleyen von mir, die immer noch wie vor Alters leider wüste und verworren sind, zu beliebigem Gebrauch, vielleicht kann ich einmal etwas bessers schicken. Für deinen lezten Knochen-Brief danke ich. Du spielst den neuen Hesekiel und die alten Todten werden bey deinem Spaziergang lebendig und kommen zu Ehren. Bey uns geht alles recht hübsch und gut. Schrautenbachs Todt hat uns alle gerührt und du wirst sehr bedauert. So lang die besten Menschen leben, genießt man sie nicht, und wenn sie sterben, gafft man ihnen nach. Lebe du wohl, in und mit den Deinigen, und laß manchmal etwas von dir hören.

Weimar den 29. Aug. 83.


6/1787.


An Charlotte von Stein

Ich bin noch nicht weg und sehne mich schon wieder zu dir. Wie wird es erst weiter gehn.

Lebe wohl du süse Freundin und Geliebte, deren Liebe und Umgang mich alleine glücklich macht. Wenn es möglich ist schreibe ich dem Herzog ein Gedicht auf seinen Geburtstag. Nochmals Adieu. Ewig der deinige.

d. 30. Aug. 83.

G.[192]


6/1788.


An Johann Friedrich Krafft

Das Geld will ich, wenn ich nach Weimar komme, übersenden. Übrigens bitte ich sich zu beruhigen, es ist für Ihren Gemüthszustand besser, daß Sie in der Stille leben. Sie haben mir schon Dienste geleistet und es findet sich auch wohl noch Gelegenheit dazu. Keine Gnade habe ich auszutheilen und meine Gunst ist nicht so wandelbar. Leben Sie wohl und geniesen des Wenigen in Frieden.

Ilmenau 3. Sept. 83.

Goethe.


6/1789.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Ew. Exzell.

verzeihen daß ich nochmals behellige. Es ist, wie ich auf der Cammer höre, Julius auf den 12ten dieses vor die Regierung beschieden, und da er extraiudizialiter erfahren weswegen diese Vorladung geschehen, hat er vorläufig bey der Cammer angefragt ob er allenfalls das ihm zugedachte Geschäfft annehmen dürfe? und zugleich versprochen, Morgens diese Restuntersuchung, Nachmittags die Binderischen Rechnungen vorzunehmen. Wie ich an dem alten Büttner merckte der davon unterrichtet schien behandelt man die Sache als wolle man nun wieder Bleymüllern revidiren lassen.

[193] Wäre es möglich und Ew. Exzell. könnten diese Einleitung abwenden; so wäre es für zwey Geschäffte eine grose Wohlthat die beyde durch diese Behandlung unendlich leiden. Es würde unfreundlich scheinen wenn man von Seiten der Cammer dem Lotterie Cassier verbieten wollte diese Arbeit zu übernehmen, und doch schiebt sich dadurch die gehoffte Ordnung des Oberweimarischen Rechnungs Amtes in die Weite, und für die Ilmenauer Angelegenheit ist auch kein Ende zu sehen.

Ich empfehle diese Anliegen und mich selbst Ew. Exzell. zu Gnaden und unterzeichne mich mit vollkommenster Hochachtung

Ew. Exzell

gehorsamsten Diener

Goethe.

Weimar d. 5. Sept. 1783.


6/1790.


An Charlotte von Stein

Nun Adieu liebe Lotte und Danck für deinen lieben Abschied der mir unvergesslich ist. Hier drey Schlüssel zur Kiste zum Schrancke, und zum Schreibtisch. biß auf wenige Geschäfftssachen ist das übrige alles dein. Ich hoffe nicht daß du Ursache haben sollst sie zu öffnen.

Lebe wohl ich bin der deinige. Fritz grüßt und ist munter und froh. Du hörst balde von mir.

d. 6. Sept. 1783.

G.[194]


6/1791.


An Charlotte von Stein

Langenstein d. 9. Sept. 83.

Erst heute Abend schreib ich meiner Lotte mit der ich mich diese ganze Zeit im Stillen beschäfftigt habe. Ich wünschte du wärest den ganzen Tag um mich unsichtbar, und trätest Abends wenn ich alleine bin wie aus der Mauer hervor, du würdest fühlen, was ich ietzt mit so vieler Freude fühle, daß ich nur alleine dein bin und dein seyn kann. Wie hoffe ich auf den Augenblick dich wiederzusehen, du hast mich mit allen Banden an dich gebunden.

Mir geht es bis hierher sehr wohl, man begegnet mir auf das Beste und Fritz ist recht artig und fasst sich bald wenn ihm etwas gegen die Stirne läufft.

Ich habe dir viel zu erzählen, es wird mir gut thun fremde Luft einzuathmen und mein Verhältniß von weitem zu betrachten. Die Existenzen fremder Menschen sind die besten Spiegel worinn wir die unsrige erkennen können.

Das Wetter ist nicht sehr günstig der Harz schickt Stürme und Wolcken, indessen hat es nicht geregnet und das ist schon danckenswerth.

Die Herzoginn, wie ich höre kommt erst Montags d. 15ten hierher, oder vielmer nach Halberstadt. Ich weis nicht ob ich sie sehen werde.

Ich freue mich herzlich auf deinen Brief in Cellerfeld.

[195] Lebe wohl und behalte mich in deinem Herzen und empfange mich wieder wie du mich verabschiedet hast. Es ist in der weiten Welt allerley vergnügliches und wenig trost zu holen, den ich allein in deiner Nähe finde. Lebe wohl Geliebteste.

G.


6/1792.


An Charlotte von Stein

Blanckenburg d. 11. Sept. 83.

Ohngeachtet meiner Müdigkeit muß ich dir heute Abend schreiben, denn gewiß heute waren alle deine Wünsche bey mir. Der erste schöne Tag seit der ganzen Reise! So lang ich bey der schönen Frau war hast du immer Sturm und leidig Wetter gemacht, und dafür meine Wallfahrt nach dem Rostrapp geseegnet. Es war ein köstlicher Tag. Und nachdem ich mich oben umgesehen hatte, stiegen wir in's Thal herunter, wo ich dich huntertmal hingewünscht habe als ich mit Fritzen auf einem grosen in den Fluß gestürzten Granitstück zu Mittage as. Du glaubst nicht wie artig er ist, wieviel Delikatesse er gegen mich zeigt. Ich habe nur einigemal nötig gehabt mit ihm ernstlich über kleine Unarten zu sprechen, du solltest sehn welch eine reine Würkung es gethan. Ich bin auch einzig glücklich in dir und ihm, alles andre kann ich mir nicht zueignen. Man begegnet mir überall auf das artigste, ich habe, und zeige auch[196] gute Laune, rede viel und habe doch noch kaum einen offnen ganz aufrichtigen Augenblick gehabt. Laß uns ia nie, auch nur vorübergehend verkennen was wir einander sind.


d. 13ten früh. Langenstein.

