1794

[132] 10/3032.


An Johann Gottfried Herder

[1793 oder 1794.]

Hast du nicht ein Camprisches Werck die vergleichende Anatomie betr. von Jakobi als du in Düsseldorf warst erhalten? ich bitte darum.

G.


10/3033.


An Johann Gottfried Herder

[1793 oder 1794.]

Da du den Kielmeyer vornimmst wird dirs nicht zuwider seyn beykommende tabellarische Übersicht der Abhandlung die ich schreiben möchte durchzugehen. Ich habe soviel schon über diese Materie theilweise geschrieben und kann fast nichts davon brauchen, weil ich keinen rechten Plan ausgearbeitet hatte, dazu ist dieß ein Versuch. Ich werde nicht eher wieder anfangen zu schreiben biß die Methode berichtigt ist. Auskunft geb ich gern mündlich über diese marginalien und vernähme auch gerne mündlich dein Urtheil und Berichtigung, behalte also die Blätter bey dir und lebe wohl.

G.[132]


10/3033a.


An N.N.

[Concept.]

[1794.]

Durchlaucht die Herzogin haben mir vor einiger Zeit eröffnet, daß Ew. Wohlgeb. wegen der nach dem Reissensteinischen Tode eröffnenden russischen Pension, um welche Sie nachgesucht, einige Nachricht zu erhalten wünschen. Ich habe deshalb nach Gotha geschrieben und durch einen Freund bey Herrn von Grimm sondiren lassen. Es hat derselbige zu vernehmen gegeben, daß[56] er Ew. Wohlgeb. auf Empfehlung des Herrn von Gleichen und anderer Freunde zum Nachfolger Reissensteins der Kaiserin empfohlen habe, worauf er aber im Januar d. J. eine abschlägige Antwort bekommen. Herr von Grimm hat dabey geäußert, daß er deshalb Ew. Wohlgeb. Wunsch nicht ausser Augen lassen wolle und wenn er ja künftig Aufträge von der Kaiserin, die sich auf Rom beziehen, erhalten sollte, solche durch niemand als durch Ew. Wohlgeb. ergehen zu lassen, um dadurch wieder eine schickliche Einleitung zu machen.[57]


10/3034.


An Christian Gottlob Voigt

[Anfang 1794.]

Wollten Sie wohl, indeß wir das weitere bedencken, durch Crusen vorläufig einen Auszug der bestehenden Ausgaben, als Besoldungen und Intressen machen lassen. Dann was dieses Jahr auf Graben, Stollen, Grubenbau pp verwendet worden. Es steht schon z.B. das letztere ausgezogen in den Ackten. Übrigens meditire ich ein Schema zur Instrucktion. Man kan das Anhalten an die letzte Verordnung nehmen die ich in Ilmenau hinterlies.

Was vorzüglich auszuarbeiten ist, ist die Material, bilanzirt mit den vorigjährigen Preisen, die noch zurück steht. Ich hoffe viel gutes von dieser Expedition.

Heute soll auch der Kasten mit den Ilmenauer Karten vom Boden herunter. Ich überlasse Ihnen ob die Platte und ein Dutzend Exemplare aufs Archiv zu nehmen die übrigen der Industrie in Commission zu geben seyen.

G.


10/3035.


An Christian Gottlob Voigt

[Anfang 1794.]

Ich bin sehr verlegen das Manuscript des Bergraths nicht finden zu können, ich habe es nach meiner[133] Rückkunft durchgelesen und begreife nicht wohin es sich verlohren haben kann. Sollte ich es nicht schon in einen Kasten gelegt haben den ich Ihnen schickte?

Hiebey noch einiges zur Reise Sammlung, wenn Sie es nicht schon besitzen.

G.


10/3036.


An Christian Gottlob Voigt

[Anfang 1794.]

Mit Danck sende ich die ajustirte Nachricht zurück. Am Ende habe ich eine Stelle geändert.

Es ist mir recht verdrüßlich daß ich für lauter Ordnung des Bergraths Manuscript verlegt habe. Ich will noch alles durchstören.

Hier nochmals das academische mundum zu gefälliger Unterschrift. Der beygehende cassirte Bogen zeigt die Nothwendigkeit.

G.


10/3037.


An Franz Kirms

[3. Januar.]

Da wir wegen der Zauberflöte, und wegen des Geburtstags der Herzoginn so gedrängt sind; so möchte das wohl eine gültige Entschuldigung seyn wenn wir nicht sogleich wieder in Erfurt spielen. Umsomehr da wir auch vorzüglich Durchl. den Herzog[134] zu unterhalten Ursache haben. Ew. Wohlgeb. werden ja wohl hierüber Herrn v. Benzel auf eine schickliche Weise zufrieden stellen.

G.


10/3038.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

[29. Januar.]

P. P.

Aus beyliegender Abschrift eines Extractus Protocolli welcher so eben bey mir eingeht werden Ew. Wohlgeb. ersehen wie Durchl. der Herzog 200 rh. jährlich zu dem botanischen Institute ausgesetzt und mir die Leitung des Geschäftes anbefohlen haben.

Es ist diese gnädigste Verwilligung alles Danckes Werth und würde gedachte Summe wohl künftig zu Erhaltung eines Institutes wie wir es wünschen hinreichen, besonders wenn man die Benutzung des Hauses und Gartens dazu schlagen könnte.

Allein wie wir die erste Anlage bestreiten, wie wir uns ausser Connexion mit Wachteln setzen wollen? sind ein Paar wichtige Präliminar Punckte über welche uns die Sorge vorerst allein überlassen zu seyn scheint.

Wollten Ew. Wohlgeb. mir daher Anschläge und Risse und was Sie sonst bißher vorgearbeitet mittheilen, auch mir Ihre Gedancken eröffnen wie man am füglichsten zum Wercke schreiten, wen man zum[135] Gärtner bestellen könnte? da Serenissimus Dietrichen von hier abzugeben nicht geneigt sind; so würde ich alsdann einen Plan mehr auszuarbeiten im Stande seyn den ich nur erst concipirt und von dem ich mir alles Gute für unsre Anstalt verspreche.

Ich freue mich bey dieser Gelegenheit mit Ew. W. eine nähere Verbindung zu erneuern und es sollte mir zur größten Zufriedenheit gereichen unsern gemeinsamen Wunsch in seinem ganzen Umfange erfüllt zu sehen.


10/3039.


An August Johann Georg Carl Batsch

Euer Wohlgeboren

habe in meinem letzten Schreiben ersucht mir Ihre bisherigen Vorarbeiten zu der botanischen Anstalt und Ihre Gesinnungen schriftlich mitzutheilen. Da ich aber für nöthig finde noch diese Woche nach Jena zu kommen, um womöglich eine solche Einleitung zu machen, daß wir Ostern ohne Hinderniß ans Werk gehen können, so bitte ich alles biß dahin zurück zu halten, wenn ich zu einer mündlichen Behandlung eintreffen werde.

Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeboren

Weimar d. 3. Febr.

ergebenster

1794.

Goethe.[136]


10/3040.


An den Herzog Carl August

[Concept.]

Unterthänigstes Promemoria.


Ew. Durchl. haben durch einen Extractus Protocolli vom 24. Jenner mir gnädigst bekannt zu machen geruht, daß Höchstdieselben 200 Rthlr. jährlich der neuen Jenaischen Botanischen Anstalt gewidmet. Zugleich aber die zweckmäßige Anwendung solcher Gelder und die Berechnung meiner Aufsicht und Sorge anbefohlen.

Ich habe nicht unterlassen dasjenige mir in's Gedächtniß zurück zu rufen, was schon in vorigen Jahren dieser Angelegenheit wegen ergangen, und in Überlegung zu ziehen, wie gegenwärtig Ew. Durchl. höchste Absicht so bald und so vollständig als möglich erreicht werden könnte.

Hierbey schienen mir folgende Punkte wichtig.

1) Den Fürstengarten zu Jena nebst den darin befindlichen Gebäuden zu einem Botanischen Institut zu widmen, welchem der Ertrag dieses Grundstückes zu gute kommen sollte, war schon längst Ew. Durchl. Absicht und würde dieselbe wohl nunmehr, da Ew. Durchl. 200 rh. für solches Institut ausgesetzt, Fürstl. Cammer sowohl als der Jenaischen Akademie durch ein gnädigstes Rescript bekannt zu machen seyn. Ersterer damit sie von den künftigen Verhältnissen[137] eines bisher unter ihrer Aufsicht gestandenen Grundstückes benachrichtiget werde. Letzterer, daß sie erfahre was Ew. Durchl. abermals für eine Aufopferung zum Besten derselben beschlossen haben, und so würde diese Stiftung gegründet und auf die Zukunft gesichert.

2) Da nun aber Ew. Durchl. diese Anstalt der allgemeinen akademischen Direction zu untergeben billig Anstand tragen, und es der Sache gemäß ist, daß sie, wie andere ähnliche Institute, welche aus Ew. Durchl. besonderer Wohlthätigkeit gegen die Akademie entspringen, auch Dero besondern Disposition überlassen bleibe; so werden Höchstdieselben auch eine besondere und beständige Commission zur ersten Einrichtung und Aufsicht nieder zu setzten geruhen. Ich verehre das mir durch den geschehenen Austrag geschenkte Vertrauen, wollte aber um des mehreren Nachdrucks, der mindern Verantwortlichkeit und anderer nicht weitläufig auszuführenden Ursache halber, um ein förmliches Commissorium und einen Commissarium in der Person des Geheimeraths Voigt unvorschreiblich gebeten haben.

3) Nun aber steht Ew. Durchl. Intention, dieser Anstalt sogleich mit dem Frühjahr einen Anfang und so liden Grund zu geben, hauptsächlich der Umstand entgegen: daß dem Hofgärtner Wachtel bey seinem Abzuge von Oßmanstedt der Genuß des Gartens und Hauses auf seine Lebzeit zugesichert worden. Da es nun unbillig seyn würde, diesen alten Mann in[138] seinen letzten Tagen geringer zu setzen, oder ihn mit Mißvergnügen aus seiner Situation heraus zu reißen; so habe ich mit ihm über die Sache sprechen und unterhandlen lassen, und es wird Ew. Durchl. aus beyliegender, von ihm selbst mit unterzeichneter Registratur, unterthänig vorgetragen werden können, wozu sich derselbe erklärt hat. Wollen Ew. Durchl. also die Gnade haben, dem Hofgärtner Wachtel die erbetenen 100 Rthlr. lebenslänglich zu versichern, und ihm den Betrag des ersten Jahrs auf Ostern auszahlen zu lassen; so würde derselbe mit diesem Termin sogleich ausziehen und sowohl das Haus als den Garten zum Behuf des Institutsräumen. Man würde alsdann zu der Anlage selbst schreiten können.

4) Dieselbe würde darin bestehen: daß man die für die botanischen Pflanzen bestimmten Plätze reolte, ein Gewächshaus erbaute, das Wohnhaus aufbesserte, die Gartenbefriedigung herstellte, eine Anzahl Pflanzen und die nöthigen Gefäße und Geschirre anschaffte. Dieses zu bestreiten würde eine Summe von 800 bis 1000 rh. nöthig seyn. Erlaubten Ew. Durchl. ein solches Capital aufzunehmen; so würde das Institut, dem nunmehr die Nutzung des Gartens zu gute kommt, die Interessen einstweilen abtragen können. Wollten ferner Ew. Durchl. nach dem dereinstigen Abgange des Hofgärtner Wachtels dasjenige was er bis an sein Ende genießt zum Amortisations-Fond erstgedachten Capitals gnädigst bestimmen, so würde eine[139] so wichtige Anstalt ohne merklichen Aufwand zu Ew. Durchl. höchster Zufriedenheit und zum Nutzen der Akademie in wenigen Jahren völlig zu Stande seyn.

5) Die erste Anlage würde nach einem schon vormals durchdachten und nochmals durchzugehenden Plan geschehen. Man würde sich dabey des Rathes des Garteninspector Reicherts bedienen, und der Professor Batsch würde die Aufsicht über die Arbeit führen. Hierbey wäre zu wünschen daß Ew. Durchl. die Gnade hätten diesem geschickten und thätigen Mann die Aufsicht und wissenschaftliche Benutzung gedachten Institutes auf seine Lebzeit, in so fern er sich in Jena aufhalten wird, gnädigst zu versichern. Es würde solcher, wie gegenwärtig bey der Anlage, also auch künftig bey der Unterhaltung die Rechnung führen.

6) Zur Annahme des Gärtners würde der Prof. Batsch den Vorschlag thun, die Commission wird ihn genehmigen. Doch würde diese Stelle nicht auf Lebzeit zu vergeben seyn, sondern ein Mann nur so lange zu behalten, als er seine Pflicht vollkommen erfüllt; kommen gegründete Klagen gegen ihn vor, so wird er abgelegt.

7) Commission wird sich zur Pflicht rechnen jährich Bericht zu erstatten und die Rechnungen einzusenden, und indessen mehrere kleinere Hindernisse, welche sich bey der Anlage finden könnten und Ew. Durchl. Aufmerksamkeit nicht werth sind, nach ihrer besten Einsicht zu beseitigen.

[140] Der ich mich in Erwartung Ew. Durchl. höchster Entschließung unterzeichne

W. d. 11. Febr. 94.[141]


10/3040a.


An Katharina Elisabeth Goethe

Frau Räthinn Goethe zu Franckfurt am Mayn geliebte gegen diese meine Assignation die Summe von 1000 f sage Eintausend Gulden in Laubthalern zu 2 f 45 Xr. an die Herren Bansa und Sohn gefällig auszuzahlen, und zwar für Rechnung der hiesigen fürstl. Cammer, von welcher gedachte Summe unter dem heutigen Dato erhalten zu haben bescheinige. Weimar d. 12. Febr. 1794.

J. W. v. Goethe.[133]


10/3041.


An August Johann Georg Carl Batsch

Ew. Wohlgeb.

übersende einen Aufsatz, den ich Ihrer und Ihrer naturforschenden Freunde bester Aufmerksamkeit empfehle; er ist in jedem Sinne Concept, und Sie würden mich durch jede Art der Anmerkung, beyfällig oder abfällig, abnehmend oder hinzufügend, sehr verbinden.

In der botanischen Angelegenheit habe das verabredete Promemoria Serenissimo übergeben und Herrn Hofgärtner Reichert um ein Gutachten über den Gewächshaus-Bau ersucht. Von den Resultaten gebe seiner Zeit Nachricht. Leben Sie recht wohl und grüßen Sie Herrn Dr. Scherer.

W. d. 14. Febr. 94.

Goethe.


10/3042.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Für die überschickten Präparate sage ich vielen Dank, es ist eine merkwürdige Entdeckung und paßt an verschiedene Ideen an, die ich im Stillen hege.

[141] Auch die Anzeige der verschiedenen Schriften war mir sehr angenehm, ich bitte ferner zu notiren was Ihnen vorkommt. Darwin hat schöne Bemerkungen, doch geht er in den Fesseln der Theorie gar ängstlich einher; sobald ich diese und verwandte Phänomene nach meiner Art rangirt habe, sollen sie Ihnen aufwarten. Wie sehr habe ich Sie bedauert, daß nun schon wieder Unruhe von Außen drohte, da Sie von innen noch mit mancher verdrießlichen Situation umgeben sein müssen. So hat der arme Forster denn doch auch seine Irrthümer mit dem Leben büßen müssen! wenn er schon einem gewaltsamen Tode entging! Ich habe ihn herzlich bedauert. Ihre Kriegserklärung gegen Loder macht, wie Sie denken können, bei uns großes Aufsehen. Ich treibe ein ächtes Quodlibet von Fleiß. Leben Sie recht wohl und schweigen nicht zu lange.

Weimar den 17. Febr. 1794.

Goethe.


10/3043.


An Vohs und Willms

[Concept.]

[17. Februar.]

Auf abermaliges Ersuchen des Erfurter Publici hat man von Oberdirecktions wegen beschlossen Sonntags d. 23. huj. den Emigranten in Erfurt spielen zu lassen, welches der Gesellschaft anzuzeigen und zugleich die Rolle der Mad. Demmer an Mad. Porth abzugeben ist.[142]


10/3043a.


An N.N.

[Concept.]

Der Schauspieler H. Haide befindet sich im Irrthum, wenn er glaubt, daß sein Kontrakt zu Weynachten dieses Jahres stillschweigend von der Oberdirektion auf ein Jahr verlängert werden könne. Es lautet selbiger nur biß Michael vergangnen Jahres und steht nach abgelaufenem ienem Termin beyden Theilen eine sechswöchentliche Aufkündigung frey. Indem die stillschweigende Verlängerung sich nur auf eine ausdrückliche dem Contrakt angehangene Clausel gründen kann.

W. d. 17. Febr. 94.[16]


10/3043b.


An den Herzog Carl August

Beyliegendes Billet des Leg. Rath Bertuchs an Endesunterzeichneten veranlaßt die Schloßbaukommission bey Ew. Durchl. unterthänigst anzufragen: ob sie durch gedachten Leg. R. Bertuch dem benannten Haase jun. nach Basel den Auftrag könne ertheilen lassen, an den Baumeister Clerisseau in Paris 50 Carolin in Natura zu übermachen? jedoch mit der ausdrücklichen Bedingung solche Zahlung nicht eher zu leisten als biß die Zeichnungen welche erwartet werden bey ihm angekommen.

Es erbittet sich Ew. Durchl. höchste Entschließung hierüber

Ew. Durchl.

Weimar

unterthänigster

d. 19. Febr. 1794.

Goethe.[57]


10/3043b.


An Friedrich Justin Bertuch

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

vermelde auf die an mich gethane Anfrage daß Herr Haas jun. in Basel der Auftrag ertheilt werden könne, an Herrn Clerisseau in Paris funfzig Carolin in Gold zu übermachen, jedoch nicht eher als bis die Zeichnungen, neun an der Zahl, bey demselben angekommen. Herr Haas wird also das Paket eröffnen, solches durchsehen und sodann den Innhalt wohlgepackt hieher senden.

Ew. Wohlgeb.

d. 20. Febr. 94.[58]


10/3044.


An August Johann Georg Carl Batsch

Ew. Wohlgeb. erhalten hiermit verschiedene Copien, aus welchen Sie mit Vergnügen sehen werden in welchem Umfange unsere Wünsche durch die besondere Gnade Serenissimi erfüllt worden sind. Wir wollen diese Anstalt als einen Vorboten des Friedens ansehen und uns derselben zum Besten freuen.

Ich habe sogleich einen Aufsatz gemacht, von dem was nun zuerst zu expediren seyn möchte, sobald ich denselben Herrn Geheimerath Voigt, welcher sich auf einige Tage auswärts befindet, mitgetheilt haben werde, erhalten Sie davon eine Abschrift, um darüber Ihre Gedanken und Vorschläge zu äußern.

Ich zweifle nicht, daß gedachter mein Herr Concommissarius mit mir einverstanden seyn wird, Ihnen die Wohnung von Ostern an für ein leidliches Locarium zu überlassen. Sie können also immer darnach Ihre Arrangements treffen, und ich wünsche daß diese Veränderung zu Ihrer Gesundheit und Aufheiterung gereichen möge.

Die wenigen Capitel, welche ich in diesen Tagen in Ihren botanischen Unterhaltungen mit Aufmerksamkeit lesen können, haben mir ganz besondere Freude gemacht. Die Beschreibungen sind so bestimmt und klar, und dabey so zierlich und gefällig als man nur wünschen kann. Auch gibt die große Mannichfaltigkeit[143] der Behandlung dem Werke einen vorzüglichen Reiz. Dabey erlauben Sie mir eine Bemerckung.

Schon bey dem ersten Theile und auch bey dem jetzigen hätte ich gewünscht, an einigen Pflanzen den ganzen Gang der Metamorphose entwickelt und mit der Ihnen eigenen Deutlichkeit und Gefälligkeit vorgetragen zu sehen. Aus dem Gebrauch, den Sie hie und da von dieser Vorstellungsart machen, kann ich sehen, daß Sie solche in der Natur gegründet halten, und ich sollte denken, daß besonders Liebhaber darauf aufmerksam zu machen seyn möchten. Haben wir den Begriff einmal gefaßt, so befinden wir uns im Stande, dem Habitus etwas rationelles abzumerken und wir erleichtern dem Gedächtniß die Mühe, so viele sonderbare Formen zu behalten, indem wir das Urtheil herbeyrufen und eine Gestalt aus der andern selbst zu entwickeln wissen.

Daß Sie, wiewohl mit geziemender Gelindigkeit, der Sprengelischen Vorstellungsart Ihren Beyfall versagt, war mir sehr angenehm. Nach meiner Meynung erklärt sie eigentlich nichts; sie legt nur der Natur einen menschlichen Verstand unter und läßt diese erhabene Mutter lebendige Wesen auf eben die Art hervorbringen, wie wir Flinten fabriciren, Kugeln gießen und Pulver bereiten, um endlich einen Schuß zu erzwecken. Diese Vorstellungsart, wie alle die ihr ähnlich sind, führen uns, meines Bedünkens, von dem wahren Wege der Physiologie ab: denn wie können[144] wir die Theile eines organisirten Wesens und ihre Wirkungen entwickeln und begreifen, wenn wir es nicht als ein durch sich und um sein selbst willen bestehendes Ganze beobachten?

Wie sehr soll es mich freuen, Ihnen künftiges öfters auf Ihren Wegen zu begegnen und Ihnen auch von meinen Bemühungen von Zeit zu Zeit Rechenschaft zu geben, welche freylich nur als Incursionen in ein fremdes Gebiet angesehen werden dürfen.

Leben Sie recht wohl. Wenn es mir einigermaßen möglich ist, so komme ich noch zu Ende der Woche, um unsere Angelegenheit völlig ins Reine zu bringen, damit, bey eintretender günstiger Witterung, Sie von den Vorarbeiten nicht abgehalten werden.

W. d. 26. Febr. 1794.

G.[145]


10/3044a.


An August Johann Georg Carl Batsch

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey mein Votum mit welchem Herr Geh. R. Voigt einverstanden ist, wollten Sie nunmehr Ihrer Seits alles vorbereiten was uns dem Entzweck näher bringen kann. Sonnabend habe ich wahrscheinlich das Vergnügen Sie zu sprechen und wenn keine Hinderniß unvermuthet obwaltet, so kann Sonntag die Übergabe des Gartens und Hauses provisorisch an Sie geschehen. Wachtel mag nachher ausziehen sobald er ein Quartier hat. Sie sind wenigstens im Garten an nichts gehindert.

[58] Hierbey auch ein Verzeichniß was Dietrich beytragen will. Mündlich mehr, indessen ich wohl zu leben wünsche.

W. d. 27. Febr. 94.

Goethe.


10/3044b.


An August Johann Georg Carl Batsch

Euer Wohlgeboren

Hoffte heute zu sehen, ich werde aber abgehalten nach Jena zu reisen und verschiebe meine Ankunft auf die nächste Woche. Bis dahin sind auch die Anschläge zu dem Gewächshause in Ordnung und alles besser präparirt, und wir können die Einrichtung in wenigen Tagen gründen. Haben Sie die Güte indessen nach dem mitgetheilten Voto von Seite alles nöthige vorzubereiten.

Leben Sie recht wohl.

W. d. 1. März 1794.

Goethe.[59]


10/3045.


An Carl Ludwig von Knebel

[Februar oder März.]

Den Inhalt beykommender Abhandlung habe ich dir oft, ja ad nauseam, wiederholt, verzeihe also wenn ich dich bitte nochmals deine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand und auf die Methode des Vortrags zu wenden und mir deine Bemerckungen nur flüchtig zu notiren. Dieser Aufsatz soll Lichtenbergen vorgelegt werden, ich wünsche sehr daß dieser Mann meiner Unternehmung Freund bliebe wenn[145] er auch sich von meiner Meynung nicht überreden konnte.

G.


10/3046.


An Friedrich Constantin von Stein

Weimar, den 16. März 1794.

Ich wünsche dir, mein Lieber, Glück zu dem Entschlusse den du genommen, die merkwürdige Insel zu besuchen, du hast Vorkenntnisse genug, eine so wichtige Reise zu nutzen, und der Anblick einer so großen thätigen Nation wird dich auf tausend Dinge aufmerksam machen, die du noch zu lernen hast. Du hast Recht, so lange man jung und außer Verhältnissen ist, soll man reisen, an dem fremden Orte, wohin man kommt, soll man sehen, was möglich ist, denn man kommt so selten wieder an den Platz, den man verläßt, als man von Hause wegkommt, wenn sich einmal der Kreis um uns geschlossen hat. Mache dir Bekanntschaften, damit man manchmal ein Buch verschreiben kann, womit es bei uns so langsam geht.

Lebe wohl und laß von dir hören.

G.


10/3047.


An Karl Theodor von Dalberg

Hochwürdigster, Gnädigster Herr!

Inliegendes sollte schon einen Posttag früher abgehen. Es langt nun zugleich mit der Abschrift[146] meines Versuchs und Ihrer fürtrefflichen Anmerkungen ein. Ich habe beym abermaligen Durchlesen, indem ich die Copie corrigirte, neue Freude und neuen Nutzen gehabt.

Den Inhalt dieser Anmerkungen sondere ich in drey verschiedene Klassen. Die erste enthält Berichtigungen, Erläuterungen, Erweiterungen meines Versuchs, und diese werde, mit Erlaubniß, bey künftiger Bearbeitung in meinen Text aufnehmen. Die zweyte enthält Vorstellungs- und Erklärungsarten, welche zwar nicht die meinigen sind, jedoch neben den meinigen gar gut bestehen können. Diese auszuziehen und in Zusammenhang aufzustellen, wird mir ein angenehmes Geschäft seyn. Die dritte Klasse enthält gleichfalls Vorstellungs- und Erklärungs-Arten, welche aber neben den meinigen nicht bestehen können oder welchen die meinigen weichen müssen, wenn ich bey näherer Untersuchung jene für richtig erkennen sollte.

Sie erlauben mir, gnädiger Herr, daß ich dagegen meine Exceptionen gelegentlich vortrage.

Mich und das meinige zur Gnade empfehlend

Ew. Erzbischöfl. Gnaden

unterthäniger

Goethe.

Weimar, d. 19. März 1794.[147]


10/3047a.


An den Herzog Carl August

Unterthänigstes Promemoria.

Bey verschiedenen Geschäften, welche Ew. Durchl. mir theils besonders theils verbunden mit mehreren Ihrer Diener aufzutragen geruhet, habe ich oft den Mangel eines subalternen Organs zu spüren gehabt. Es fehlt nämlich bey Ausführung mancher, besonders mechanischer, Arbeiten oft an einem Menschen durch den man sie zur rechten Zeit, ungesäumt behandlen und durchführen könnte. Diejenigen welche hierzu in Ew. Durchl. Diensten Geschick und guten Willen haben[52] sind schon bey Departements angestellt, von welchen sie nicht ohne Versäumniß ihrer ordentlichen Arbeiten beurlaubt werden können.

Ich habe daher gesucht den in meinen Diensten schon an funfzehn Jahre stehenden Georg Paul Götze, von hier gebürtig, dergestalt zu bilden und anzuziehen daß er mir bißher, sowohl in meinen einigen als in denen mir gnädigst aufgetragnen Geschäften an Hand gehen können.

Er hat das Glück Ew. Durchl. nicht unbekannt zu seyn, besitzt Gesundheit, Fähigkeit sinnliche Gegenstände gut zu beurtheilen und zweckmäßige Thätigkeit. Im Schreiben und Rechnen ist er nicht ungeübt, im Zeichnen vorzüglich geschickt, mit dem Berg und Wasserbau, auch sonstigen Bauwesen im allgemein bekannt; so wie sie seine Treue bißher in allen Fällen erprobt gewesen.

Wollten Ew. Durchl. die Gnade haben ihn in Ihro Diensten, etwa unter dem Charackter eines Conduckteurs, anzustellen und ihm eine kleine Besoldung zu gönnen (: indem ich ihm die Vortheile die er von mir genießt gerne noch eine Zeitlang gönnen würde:) so könnte man ihn bey häufig vorkommenden Fällen sogleich gebrauchen und ihn in Kurzen zu einem nützlichen Diener völlig ausbilden.

Er könnte bey dem Wasser Berg und Schloßbau den Commissionen und auch dem Ltnant Vent bey denen manigfaltigen Aufträgen welche Ew. Durchl.[53] ihm unmittelbar zu ertheilen geruhen an Handen gehen, und ich würde der Zufriedenheit genießen Ew. Durchl. Dienst einen nützlichen treuen Subalternen ausgebildet zu haben und selbst durch ihn lebhafter und sicherer nach Ew. Durchl. Befehlen wircken zu können.

Ew. Durchl.

unterthänigster

treugehorsamster

Weimar d. 20 März 1794.

J. W. v. Goethe.[54]


10/3048.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Wohlgeborner

Hochgeehrtester Herr!

Aus Ew. Wohlgeb. Schreiben vom 31. März a. c. haben wir mit Vergnügen gesehen, daß die erste Bearbeitung des botanischen Gartens bisher einen ununterbrochenen Fortgang genommen, und ich kann Ihnen mit Vorwissen und Genehmigung des Herrn Geheimerath Voigts auf die gethanen Anfragen nunmehr die nöthige Auskunft geben.

Zuförderst finden wir zu bemerken, daß es künftighin nöthig seyn möchte den Gärtner Diezel dahin anzuweisen, daß er in seinen Zetteln die verschiedenen Arbeiten, zu welchen die Taglöhner gebraucht worden, genau separire, damit nicht eine große Summe, wie schon gegenwärtig geschehen, erscheine, ohne daß man bestimmt einsehen könne, wozu sie verwendet worden. Es würde sogar gut seyn, wenn ihm Ew. Wohlgeb. befehlen, das Versäumte nachzuholen, wie man denn von Seiten der Commission überzeugt ist, daß Ew. Wohlgeb. alle Aufmerksamkeit auf sein Betragen richten werden.

Wegen der Gatter, welche den Garten verschließen werden, hat der Bauverwalter Steffani Auftrag erhalten.

[148] Über die Miethe des Hauses erhalten Ew. Wohlgeb. einen von der Commission unterschriebenen Miethcontract, und wir erwarten das Duplicat dagegen von Ihnen unterzeichnet zurück und wird die Commission da Ew. Wohlgeb. die für ein gewisses Quantum vorzunehmende Reparatur ablehnen, nunmehr dem Bauverwalter Steffani den Auftrag erheilen: die dazu bestimmten sechzig Thaler pflichtmäßig zu verwenden. Doch möchten solche nicht hinreichen, die Zimmer völlig neu abzutünchen, als welches nöthig wäre, um solche mit Papier bekleben zu können.

Von der vorseyenden Verpachtung des Untertheils des Gartens incl. der Baumschule auf drey Jahre, sind Ew. Wohlgeb. durch den Bauverwalter Steffani schon unterrichtet, es schien der Commission der einzige Weg jeder Verantwortung und allen zweydeutigen Verhältnissen zu entgehen. Sind die drey Jahre herum, der Platz wo die Baumschule gegenwärtig befindlich ist, frey, und der obere Garten völlig eingerichtet, so läßt sich alsdenn eher an eine andere Benutzung denken.

Wir sind übrigens überzeugt, daß unter Ew. Wohlgeb. Aufsicht das Institut bald zu einer soliden Anlage gelangen und in Kurzem aufs erwünschteste gedeihen werde. Ich hoffe Sie bald in guter Gesundheit wieder zu sehen.

Weimar den 3. April 1794.[149]


10/3049.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

P. P.

Schon hatte ich Anstalt gemacht in diesen Tagen Sie in Jena zu besuchen und mich von den Fortschritten unserer Anstalt durch den Augenschein zu überzeugen, als mich einige unvermuthete Geschäfte in Weimar zurückhielten, und ich werde wohl nicht eher als nach den Feyertagen, wenn das Gewächshaus gerichtet wird, meinen Vorsatz ausführen können.

Bis dahin verspare ich manches, worüber ich Ew. Wohlgeb. Gesinnungen zu erfahren wünschte, und finde vor nöthig Sie vorläufig von der Entschließung zu benachrichtigen, welche die Commission wegen der Verpachtung des untern Theiles des Gartens gefaßt hat. Wir finden nemlich Bedenken den Pacht mit dem Gärtner Diezel abzuschließen, da bey der ihm anvertrauten Aufsicht über den obern Garten er als Pachter des untern nothwendig in ein zweydeutiges Verhältniß kommen müßte, Ew. Wohlgeb. dadurch selbst compromittirt werden dürften und Fürstl. Commission dadurch in der Entfernung die klare Übersicht des Geschäftes verlieren könnte.

Es hat daher die Commission beschlossen mit dem Bürger Patschke, der in der Zwischenzeit hundert und siebenzig Thaler jährl. auf drey Jahre gebothen, den Pacht abschließen zu lassen. Ew. Wohlgeb. werden[150] dadurch in den Stand gesetzt Diezeln selbst und sein Benehmen näher und genau zu beobachten und uns bleibt zu Ende des ersten Jahres die Freyheit entweder ihm fernerhin die Aufsicht über den Garten anzuvertrauen, oder denselben abzulegen, wobey wir uns schon mehr genirt finden müßten wenn wir durch eine dreyjährige Verpachtung einem Manne, den wir noch nicht kennen, und der wenigstens an strenge Ordnung nicht gewohnt zu seyn scheint das Institut auf drey Jahre gleichsam völlig in die Hände lieferten.