Wir haben gestern noch einen sehr schönen Tag gehabt um nach der Baumannshöle zu fahren, die Marmorbrüche und Mühle im Rübenlande zu besehen. Heute Abend geh ich nach Halberstadt wo die Herzoginn Morgen durchgeht, ich will dieses Blat deiner Schwägerinn mitgeben, meinen ersten Brief von hier aus wirst du erhalten haben.

Wie sehnlich habe ich dich an manchen Stellen zu mir gewünscht sie sind auserordentlich schön, und würden durch deine Theilnehmung himmlisch geworden seyn, um mich hier am rechten Platze des Ausdrucks Fritzgen Voß zu bedienen.

Fritz ist sehr glücklich und bildet sich zusehends. Er macht mir viel Freude und gewiß auch dir wenn er wiederkommt.

Ich bin sehr neugierig den Herzog zu sehen, und lasse mich es nicht mercken. Lebe wohl. Ich schreibe dir Morgen noch ein Wort dazu.


d. 14. früh Halberstadt.

Heute kommt die Herzoginn hier an und die ganze fürstliche Familie wird sie begleiten, ich werde sie alle sehen, und sie werden mir eine sehr willkommene[197] Erscheinung seyn. Vielleicht kann ich heute Abend noch ein Wort dazu schreiben. Morgen wird sich's entscheiden ob ich gleich auf Zellerfeld gehe oder ob ich vorher den Herrn v. Veltheim in Harpke das bey Helmstedt liegt besuche dann will ich auf Göttingen. Adressire mir doch ia dahin einen langen Brief, und laß Götzen sagen daß er alles was mit der Reichspost Freytags den 19ten abgehen kann nach Göttingen bey Magister Grellmann abzugeben unter meiner Adresse schickt. Es verstehn sich Briefe, Packete lässt er liegen, und schreibt nur dazu ob etwas vorgefallen. Sage es doch dem Herzog vielleicht hat er etwas mit zu schicken. Lebe tausendmal wohl meine Hoffnung und Freude. Grüse Stein, die kleine Frau und die Waldner. Empfiel mich der Herzoginn. Lebe wohl.


Abends.

Die Herrschafften sind alle, ausser der regierenden Herzoginn, vergnügt und wohl angekommen, ich habe den ganzen Tag in ihrer Nähe zugebracht. Davon mündlich. Lotte meine Lotte du bist mir alles. Was Fritz gut und verständig ist kann ich dir nicht ausdrücken. Hier ein Brief von ihm er hat einen gar artigen an Carl geschrieben.[198]


6/1793.


An Charlotte von Stein

Clausthal Sonnabend d. 20. Sept. 83.

Du wirst nun L. L. zwey Briefe von mir haben, einen mit der Post, einen durch Frl. Stein. Du hast gewiß im Schreiben gefühlt wie viel Vergnügen mir die deinigen machen würden, die ich hier gefunden habe, und der dritte den ich heute Abend erhalte.

Meine Reise geht sehr glücklich ich habe das schönste Wetter, und Morgen früh wagen wir uns auf den Brocken. Fritz ist gar lieb und gut und macht mir grose Freude. An ihm geniese ich ieden Augenblick im Stillen des Glücks daß ich ganz dein bin. Erst d. 18ten Abends kamen wir hier an. Ich werde dir viel von der schönen Frau erzählen, sie wusste nicht woran sie mit mir war, und gern hätte ich ihr gesagt: ich liebe, ich werde geliebt, und habe auch nicht einmal Freundschafft zu vergeben übrig. Vielleicht seh ich sie noch einmal in Göttingen oder Cassel denn sie geht in diesen Tagen nach Strasburg.

Hier bin ich recht in meinem Elemente, und freue mich nur daß ich finde ich sey auf dem rechten Weege mit meinen Spekulationen über die alte Kruste der neuen Welt. Ich unterrichte mich so viel es die Geschwindigkeit erlaubt, sehe viel, das Urtheil giebt sich.

Du wirst dich freuen über eine Menge Ideen die ich mitbringe auch über menschlich Natur und Wesen,[199] und was dich eigentlich angeht, du kannst mich immer noch einige Zeit missen, denn du wirst der entbehrten Tage doppelt geniessen. Wie glücklich machst du mich durch das sichre Gefühl daß ich dein sey, ich bin's auch l. Lotte, es ist unmöglich iemanden mehr anzugehören. Die ersten Tage an einem Orte wo soviel neues auf einen zuströmt geht es seinen Gang, aber wenn diese Bewegung abnimmt entsteht eine recht ängstliche Sehnsucht nach dir, die keine Worte ausdrücken. Wenn ich dir nur von den vielen schönen Gegenden etwas nach Ehringsdorf schaffen könnte daß du es an stillen Tagen zeichnetest, wir haben die schönsten Gegenstände mancher Art gesehn.

Bey Trebras gehts uns gut, es sind sehr redliche Menschen. Sie grüst dich recht herzlich und machts mit Fritzen wohl.

Grüse deine Schwester, du wirst ihr doch wohl vertraut haben daß dein alter Freund werth ist. Lebe wohl. Grüse den Herzog wenn er wiederkommt und bitte ihn wenn er etwas zu befehlen hat, es nur nach Göttingen zu schicken. Adieu. Ich bin ganz bey dir und grüse dich wo du auch seyst am Camin, im Cabinete, an irgend einem vielgeliebten Orte gute Nacht.

G.


d. 21. Sept.

Ehe wir den Brocken besteigen sage ich dir noch einen guten Morgen. Das Wetter hat sich überzogen,[200] vielleicht kommt uns das Morgen früh zu Gute denn wir bleiben diese Nacht oben. Oben auf dem Gipfel auf den alten Klippen will ich mich nach deiner Wohnung umsehn und dir die Gedancken der lebhafftesten Liebe zuschicken. Schon vor mehreren Jahren that ich dasselbe, und wieviel anders ists ietzo lebe wohl meine beste. Ich schreibe bald wieder.


6/1794.


An Charlotte von Stein

Zellererfeld Mittwoch d. 24. Sept. 83.

Unsre Brockenreise ist glücklich vollendet, ich habe in der Stille meine Augen nach der Gegend gewendet wo du wohnst und mich glücklich machst. Fritz war gar munter und brav. Er ritt auf einem kleinen Pferdgen so grade hin als wenn er ganz damit bekannt gewesen wäre, er ist sehr glücklich und hat nur kleine Anfälle von Laune und Unart.

Nun zieht mich mein Sehnen wieder zu dir, Freytags geh ich hier weg auf Göttingen wo ich Briefe von dir hoffe und dir auch schreibe.

Ich habe mich recht mit Steinen angefüttert, sie sollen mir, dencke ich wie die Kiesel dem Auerhan, zur Verdauung meiner übrigen schweeren Winterspeise helfen.