Wir wünschen daß indessen Ew. Wohlgeb. selbst ermäßigten, was in dem obern Garten an Gras und Obst noch zu benutzen übrig bliebe, und solches zu seiner Zeit an den Meistbietenden feil böten, auch die davon zu erlösende Summe in Ihre Casse nähmen und in Rechnung brächten, so wie Sie auch das was bisher aus der Baumschule genommen worden, gleicherweise an sich nehmen und berechnen können. Die jährlichen Pachtgelder hingegen werden künftig zur Hauptcasse der Fürftl. Commission gezahlt, aus welcher auch die Summen zur ersten Hauptanlage fließen. Fahren Ew. Wohlgeb. fort bey Gründung einer so wichtigen Anstalt, welche ohne die größte Genauigkeit und Sorgfalt, bey denen uns angewiesenen Mitteln, nicht gedeihen kann, das Ihrige unermüdet beyzutragen, und seyn versichert daß die Commission von ihrer Seite den Zweck unverruckt im Auge haben und nichts so sehr wünschen werde als das Beste des Instituts[151] und Ew. Wohlgeb. Zufriedenheit zugleich zu bewirken. Ich habe die Ehre mich zu unterzeichnen

Ew. Wohlgeb.

W. d. 14. Apr. 1794.[152]


10/3049a.


An den Herzog Carl August

Untethänigstes Promemoria.

Ew. Durchl.

schienen vor einiger Zeit nicht abgeneigt dem in Rom befindlichen Gelehrten Ludwig Hirt, aus dem Fürstenbergischen gebürtig, der sich durch mehrere antiquarische Aufsätze rühmlich bekannt gemacht, auch Ihro Frauen Mutter Durchl. den Aufenthalt in Rom nützlich zu machen gewußt hat, den Charackter eines fürstl. Rathes zu ertheilen, dessen er sich nicht unwerth bezeigen wird. Erlauben Höchstdieselben daß ich diese gnädige Gesinnungen[16] in Erinnerung bringe. Der ich mich verehrend unterzeichne

Ew. Durchl.

unterthänigster

W. d. 22 Apr. 1794.

Goethe.[17]


10/3050.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Ew. Wohlgeborn

übersende hierbey die Bestallung des Gärtner Diezel in Abschrift. Fürstl. Commission wird das Justizamt Jena ersuchen lassen ihn in Pflicht zu nehmen, und zweifelt nicht, daß er unter Ew. Wohlgeb. Aufsicht dem Institut gute Dienste leisten werde. Wollten Sie nunmehr die nähern Instructionen für denselben gelegentlich aufsetzen und einsenden?

Sobald ich von Ilmenau zurück komme hoffe ich Sie in Jena zu sehen, das Haus gerichtet und die Anlage überhaupt auf gutem Wege zu finden. Indessen wünsche ich recht wohl zu leben.

Weimar den 26. April 1794.


10/3051.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Wie sehr du mich mit deinem Wohldemar überrascht hast hätte ich dir gern schon lange gesagt wenn ich nicht über dem Vorsatz recht ausführlich zu schreiben[152] gar nicht ans Schreiben gekommen wäre. Also nur geschwind damit das Stillschweigen unterbrochen werde, meinen einfachen herzlichen Danck. Was so ein Wort, das uns an frühere Zeiten so lebhaft erinnert, alles aufregt! und was man darüber so gern schwätze! Geschrieben ist es ganz fürtrefflich, wie von jedermann mit Bewundrung anerkannt wird. Habe Danck daß du bey einer so schönen Gelegenheit unsrer alten Freundschaft gedencken wollen und fahre fort mich zu lieben wie ich dich. Grüße alles und lebe wohl.

W. d. 26. Apr. 1794.

Goethe.


10/3052.


An Christian Gottlob Voigt

Nicht ohne Verlegenheit sende ich einen Eilboten an Sie ab, da ich nicht sehe wie ich Mittwoch hier wegkommen will. Ich habe in meinem Hinterhause einreisen lassen, in Hoffnung daß während meiner Abwesenheit alles sollte wieder hergestellt seyn. Nun kommen aber jede Stunde Anfragen über nova emergentia, obgleich was gemacht werden sollte reiflich genug überdacht war. Ich hatte vor: Dienstag Abend das ganze Werck zu sistiren und es nach meiner Rückkunft von vorne aufzunehmen. Nun aber schreibt mir heute eine, jede Stunde erwartete, Actrice, unter mancherley Vorwänden, auf und schickt das schon empfangene Reisegeld zurück und auch meine Theatralische[153] Einrichtungen scheitern, in einem Augenblicke wo das ganze Schicksal eines Jahres von den ersten Einleitungen abhängt und wo jeder seine Maneuvres macht um auf irgend eine Weise das Übergewicht zu gewinnen.

Dagegen weiß ich daß unter Ihrer Leitung in Ilmenau altes zum besten gehen und gedeihen wird und bin über jene Geschäfte ganz ruhig. Da ich aber Mittwoch Abends zu kommen versprochen und Sie doch viel leicht einige Einleitung darnach machen möchten, so sende diesen Boten der Dienstag zeitig bey Ihnen seyn kann. Fänden Sie meine Gegenwart unumgänglich nothwendig, wie ich nach redlicher Selbstprüfung und Kenntniß der Sache kaum glaube, so könnte ich immer noch durch einen reitenden Boten avertirt werden, und werde auf alle Fälle bereit seyn Mittwoch früh abzugehen. Erhalte ich diese Veranlassung nicht; so komme ich mit Serenissimo und habe das Vergnügen mich über das geschehne mit Ihnen zu unterhalten. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. W. d. 28. Apr. 94.

Goethe.


10/3053.


An Johann Friedrich August Göttling

[Concept.]

[28. April.]

Ew. Wohlgebohrn

haben mir mit übersendetem Buche ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. So aufmerksam ich schon[154] lange auf die neue französische Chemie auch war, so litten es doch meine Umstände nicht, daß ich ihr anders als nur gleichsam von weitem hätte folgen können. Eine neue Theorie kann dem nur eigentlich recht interessant seyn, dem alle Phänomene gegenwärtig sind, welche sie zusammen zu fassen und besser als vorher geschehen zu erklären verspricht. Wer nicht in dem Fall ist, thut besser daß er abwartet, was Männer die mit der Wissenschaft vertraut sind, auf dem neuen Wege wirken und entdecken. Wie angenehm mir in diesem Betracht Ew. Wohlgeb. Arbeit sey werden Sie nach dieser Äußerung selbst ermessen. Ich finde darin sehr zarte und dabey sehr einfache Versuche mit vielem Scharfsinn angestellt und zu Erklärung sehr merkwürdiger Phänomene benutzt. Das Leuchten des Phosphors im Stickstoff ist eine sehr merkwürdige Erscheinung, und die Art wie Sie die verschiedenen Grade der Temperatur bey den Versuchen benutzt empfiehlt sich vorzüglich. Da man mit so feinen Wesen zu thun hat, so ist nichts nöthiger als auch auf eine zarte Weise zu Werke zu gehen, und weder in Versuchen noch im Raisonnement allzuderb zuzugreifen.

Alles was uns von dem Lichtstoff und feinen Verwandtschaften zu andern Körpern nähern Unterricht giebt, muß mir doppelt interessant seyn, da ich immer fortfahre die Erscheinungen zu studieren, welche wir diesem zarten Körper unter so mancherley Umständen[155] abgewinnen können, und wie erwünscht würde mir es seyn, mich mit Ew. Wohlgeb. bald auf einerley Weg zu treffen. Ich hoffe das Vergnügen zu haben, Sie bald wiederzusehen, und wünsche indessen recht wohl zu leben.


10/3054.


An Charlotte von Kalb

Mein Dank, werthe Freundin, für Ihren lieben Brief soll nicht leer erscheinen und da ich nichts eigenes finde das Ihrer Gesinnungen werth wäre so schicke ich Ihnen ein Paar Oden welche Herder aus dem Lateinischen eines Deutschen des vorigen Jahrhunderts übersetzt hat, die Ihnen gewiß Freude machen werden. Eine ganze Sammlung davon wird in die zerstreuten Blätter kommen. Die Bekanntschaft mit diesem vergessenen Landsmanne wird bey jedem Epoche machen der Poesie liebt und Menschheit ehrt.

Mein guter Meyer ist nach Dresden wo er einen Genuß finden wird dessen er allein fähig ist, seine Abwesenheit macht eine große Lücke in meine Existenz, ich fülle sie mit Hoffnung und mit dem Gedanken an die Reichthümer aus die er sich und uns überbringen wird.

Ich habe in dieser letzten Zeit noch manche Sorgfalt auf meinen losen Fuchs gewendet der gegen Pfingsten wieder einen Versuch machen wird sich in der Welt auf seine Weise zu produciren. Sonst habe[156] ich noch mancherlei gearbeitet das später wohl auch vor Sie kommen und Ihnen Freude machen dürfte.

Der Herzog befindet sich wohl und vergnügt, sein Interesse an den Dingen weckt manches aus dem Schlummer. Übrigens lebt alles nach alter Weise. Einige neue Schauspieler theilen und beschäftigen das Publikum.

Fichte ist noch nicht gekommen, sobald seine Einladungsschrift, die er vorausschickt, abgedruckt ist erhalten Sie solche. Aus seinen Briefen scheint es er habe vor in ein sonderbares Horn zu stoßen.

Leben Sie recht wohl und lieben Sie mich, sagen Sie mir manchmal ein Wort, ich schreibe auch und schicke was, damit, wenn wir uns wiedersehen, auch kein Augenblick durch Erneuerung der Bekanntschaft verlohren gehe, wie wohl diesmal geschehen ist.

W. d. 29. April 94.

G.


10/3055.


An Johann Gottfried Herder

[Mai.]

Recht herzlich dancke ich für deinen Dichter, er bleibt bey jedem Wiedergenuß derselbe, und wie die Ananas erinnert er einen an alle gutschmeckende Früchte ohne an seiner Individualität zu verliehren.

An eben dem Tage erhalte ich das zweite Buch Lukrezens von Knebel und komme in Versuchung dir[157] das erste Buch meines Romans zu schicken, das nun umgeschrieben noch manches Federstriches bedarf nicht um gut zu werden sondern nur einmal als eine Pseudo confession mir vom Herzen und Halse zu kommen.

Auch fällt mir ein daß ich dich schon früher hätte ersuchen sollen Eilensteinen auf diesen Sommer abermals gefälligen Urlaub zu geben.

Wolltest du Sonntag Mittags mit mir essen, so lüde ich Knebeln ein und wir verschwäzten einige Stunden, ohngedenck der vielen Hälse und Beine die es jezt an allen Orten und Enden der armen Menschheit kostet.

G.


10/3056.


An Carl Ludwig von Knebel

[Mai.]

Hier die Robespierrische Rede zurück. Davon mündlich, wenn du morgen Mittag mit uns essen willst, wo ich Herders erwarte. Meinen Roman bitte nicht aus der Hand zu geben; da noch manches darin zu bessern sein möchte, so ist es gut, wenn er erst ganz unter uns bleibt.

G.


10/3057.


An Christian Gottlob Voigt

Noch späte sage ich Ihnen das lebhafteste Glück auf! Zwar habe ich noch niemand unsrer Votanten[158] gesehen, aus Ihren Briefen aber sehe ich das beste was wir wünschen konnten.

Nur so viel: der Herzog wünscht Sie in Ilmenau zu finden. Er kommt Sonntag Abend. Ich bleibe hier und warte Ihrer. Mit lebhafter Überzeugung habe ich den Herzog gebeten jetzt nicht sich in die Zerschlagung der Güter einzulassen. Soll es ja geschehen so nimmt man in einigen Jahren viel mehr daraus. Sie sind meiner Meynung, bestätigen Sie ihn drin. Tausend Danck für alles was Sie in meine Seele und an meiner Stelle thun. Ich hoffe auf die gute Stunde Sie wieder zu sehen.

d. 1. May 1794.

G.


10/3058.


An Johann Heinrich Meyer

Viel Glück, mein lieber, zu Ihrer Ankunft in Dresden und viel Danck für die umständliche Nachricht von dem was Sie unterwegs von Kunstsachen gesehen haben, fahren Sie ja so fort mich und die Freunde zu erfreuen.

Nun aber vor allen Dingen zu dem was vorzunehmen wäre und da möchte guter Rath theuer seyn. Des rohen Colorits des Carrachischen Genius erinnere ich mich freylich und da dieses in der Kopie nicht zu vermeiden seyn möchte, so wäre freylich besser davon zu abstrahiren als ein den Augen unangenehmes Bild[159] darzubringen. Sollten Sie nicht Luft haben die Titanische Venus zu unternehmen? Denn die beyden andern von Guido und Guercin sind wie Sie wohl bemercken, nicht ganz zu unserm Zwecke. Durchl. der Herzog ist nicht hier und also eine völlige Entscheidung bey so zweydeutigen Umständen schwer. Die Hauptsache ist daß Sie nichts unternehmen als womit Sie unter den gegebnen Bedingungen glauben fertig zu werden. Wäre die Venus so ein Bild, so wollte ich dazu rathen. Und es müßte doch auch eine schöne Übung seyn nach Titian ein Nackendes zu arbeiten. Schreiben Sie mir sogleich darüber und die Grösse der Leinewand die Sie brauchen. Sie haben noch immer Vorarbeit genug eh es ans Mahlen kommt. Melden Sie mir wozu Sie Lust und Zutrauen haben, darauf kommt alles an.

Ich habe mich in Ihre Zimmer einquartiert und lasse die Gartenstuben indeß einrichten, es wird ein artig klein Quartier. Ich bin auf allerley Weise beschäftigt und es ruckt doch so eins mit dem andern fort.

In Franckfurt findet sich kein Papier blau ins röthliche scheinend wie wir es wünschten, Nothnagel sagt man könne so eine Art changeant im Papier nicht darstellen. Die Frage wäre also ob man das erste Zimmer von diesem violet, das zweyte von diesem rötheren nähme?[160] Die Farben gehen gut zusammen, nur fürchte ich Gold und goldne Rahmen stehen nicht gut auf beyde, am wenigsten aufs letzte. Sagen Sie mir Ihre Gedancken.

Der Fürst v. Dessau ist hier. Ich muß eilen und schließen. Nächsten Posttag mehr und noch einige Anfragen.

Viele Grüße an alle die meiner gedencken.

W. d. 15. May 1794.

Goethe.


10/3059.


An Johann Heinrich Meyer

Zwar habe ich in meinem letzten Briefe mich zu der Meynung geneigt daß Sie die Venus von Titian unternehmen und Sich an diesem Meisterstücke versuchen möchten, allein ferneres Nachdencken hat mich wieder schwancken gemacht und ein Brief von Durchl. dem Herzoge determinirt mich ganz von dieser Idee abzugehen.

Sonderbar ists daß der Genius, auf den ich zuerst verfiel, beynahe das einzige Bild ist das für den bewußten Gebrauch dienlich und schicklich wäre. Sagen Sie, wäre es denn nicht möglich im kopiren die Fleischfarbe lieblicher und natürlicher zu machen? Ich sehe freylich die Schwierigkeit wohl ein. Doch vielleicht haben Sie indeß etwas anders bemerckt und ausgedacht, vielleicht erhalte ich heute noch einen Brief von Ihnen. Auf alle Fälle wollte ich Ihnen heute ein[161] Wort sagen, warum kann ich nicht mit Ihnen auf der Gallerie spazieren. Leben Sie recht wohl und schreiben bald und viel. d. 19. May 1794.

G.


10/3060.


An Friedrich Heinrich Jacobi

[23. Mai.]

Nur einen herzlichen Gruß mit beykommender Schrift. Möchtest du liebes Nicht ich gelegentlich meinem Ich etwas von deinen Gedancken darüber mittheilen. Lebe wohl und grüße alle die guten und artigen Nichtichs um dich her.

Max ist wohl und brav und fleißig.

G.


10/3061.


An Johann Heinrich Meyer

Ihre Briefe, mein lieber, machen mir große Freude und ich hoffe sehr auf die ausführlicheren Nachrichten von Ihren Entdeckungen, es wird noch manches unter der Masse verborgen seyn das Sie nach und nach auffinden.

In wenig Tagen erwarte ich Durchl. den Herzog und werde mit ihm die Sache wegen des zu kopirenden Bildes nochmals umständlich durchsprechen. Da Sie geneigt sind die Venus zu kopiren, so fallen meine Bedencklichkeiten weg und Sie sollen bald hören ob[162] des Herzogs seine auch zu beseitigen gewesen. Leider ist über solche Sachen böß korrespondiren, doch sollen wir hoff ich noch einig werden. Der Gedancke mit der Madonna und dem Kinde ist sehr gut es wird eine sehr interessante Zeichnung.

Schreiben Sie mir immer nur aphoristisch von Ihren Entdeckung, damit ich einen Vorgenuß habe, grüßen Sie die Freunde und leben recht wohl.

W. d. 29. May 94.

G.


10/3062.


An Christian Gottlob Voigt

[8. Juni.]

Sie erhalten, werther Freund, durch Überbringerinn eine Tracht Bücher, es werden noch einige folgen. Mit einer herzlichen Zufriedenheit übergebe ich Ihnen die alten Sammlungen meines Vaters, mit dem Gefühl daß sie nicht aus der Familie gehen. Behalten Sie mich lieb und nehmen Theil an mir und dem Meinigen wie ich an Ihnen und dem Ihrigen nehme.

am Pfingst Tage 94.

G.


10/3063.


An Johann Heinrich Meyer

Endlich, mein l. Freund, ist einmüthig entschieden worden, daß es bey dem Genius des Carrache sein[163] Verbleiben haben solle. Machen Sie Sich also an das Werck und thun Sie, da der Gedancke und die Zeichnung gut sind, mit der Farbe das beste. Es soll gegen die Hauptthüre kommen und das Bild der Angelica in dem mittleren Zimmer allein bleiben. Auf diese Weise werden Sie recht gut fertig da es bey dem einen Bilde bleibt und können nebenher noch machen was Ihnen nützlich und angenehm dünckt.

Nur muß ich eins bemercken. Der Maasstab den Sie neben die Zeichnung in Zollen gesetzt ist französch, die Copie dürfte aber 6 1/2 Fuß Höhe und 4 Fuß Breite nach Weimarischem Maase, welches hier beygezeichnet ist, haben weil es sonst zu den übrigen Proportionen, wie sie Herr Schurigt gefunden und durchgearbeit, zu groß wäre. Sie werden also wohl die Figur etwas kleiner machen müssen welches Ihnen wohl gleich seyn kann.

Ihre Briefe und Nachrichten freuen mich und die Freunde gar sehr, fahren Sie fort uns auf diese Weise über Ihre Abwesenheit einigermassen zu trösten. Sie werden noch manchen interessanten Gegenstand und manche schöne Aufschlüsse und Combinationen finden, wenn Sie die Schätze der Kunst unter denen Sie jetzt leben immer mehr und genauer betrachten. Alle Freunde, Wieland, Knebel besonders, wünschen und wollen nach Dresden. Bötticher besucht Sie vielleicht noch am ersten. Wie es mit mir werden wird, weiß ich nicht, wir wollen den August herankommen lassen. Schurigt[164] ist fleißig und giebt gute Sachen an. Büry hat mir von Rom geschrieben den ersten Brief in welchem er kein Geld verlangt. Prinz August von England nimmt sich seiner an. Es ist gut daß er einen Engländer gefunden hat. Leben Sie recht wohl und schreiben Sie mir von Ihrem Fuße der mich in Sorge setzt. Im Hause ist noch wenig gethan, Eckebrecht arbeitete in Tiefurt, die kleinen hinteren Zimmer aber sind auf gutem Wege bald wohnbar zu werden. Voß war hier, ein recht wackrer, liebenswürdiger Mann, offen und dem es strenger Ernst ist um das was er thut deßwegen es auch mit seinen Sachen in Deutschland nicht recht fort will. Es war mir sehr lieb ihn gesehen und gesprochen und die Grundsätze wornach er arbeitet von ihm selbst gehört zu haben. So läßt sich nun das was im allgemeinen mit uns nicht harmonirt durch das Medium seiner Individualität begreifen.

Leben Sie wohl und schreiben mir bald wieder. Alles grüßt. Grüßen Sie die Dresdner Freunde, Körners besonders.

W. d. 9. Jun. 1794.

G.[165]


10/3063a.


An Georg Christoph Lichtenberg

Das Gute das mir Ew. Wohlgeb. zugedacht ist mir nur zur Hälfte geworden, Herr Olavsen hat mir Ihren Brief von Gotha aus zugesendet und seinen Weg über den Thüringen Wald genommen, jedoch uns nicht ganz ohne Hoffnung gelassen daß er uns bey seiner Rückkehr besuchen werde. Ich dancke Ihnen zum Voraus für die Bekanntschaft dieses interessanten Mannes.

Angenehm ist mir die Hoffnung Ihren Hogarth balde zu sehen. Wenn Sie mit den Kupfern zufrieden sind, werden wir an der Erklärung gewiß viel Freude haben. Hierbey liegt mein Reinecke, ich wünsche daß dieses uralte Weltkind Ihnen in seiner neusten Wiedergeburt nicht mißfallen möge.

Wenn es Ihre Zeit erlaubt, so haben Sie ja die Güte mir mit Ihren Bemerckungen über meinen letzten Aufsatz zu helfen. Seyn Sie nur versichert daß ich[54] jede Art von Recktification und Widerspruch vertragen kann.

Das französche Buch behalte ich mit Ihrer Erlaubniß noch einige Zeit, es hat mir zu einigen schönen Versuchen die mir fehlten geholfen, so wie Ihre Anmerckungen auf einen anderen Weg die Phänomene zu kombiniren und vielleicht zu erklären.

Leben Sie recht wohl und erlauben mir bald wieder etwas zu übersenden.

W. d. 9. Juni 1794.

Goethe.[55]


10/3064.


An Friedrich Schiller

Ew. Wohlgeb.

eröffnen mir eine doppelt angenehme Aussicht, sowohl auf die Zeitschrift welche Sie herauszugeben gedencken,[165] als auf die Theinahme zu der Sie mich einladen. Ich werde mit Freuden und von ganzem Herzen von der Gesellschaft seyn.

Sollte unter meinen ungedruckten Sachen sich etwas finden das zu einer solchen Sammlung zweckmäßig wäre, so theile ich es gerne mit; gewiß aber wird eine nähere Verbindung mit so wackern Männern, als die Unternehmer sind, manches, das bey mir ins Stocken gerathen ist, wieder in einen lebhaften Gang bringen.

Schon eine sehr interessante Unterhaltung wird es werden sich über die Grundsätze zu vereinigen nach welchen man die eingesendeten Schriften zu prüfen hat, wie über Gehalt und Form zu wachen um diese Zeitschrift vor andern auszuzeichnen und sie bey ihren Vorzügen wenigstens eine Reihe von Jahren zu erhalten.

Ich hoffe bald mündlich hierüber zu sprechen und empfehle mich Ihnen und Ihren geschätzten Mitarbeitern aufs beste.

W. d. 24. Jun. 1794.

Goethe.


10/3065.


An Johann Gottlieb Fichte

Für die übersendeten ersten Bogen der Wissenschaftslehre danke ich zum besten; ich sehe darin schon die Hoffnung erfüllt, welche mich die Einleitung fassen ließ.

[166] Das Übersendete enthält nichts, das ich nicht verstände oder wenigstens zu verstehen glaubte, nichts, das sich nicht an meine gewohnte Denkweise willig anschlösse.

Nach meiner Überzeugung werden Sie durch die wissenschaftliche Begründung dessen, worüber die Natur mit sich selbst in der Stille schon lange einig zu sein scheint, dem menschlichen Geschlechte eine unschätzbare Wohlthat erweisen und werden sich um jeden Denkenden und Fühlenden verdient machen. Was mich betrifft, werde ich Ihnen den größten Dank schuldig sein, wenn Sie mich endlich mit den Philosophen versöhnen, die ich nie entbehren und mit denen ich mich niemals vereinigen konnte.

Ich erwarte mit Verlangen die weitere Fortsetzung Ihrer Arbeit, um manches bei mir zu berichtigen und zu befestigen, und hoffe, wenn Sie erst freier von dringender Arbeit sind, mit Ihnen über verschiedene Gegenstände zu sprechen, deren Bearbeitung ich aufschiebe, bis ich deutlich einsehe, wie sich dasjenige, was ich zu leisten mir noch zutraue, an dasjenige anschließt, was wir von Ihnen zu hoffen haben.

Da ich mit Freudentheil an der Zeitschrift nehme, die Sie in Gesellschaft würdiger Freunde herauszugeben gedenken, so wird auch dadurch eine wechselseitige Erklärung und Verbindung beschleunigt werden, von der ich mir sehr viel verspreche. Leben Sie recht wohl.

Weimar, den 24. Juni 1794.

Goethe.[167]


10/3066.


An Christian Gottlob Voigt

[26. Jun.]

Hierbey die Bertuchsche Quittung über die Elrisseauschen Gelder welche ich unterzeichnet habe, und um gefällige Weiterbesorgung bitte.

Fichte kommt Sonnabends. Ich wünschte Sie noch vorher zu sprechen und Sie Sonnabend Mittags bey Tische bey mir zu sehen. Ich will Knebeln einladen, damit das Gespräch mannichfaltiger werde.

G.


10/3067.


An Charlotte von Kalb

Hier, liebe Freundin, kommt Reinecke Fuchs der Schelm und verspricht sich eine gute Aufnahme. Da dieses Geschlecht auch zu unsern Zeiten bei Höfen, besonders aber in Republiken sehr angesehn und unentbehrlich ist; so möchte nichts billiger sein, als seine Ahnherrn recht kennen zu lernen.

Von Fichtens philosophischen Blättern sende ich nichts, wenn Sie von dem Inhalte irgend Notiz nehmen wollen, so wird ein mündlicher Vortrag höchst nöthig sein. Seine Nachbarschaft ist mir sehr angenehm und bringt mir manchen Nutzen; es konversirt sich auch mit ihm sehr gut und da er uns verspricht den Menschenverstand mit der Philosophie auszusöhnen,[168] so können wir Andre nicht aufmerksam genug sein.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Gustel ist wohl, froh und klar, wünschen Sie ihm mit mir daß er so bleiben könne.

Noch muß ich sagen, daß seit der neuen Epoche auch Schiller freundlicher und zutraulicher gegen uns Weimaraner wird, worüber ich mich freue und in seinem Umgange manches Gute hoffe. Leben Sie recht wohl und kommen bald mit uns zu genießen was wir auch besitzen und erwerben mögen.

W. d. 28. Juni 1794.

G.


10/3068.


An Johann Heinrich Meyer

Ich dachte die Ankunft Ihrer Zeichnung erst abzuwarten, um Ihnen sodann über verschiedenes zu schreiben. Da Sie sich aber zu verweilen scheint, so will ich, indeß ich Eger Wasser trinke, einiges dictando an Sie gelangen lassen.

Zuförderst wünsche ich recht sehr, daß das Übel Ihres Fußes sich möge gegeben haben, da es Ihnen doch, wenn Sie den Genius kopieren, sehr hinderlich seyn müßte, ich hoffe zu hören, daß Sie an dieser Arbeit mit frohem Muthe fortgehen.

Herr Schuricht hat indessen auch seine Zeichnung vollendet und unsern Künstlern und Handwerkern[169] manche schwere Aufgabe hinterlassen. Das Haus wird sehr schön, ich möchte sagen für ein freystehendes Gebäude, in welchem die Personen selbst nicht immer in der größten Zucht und Reinlichkeit anlangen können, zu schön, um mit Bequemlichkeit drinnen wie zu Hause seyn zu können.

In unserm Hause ist nicht viel gemacht, erst weil Eckebrecht sonst beschäftigt war, und jetzt, weil ich über Farbe und Einrichtung unschlüssig bin. Schuricht hat mir eine artige Idee zum Vor- und Treppenhause gezeichnet, die aber wegen der erforderlichen Gipsgesimse so geschwind nicht ausgeführt werden kann. Wahrscheinlich lasse ich das Ganze noch einen Winter liegen. Horny übt sich indessen an dem Gewölbe und wir kommen wenigstens wieder um soviel weiter. Wir werden sodann diesen Winter manches vorbereiten und künftiges Frühjahr weitergehen können. Die Zimmer, die in den Garten gehen, lasse ich indeß fertig machen und werde in vier Wochen etwa einziehen können, da mir denn den Winter über die vordern Zimmer frey bleiben.

Der erste Band meines Romans wird auf Michael fertig seyn und so geschieht doch immer etwas.

Zu meinen optischen Versuchen, deren manche angestellt werden, brauchte ich höchst nöthig einige Stahlspiegel, sowohl einen planen als zwey concave und einen convexen. Sie brauchten nicht über vier Zoll Durchmesser zu haben, nur müssen die concaven sehr[170] flach geschliffen seyn daß der Focus weit fällt, und so auch der convexe. In Dresden soll ein Mann seyn, der solche Arbeit macht, wollten Sie sich doch darnach erkundigen und etwa mit ihm sprechen. Ich bin jetzt ganz nahe daran die Farbenerscheinung von der Refraction völlig abzulösen, oder ich kann wohl sagen, ich habe sie schon völlig abgelöst, nur gehören noch genaue leichte und reine Versuche dazu, um die Sache abschließen zu können.

Die Herzogin Mutter befindet sich wohl in Tiefurt, Herders sind vergnügt von Halberstadt wiedergekommen und übrigens geht alles seinen herkömmlichen Gang. Leben Sie recht wohl und lassen Sie bald von sich hören und sehen. Wahrscheinlich besucht Sie der Director Böttcher zuerst und vielleicht allein; Wieland und Knebel sind noch nicht schlüssig. Leben Sie recht wohl und grüßen die Freude.

Weimar den 7. July 1794.

G.


Ich melde nur noch soviel daß das Bild zu meiner großen Freude wohlbehalten angekommen. Und daß das übrige besorgt werden soll. Leben Sie recht wohl.

Reinecken an Körners mit vielen Empfehlungen.[171]


10/3068a.


An Christian Gottlob Voigt

Indem ich ihnen und Ihrer Frau Gemahlinn glückliche Reise und einen guten Effeckt der Cur wünsche lege ich noch 100 unterschriebene Quittungen und einen Catalog bey der, wann er nicht interessant ist, doch im Bade brauchbar seyn könnte.

Leben Sie recht wohl, gedencken mein und kommen recht munter zu[59] alten und neuen Arbeiten zurück und bleiben meiner lebhaften Theilnahme an allem was Sie betrift versichert.

W. d. 10 Jul. 1794.

G.[60]


10/3069.


An Samuel Thomas von Sömmerring

Hierbei folgt, mein Werthester, ein Exemplar des Reineke Fuchs. Ich wünsche, daß dieser Freund, in[171] der noch immer unruhigen Lage, in der Sie sich befinden müssen, Ihnen einige gute Stunden machen möge. Schreiben Sie mir doch wieder einmal, wie Sie leben, und wie Sie sich mitten in dem Kriegsgetümmel für die Wissenschaften thätig erhalten? Ich habe diese Zeit her jene Wissenschaften und Künste, zu denen Sie meine Vorliebe kennen, theoretisch und praktisch zu bearbeiten fortgefahren. Mit welchem Glücke muß die Zeit lehren.

Sollte Ihnen wohl Ihre Sammlung zur comparirenden Anatomie feil sein? und unter welchen Bedingungen? Wenigstens schien mir damals, als ich sie sah, Ihr Studium eine solche Wendung genommen zu haben, die Sie so leicht nicht wieder in dieses Fach führen dürfte. Wäre dieses, so könnten Sie solche ja wohl für einen leidlichen Preis einem Freunde abtreten, der noch Zeit und Lust genug hat sich mit den abgeschiedenen Bestien abzugeben.

In das Farbenreich bin ich nach und nach soweit hineingerückt, daß ich fast den Ort nicht mehr sehe, von dem ich ausgegangen bin. Ich höre nicht auf zu experimentiren und die Experimente zu ordnen, und das Ganze erscheint mir nicht mehr unendlich, ob ich gleich noch Zeit genug brauchen werde, um das Einzelne nach Würden durchzuarbeiten. Wie befindet sich die liebe Frau und der theure Sohn, und was giebts sonst gutes Neues?

Vor einigen Tagen habe ich mit d'Oyré in Erfurt[172] gesprochen, wo wir und der Mainzer und Marienborner Geschichten erinnerten. Mit wem und wo werden wir nicht noch unerwartet zu reden haben! Behalten Sie mich in gutem Andenken, und sein Sie überzeugt, daß ich Sie schätze und liebe.

Weimar den 16. Juli 1794.

Goethe.


10/3070.


An Johann Heinrich Meyer

Ihre Zeichnung ist uns zur guten Stunde angekommen, wir wollen uns Glück wünschen daß wir diesen Schatz besitzen. Es ist ein Sinn, ein Friede in dem Bilde der höher ist als alle Vernunft, ich freue mich für Sie und uns daß es Ihnen so wohl gerathen ist. Der Herzog ist sehr damit zufrieden und grüßt Sie. Lassen Sie mich nun hören wie es mit dem Genius geht? Wenn ich rathen soll, thun Sie bey diesem eher zu wenig als zu viel, wenn Sie einen guten Contour haben, so arbeiten Sie bey der Ausführung auf den Schein, so wird der Entzweck am sichersten erreicht.

Ich habe die Zeit her nach meiner Art fortgedacht und geschrieben und komme nicht mercklich, doch allmählig weiter. Der erste Band des Romans ist bald fertig und die übrigen Unternehmungen gehen auch Schritt vor Schritt.