Und dich liebe Lotte hoffe ich wohl zu finden. Wie viel habe ich dir zu erzählen und wie gerne will[201] ich ausführlich seyn. Du wirst wieder recht fühlen daß ich nirgend nichts als bey dir zu suchen habe.

Lebe wohl! Mein Tag geht herum mit vielem sehn und ich kann dir in keiner Fassung schreiben, mein Herz hängt an dir. Lebe tausendmal wohl.

G.


6/1795.


An Charlotte von Stein

Göttingen d. 28ten Sept. 83.

Nur mit wenig Worten kann ich dir geliebte sagen daß wir glücklich hier angekommen sind. Ich habe mir vorgenommen alle Professoren zu besuchen und du kannst dencken was das zu laufen giebt. Um in ein Paar Tagen herumzukommen.

Es ist das schönste Wetter das du hoff ich auch geniessen wirst.

Wenn ich meiner Neigung folgte so ging ich grade von hier zurück. Fritze aber plagt mich so sehr Cassel und besonders den Riesen auf dem Winterkasten zu sehen daß ich ihm die Freude nicht versagen kann. Du wirst dich verwundern wie er zugenommen hat.

Deine Briefe die ich hier gefunden, haben mich recht erquickt da ich von dem Harz kam. Diese Reise thut mir sehr wohl, sie war eben zur rechten Zeit eingeschlagen. Du glaubst nicht wie leicht es mir wird mit den Menschen zu handeln, da ich nicht mit ihnen umzugehn brauche. Ich habe dir recht viel zu erzählen und hoffe herzlich auf deine Gegenwart.

[202] Ich mag mich sogerne in Gedancken bey dir niederlassen, und künftige Winterabede vorausgeniessen. Lebe wohl. Fritz will auch schreiben. Er kommt aber wohl nicht dazu. Grüse alles.

G.

Schreibe mir doch nach Gotha und lass die Briefe beym Prinzen August abgeben. Daß ich noch etwas unterweegs finde.[203]


6/1795a.


An Christian Gottlob Voigt

[Herbst 1783]

Hierbey folgt die Adresskalender Proposition zurück, ich habe auch kein Votum als: lateamus.


[19] Was sagen Sie zu beyliegendem Oberreitiano? ist? und wie ist ihm zu helfen?

In Hoffnung Sie recht balde wieder zu sehen.

G.[20]


6/1796.


An Charlotte von Stein

Cassel d. 2. Oktbr. 83.

Wir sind nun hier und sehr vergnügt, verzeihe nur l. Lotte daß wir so lange ausbleiben. Wenn es Fritzen nachginge, so müsste ich nach Franckfurt, er plagt mich und thut alles mich zu bereden. Wenn ich ihm sage seine Mutter sey allein; so versichert er mir die meinige würde ein groses Vergnügen haben uns zu sehn u.s.w.

Ich bin an Hof gewesen, und werde überall sehr gut aufgenommen, den gleichgültigen Menschen begegne ich nach der Welt Sitte, den guten begegne ich offen und freundlich und sie behandlen mich dagegen als wenn mich der Verstand mit der Redlichkeit erzeugt hätte, und diese Abkunft etwas weltbekanntes wäre.

Das Wetter ist unendlich schön. Und ich habe Augenblicke und Anblicke wo ich dich sehnlich an[203] meinen Arm wünsche. Du bist das liebste womit ich alle schöne Gegenden ziere.

Du wirst geliebt wie du es wünschest, und ich kann allein in dir finden was ich mein ganzes Leben durch gewünscht habe, das wirst du recht lebendig an der Erzählung vernehmen die ich dir von dieser Reise ma chen werde.

Ich sehe sehr schöne und gute Sachen und werde für meinen stillen Fleis belohnt.

Das glücklichste ist daß ich nun sagen kann, ich bin auf dem rechten Wege, und es geht mir von nun an nichts verlohren.

Lebe wohl. Ich dencke Sonntags d. 5. von hier ab und nach Eisenach zu gehn und dann schnell zu dir welche Freude dich wieder zu sehn und für immer dein zu seyn.

G.


6/1797.


An Charlotte von Stein

Wie froh bin ich daß ich dir wieder ein Frühstück mit einem guten Morgen schicken kann.

Hier ist zugleich ein Brief des Hannovrischen Kestners über die Iphigenie der dir wohl gefallen wird. Lebe wohl ich weis nicht ob ich heute früh kommen kann.

d. 7. Oktbr. 83.

G.[204]


6/1798.


An Charlotte von Stein

Ich sitze dergestalt in Akten daß ich meiner lieben kein Wort habe sagen können und daß ich auch sobald nicht kommen kann.

Mein ganzes Herz verlangt zu dir.

Seidel ist glücklich und gar verständig zurückgekommen und hat seine Sachen gut gemacht.

Lebe wohl, ich sehe dich wo möglich vor Tische.

d. 10. Oktbr. 83.

G.


6/1799.


An Friedrich Justin Bertuch

Hier überschicke ich nach meinem Versprechen ein Paar Zeichnungen, nicht als Kunstwercke sondern als Erinnerung der angenehmen Stunden die ich mit ihnen zugebracht, vielleicht kann ich einmal etwas bessers liefern. Herr Roth Krause freut sich, mit mir und den hiesigen Liebhabern, auf den Transport den Sie mir schicken wollen, thun Sie es balde, und behalten mich in gutem Andencken.

Weimar d. 12. Oktbr. 83.

Goethe.


6/1800.


An Charlotte von Stein

Fritz exequirt mich um ein Briefgen an dich, ich brächte dir den Grus lieber selbst. Hier schick ich[205] ein Stück Kuchen zum Frühstück und bitte um ein Wörtgen.

Mein Abend gestern hat gute Würkung gethan. Mein Geist ist mit dem frühsten wieder bey dir.

Lebe wohl. Du beste.

d. 14. Oktbr. 83.

G.


6/1801.


An Charlotte von Stein

Einen guten Morgen meiner lieben Lotte und den verlangten Brief. Laß deine Gedanken mir in dem schönen Wetter folgen und begrüse mich bey meiner Rückkehr freundlich. Adieu Geliebteste.

d. 18. Oktbr. 83.

G.


6/1802.


An Charlotte von Stein

Hier schick ich dir eine Antwort an Schlieven, frage ob du nichts zu erinnern hast. Die Sprache genirt mich gar sehr. Und bitte um ein liebes Wort du liebe. d. 19. Octbr. 83.

G.

Ich will Herders zum Thee einladen du kommst doch auch.


6/1803.


An Johann Gottfried Herder

Wenn dirs gelegen ist, so will ich Klauern mit deiner Büste diesen Nachmittag etwa um zwey Uhr[206] zu mir bestellen. Du kömmst, auch die Frau etwa um 4 Uhr, oder wann sie will, wo mehr Gesellschaft kommen wird. Wir müssen doch zu dem Bilde thun; denn noch sind wir gegen das vorige um wenig gebessert.

d. 19. October 83.


6/1804.


An Charlotte von Stein

[19. October.]

Tausend Danck für deine Fürsorge! Wenn es dir nicht zu wider ist das Billet noch einmal abzuschreiben so laß die Stelle: pour le calmer bis bonne grace weg und seze allenfalls: mais il se remit bientot et me dit: n'en parlons plus et laissons ce soin a Mdme la Duchesse, elle me veut du bien, elle sentira que cela me doit faire de la peine et elle arrangera cela d'une façon que je pourrai etre content.

Nochmals Danck. Gegen 1 Uhr komme ich.

G.


6/1805.


An Charlotte von Stein

Ja liebe Lotte meine Liebe zu dir ruht auf gutem Felsengrund ich bin wohl und will gegen 12 Uhr kommen dich abzuhohlen. Lebe wohl. und liebe mich.

d. 27. Oktbr. 83.

G.[207]


6/1806.


An Charlotte von Stein

Den ganzen Morgen sprech ich mit dir, und schreibe an dich in Gedancken und habe noch nicht zur Feder kommen können. Ich bin dein und komme nicht von dir weg. Vor Tische seh ich dich noch. Die kleine Schardt hat mich gar artig zu Gaste geladen, ich gehe hin. Laß mich immer deine Zärtlichkeit fühlen. Heute Abend ist mir's traurig. Lebe wohl.

d. 30. Oktbr. 83.

G.


6/1807.


An Charlotte von Stein

[Ende October.]

Deine Freude freut mich über die masen, und ich dancke dir für die gute Aufnahme des Bildes. Hier schick ich die Zeichnung von Exten. Heute fand ich sie und habe sie getuscht. Ziehe ein Rähmgen darum nur nimm dich mit dem Grün in acht. Wenn du von der Herzoginn kommst so schreibe mir wie es heute Abend werden soll. Ich komme gerne und ich dencke ein wenig Bewegung ist mir gut.

G.


6/1808.


An Charlotte von Stein

Ich befinde mich ganz wohl auf, und hoffe auf heute Abend, hier ist das geseegnete Amulet wieder mit tausend Danck.

[208] Die Werthern hat mir ein Briefgen geschrieben das völlig in ihrer Art ist. Du sollst es sehen. Liebe mich mit deiner Liebe, die dir ganz eigen ist und Lebe wohl. Schreibe mir wann du kommst.

d. 3. Nov. 83.

G.


6/1809.


An Charlotte von Stein

Fritz bringt einen guten Morgen und ich möchte garzugerne recht viel von meiner Geliebten hören, der ich so einzig gehöre und mit Leib und Seele zugethan bin. Adieu.

d. 5. Nov. 83.

G.


6/1810.


An Charlotte von Stein

Meinem Lottgen muß ich zur Neuen Epoche guten Morgen sagen. Noch nie hab ich sie so angefangen. Möge es uns täglich wohler und ich dir täglich lieber werden, und wir recht lange so bleiben.

d. 8. Nov. 83.

G.


6/1811.


An Charlotte von Stein

Deine freundliche Zusprache gestern Abend hat mit bewogen heute früh am Wilhelm zu schreiben und ich hoffe heute das vierte Buch zu endigen und gleich das fünfte anzufangen. Am vierten schreibe ich akkurat[209] ein Jahr seit d. 12. Nov. 82 wie ich angemerckt habe. Ausserdem stehen noch Kasten und Ackten Päcke um mich her. Wenn ich dich nicht aufsuche habe ich nichts auszugehn. Gegen 8 Uhr komm ich auf alle Fälle. Unter der Tour Zeit werd ich wohl Herdern besuchen. Der Moostranck schmeckt so bitter daß ich endlich einen Begriff von dieser Geschmacks Eigenschafft habe. Adieu du geliebteste. d. 9. Nov. 83.

G.


6/1812.


An Charlotte von Stein

Ich bin recht wohl und freue mich deines Wohlseyns, und daß du gestern Abend vergnügt warst. Zur Herzoginn geh ich nicht, was soll mir der Zeitverderb. Vielleicht gehe ich ein wenig in die freye Lufft und besuche dich. Diesen Abend bin ich bey dir lebe wohl du immer meine.

d. 12. Nov. 83.

G.

Heute ists ein Jahr daß ich das vierte Buch Wilhelm Meisters angefangen habe und heute endige ich es. Adieu.


6/1813.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Schon lange hätte ich dir auf deinen lieben Brief antworten sollen, umsomehr als ich mich nicht erinnre das Exemplar der Iphigenie wiedererhalten zu[210] haben. Ich weis noch wohl daß mir ein Brief sie ankündigte, allein daß sie angekommen sey davon weis ich nichts, auch findet sich das Exemplar nicht unter meinen Sachen. Laß dir aber darüber keine Sorge werden, es ist kein groses Übel. Du hast doch eine Abschrifft davon, und vielleicht findet sichs noch. Könntest du etwa auf der Post wo doch solche Packete eingeschrieben werden nachfragen und forschen lassen.

Wir hätten dir gerne eine gute Büste von Herdern geschafft, Klauer hat sich unsägliche Mühe gegeben, es wollte aber nicht ganz werden.

Von meinem Leben ist es wieder ein schönes Glück daß die leidigen Wolcken die Herdern solange von mir getrennt haben, endlich, und wie ich überzeugt bin auf immer sich verziehen mußten. Es würde dir ietzo gewiß recht wohl bey uns werden.

Ich stecke mitten unter meinen Geschäfften noch immer so voll Leidenschafften, Liebhabereyen, Erfindungen, Einfälle, Grillen und Plane daß mir würcklich manchmal das Leben sauer wird. Indessen nimmt unsre Constitution eine bessere Consistenz, und ich habe immer noch mein altes Wesen das mich durch alles durchbringt.

Lebe wohl, behalte mich lieb, sage mir manchmal ein gut Wort, und grüse die deinigen.

Weimar d. 12. Nov. 83.

G.[211]


6/1814.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich dancke dir für deine freundlichen Worte, und erwiedre nur weniges mit flüchtiger Feder.

Ehstens erhälst du das vierte Buch Wilhelm Meisters, möge es dir einen guten Abend machen, nimm auch mit diesem Stücke vorlieb ich kann nicht mehr geben. Schicke es alsdann bald an meine Mutter, daß es die übrigen Freunde noch vor Schlusse des Jahrs erhalten wie ich versprochen habe.

Wir sind ietzt ganz in Welt und Naturgeschichte, Reisebeschreibungen und was dazu gehört ausgegossen, sey doch so gut dich zu erkundigen was ein wohlgewählter Atlas von Homannischen Garten kostet, es müste aber nicht so einer seyn wie sie sie auf den Kauf binden lassen, sondern die neusten besten Karten und so viel als man zum allgemeinen Gebrauch nötig hat, die specialern haben wir auf der Bibliotheck wo man freylich nicht immer hinrekurriren kann. Sage haben sie nicht etwa auch einen Globus mässiger Gröse worauf die neusten Entdekungen verzeichnet wären.