Im Hause ist wenig geschehen. Horny bringt die Decke ganz artig zu Stande und meine Gartenzimmer[173] werden auch bald wohnbar seyn. Ob sonst noch etwas geschehen kann muß die Zeit lehren. So viel glaube ich vorauszusehen daß ich der Hoffnung Sie in Dresden zu besuchen entsagen muß. Hierbey liegt ein Brief von Böttcher der wahrscheinlich kommt und soviel ich vermuthe Wielanden mitbringt. Er soll die Zeichnungen die Sie verlangen mitnehmen.

Übrigens ist jetzt mit den Menschen, besonders gewissen Freunden, sehr übel leben. Der Coadjutor erzählte: daß die auf dem Petersberge verwahrten Clubbisten unerträglich grob werden sobald es den Franzoßen wohl geht und ich muß gestehen daß einige Freunde sich jetzt auf eine Art betragen die nah an den Wahnsinn gränzt. Dancken Sie Gott daß Sie dem Raphael und andern guten Geistern, welche Gott den Herrn aus reiner Brust loben, gegenüber sitzen und das Spucken des garstigen Gespenstes, das man Genius der Zeit nennt, wie ich wenigstens hoffe, nicht vernehmen.

Von Hirten hab ich Grüße, der Charackter scheint ihm zur rechten Zeit Freude gemacht zu haben.

Die Neapolitaner sind in großer Angst gewesen, es soll eine entsetzliche Eruption gewesen seyn.

Leben Sie wohl, grüßen die Freunde und kommen gesund zurück. Wir wollen uns hier halten sogut es gehen will.

W. d. 17ten. 1794.

G.[174]


10/3071.


An Gottlieb Hufeland

Ew. Wohlgeb.

erhalten die mitgetheilten Schriften dankbar hierbei zurück.

Alles lauft mit Blasebälgen herum es wäre mehr, dünkt mich, in der Zeit nach den Wassereimern zu greifen.

Doch ist dem Betrachter sein Verdienst nicht abzusprechen. Ich empfehle mich bestens.

W. d. 24. Jul. 1794.

Goethe.


10/3072.


An Friedrich Schiller

Sie erhalten hierbey die Schocherische Abhandlung mit Dancke zurück, das was ich davon verstehe gefällt mir recht wohl, das übrige wird er mit der Zeit ja wohl aufklären.

Zugleich sende Diderot und Moriz und hoffe dadurch meine Sendung nützlich und angenehm zu machen.

Erhalten Sie mir ein freundschaftliches Andencken und seyn Sie versichert daß ich mich auf eine öftere Auswechslung der Ideen mit Ihnen recht lebhaft freue. Empfehlen Sie mich in Ihrem Circkel. Unvermuthet wird es mir zur Pflicht mit nach Dessau[175] zu gehen und ich entbehre dadurch ein baldiges Wiedersehen meiner Jenaischen Freude.

W. d. 25. Jul. 1794.

Goethe.[176]


10/3072a.


An Johann Isaak von Gerning

Eben da Sie bey uns willkommen heißen sollte bin ich selbst in dem Falle eine kleine Reise zu machen,[55] von der ich doch schwerlich unter vier Wochen zurückkommen werde. Es sollte mir leid thun wenn ich Sie nicht oder in Jena noch anträfe um von Ihnen interessanten Reisen etwas mündlich zu hören. Sind denn die Zeichnungen von Kniep schon in Franckfurt? Diese bitte ich besonders mir sobald als möglich zu senden und was Sie sonst noch mitzubringen die Gefälligkeit gehabt haben.

Schiefermüllers Werck dient nicht zu meinem Gebrauche. Herrn Rath Krause werde ich ersuchen sich über einiges mit Ihnen, wenn Sie hierherkommen, zu besprechen. Ich wünsche recht wohl zu leben. Haben Sie doch die Güte meiner Mutter zu sagen: daß ich etwa einen Monat verreise. Sollte sie mir etwas schreiben haben, so bitte den Brief hierher zu adressiren. Nochmaliges Lebewohl.

W. d. 25 Jul. 1794.

G.[56]


10/3073.


An Christiane Vulpius

Wörliz Mittwoch d. 30. Jul. 94.

Wir haben hier schöne Tage und mancherley Vergnügen gehabt, morgen gehen wir nach Dessau wo der Cattun wird gekauft werden und ich schreibe diesen Brief weil ich Herteln das Packet mitgeben will, das du Sonntags haben kannst, denn die Herzoginn geht Freytag von Dessau ab. Laß dir gleich ein Hauskleid machen damit mein Kind geputzt ist wenn ich wieder komme.

Sonnabends geh ich mit dem Herzog nach Dresden. Von da schreibe ich dir wie mir es weiter geht. Befinde dich recht wohl, grüße den kleinen und mache daß alles recht hübsch sey wenn ich wiederkomme. Es ist nichts bessers als sich lieb haben. Adieu

G.


Dessau Freytag d. 1. Aug. 94.

Das Packet wurde nicht fertig und so konnt es Hertel nicht mitnehmen es geht mit der Post und du wirst es zu deinem Geburtstage erhalten, zu dem ich dir Glück wünsche. Auch ein Paar Halstücher sind[176] dabey, ohne die konnte es wohl nicht abgehen. Lebe wohl. Liebe mich. Küsse den Kleinen.

G.


10/3074.


An Christiane Vulpius

Sonnabends d. 10. Aug. 1794. Dresden.

Morgen, mein liebes Kind gehen wir von hier wieder ab, nachdem ich recht angenehme acht Tage hier zugebracht und meist mit Meyern verlebt habe. Wir gehen wieder auf Dessau und es kann wohl noch 14 Tage währen biß ich dich wiedersehe. Wende die Zeit an daß soviel möglich alles in Ordnung kommt. Den Kattun und die Halstücher wirst du erhalten haben und schon geputzt seyn. Grüße und küsse den kleinen. Meyer grüßt dich und hat dir ein recht artig Bildchen gemahlt das ich mitbringe. Schreibe mir nicht, denn ich weiß nicht wo mich dein Brief treffen könnte. Wenn wir zusammen kommen, soll es wieder gute Zeit werden. Lebe wohl. Liebe mich.


10/3075.


An Vohs und Willms

Bey dem Aufenthalte der Gesellschaft in Rudolstadt verspricht man sich von derselben, daß sie sich gegen den Hof sowohl als gegen das Publikum ehrenvoll betragen werde.

[177] In der ersten Woche wird sechs Mal, in den folgenden aber nur vier Mal gespielt, und in der 2ten und den folgenden Wochen werden die Vorstellungen von dem Hofe bestimmt.

Die ersten Vorstellungen sind abgeredter Maßen:

Allzuscharf macht schartig

Die Reise nach der Stadt

Die Entführung aus dem Serail

Dom Carlos

Hieronymus Knicker und

Das Mädchen von Marienburg.

Die Zauberflöte wird in der 2ten Woche, nach davor gehaltenen nöthigen Proben gegeben, und dann wiederholt, so oft es verlangt wird.

Sollte Richard Löwenherz verlangt werden, so hat Mad. Weber die Rolle der Margarethe, welche Mad. Malcomi in Weimar ad interim zu spielen die Gefälligkeit gehabt hat, zu übernehmen.

Zur Reise und sonst zur Aufmunterung der Gesellschaft hat die Regie und Casse Administration derselben gegen das Ende der künftigen Woche ein Geschenk von einer wöchentlichen Sage außerordentlich auszuzahlen.

Die Zuschüsse bleiben für den Correpetitor Eylenstein, für die Musiker Riemann und Hase, ingleichen für den Theaterdiener Höpfner und Billeteur Rötsch vom 17ten dieses an die nehmlichen wie zeither; die übrigen fallen von dieser Zeit an weg.

[178] Die Preise des Legegeldes sind

12 gr. in der Gallerie Loge

8. gr. auf das erste Parterre

4. gr. auf das zweyte Parterre und

2: gr. auf das dritte.

In die Herrschaftliche Loge kommt niemand als fürstliche Personen, die Hof Dames und Personen, denen der Hof Billets dahin geben wird, deren sich der Hof jedes Mal drey ausbedungen hat.

Was der Hof sonst an Aufwand für die Erleuchtung, Capelle, Statisten, Maschinisten und Wache zu übernehmen versprochen hat, ist aus der abschriftlichen Beylage ausführlich zu ersehen.

Bey allen Vorfällen des Theaters haben die Herren Vohs und Willms, jener in dem Kunst- und dieser im ökonomischen Fache sich an den Herrn Cammerjunker und Hauptmann von Lyncker zu wenden, welcher auch, nebst dem Herrn Hof-Marschall von Kettelhodt allenthalben freyen Eintritt hat.

Da das Rudolstädter Publikum ein Abonnement wünscht, so kann mit Bemerkung der Nahmen, dergleichen Abonnement zugestanden und zwar für ein Billet auf zwölf Vorstellungen

3 rh. in die Gallerie Loge

2 rh. auf das erste Parterre und

1 rh. auf das zweite

angenommen werden.[179]

Alle Gelder werden in Courant des dasigen Orts eingenommen und auch so wieder ausgegeben.

Das Billeteur Amt hat bey der Gallerie Loge der Theater Diener Friedrich, welcher mit der Erleuchtung nichts zu thun hat,

bey dem 1ten Parterre der Billeteur Rötsch,

bey dem 2ten Parterre der Theater Meister Brunnquell zu übernehmen.

Der Billeteur Rötsch überbringt nach Verlauf der 1ten Woche den Rapport am Sonntage wie gewöhnlich nach Weimar.

Die Mitglieder der Gesellschaft, welche das Schauspiel besuchen wollen, können mit Verschonung der Gallerie Loge der hintern Plätze des ersten Parterre, die Kinder aber des zweiten Parterre sich bedienen.

Deren Domestiken werden, wenn das Auditorium zahlreich ist, zurück gewiesen, im entgegengesetzten Falle aber in das 3te Parterre gelassen.

Weimar den 14. August 1794.

J. W. v. Goethe.


10/3076.


An Friedrich Constantin von Stein

Weimar, den 14. August 1794.

Deine gute Natur, mein lieber Sohn, verdient alles Lob, da du keinen der Fehler und übeln Gewohnheiten[180] deines Pflegefreundes angenommen hast. Du magst in der Abwesenheit nicht allein an deine Freunde denken, sondern schreibst ihnen auch gern, und wünschest von ihnen zu hören; du besorgest Aufträge willig und schnell, und was des Guten noch mehr ist.

Ich danke dir für deine beiden Briefe, und für das übersendete Prisma, das mir eben zur rechten Zeit ankommt. Das Steinchen an Fräulein von Imhof ist besorgt.

Wenn du die Fragen des Coadjutor's alle so gut beherzigst und beantwortest, als du den Theater- und Kunstartikel, den du mir gewidmet hast, so wird er wohl zufrieden seyn. Ich freue mich, die mannigfaltigen Betrachtungen zu hören, die du mit geradem frischen Sinne in einer so großen Welt und in diesem interessanten Momente machst.

Ich war dieser Tage in Dresden und habe mit Meyern eine gute Woche verlebt, und vergessen, welche Händel jetzt die Welt verwirren.

Am Rheine ist Alles in Furcht und Sorgen, auch meine Mutter hat eingepackt und ihre Sachen nach Langensalza geschickt. Würde es übler, so kann sie zu mir. Schlosser ist nach Baireuth. Ganz Deutschland ist in schadenfrohe, ängstliche und gleichgiltige Menschen getheilt. Mich verlangt von dir zu hören, wie es in England aussieht, dort verschlingt wohl die große Thätigkeit Alles. Für meine Person finde ich nichts Räthlicheres, als die Rolle des Diogenes zu[181] spielen und mein Faß zu wälzen. Ich treibe die dir bekannten Studien fort, und wünschte zu meiner Belehrung und Erbauung Manches zu sehen, das dir jetzt nah genug, ist, und dessen Anblick du mir wohl abträtest.

Lebe wohl, gedenke mein. Von den Marchand'schen Arbeiten besitze ich Abdrücke. Er ist ein braver Künstler, doch wünsche ich nicht eben seine Pasten zu besitzen. Nochmals lebe wohl.

G.


10/3077.


An Weyrauch

Auf Ihr an mich erlassnes zutrauliches Schreiben kann ich Ihnen, mein lieber Herr Weyrauch, mit eben der Offenheit sogleich antworten.

Sie wissen daß ich Sie und Ihre Frau ungern verlohr, sowohl weil ich uns den Genuß Ihrer Talente ungern entzogen sah, als weil eine neue Einrichtung des Personals viel Unannehmlichkeiten verursacht. Nun sind zwar Ihre und Ihrer Frauen Fächer wieder besetzt, allein ich habe längst gewünscht mehrere gute Schauspieler auf unsrem Theater neben einander zu sehen. Denn wie manche Opern müssen aus Mangel eines vollständigen Personals zurückbleiben und wie sehr muß das Publikum durch die Unpäßlichkeit eines Schauspielers leiden wenn er mit Rollen überhäuft und gar keine Abwechslung möglich ist.

[182] Diese Betrachtungen erhalten bey mir ein noch weit größeres Gewicht durch die Vorsprache unserer gnädigsten Herzoginn, und ich nehme Ihr Anerbieten mit Vergnügen an und engagire Sie auf die ehmaligen Bedingungen auf drey Jahre von Michaelis an in der Voraussetzung daß Sie meiner Einsicht und meinem, gewiß immer billigen, Ermessen anheimgeben Ihre und Ihrer Frauen Talente nach der jedesmaligen Lage der Gesellschaft in Thätigkeit zu setzen.

Ich mache wegen einiger einzustudierenden Opern sogleich meine Einrichtung auf Ihre Ankunft, welche mit Michael um so leichter erfolgen kann als Herr Wilms mit einer hiesigen Kutsche um jene Zeit dort eintreffen wird, worüber Sie Sich mit Herrn Hofkammerrath Kirms am besten berathen werden.

Ich wünsche daß der zweyte Aufenthalt in Weimar Ihnen beyderseits alle die Zufriedenheit gewähren möge, die ich mit meinem besten Willen nicht immer denen die unter meiner Direcktion stehen verschaffen kann. Leben Sie indessen recht wohl.

W. d. 27. Aug. 1794.

G.


10/3078.


An Friedrich Schiller

Zu meinem Geburtstage, der mir diese Woche erscheint, hätte mir kein angenehmer Geschenck werden können als Ihr Brief, in welchem Sie, mit freundschaftlicher[183] Hand, die Summe meiner Existenz ziehen und mich, durch Ihre Theilnahme, zu einem emsigern und lebhafteren Gebrauch meiner Kräfte aufmuntern.

Reiner Genuß und wahrer Nutzen kann nur wechselseitig seyn und ich freue mich Ihnen gelegentlich zu entwickeln: was mir Ihre Unterhaltung gewährt hat, wie ich von jenen Tagen an auch eine Epoche rechne und wie zufrieden ich bin, ohne sonderliche Aufmunterung, auf meinem Wege fortgegangen zu seyn, da es nun scheint als wenn wir, nach einem so unvermutheten Begegnen, mit einander fortwandern mußten. Ich habe den redlichen und so seltenen Ernst der in allem erscheint was Sie geschrieben und gethan haben immer zu schätzen gewußt und ich darf nunmehr Anspruch machen durch Sie Selbst mit dem Gange Ihres Geistes, besonders in den letzten Jahren, bekannt zu werden. Haben wir uns wechselseitig die Punckte klar gemacht wohin wir gegenwärtig gelangt sind; so werden wir desto ununterbrochner gemeinschaftlich arbeiten können.

Alles was an und in mir ist werde ich mit Freuden mittheilen. Denn da ich sehr lebhaft fühle daß mein Unternehmen das Maas der menschlichen Kräfte und ihrer irdischen Dauer weit übersteigt, so möchte ich manches bey Ihnen deponiren und dadurch nicht allein erhalten, sondern auch beleben.

Wie groß der Vortheil Ihrer Theinehmung für mich seyn wird werden Sie bald selbst sehen, wenn[184] Sie, bey näherer Bekanntschaft, eine Art Dunckelheit und Zaubern bey mir entdecken werden, über die ich nicht Herr werden kann, wenn ich mich ihrer gleich sehr deutlich bewußt bin. Doch dergleichen Phänomene finden sich mehr in unsrer Natur, von der wir uns denn doch gerne regieren lassen, wenn sie nur nicht gar zu tyrannisch ist.

Ich hoffe bald einige Zeit bey Ihnen zuzubringen und dann wollen wir manches durchsprechen.

Leider habe ich meinen Roman, wenige Wochen vor Ihrer Einladung, an Unger gegeben und die ersten gedruckten Bogen sind schon in meinen Händen. Mehr als einmal habe ich diese Zeit gedacht daß er für die Zeitschrift recht schicklich gewesen wäre; es ist das einzige was ich noch habe das Masse macht und das eine Art von problematischer Composition ist, wie sie die guten Deutschen lieben.

Das erste Buch schicke ich sobald die Aushängebogen beysammen sind. Die Schrift ist schon solange geschrieben daß ich im eigentlichsten Sinne jetzt nur der Herausgeber bin.