Die November Geburtstäge werden ehstens gefeyert und deiner dabey in ehren gedacht werden.

Im Tiefurter Journal zeichnet sich ein Gedicht an die Erinnerung aus. Weisst du den Verfasser?

Diesen Winter werde ich schweerlich von hier wegkönnen,[212] ich habe allerley Pensa zu absolviren. Künftiges Jahr aber muß ich auf den Fichtelberg, wie schön wenn wir uns da begegnen könnten. Meine Passion zur Mineralogie hat mich zu schönen Entdeckungen, auf meiner lezten Reise geführt.

Habe ich dir schon gesagt daß ich in Göttingen die Gelehrten und in Taffel den gelehrten Hof gesehen habe. Zwar am lezten ist die Gelahrtheit nur Eine Seite des monstrosen Tableaus.

Lebe wohl.

Der durch seine Bemühungen über die Arabische Poesie bekannte Iones hat die Moallakat oder die 7 Gedichte der 7 grosen arabischen Dichter die in der Moschee zu Mecca aufgehängt sind mit einer Englischen Überzezung herausgegeben. Sie sind im Ganzen sehr merckwürdig, und einzelne allerliebste Stellen drinne. Wir haben uns vorgenommen sie in Gesellschafft zu übersezen, und also wirst du sie auch bald zu sehen kriegen. Nochmals Adieu.

d. 14. Nov. 83.

G.


6/1815.


An Charlotte von Stein

Meine erste Gedancken schicke ich wie gewöhnlich meiner Geliebten zu und wünsche ihr einen guten Morgen. Ich will heute allerley über Seite bringen und dann mit dir meinen glücklichen Tag beschliesen.

d. 16. Nov. 83.

G.[213]


6/1816.


An Charlotte von Stein

Meiner l. Lotte sage ich durch das trübe Wetter den freundlichsten guten Morgen, versichre sie meiner ewigen Anhänglichkeit und bitte sie heute Abend für mich zu Hause zu seyn. Mittags bin ich zur Herzoginn Mtutter geladen.

d. 17. Nov. 83.

G.


6/1817.


An Charlotte von Stein

Meine Lotte sollte mir würcklich auf einige Zeit Urlaub geben und mich nicht immer enger und enger an sich ziehen und befestigen. Du beste ich habe dir mit iedem guten Morgen für den guten Abend zu dancken den du mir gemacht hast.

Schicke mir doch die Ode wieder ich will sie in's Tiefurter Journal geben du kannst sie immer wieder haben. Was sagst du zu der wunderbaren Schrifft die ich dir gestern hinterlies? Sollte man dencken daß so etwas existirte. Lebe wohl, liebe mich und bleibe mein.

d. 19. Nov. 83.

G.


6/1818.


An Charlotte von Stein

Fritze will ein Zettelgen an dich mitnehmen er ist gar gut und artig.

[214] Hier schick ich dir einen guten Morgen durch unser liebes Band. Ich bin und bleibe dein und bitte dich um mein Glück das ich ganz allein in dir hoffe, denn meine Gedancken sind von der übrigen Welt abgezogen. Heute Abend will ich in die Gesellschafft gehn.

d. 20. Nov. 83.

G.


6/1819.


An Charlotte von Stein

Guten Morgen liebe Lotte zum ersten Frost. Vielleicht giebt es bald Eisbahn, die mir aber wenig Freude machen wird weil meine Liebste nicht hinauskommen will. Schreibe mir auch wie du dich befindest, daß du mich liebst, und immer mehr mein seyn und bleiben willst.

d. 22. Nov. 83.

G.


6/1820.


An Charlotte von Stein

Fritz wird dir meinen guten Morgen gebracht haben. Mein Hals ist noch nicht ganz gut mein übriges Wesen aber durch den Schlaf wieder in's Gleichgewicht gebracht. Nur meine Liebe zu dir kann in kein Gleichgewicht kommen, sie hängt immer ganz ganz allein zu dir. Lebe wohl. Schreibe mir was du heute thust. Ich mögte mich inne halten mich diesen Abend einen Augenblick nach Hofe begeben, um Abschied[215] zu nehmen und einen Vorwand zu haben bey dir zu seyn.

d. 23. Nov. 83.

G.


6/1821.


An Charlotte von Stein

[23. November.]

Meine Lotte hat mir gute Essen geschickt, ein Paar Zeilen von ihrer Hand wären mir der liebste Nachtisch gewesen. Sey wegen meiner unbesorgt denn alles was mir wiederfährt freut mich, weil es mir um deintwillen geschieht. Denn auch das entferntste duld ich weil du bist, und wenn du nicht wärst hätt ich alles lange abgeschüttelt. Du aber machst mir alles süse. In allen und bey allen Dingen fühl ich deine Liebe. Leb wohl. Es ist recht gut daß ich gegangen bin. Grüse die Reisenden vielmals.

G.


6/1822.


An Johann Kaspar Lavater

Lieber Bruder, dein Brief kam heute um 10 Uhr an, als die fürstlichen Reisenden schon um 7. abgefahren waren ich konnte also deine Pülvergen nicht selbst einrühren und nach Vorschrifft eingeben, sondern musste sie nachschicken. Ich hoffe die Dose wird nicht zu starck seyn daß sie auf einmal genossen schädlich werden könnte. Sie sind mit dir über alles zufrieden.[216] Lebe wohl und liebe mich du alter, erfahrner, verständiger, kluger, menschenfreundlicher, thätiger Arzt, der, wenn es die Noth erfordert, es nicht für einen Raub hält, zu quacksalben. d. 24. Nov. 83.


6/1823.


An Charlotte von Stein

Das nötigste zum Anfang meines Morgens ist zu wissen wie du geschlafen hast, wie du dich befindest. Warum sas ich doch gestern so entfernt von dir meine Nahe. Auch war ich dir nah und fürchtete nur du mögtest Kopfweh haben und den Scherz nicht ganz mit geniesen. Lebe wohl und vergnügt. Ich sehe dich bald denn ich muß heute der freyen Lufft geniesen. Adieu meine Beste. d. 26. Nov. 83.

G.


6/1824.


An Charlotte von Stein

[26. November.]

Hier ist die Antwort der Kleinen. Ich komme also zu dir, unser Weeg bleibt immer zusammen. Schicke mir doch den Theil des Atlas worinne die Carten von Italien sich befinden, und sage mir etwas näher was ich im Schatten gegen dich gesündigt habe.

G.[217]


6/1825.