Wäre sonst unter meinen Ideen etwas das zu jedem Zweck aufgestellt werden könnte; so würden wir uns leicht über die schicklichste Form vereinigen und die Ausführung sollte uns nicht aufhalten.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein in Ihrem Kreise. Ettersburg d. 27. Aug. 1794.

Goethe.[185]


10/3078a.


An Carl Wilhelm Friedrich von Lyncker

Ew. pp. ersehen aus der Beylage und werden leider außerdem schon genugsam wissen, was für ein unangenehmer Handel sich zwischen dem Schauspieler Benda und dem Theaterschneider Schütz erhoben.

Da nun die Sache weder ununtersucht noch ungeahndet bleiben kann; so ersuche ich Dieselben, eine dortige Gerichtsstelle zu ersuchen: diesen Vorgang in Untersuchung zu nehmen und die deshalb zu verhandlenden Acten gefällig an mich einzusenden.

Ew. pp. werden mich durch diese Gefälligkeit aufs neue verbinden.

Darf ich bitten, mich den gnädigsten Herrschaften unterthänigst zu empfehlen? Ich habe nicht ermangelt, auf den mir geschehenen Antrag, die Aufführung des Don Juan sogleich zu genehmigen, ich wünsche nur daß sie gut ausfallen möge.

Ew. pp.

Ettersburg den 27. Aug. 1794.

Goethe.[60]


10/3078b.


An Vohs und Willms

Die Regie des Weimarischen, gegenwärtig in Rudolstadt befindlichen Theaters erhält hiermit den Auftrag, dem Theaterschneider Schütz sogleich die Garderobe abzunehmen, ihn von seiner Function zu suspendiren und seine Arbeiten bis zu ausgemachter Sache durch jemand anders provisorisch verrichten zu lassen; auch ihm zugleich anzudeuten: daß er sich vor einer Rudolstädtischen Gerichtsstelle, welche ihm deßhalb eine Citation zugehen lassen wird, ohngesäumt zu stellen habe.

Weimar den 27. Aug. 1794.

J. W. v. Goethe.[61]


10/3079.


An Friedrich Constantin von Stein

Weimar, den 28. August 1794.

Hier schicke ich dir, mein lieber Sohn, die Zeichnung des Candelabers, und hoffe, daß sie zur rechten Zeit eintreffen wird. Ich danke dir für die Aufmerksamkeit auf die Bücher, die mir interessant seyn könnten, deine Mutter wird die Nummern geschickt haben, die ich wünsche.

In so einem ungeheuren Clemente, als die englische und besonders die Londoner Welt ist, werden wie im Weltmeere unendlich viele Formen der Existenz möglich, wo immer eine aus der andern entsteht, und eine sich von der andern nährt. Ich freue mich darauf, mich mit dir darüber zu unterhalten; noch angenehmer würde es mir seyn, wenn du mich künftig in dem Lande, von dem du nun eine so schöne Kenntniß erwirbst, herumführen und mir meinen Aufenthalt daselbst angenehm und bequem machen könntest. Möchtest du indessen nur vergnügt leben und gesund und glücklich zu uns herüber kommen. Mich findest du, wie du mich verlassen hast. Meyer ist noch in Dresden, wo ich mich auch acht Tage mit großer Zufriedenheit aufgehalten habe. Eine angenehme Aus sicht bietet sich mir dar, daß ich mit Schillern in ein angenehmes Verhältniß komme, und hoffen kann, in manchen Fächern mit ihm gemeinschaftlich zu arbeiten,[186] zu einer Zeit, wo die leidige Politik und der unselige körperlose Partheygeist alle freundschaftliche Verhältnisse aufzuheben, und alle wissenschaftliche Verbindungen zu zerstören droht.

Lebe recht wohl.

G.


10/3080.


An Charlotte von Kalb

Sogleich habe ich mich, liebe Freundinn, wegen des Weinverkaufs umgethan, meine Negociation will aber nicht gelingen, man lobt den Wein, sucht aber gegenwärtig keinen so theuern, indem man eher eines Tischweines bedarf. Hätte ich doch nicht geglaubt daß meine Freundinn sich vom Geiste der Speculation würde anhauchen lassen. Soviel sage ich nur für den Augenblick, kann ich etwas besseres melden, so soll es mir Freude machen. Diese Tage war ich in Dresden, Dessau, Leipzig und habe gute Stunden daselbst zugebracht. Leben Sie recht wohl und behalten mich lieb. W. d. 29. Aug. 1794.

G.


10/3081.


An Friedrich Schiller

Beyliegende Blätter darf ich nur einem Freunde schicken von dem ich hoffen kann daß er mir entgegen[187] kommt. Indem ich sie wieder durchlese erschein ich mir wie jener Knabe der den Ocean in das Grübchen zu schöpfen unternahm. Indessen erlauben Sie mir künftig mehr solche Impromptüs, sie werden die Unterhaltung anreizen, beleben und ihr eine Richtung geben. Leben Sie recht wohl. W. d. 30. Aug. 1794.

Goethe.


10/3082.


An Weyrauch

[September.]

Als ich Ihnen, mein lieber Herr Weyrauch, die vorigen Bedingungen anbot, konnte ich keine andern verstehen als die, unter denen Sie schon bei uns gewesen. Allein auch dieses soll uns nicht aufhalten; ich gestehe Ihnen vielmehr hiermit 16 Thaler wöchentliche Gage und einen Thaler für alle und jede Garderobe Ihrer Frau zu, welcher Thaler jedoch vierteljährlich bezahlt und verrechnet wird. Auch soll es mir nicht darauf ankommen, den Betrag noch eines wöchentlichen Thalers, da ich mich Ihres guten Willens und Ihres Eifers zum Besten des Schauspiels auf alle Weise versehe, am Ende jeden Jahres von dem Vorschuß, den Sie zu erwarten scheinen, abrechnen zu lassen.

Ich hoffe, daß Sie nun von Ihrer Seite den gethanen Antrag und die übernommene Verpflichtung zu gehöriger Zeit realisiren werden. Ich wünsche indessen wohl zu leben.

G.[188]


10/3083.


An Christian Friedrich Schnauß

[September.]

Ich sollte dencken der Herr Rath Krauß suchte eine Anzahl guter und nützlicher Sachen aus, man ließe sie durch unsere geschickten jungen Leute copiren und bezahlte ihnen was verhältnißmäßiges, dadurch würden sie was lernen, etwas verdienen und Eisenach erhielt gute Vorschriften die auf einem andern Wege schwerlich zu erlangen sein möchten.

s. m.

G.


10/3084.


An Friedrich Schiller

Die mir übersendeten Manuscripte sowohl, als das Bruchstück der Entwicklung des Erhabnen habe mit viel Vergnügen gelesen und mich daraus aufs neue überzeugt daß uns nicht allein dieselben Gegenstände interessiren, sondern daß wir auch in der Art sie anzusehen meistens übereinkommen. Über alle Hauptpunckte, sehe ich, sind wir einig und was die Abweichungen der Standpunckte, der Verbindungsart, des Ausdrucks betrift, so zeugen diese von dem Reichthum des Objeckts und der ihm korrespondierenden Manigfaltigkeit der Subjeckte. Ich würde Sie nun ersuchen: mir nach und nach alles, was Sie über diese Materie[189] schon geschrieben und drucken lassen, mitzutheilen; damit man ohne Zeitverlust das vergangene nachhohlte.

Dabey hätte ich Ihnen einen Vorschlag zu thun: Nächste Woche geht der Hof nach Eisenach, und ich werde vierzehn Tage so allein und unabhängig seyn, als ich sobald nicht wieder vor mir sehe. Wollten Sie mich nicht in dieser Zeit besuchen? bey mir wohnen und bleiben? Sie würden jede Art von Arbeit ruhig vornehmen können. Wir besprächen uns in bequemen Stunden, sähen Freunde die uns am ähnlichsten gesinnt wären und würden nicht ohne Nutzen scheiden. Sie sollten ganz nach Ihrer Art und Weise leben und Sich wie zu Hause möglichst einrichten. Dadurch würde ich in den Stand gesetzt Ihnen von meinen Sammlungen das wichtigste zu zeigen, und mehrere Fäden würden sich zwischen uns anknüpfen. Vom vierzehnten an würden Sie mich zu Ihrer Aufnahme bereit und ledig finden. Biß dahin verspare ich so manches das ich zu sagen habe und wünsche indessen recht wohl zu leben.

Haben Sie wohl Charis von Ramdohr gesehen? Ich habe mit allen natürlichen und künstlichen Organen meines Individuums das Buch anzufassen gesucht aber noch keine Seite daran gefunden von der ich mir den Inhalt zueignen könnte.

Leben Sie recht wohl und grüßen die Ihrigen.

W. d. 4. Sept. 1794.

Goethe.[190]


10/3084a.


An Vohs und Willms

[Concept.]

Aus den eingesendeten Ackten des kommittirten Fürstl. Rudolstädtischen Amtes ist zu ersehen gewesen: daß der Theater Schneider Schütz sich gröblich vergangen habe, deßwegen die Oberdirecktion ihn von dem Theater zu entfernen beschlossen hat; welches ihm sogleich durch die Regie bekannt zu machen ist.

Da aber zugleich die Ackten besagen: daß der Schauspieler Herr Benda durch eine unanständige Selbstrache und der Schauspieler Herr Müller durch

[61] Anreizen und Aufhetzen, bey dieser Gelegenheit, sich nicht minder vergangen; so wird denselben solche Ungebühr hiermit ernstlich verwiesen und zugleich erklärt: daß kein Schauspieler künftig, der sich selbst, durch Worte oder Thätlichkeiten, Recht zu verschaffen sucht, an irgend eine weitere Genugthuung Anspruch zu machen habe, vielmehr wird die Oberdirecktion in solchen Fällen (wie es ohnehin Rechtens ist) einem Satisfacktionsgesuche keine Statt geben.

Gegenwärtiges hat die Regie bey der Gesellschaft zu ihrer Nachachtung circuliren zu lassen.

Weimar d. 7. Sept. 1794.[62]


10/3085.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Maxen wollt ich nicht ohne Brief abgehen lassen, und doch habe ich solange gezaudert biß er gestern von mir Abschied nahm, ich sende ihm daher diesen nach und hoffe daß er ihn noch ereilen soll. Der Vorsatz, das väterliche Haus in der Zwischenzeit der academischen Jahre wiederzusehen, hat meinen Beyfall, man wird nicht ganz fremd, giebt Rechenschaft von seinem Haushalten und schließt sich aufs neue wieder an. Wahrscheinlich wirst du sehr mit ihm zufrieden seyn. Soviel ich beurtheilen kann hat er sich in der kurzen Zeit eine gute Übersicht der Med. Wissenschaft und seines künftigen Metiers erworben und ist auf guten Wegen, das Nöthige Theils zu wiederhohlen, theils weiter ins einzelne zu gehen. Besonders aber gefällt mir sein Urtheil über Menschen, das mir meistens sehr rein, ohne Vorurtheil der Liebe oder des Hasses zu seyn scheint. Doch ich sey ihn zu wenig und wirst du das alles besser beurtheilen.

Deine unangenehme Lage in der Nähe des Kriegstheaters, ist mir diese Zeit her wenig aus dem Sinne gekommen, ihr müßt sehr unruhige Zeit haben und wie ich höre, so ist dein Haus recht voll. Schlosser ist nach Bareyth, hat er denn Carlsruh und die dortigen Verhältnisse ganz verlassen? Meine Mutter steht auch auf dem Sprunge, sie hat sich doch endlich[191] entschlossen, was transportabel war wegzuschicken. Ich habe indessen einige Zimmer zurechte gemacht um sie allenfalls aufzunehmen. So wird man eigentlich recht weltgemäß gesinnt, ich baue und bereite mich doch vor, allenfalls, zu emigriren, ob es gleich bey uns Mittelländern so leicht keine Noth hat.

Ich war auf acht Tage in Dresden und habe mir auf der Gallerie was rechts zu Gute gethan. Nun bin ich wieder zu Hause fleißig, davon du bald was sehen wirst.

Daß das Kütschchen so gut wieder reparirt und brauchbar geworden freut mich sehr, ich wünsche daß Kind und Kindeskinder recht vergnüglich darin fahren und sich manchmal meiner erinnern mögen. Ich trete meine Ansprüche daran hiermit nochmals förmlich ab. Deinen Wagen siehst du nun wohl nicht eher wieder als biß ihn Max als Docktor mitnimmt. Er steht indeß in leidlicher Verwahrung.

Lebe recht wohl, grüße die deinigen und laß uns zuweilen wenigstens das Stillschweigen unterbrechen.

W. d. 8. Sept. 1794.

G.


Fichtens Bogen hat Max dir gesammelt und bringt sie mit, ich wünschte sehr deine Gedancken gelegentlich über Gehalt und Form dieser sonderbaren Producktion zu hören. Ich bin zu wenig oder vielmehr gar nicht in dieser Denckart geübt und kann also nur mit Mühe und von ferne folgen.[192]


10/3086.


An Friedrich Schiller

Haben Sie Danck für die Zusage kommen zu wollen. Eine völlige Freyheit nach Ihrer Weise zu leben werden Sie finden. Haben Sie die Güte mir den Tag anzuzeigen wenn Sie kommen, damit ich mich einrichte.

Vielleicht besucht uns Herr v. Humboldt einmal, vielleicht gehe ich mit Ihnen zurück. Doch wollen wir auch alles dieß dem Genio des Tags überlassen. Haben Sie Charis so bringen Sie das Buch mit.

Einige schöne Landschaften, die eben aus Neapel kommen, werden uns beym Gespräch über diese Materie zur Seite stehen.

Leben Sie recht wohl und empfehlen mich den Ihrigen. W. d. 10. Sept. 1794.

Goethe.


So eben erhalte einige Exemplare der englischen Iphigenie und lege eines bey.


10/3087.


An Johann Heinrich Meyer

Ich muß, mein l. Meyer, nur noch einmal schreiben damit Sie doch auch wissen wie es uns hier geht. Meine kleine Haushaltung zeigt wenig neues, seitdem ich in meinen kleinen Stuben bin arbeite ich fleißig[193] an allerley. Der erste Band des Romans ist abgegangen, und wird noch zu Michael erscheinen. Einige Opern habe ich angefangen und in opticis et anatomicis manches gethan. Der Hof ist nach Eisenach und um dem einen Theil der noch übrigen Freunde zu gefallen müßte man auf die Könige schimpfen und um dem andern Freude zu machen müßte man eine Sängerinn loben, und weil nun beydes böse Aufgaben sind, so bleibt man zu Hause. Schiller ist jetzt bey mir und von sehr guter Unterhaltung, insofern es seine Kranckheit erlaubt. Er freut sich sehr auf Ihre Bekanntschaft. Ramdohr war einige Tage hier und einigemal bey mir, er hat sich gut und gescheit gegen mich betragen, darob er gelobt werden soll, wie Sie das Nähere mündlich hören werden; übrigens hat er sich durch sein viel– und absprechen eben auch hier nicht viel Freunde gemacht.

Böttcher tat mir Ihr gemeinsam Werck überbracht und auch der Herzoginn zu Füßen gelegt, wobey Bertuch als Assistente gegenwärtig war und auch sein Blättchen vom Lorberkranz, industriose, abzupfte, woran der Autor nicht wenig Ärgerniß nahm.

Das Prisma ist glücklich angekommen, ist aber nicht ganz wie es seyn sollte. Doch da ich eben eins aus England erhalte, so kann ich diese einzelnen Keilchen sonst brauchen.

Wollten Sie doch den Dresdner Opticus fragen: ob er sich der Lorgnette erinnert die ich bey mir hatte?[194] sie besteht aus zwey Gläsern die aber so wenig concav geschliffen sind daß sie fast gar nicht verkleinern. Fragen Sie ihn was er für eine solche, sauber gefaßt haben wolle und wann er sie zu liefern gedächte? Allenfalls schicke ich Ihnen meine Lorgnette hin damit er nicht irren kann.1

Mit den Spiegeln wollen wirs gut seyn lassen, diesen Winter werden doch die Stuben nicht fertig und es ist immer wieder was gespaart, wenigstens verschoben.

Könnten Sie aber, entweder ohne oder mit und durch Racknitz, mir eine Scheibe von Beinglas, aber nicht rauh geschliffen, und halbdurchsichtig etwa in der Größe von einem halben Schuh ins Gevierte verschaffen, so geschähe mir ein großer Dienst zu meinen optischen Arbeiten.

Wie sieht es mit den Stahlspiegeln aus?

Böttcher sagt mir daß Wacker seine Sammlung und Bibliotheck im Ganzen gerne verkaufte. Da wird ja wohl Ihre special Negotiation kaum reuissiren.

Von der Idee die Böttcher bey mir angebracht hat mündlich.

Die Kleine grüßt, das Bildchen hat große Freude gemacht.