An Johann Kaspar Lavater

Ich erhalte dein zweytes Zettelgen und nun auch ein vernünftig Wort. Der Fürst hofft das beste von deiner Würckung und ich wünsche daß sie ihm das Leben leidlicher machen möge. Ich weis zwar ihr eigentlich Verhältniß nicht, habe auch nie darnach gefragt. Unsre Herzoginn kann der Fürstinn nie etwas werden, noch umgekehrt. Wir stehen hier ietzt ziemlich alle auf menschlichen Füsen. Lebe wohl. Der Herzog ist recht brav, nur machen ihm die fürstlichen Erbsünden mit denen er zu kämpfen hat das Leben offt sauer. Weimar d. 28. Nov. 83.

G.


6/1826.


An Charlotte von Stein

Was du zu hören und zu sehen nicht müde wirst sollst du auch in dieser neuen Schrifft lesen: daß ich dich liebe, daß ich dein bin, und daß ich mich auf diesen Abend herzlich freue wenn ich ihn mit dir zubringen kann. Lebe wohl und liebe.

d. 1. Dez. 1783.

G.


6/1827.


An Charlotte von Stein

Da heute Conseil ist und ich es nie ohne die höchste Noth versäumt habe, entschliese ich mich hinein[218] zu gehn. Es ist mir so ziemlich. Wenn ich wieder herauskomme hörst du von mir. Ich binn dir mit Leib und Seele ergeben.

d. 2. Dez. 83.

G.


6/1828.


An Charlotte von Stein

Es geht mir immer besser und wird mir am besten gehn wenn ich dich wieder bey mir sehe. Ich hab es Wielanden sagen lassen ob er heut Abend kommen will. Du warst Gestern vergnügt bey mir und ich war recht glücklich daß ich dir zu einem metaphisischen Leibgerichte verhelfen konnte. Lebe wohl. Liebe mich, meine beste. d. 4. Dez. 83.

G.


6/1829.


An Charlotte von Stein

Eigentlich bin ich weder besser noch schlimmer als gestern. Komm ia bald Liebste damit ich das beste meines Lebens geniese. Wir wollen im Pagé lesen und gegen Abend Herders erwarten.

Liebe mich das ist warrlich fast das einzige was mich noch halten mag.

d. 5. Dez. 83.

G.


6/1830.


An Charlotte von Stein

Laß, mich doch gleich wissen wie du geschlafen hast und wie du dich befindest. Wie deine Hoffnungen[219] auf den heutigen Tag sind. Mit dir ging mir auch gestern alle gesellige Freude weg. Sie waren noch recht munter ausser der kleinen die etwas auf dem Herzen und im Köpfgen hatte. Lebe wohl. und laß mich bald von dir hören. d. 6. Dez. 83.

G.


6/1831.


An Charlotte von Stein

Sage mir doch l. Lotte wie es mit dir steht denn ich muß immer Nachricht von dir haben. Meine Gesellschafft auf heute Abend habe ich absagen lassen. Denn wenn ich nicht mit dir seyn kann will ich allein seyn. Schweer wird mir's dir so nahe dich nicht zu sehen. Doch darf ich es nicht wagen auszugehn. Adieu. Adieu. d. 6. Dez. 83.

G.


6/1832.


An Charlotte von Stein

Nun wird mir höchst nötig zu wissen was meine Lotte macht. Wie sehr wünscht ich daß es besser wäre wenn sie mich auch gleich heute noch nicht sehen kann. Bey mir hat es sich nicht mercklich geändert, und ich habe mir vorgenommen immer fort das Haus zu hüten. Ob mir gleich ein wenig bewegung auch wohl gut seyn möchte. Liebe mich und sage es mir. Gestern Abend las mir Fritz noch, es freute mich daß[220] er von eben dem Geschäffte bey dir kam. Lebe wohl. du bestes.

d. 7. Dez. 83.

G.


6/1833.


An Katharina Elisabeth Goethe

Aus Ihrem Briefe Liebe Mutter habe ich mit vieler Freude gesehen daß Sie wohl sind und der Vergnügen des Lebens so weit es gehen will geniesen. Ehstens erhalten Sie das vierte Buch von Meistern den ich Ihnen zu der übrigen dramatischen Liebhabery bestens empfehle.

Wegen der Iphigenie machen Sie keinen Lärm, denn wozu hilft das, aber suchen Sie wo möglich die Sache in's Klare zu bringen und das Packet zu verfolgen, denn es ist hier nicht angekommen, ich müsste mich denn sehr irren, welches zwar bey denen tausend Dingen die mir im Kopfe haushalten möglich wäre. Da Sie ein wohlgeschrieben Exemplar haben; so kommt es mir bedencklich vor. Könnten Sie die Zeit wenn Sie es erhalten nicht näher bestimmen, und mit dem Düsseldorfer Postschein zusammen halten. Auf alle Fälle schadets nichts wenn Sie auf dem Postammte die Sache glimpflich anbringen und sie in's Licht stellen lassen.

Frau Bätty hat übrigens gegen alle Lebensart gehandelt, gegen alles mütterliche Gefühl, daß sie Ihnen mit einer solchen Klatscherey nur einen Augenblick[221] verderben konnte als die Nachricht von mir ist. Sie haben mich nie mit dickem Kopf und Bauche gekannt, und daß man von ernsthafften Sachen ernsthafft wird, ist auch natürlich, besonders wenn man von Natur nachdencklich ist, und das Gute und Rechte in der Welt will.

Hätte man Ihnen in dem bösen Winter von 69 in einem Spiegel vorausgezeigt, daß man wieder auf solche Weise an den Bergen Samariä Weinberge pflanzen und dazu pfeifen würde, mit welchem Jubel würden Sie es angenommen haben.

Lassen Sie uns hübsch diese Jahre daher als Geschenck annehmen, wie wir überhaupt unser gazes Leben anzusehen haben und iedes Jahr das zugelegt wird mit Danck erkennen.

Ich bin nach meiner Constitution wohl, kann meinen Sachen vorstehn, den Umgang guter Freunde geniesen und behalte noch Zeit und Kräffte für ein und andre Lieblingsbeschäfftigung. Ich wüsste nicht mir einen bessern Platz zu dencken oder zu ersinnen, da ich einmal die Welt kenne, und mir nicht verborgen ist wie es hinter den Bergen aussieht.

Sie an Ihrer Seite vergnügen Sie Sich an meinem Daseyn ietzt und wenn ich auch vor Ihnen aus der Welt gehen sollte. Ich habe Ihnen nicht zur Schande gelebt, hinterlasse gute Freunde und einen guten Nahmen, und so kann es Ihnen der beste Trost seyn daß ich nicht ganz sterbe.

[222] Indessen leben Sie ruhig, vielleicht giebt uns das Schicksal noch ein anmutiges Alter zusammen das wir denn auch mit Danck ausleben wollen.

Entschuldigen Sie Seideln daß er nicht schreibt. Seit seiner Rückreise hat er viel zu thun vorgefunden. Wieland und Frl. Jöchhausen will ich ermahnen.

Ich weis nicht ob Ihnen schon geschrieben ist daß ich den Sohn der Oberstallmeister von Stein meiner werthesten Freundin, bey mir habe, ein gar gutes schönes Kind von 10 Jahren, der mir viel gute Stunden macht und meine Stille und Ernst erheitert. Er ist mit mir auf dem Harz gewesen.

Hier schicke ich eine Partie Teifurter Journale es ward als ein Wochenblat zum Scherze angefangen als die Herzoginn Mutter vorm Jahre in Tiefurt wohnte und wird seit der Zeit fortgesezt. Es sind recht artige Sachen drinne und wohl werth daß Sie es durchblättern. Wenn Sie es genug haben schicken Sie es nach Zürch an Frau Schulthes. So auch das 4te Buch Wilhelm Meisters. Leben Sie recht wohl und lieben mich. Weimar d. 7. Dez. 83.

G.

Stieben kennen wir nicht.


6/1834.


An Charlotte von Stein

Meiner Lotte muß ich bey Zeiten sagen daß in ihr die einzige Freude meines heutigen Tages ruht.[223] Wie befindest du dich? Wirst du mich besuchen? Ich bitte gehe nicht zu frühe aus, ich will dich lieber noch einen Tag entbehren, und mich deiner Liebe in der nahen Entfernung freuen. Hier einige Journale es stehen artige Sachen drinne. Wie gern sag ich dir immer dasselbige. Liebe mich. Lebe wohl und erfreue mich mit einigen Worten.

d. 8. Dez. 83.

G.


6/1835.


An Carl Ludwig von Knebel

Ehstens kommt Wilhelm Meisters 4. Buch von Gotha aus zu dir, wo es den Prinzen August besucht hat. Wenn du es gelesen bitte ich es nur in blaue Pappe einbinden zu lassen. Da es durch mehr Hände gehen soll, ist es zu leicht gehefftet, geniese was dir geniesbar ist daran und schick es an meine Mutter.

Für den Catalog der Charten, besonders für das Büschingische Verzeichniß dancke ich dir. Ich werde mir das letzte zu nutze machen und von Bremen das nötigste kommen lassen.

Herder schreibt eine Philosophie der Geschichte, wie du dir dencken kannst, von Grund aus neu. Die ersten Kapitel haben wir vorgestern zusammen gelesen, sie sind köstlich. Ich lebe neuerdings sehr eng doch artig. Welt und Naturgeschichte rast iezt recht bey uns.

Lebe wohl und laß manchmal von dir hören.

Weimar d. 8. Dez. 83.

G.[224]


6/1836.


An Charlotte von Stein

[8. Dezember.]

Nun kann ich ruhig zu Bette gehn denn die Hoffnung meines Tages ist erfüllt. Wie sehnlich wartete ich auf ein Wort von dir. Was doch gut ist daß der Mensch nichts voraus weis. Dich zwey ganzer Tage nicht zu sehen, wäre mir gestern früh unerträglich gewesen. Doch übereile dich nicht, und halte dich Morgen inne wenn du dich nicht ganz wohl fühlst. Gute Nacht. Du Einziges.

G.


6/1837.


An Charlotte von Stein

[9. December.]

Wie einsam bin ich l. Lotte ohne dich. Wäre das Wetter so schön wie gestern Abend ich käme gewiß zu dir. Sage wie du dich befindest. Ich bin noch in einem, und warte es gerne gelassen ab, wenn ich nur nicht von dir ferne wäre. Halte dich aber und komme nicht zu früh. Du meine Beste. Wenn du magst so schreibe mir. Ich reise indessen. Und bediene mich der schönen Karten die ich indessen von Büttnern geborgt habe, biß sie meine werden. Lebe wohl. Warum bin ich nicht in deiner Gesellschafft! Ohne dich giebts keine. Lebe wohl.

G.[225]


6/1838.


An Charlotte von Stein

Meiner Lotte muß ich zum guten Morgen den besten Danck für ihre Herzstärckung sagen die sie mir noch gestern Abend zuschickte. Habe nur Geduld mit mir und Zutrauen es wird sich gewiß wieder geben. Es ist mit mir freylich sehr abwechselnd in diesem Augenblick da ich schreibe ist mir recht wohl. Gegen Mittag will ich sehn ob ich ausgehen kann oder ob ich dich wieder einladen muß. Du meinigste! Geliebteste. d. 10. Dez. 83.

G.


6/1839.


An Charlotte von Stein

Mein gestriger Ausgang hat mir einen Zahnfluß und dicken Backen zuwege gebracht, man sieht daß allerley im Cörper stickt das nicht weis wohin es sich resolviren soll.

Heute hoffe ich von meiner Lotte besucht zu werden. Oder es wäre doch wohl besser wenn ich mich Abends recht einwickelte und zu dir käme wir sind doch ruhiger, und mir ist's gar zu wohl bey dir. Adieu beste sag mir ein Wort. d. 11. Dez. 83.

G.[226]


6/1840.


An Charlotte von Stein

Ich bin leidlich und lebe nur für dich. Meine Hoffnung ist dich wieder bey mir zu sehen. Schreibe mir wenn und ob du iemand mitbringst.


Ich lasse euch ein kleines Abendessen bereiten. Lebe wohl. Ich habe vielerley zu thun und werde noch dazu zerstreut. d. 13. Dez. 83.

G.


6/1841.


An Charlotte von Stein

Ich erwache wieder für dich, und bin glücklich daß dich mein Morgengrus so nahe besuchen kann.

Die schöne Sonne hat mich hergestellt, denn heute früh war mir es nicht sonderlich. Diesen Abend komme ich zu dir, wir wollen zusammen in ferne Länder gehn; und zusammen überall glücklich seyn. Lebe wohl. Sag mir ein Wort meine Beste.

d. 14. Dez. 83.

G.


6/1842.


An Charlotte von Stein

Ich mögte so bald als möglich wissen ob das Kopfweh meiner Liebsten wieder weg ist, ob sie sich auf den gestrigen Abend wohlbefindet.

Ich habe ihr nichts als mein gewöhnliches Morgenlied vorzusingen.

[227] Ich liebe dich und bleibe dein. Adieu. Was machen wir heute Abend?

d. 16. Dez. 83.

G.


6/1843.


An Charlotte von Stein

Was ich sehnlich zu wissen wünsche ist wie meine Lotte sich befindet, ob es sich zur Bessreung anlässt, und ob ich hoffen kann sie heute ausser Bette zu sehen. Ich bin munter und frohen Gemüths. Was ist der Mensch daß ein bisgen Salz gewaltiger ist als alle seine Vernunft. Lebe herzlich wohl.

d. 19. Dez. 83.

G.


6/1844.


An Charlotte von Stein

Ich muß mich erkundigen ob es mit dem Befinden meiner Geliebtesten immer besser geht, und ob ich bald Hoffnung habe sie wieder frisch und fröhlich zu sehen. Heute giebts wie gewöhnlich allerley zu thun. Diesen Abend bin ich wie gewöhnlich bey dir. Lebe wohl und bleibe meine Aussicht und Zuversicht.

d. 21. Dez. 83.