Ihre Stube ist in Ordnung und ein großer Ofen,[195] von außen zu heizen, hineingesetzt. Leben Sie recht wohl und lieben mich. W. d. 15. Sept. 1794.

G.


1 Ich lege sie gleich bey das ist das Beste: bestellen Sie nur gleich eine in Schildkrötte gefaßt.[196]


10/3087a.


An Johann Friedrich von Koppenfels

Hier, mein theurer, alter Freund, der Hymnus an Flora, den Sie desto besser nunmehr genießen werden, wenn Sie Ihre Gartenfreunde wieder unter Ihr Dach versammeln. Wollen Sie ihn abschreiben, so steht er zu Diensten, nur bitte ihn nicht weiter zu geben und gelegentlich erbitte mir das Original zurück. Leben Sie recht wohl und empfehlen mich in Ihrem Kreise.

W. d. 15. Sept. 1794.

Goethe.[62]


10/3088.


An Johann Heinrich Meyer

Nun seyn Sie mir bald herzlich willkommen und machen alles wie es Ihnen am besten däucht. Senden Sie den Genius mit dem Postwagen, in dem Kästchen in dem das Tuch gekommen ist und verhüten das Kleben soviel möglich. Sobald er ankommt hänge ich ihn auf. Mit vieler Freude werde ich ihn in unserm Hause empfangen und bewirthen biß er in seinen Tempel eintritt.

Was die niedern Bedürfnisse betrifft, bitte ich zur Grütze noch von jeder Nudel Sorte ein Pfund packen zu lassen, auch einige Zettel der Fabrick Adresse und Behandlung der Nudeln.

Möge auch Wackers Victoria Sie noch begleiten! für die Besorgung der Hohlspiegel dancke im Voraus. Alles geht bey mir gut. Schiller ist schon acht Tage bey mir und bringt durch seinen Antheil viel Leben in meine oft stockenden Ideen. Wir warten mit Ungeduld auf Ihre Ankunft, um über manche Gegenstände unsre Gespräche fortzusetzen, die wir, als denckende Liebhaber, nun biß ans Gebiete des Künstlers herangeführt haben.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein.

W. d. 22. Sept. 1794.

G.[196]


10/3089.


An August Johann Georg Carl Batsch

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Rechnung über Einnahme und Ausgabe bey dem neuen botanischen Institut in dem Fürstengarten zu Jena, auf die Zeit von Ostern bis Johanni 1794 wieder zurück. Sie ist ajüstirt und nach der Form eingerichtet worden, die bey hiesigen Rechnungsgeschäften gebräuchlich ist und wie sie künftig Serenissimo vorgelegt werden kann.

Wollten Ew. Wohlgeb. nunmehr die aufgestellten Monita theils beseitigen, theils beantworten und mir sodann die unterschriebene Rechnung zurückschicken, wie auch nach diesem Formular die nächste Rechnung auf das Quartal Michael, nicht weniger die künftigen, einrichten, so würde denn auch von dieser Seite das Geschäft einen ununterbrochenen regelmäßigen Fortgang haben. Wir freuen uns nächstens zu hören, wie weit Sie bisher gekommen, und ich hoffe, mich zu der Zeit der Weinlese persönlich nach Ihrem Befinden zu erkundigen.

Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie auch nunmehr Ihren Namen an dem botanischen Sternhimmel angezeichnet sehen; ein bescheidenes Verdienst, wie das Ihrige, wird gewiß und gern anerkannt, und ich zweifle nicht, daß Sie sich noch auf mehr als eine[197] Weise des Genusses Ihres ausgebreiteten und anhaltenden Fleißes erfreuen werden.

Ich wünsche indessen recht wohl zu leben.

Weimar den 24. Septbr. 1794.

Goethe.


10/3090.


An Caroline Herder

[Ende September.]

Hierbey die Recension. für die Hütten und Blätter dancke ich. Für Jacobis Emigrirten möchte schwerlich etwas zu thun seyn.

Meyer kommt in diesen Tagen, mein stilles Haus sehnt sich nach ihm. Leider wirckt der Genius der Zeit so übel auf Freundschafft. Meynungen über fremde Verhältnisse zerstören die nächsten, daß man sich nur an das was einem noch bleibt recht fest zu halten hat. Leben Sie recht wohl.

G.


10/3091.


An Franz Kirms

[Anfang Winter.]

Man hat bey mir angefragt: ob eine den Winter über sich hier aufhaltende Person, auch auf die einzelnen Billets welche von hiesigen Abonnenten genommen werden eingelassen werden könne? Ich glaube[198] daß diese Frage mit ja zu beantworten sey, indem unter dem Nahmen Fremde in unserm Circular wohl nur Fremde die sich kurze Zeit hier aufhalten zu verstehen sind; Personen jener Art sind als hier wohnende billig anzusehen. Ich ersuche Ew. Wohlgeb. um Ihre Meynung hierüber.

Goethe.


10/3092.


An Franz Kirms

[Anfang Winter.]

Hier ist abermals ein Fall welcher einer Deklaration bedarf.

Ich dächte man behandelte Herrn v. Kalb und Famielie wie Fremde und erlaubte ihnen auf die Zeit ihrer Anwesenheit zu abonniren, auf die Art wie er vorschlägt. Da dieser Fall bey andern nicht wohl vorkommen kann so ist es ohne Consequenz. Und wir lindern dadurch das Odium auf die jetzige Einrichtung, ohne von einem Hauptgrundsatze abzugehen. Eröffnen Ew. Wohlgeb. mir auch Ihre Meynung hierüber.

Was meine erste Anfrage betrifft so wäre vorerst der Billeteur des ersten Platzes anzuweisen: Frau von Felgenhauer auf einzelne Oertelische Billets passiren zu lassen.

Auch wäre auf dem zweyten Platze an den Cassier zu bemercken: daß zwey Reizensteinische Kinder auf[199] das Billet der Frau v. Reizenstein eingelassen werden können.

G.


10/3093.


An Friedrich Schiller

Wir wissen nun, mein werthester, aus unsrer vierzehntägigen Conferenz: daß wir in Principien einig sind und daß die Kreise unsers Empfindens, Denckens und Wirckens theils coincidiren, theils sich berühren, daraus wird sich für beyde gar mancherley Gutes ergeben. Für die Horen habe fortgefahren zu dencken und angefangen zu arbeiten, besonders sinne ich auf Vehikel und Masken, wodurch und unter welchen wir dem Publico manches zuschieben können. Gegen die Aufnahme des Herrn Zahns habe nichts zu erinnern, gebe aber, da ich wünschte daß Sie alle Expeditionen allein unterschrieben, meine Beystimmung auf einem besondern Blat zu den Ackten.

Leben Sie recht wohl und vergessen nicht ganz meines diätetischen Rathes. Ich hoffe bald etwas schicken zu können und erwarte Ihre Anregung über diese oder jene Gegenstände zu schreiben.

W. d. 1. Octbr. 1794.

G.


Herrn Arens wird Ihr Brief nicht verfehlen, wenn Sie nur Baumeister auf die Adresse setzen, er ist in Hamburg bekannt genug.[200]

Hirt und Albrecht vergesse ich nicht. Dancken Sie Herrn v. Humbolt für die Recension des Woldemars, ich habe sie so eben mit dem größten Antheil gelesen.


[Beilage.]

Daß die Herausgeber der Horen Herrn Zahn aus Tübingen in ihre Societät aufnehmen und demselben ein consultatives Votum, in den Angelegenheiten welche diese Monatschrift betreffen, bewilligen, finde ich den Umständen ganz angemessen. Es versteht sich daß dieses Verhältniß nur solange dauern kann als Herr Cotta Verleger ist. W. d. 1. Octbr. 1794.

Goethe.


10/3094.


An Friedrich Schiller

Da das gerettete Venedig nicht nächsten Sonnabend, sondern erst Dienstag gegeben wird; auch nicht eben von dem Gewicht ist daß es Sie herüberziehen sollte; so wollte ich Ihnen überlassen: ob Sie nicht, mit Ihrer lieben Gattinn, Sonnabend d. 18ten herüberkommen wollten? wo wir Don Carlos geben. Wenn Sie auch nicht ganz von der Aufführung erbaut werden sollten; so wäre doch das Talent unsrer Schauspieler, zu dem bekannten Zwecke, bey dieser Gelegenheit, am sichersten zu prüfen. Leben Sie recht wohl und gedencken mein. W. d. 8. Octbr. 1794.

Goethe.[201]


10/3094a.


An Franz Kirms

Nach der von Ew. Wohlgeb. abermals gethanen Vorstellung, nach der gleichfalls von der Gesellschaft[62] eingelaufenen Vorbitte, will ich zwar Schützen für diesmal wieder aufnehmen. Allein da ich fest entschlossen bin, keine unbestimmte und allgemeine Beschwerden wieder anzuhören, die bestimmten und besondern aber gleich zur Untersuchung zu bringen, zu bestrafen, oder zu beseitigen; so ersuche ich Ew. Wohlgeb. die Garderobe Sache sogleich ins Reine zu bringen, was Schütz zu thun und zu lassen hat, was der Regisseur und die Ackteurs zu beobachten haben, in einen Aufsatz zu bringen, damit solches jedem bekannt gemacht und in einzelnen Fällen darnach geurtheilt werden könne.

W. d. 16. Octbr. 1794.

G.


10/3094b.


An Johann Jakob Griesbach

[Concept.]

Hochwürdiger pp.

Soviel ich bisher vernommen, ist die durch den aufgeschütten Damm bezweckte Unterstützung der Stadt-Mauer nun völlig zu Stande gebracht, und möchte nun wohl bey der bewirckten ansehnlichen Ersparniß, sowohl das von dem Zimmermann anfangs hergestellte Gerüste, worüber ich den schon vormals bey mir eingereichten Zettel beylege, als auch die Auslagen des Landkommissair Schäfers, aus der Casse welcher die Reparatur der Stadtmauer obgelegen, nunmehr zu erstatten und zu bezahlen seyn, welches Ew. Hochwürden gefällig zu verordnen ersuche.


[63] Auch macht sich eine Reparatur an der Accouchirhaus-Brücke gegenwärtig nothwendig, und ich gebe anheim, ob man nicht auch zur Ersparung derselben sogleich einen Damm auf der Stelle hinüber führen solle?

Deshalb Ew. Hochwürden Gesinnungen zu vernehmen, das allenfalls nöthige zu besorgen und auch, wegen einer vielleicht eintretenden Reparatur an der Röhrenfahrt, mit dem Rentbeamten und Röhrenmeister sich zu besprechen, habe den Überbringer dieses Briefes den Conducteur Goetze abgesendet, welchem Ihre Gesinnungen zu eröffnen und weitere Befehle zu ertheilen hiermit ergebenst ersuche.

Sollte in Wasserbaugeschäften auch etwas zu erinnern seyn, so würden Ew. Hochwürden es demselben gleichfalls zu bemercken die Güte haben.

Der ich mich zu geneigtem Andencken empfehle.

W. d. 18. O. 94.

G.


10/3094c.


An Friedrich Schiller

[Concept.]

[vor dem 19. October 1794.]

Ihr Brief hat mich noch mehr in der Überzeugung bestärkt, die mir unsre Unterredung hinterlassen hatte, daß wie nämlich an wichtigen Gegenständen ein gleiches Interesse haben und daß wir, indem wir von ganz verschiedenen Seiten auf dieselben losgehen, doch bey denselben in gerader Richtung zusammentreffen,[64] und uns darüber zu unsrer wechselseitigen Zufriedenheit unterhalten können.

Der größte Theil Ihres Briefes enthält nicht allein meine Gedanken und Gesinnungen, sondern er entwickelt sie auch auf eine Weise, wie ich es selbst kaum gethan hätte. Die Bezeichnung der beyden Wege, die unsre Untersuchung genommen, die Warnung vor der doppelten Gefahr, das von einem Portrait genommene Beyspiel, und was zunächst darauf folgt, ist von der Art, daß ich auch selbst Wort und Ausdruck unterschreiben könnte; der Gedanke, daß eine idealische Gestalt an nichts erinnern müsse, scheint mir sehr fruchtbar, und der Versuch, aufzufinden, was sowohl am Gegenstand die Schönheit mindern oder aufheben, als was den Beobachter hindern könne, scheint mir sehr weislich angestellt. Wenn Sie nun aber die anscheinende Ketzereyen vorlegen, daß Bestimmtheit sich nicht mit der Schönheit vertrage, ferner daß Freyheit und Bestimmtheit nicht nothwendige Bedingungen unsres Wohlgefallens an der Schönheit seyen, so muß ich erst abwarten, bis Sie mir diese Räthsel auflösen, ob ich gleich aus dem was zwischen beyden Sätzen inne steht, ohngefähr den Weg errathen kann, den Sie nehmen möchten.

Lassen Sie mich dagegen auf meiner Seite in der Region bleiben, die ich durchsuche und durchforsche, lassen Sie mich, wie ich immer gethan, von Sculptur[65] und Mahlerey besonders ausgehen, um zu fragen, was denn der Künstler zu thun habe, damit, nach seinen vielfältigen einzelnen Bemühungen, der Zuschauer endlich doch das Ganze sehe, und ausrufe: es ist schön!

Da wir beyde bekennen, daß wir dasjenige noch nicht wissen, wenigstens noch nicht deutlich und bestimmt wissen, wovon wir uns so eben unterhalten, sondern vielmehr suchen; da wir einer dem andern nachzuhelfen, und ihn zu warnen denkt, wenn er, wie es nur leider gewöhnlich geschieht, zu einseitig werden sollte, so lassen Sie mich vollkommene Kunstwerke gänzlich aus den Augen setzen, lassen Sie uns erst versuchen, wie wir gute Künstler bilden, erwarten, daß sich unter diesen ein Genie finde, das sich selbst unbewußt dabey zu Werke gehe und wie das schönste Kunstproduct, eben wie ein schönes Naturproduct, zuletzt nur gleichsam durch ein unaussprechliches Wunder zu entstehen scheine.

Lassen Sie mich, bey meinen Erklärungen, das Wort Kunst brauchen, wenn ich immer gleich nur bildende Kunst, besonders Sculptur und Mahlerey hierunter verstehe; daß manches auf andere Künste passe, daß manches gemein seyn werde, versteht sich von selbst. Noch eins lassen Sie mich erinnern, was sich gewissermaßen von selbst verstehet: daß hier nicht[66] die Rede sey neue und unbekannte oder unerhörte Dinge zu sagen, sondern das Bekannte, das längst Ausgeübte so darzustellen, wie es sich in unsrer Gemüthsart sammle.

Indem wir nur vorerst gute Künstler bilden wollen, setzen wir in unsern Schülern ein mäßiges Naturell voraus, ein Auge, das die Gegenstände rein sieht, ein Gemüth, das geneigt sey sie zu lieben, einen mechanischen Trieb der Hand, dasjenige, das das Auge empfängt, gleichsam unmittelbar in irgend einer Materie wieder hinzugeben, und so fragen wir denn: wie wir diese bilden wollen, damit sie im Stand gesetzt würden sich über unsre Erwartung in der Folge selbst auszubilden.

Leonardo da Vinci fängt seine Schrift über die bildende Kunst mit denen sonderbaren Worten an: wenn ein Schüler in der Perspektiv und Anatomie sich perfectionirt hat, so mag er einen Meister aufsuchen.

Lassen Sie mich auf gleiche Weise annehmen, daß unsre Schüler, was sie sehen, schon das auf eine leidliche Weise nachzubilden wissen; lassen Sie uns sodann unsre Schüler in verschiedene Klassen eintheilen, und sehen, was wir sie darinnen zu lehren haben; lassen Sie uns streng verfahren, und keinen eine Stufe weiter rücken, bis er es verdient und sich diese Stufe selbst erobert hat. Künstler, die zu schnell und ohne Vorbereitung in das Höhere der Kunst gerückt werden,[67] gleichen den Menschen, die vom Glücke zu schnell erhaben werden: sie wissen sich in ihren Zustand nicht zu finden, können von dem was ihnen zugeeignet wird, selten mehr als einen oberflächlichen Gebrauch machen.[68]


10/3095.


An Friedrich Schiller

Wahrscheinlich wären Sie mit der Aufführung des Carlos nicht ganz unzufrieden gewesen, wenn wir das Vergnügen gehabt hätten, Sie hier zu sehen; wenden Sie nur manchmal Ihre Gedancken den Maltheser Rittern zu.

Zu Ende dieser Woche sende ich wahrscheinlich die Elegien, sie sind zum Theil schon abgeschrieben, nur halten mich noch einige widerspänstige Verse hier und da auf.

Gegen Ihren ersten Brief erhalten Sie auch einige Blätter, schon habe ich sie dicktirt, muß aber einiges umschreiben. Ich komme mir gar wunderlich vor wenn ich theoretisiren soll.

Gedencken Sie mein mit den Ihrigen.

Herrn Gerning, der diesen Brief überbringt, gönnen Sie ja wohl eine Viertelstunde.