G.


6/1845.


An Charlotte von Stein

Hier schick ich meiner L. den Lavaterischen Brief. Da ich vor dem Conseil nicht kommen kann nimm[228] meinen Morgengrus und laß mich wenn ich zu Tische nach Haus komme ein heilsammes Wort von dir finden.

d. 23. Dez. 83.

G.


6/1846.


An Carl Ludwig von Knebel

Deine Wohlthaten sind schon lange glücklich angekommen und ich habe von einem Posttage zum andern versäumt dir zu dancken. Es soll alles mit Freude und in Frieden genossen werden.

Der December hat mich und Frau v. Stein nicht wohl behandelt, das ist auch mit Ursache daß ich nicht geschrieben habe.

Wenn mein Wilhelm dir ein guter Weynachten war, freut michs, schreibe mir viel drüber daß ich ermuntert werde fort zu fahren.

Es hat sich zu Ende des Jahrs noch viele phisische und politische krüde Materie um mich versammelt die nun durchgearbeitet ist.

Das neue Jahr bietet mir einen anmutigern Anblick als noch keines.

Buchholz peinigt vergebens die Lüffte, die Kugeln wollen nicht steigen. Eine hat sich einmal gleichsam aus Bosheit bis an die Decke gehoben und nun nicht wieder.

Ich habe nun selbst in meinem Herzen beschlossen, stille anzugehen, und hoffe auf die Montgolfiers Art eine ungeheure Kugel gewiß in die Lufft zu jagen.[229]

Freylich sind viel Accidents zu befürchten. Selbst von den 3 Versuchen Montgolf's ist keiner vollkommen reuissirt.

Lebe wohl. Ich sudle entsetzlich. damit du nur ein Wort habest. Schreibe bald.

d. 27. Dez. 83.

G.

Dein Brief kommt noch vor Abgang dieses an, also noch einige Worte. Ich dancke für gute Aufnahme Wilhelms. Jede Bemerckung besonders von dir ist mir lieb. Ich fahre nun fort, und will sehen ob ich das Werckgen zu Ende schreibe. Alsdann aber wird es auf Zeit und Glück ankommen ob ich es wieder im Ganzen übersehen, durchsehen und alles schärfer und fühlbaarer an einander rucken kann. Lebe recht wohl. Viel Glück zu 84, ich habe Hoffnungen auf das Jahr. Grüse deine Frl. Schwester.


6/1847.


An Charlotte von Stein

Hier schick ich meiner l. Lotte gar artige Sachen, und bitte mein in Liebe zu gedencken. Gegen Abend komme ich wenn sich das Geräusch des Tages wird gelegt haben. Addio.

d. 29. Dez. 83.

G.[230]


7/2128.


An Johann Gottfried Herder

[Ende December.]

Ich schicke dir den Jakobischen Brief zurück. Laß mich doch sehn was du ihm schreibst und laß uns darüber sprechen.

Der gute Fritz ist glücklicher andrer Leute Meynungen als seine eigne anschaulich zu machen. Die Stellen wo er seinen Salto mortale produzirt sind nichts weniger als einleuchtend, und die erste die ich angestrichen habe mir ganz undeutlich und schwanckend. Lessing erscheint als eine köstliche Figur.

Mich freut es immer herzlich wenn dir etwas von mir wohlthut.

Hier schick ich dir was du wohl noch nicht gesehn hast. Ich konnte es nicht einmal endigen geschweige durcharbeiten, deswegen fehlt den Versen noch hier und da das Runde und glatte. Du nimmst vorlieb. Lebe wohl, grüse die Frau und liebt mich.

G.[58]


6/1848.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Wir haben das Paquet bis hier her verfolgt, es findet sich daß ich es erhalten habe, und da mein[230] Seidel der Mutter den Monat drauf ein Exemplar der Iphigenie geschickt hat; so ists klar daß es wieder da ist, und ich bitte dich um Verzeihung der Sorgen. Es geht mir soviel über den Kopf daß ich offt die Schiefertafel abwischen muß um wieder rechnen zu können.

Wir haben uns mit dir und Lessing unterhalten. Herder wird dir geschrieben haben. Er ist diesen Sachen auf dem Grunde. Wir haben ietzt sehr gute Abende zusammen.

Ich eile. Lebe wohl. Am Ende des Jahrs kehr ich allen alten Sauerteig aus. Mögst du fröhlich in das neue treten!

Laß mich hören daß du wohl bist! Grüse die deinen. d. 30. Dez. 83.

G.


6/1849.


An Johann Kaspar Lavater

[Ende December.]

Zu Ende des Jahres noch ein Wort mit dir. Der Fürstin hast du gewiß genützt. Es kommt doch oft nur darauf an, daß die Menschen sich durch einen dritten begreifen lernen.

Was die Herzoginn Louise gesagt hat, wollt ich hätten sie dir nicht geschrieben, denn was soll's? Vielmehr war es Schuldigkeit gewesen zu fragen: Wie verstehn Sie das? und zu sagen, daß man ohne nähere[231] Erklärung über einen Freund eine solche Äußerung nicht wohl hören könne. Ohne daß du es ausdrücklich verlangst, frage ich der Sache nicht weiter nach. Ich habe mich von Herzoginn Louise täglich mehr zu...., sie beträgt sich gar schön gegen mich, und ist auch sonst richtig und gut.

Das neue Jahr sieht mich freundlich an, und ich lasse das alte mit seinem Sonnenschein und Wolcken ruhig hinter mir.

Eine der vorzüglichsten Glückseligkeiten meines Lebens ist daß ich und Herder nichts mehr zwischen uns haben das uns trennte. Wäre ich nicht so ein ehrner Schweiger, so hätte sich alles früher gelöst, dafür ists aber auch für immer, und mir eine freudige Aussicht. Denn eines edlern Herzens und weitern Geistes ist nicht wohl ein Mensch.

Wäre es dir gegeben mir das nächste Jahr öffter zu schreiben, daß wir einander mehr genössen, so wollte ich auch fleißiger seyn. Gieb mir vom menschlichen deines Treibens und Wesens. Sende mir manchmal etwas wie du sonst thatst.

Hast du lange keinen merckwürdigen Menschen angetroffen, der mir unbekannt wäre?

Grüße Pfenningern! er soll verzeihen daß ich ihm für sein Andencken nicht selbst dancke.

Ergötzen dich nicht auch die Luftfahrer? Ich mag den Menschen gar zu gerne so etwas gönnen. Beyden den Erfindern und den Zuschauern.

[232] Lebe du auch wohl auf deinen Fahrten, und es geleite dich ein guter Geist durch die Welt, er nehme die Gestalt Pontius Pilatus an oder welche er wolle. – Lebewohl und neu mit dem neuen Jahr und vergiß nicht über dem Neuen des Alten.

G.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 6, S. 230-233.
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