Leben Sie recht wohl.

W. d. 19. Octbr. 1794.

Goethe.


10/3096.


An Friedrich Schiller

Das mir übersandte Manuscript habe sogleich mit großem Vergnügen gelesen, ich schlurfte es auf Einen Zug hinunter. Wie uns ein köstlicher, unsrer Natur analoger Tranck willig hinunterschleicht und auf der[202] Zunge schon durch gute Stimmung des Nervensystems seine heilsame Wirckung zeigt, so waren mir diese Briefe angenehm und wohlthätig, und wie sollte es anders seyn? da ich das was ich für recht seit langer Zeit erkannte, was ich theils lebte, theils zu leben wünschte auf eine so zusammenhängende und edle Weise vorgetragen fand. Auch Meyer hat seine große Freude daran, und, sein reiner, unbestechlicher Blick war mir eine gute Gewähr. In diesem behaglichen Zustande hätte mich Herders beyliegendes Billet beynahe gestört, der uns, die wir an dieser Vorstellungs Art Freude haben, einer Einseitigkeit beschuldigen möchte. Da man aber im Reiche der Erscheinungen es überhaupt nicht so genau nehmen darf, und es immer schon tröstlich genug ist mit einer Anzahl geprüfter Menschen, eher zum Nutzen als Schaden seiner selbst und seiner Zeitgenossen, zu irren, so wollen wir getrost und unverruckt so fort leben und wircken und uns in unserm Seyn und Wollen ein Ganzes dencken, um unser Stückwerck nur einigermassen vollständig zu machen. Die Briefe behalte ich noch einige Tage, um sie nochmals mit Meyern zu genießen.

Hier folgen die Elegien. Ich wünschte daß Sie sie nicht aus Händen gäben, sondern sie denen, die noch über ihre Admissibilität zu urtheilen haben vorläßen. Alsdann erbitte ich mir sie zurück, um vielleicht noch einiges zu retouschiren. Finden Sie etwas zu erinnern; so bitte ich es anzuzeigen.

[203] Die Epistel wird abgeschrieben und folgt mit einigen Kleinigkeiten bald, dann muß ich eine Pause machen, denn das dritte Buch des Romans fordert meine Aufmerksamkeit. Noch habe ich die Aushängebogen des ersten nicht, sobald sie anlangen sind sie bey Ihnen.

Wegen des Almanachs werde ich Ihnen den Vorschlag thun: ein Büchelchen Epigrammen ein oder anzurücken. Getrennt bedeuten sie nichts, wir würden aber wohl aus einigen Hunderten, die mit unter nicht producibel sind, doch eine Anzahl auswählen können die sich auf einander beziehen und ein Ganzes bilden. Das nächstemal daß wir zusammenkommen, sollen Sie die leichfertige Brut im Neste beysammen sehen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich unter den Ihrigen gegenwärtig seyn.

W. d. 26ten Octbr. 94.

Goethe.


Schreiben Sie mir doch was Sie noch etwa zu den Horen von mir wünschen und wann Sie es brauchten. Die zweyte Epistel wird in der ersten Stunde guten Humors auch fertig.[204]


10/3096a.


An Franz Kirms

Durch die von Ew. Wohlgeb. mir eingesendete Registratur ist zwar das factum quaest. möglichst ins Klare gesetzt, doch wünschte ich noch bestimmt zu wissen: ob Sie Mlle Rudorf seit dem Jahrmarckts Mittwoch, welches der 15. Octbr. war, nochmals über das Freybillet gesprochen, und was allenfalls darüber für Worte gewechselt worden?

Weimar d. 27. Octbr. 1794.

Goethe.[68]


10/3097.


An Friedrich Schiller

Hierbey folgen Ihre Briefe mit Danck zurück. Hatte ich das erstemal sie blos als Betrachtender[204] Mensch gelesen und dabey viel, ich darf fast sagen völlige, Übereinstimmung mit meiner Denckensweise gefunden, so las ich sie das zweytemal im pracktischen Sinne und beobachtete genau: ob ich etwas fände das mich als handelnden Menschen von seinem Wege ableiten könnte; aber auch da fand ich mich nur gestärckt und gefördert und wir wollen uns also mit freyem Zutrauen dieser Harmonie erfreuen.

Meine erste Epistel liegt bey, mit einigen Kleinigkeiten. Die zweyte mache ich fertig, die Erzählung soll zu Ende des Jahrs bereit seyn und hoffentlich eine dritte Epistel.

Beyliegender Brief von Maimon nebst dem Aufsatze wird Sie interessiren. Geben Sie ihn nicht aus der Hand. Vielleicht besuche ich Sie bald mit Meyer. Leben Sie recht wohl.

W. d. 28. Octbr. 94.

Goethe.


10/3096.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Dein Brief, auf den ich lange gehofft habe, hat mich sehr erfreut. Ich hörte daß du dein liebes Pempelfort verlassen habest und nach Hamburg gegangen seyst, es war mir so schmerzlich als wenn ich mit dir hätte auswandern sollen. Nur der Gedancke daß du soviel in dir selbst hast und deinen Auszug würdest vorbereitet haben, machte mir die Vorstellung[205] erträglich. Nun höre ich von dir selber daß du wohl bist und gefaßt und wünsche dir Glück dazu.

Max ist noch nicht da, wenigstens hat er sich bey mir nicht sehen lassen, mich verlangt sehr nach ihm. Wegen Franckfurth sind wir auch in Unruhe, ich habe meine Mutter eingeladen, sie will aber bleiben. Ich lebe nach gewohnter Weise, war diesen Sommer in Dresden und arbeite manches fort. Schiller und Humbold sey ich öfter und erfreue mich ihres Umgangs. Dein wird oft gedacht; es muß dich gefreut haben wie Humbold deinen Woldemar studirt hat. Wir suchen uns zusammen, soviel als möglich, im ästethischen Leben zu erhalten und alles ausser uns zu vergessen.

Möge dir dein neues Verhältniß Gutes für Geist und Sinn gewähren! Laß mich manchmal von dir hören. Lebe wohl grüße die deinen. Auf Maxen verlange ich sehr.

W. d. 31. Octbr. 1794.

G.


10/3099.


An Friedrich Schiller

Morgen frühe gegen 10 Uhr hoffe ich mit Meyern in Jena einzutreffen und einige vergnügte Tage in Ihrer Nähe zuzubringen. Ich wünsche daß ich Sie recht wohl antreffen möge.

W. d. 1. Nov. 94.

G.[206]


10/3100.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die Rechnung von Joh. bis Michael nebst den Beylagen und Monitis. Sobald diese berichtigt sind, können beyde Rechnung abgeschlossen und Ew. Wohlgeb. darüber quittirt werden. Ich wünsche guten Fortgang in den botanischen Geschäften und bey allen übrigen Unternehmungen.

Weimar den 26. Nov. 1794.[207]


10/3100a.


An Jakob Stock

Ew. Wohlgeb.

empfangen die Fächergemälde, die ich vor geraumer Zeit mitgenommen, in ihrem ersten Zustande hierbey wieder zurück und ich muß mich entschuldigen daß ich solche so lange bey mir behalten. Denn eben dadurch daß ich sie erst meinem Freunde übergeben, der sie nach unserer Abrede auftragen und verzieren sollte, sind[56] sie, indem er lange Zeit abwesend war, bey ihm liegen geblieben und ich befolge die Contreordre meiner Mutter erst jetzt mit einiger Beschämung. Sie erlauben mir daß ich gelegentlich etwas von unsern hiesigen Arbeiten übersende und mich dadurch für die lange Nachsicht einigermassen danckbar erzeige. Haben Sie die Güte mich den werthen Ihrigen bestens zu empfehlen und mir ein freundschaftliches Andencken zu erhalten. Möge doch die peinliche Lage in der sich gegenwärtig meine lieben Landsleute abermals befinden, nach unser allen Wünschen, bald verändert werden. Weimar d. 26. Nov. 1794.

Goethe.[57]


10/3101.


An Friedrich Schiller

Hier schicke ich das Manuscript und wünsche daß ich das rechte Maas und den gehörigen Ton möge getroffen haben. Ich erbitte mir es bald wieder zurück, weil hier und da noch einige Pinselstriche nöthig sind um gewisse Stellen in ihr Licht zu setzen. Kann ich die zweyte Epistel und die erste Erzählung zum zweyten Stücke stellen; so wollen mir sie folgen lassen und die Elegien zum dritten aufheben, wo nicht so mögen diese Voraus. Zu den kleinen Erzählungen habe ich große Lust, nach der Last die einem so ein pseudo epos als der Roman ist auflegt.

Unger (der mitunter zu strudeln scheint) schickt mir den Schluß des ersten Buches und vergißt die Mitte. Sobald die fehlenden sechs Bogen ankommen, sende ich diesen Prologum.

[207] Herr v. Humbold ist neulich zu einer ästethisch critischen Session gekommen, ich weiß nicht wie sie ihn unterhalten hat.

Mich verlangt sehr zu hören wie Sie mit Ihren Arbeiten stehen? noch mehr etwas ausgeführt zu lesen.

Sie erhalten ja wohl die Aushängebogen der Monatschrift, daß wir ihre Phisiognomie früher als das Publicum kennen lernen.

Leben Sie recht wohl. Ich habe wieder eine Menge Sachen von denen ich mich mit Ihnen unterhalten möchte.

W. d. 27. Nov. 94. Abends.

G.


10/3102.


An Friedrich Schiller

Mir ist sehr erfreulich daß Sie mit meinem Prologus im Ganzen und im Hauptpunckte nicht unzufrieden sind; mehr als diesen kann ich aber fürs erste Stück nicht liefern. Ich will ihn noch einmal durchgehen, dem Geh. Rath. und Louisen Sordinen auflegen und Carlen vielleicht noch ein Forte geben, so wirds ja wohl ins gleiche kommen. Ihr historischer Aufsatz wird dem Stücke gewiß wohlthun, es gewinnt an erwünschten Manigfaltigkeit. Ins zweyte Stück hoffe ich die Erzählung zu bringen, überhaupt gedencke ich aber wie die Erzählerinn in der Tausend und Einen Nacht zu verfahren Ich freue mich Ihre Anmerckungen[208] sogleich zu nutzen und dadurch neues Leben in diese Composition zu bringen. Die gleiche Wohlthat hoffe ich für den Roman. Lassen Sie mich nur nicht lange auf die Fortsetzung Ihrer Briefe warten.

Von Faust kann ich jetzt nichts mittheilen, ich wage nicht das Packet aufzuschnüren das ihn gefangen hält. Ich könnte nicht abschreiben ohne auszuarbeiten und dazu fühle ich mir keinen Muth. Kann mich künftig etwas dazu vermögen; so ist es gewiß Ihre Theilnahme.

Daß Herr v. Humbold mit unsern homerischen Unterhaltungen zufrieden ist, beruhigt mich sehr, denn ich habe mich nicht ohne Sorge dazu entschlossen. Ein gemeinsamer Genuß hat so große Reize und doch wird er so oft durch die Verschiedenheit der Theilnehmer gestört. Biß jetzt hat noch immer ein guter Genius über unsere Stunden gewacht. Es wäre recht schön wenn wir auch einmal einige Bücher zusammen genößen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich nicht ferne von Sich und den Ihrigen seyn.

W. d. 2. Dec. 1794.

Goethe.


10/3103.


An Christian Gottlob Voigt

Von meinen Verhandlungen mit den Berggeistern, denen ich mitunter das Leben sauer gemacht habe,[209] werde ich ehstens mündlich Nachricht ertheilen, wenn ich nur erst auf Resultate der Einsicht und des Entschlusses gekommen bin. Jetzo bitte ich nur um einige Nachricht von Ihrem Befinden und um den Titel des Juristischen Lexikons von dem Sie mir neulich sprachen. Wie sehr wünsche ich Sie in Ihre Kräfte wieder hergestellt zu sehen! Und wie sehr empfinde ich an allen Orten und Enden den Mangel Ihrer Theilnehmung und Mitwirckung. d. 3. Dec. 94.

G.


10/3104.


An Friedrich Schiller

Hierbey das Manuscript, ich habe daran gethan was die Zeit erlaubte, Sie oder Herr v. Humbold sehr es ja vielleicht noch einmal durch.

Ich habe den Schlußstrich weggestrichen weil mir eingefallen ist daß ich wohl noch auf eine schickliche Weise etwas anhängen könnte. Wird es eher fertig als Ihre Anzeige; so könnte es zugleich mit abgehen. Schreiben Sie mir nur durch den rückkehrenden Boten: ob Ihnen etwas von einer Gespenstermäßigen Mystifications Geschichte bekannt sey, welche vor vielen Jahren Mdlle Clairon begegnet seyn soll? und ob vielleicht in irgend einem Journal das Mährchen schon gedruckt ist? wäre das nicht so lieferte ich sie noch und wir fingen so recht vom unglaublichen an, welches uns sogleich ein unendliches Zutrauen erwerben[210] würde. Ich wünschte doch daß das erste Stück mit voller Ladung erschiene. Sie fragen ja wohl bey einigen fleißigen Journallesern wegen der Claironischen Geschichte nach, oder stellen die Anfrage an den Bücherverleiher Voigt der doch so etwas wissen sollte.

Leben Sie recht wohl und halten Sie Sich frisch. Möchten Sie doch durch körperliche Zufälle nicht so oft in Ihrer schönen Geistesthätigkeit gestört werden.

W. d. 5. Dec. 1794.

Goethe.


10/3105.


An Jakob Friedrich von Fritsch

Ew. Exzell.

erlauben daß ich denenselben einen guten und brauchbaren Menschen, der sich Schuhmann nennt, von hier gebürtig ist und sich um die Stelle eines Kriegskanzelisten bewirbt, hierdurch gehorsamst empfehle. Sollte sich kein würdiger Subjeckt finden, so würde in ihm, soviel ich ihn seit mehreren Jahren kennen gelernt, ein wohlgesitteter und fleißiger Mann angestellt.

Mit Bitte meine Freyheit zu verzeihen unterzeichne ich mich verehrend

Ew. Exzell.

ganz gehorsamsten

d. 5. Dec. 1794.

Goethe.[211]


10/3106.


An Friedrich Schiller

Endlich kommt das erste Buch von Wilhelm Schüler, der, ich weiß nicht wie, den Nahmen Meister erwischt hat. Leider werden Sie die Beyden ersten Bücher nur sehen wenn das Erz ihnen schon die bleibende Form gegeben, demohngeachtet sagen Sie mir Ihre offne Meynung, sagen Sie mir was man wünscht und erwartet. Die folgenden werden Sie noch im biegsamen Manuscript sehen und mir Ihren freundschaftlichen Rath nicht versagen.

An den Unterhaltungen will ich sachte fortarbeiten, vor allem andern aber die zweyte Epistel endigen. Ich hoffe es soll alles gut und leicht gehen wenn wir nur erst im Gange sind.

Cotta mag recht haben daß er Nahmen verlangt, er kennt das Publicum das mehr auf den Stempel als den Gehalt sieht. Ich will daher den übrigen Mitarbeiten die Entscheidung wegen ihrer Beyträge völlig überlassen haben, nur was die meinigen betrift muß ich bitten, daß sie sämtlich anonym erscheinen, dadurch wird mir ganz allein möglich mit Freyheit und Laune, bey meinen übrigen Verhältnissen, an Ihrem Journale theilnehmen zu können.

Wollten Sie, wenn Sie Druckfehler oder sonst etwas im Romane bemercken, die Güte haben die Stelle mit Bleystift anzustreichen?[212] Ich freue mich bald wieder etwas von Ihnen zu lesen und besonders Sie vielleicht nach dem neuen Jahre auf einige Zeit zu sehen.

Meyer grüßt vielmals und ich empfehle mich Ihrem Andencken. W. d. 6. Dec. 1794.

G.


10/3107.


An Friedrich Schiller

Sie haben mir durch das gute Zeugniß das Sie dem ersten Buche meines Romans geben sehr wohlgethan. Nach den sonderbaren Schicksalen welche diese Production von innen und aussen gehabt hat wäre es kein Wunder wenn ich ganz und gar confus darüber würde. Ich habe mich zuletzt blos an meine Idee gehalten und will mich freuen wenn sie mich aus diesem Labyrinthe herausleitet.

Behalten Sie das erste Buch solange Sie wollen, indeß kommt das zweyte und das dritte lesen Sie im Manuscripte, so finden Sie mehr Standpunckte zum Urtheil. Ich wünsche daß Ihr Genuß sich mit den folgenden Büchern nicht mindere sondern mehre. Da ich nebst der Ihrigen auch Herrn v. Humbolds Stimme habe, werde ich desto fleißiger und unverdroßner fortarbeiten.

Das Verschweigen der Nahmen, die ja doch in der Annonce genannt werden sollten, im einzelnen vermehrt gewiß das Intresse, nur müssen die Aufsätze interessant seyn.

[213] Wegen der Claironischen Geschichte bin ich nun beruhigt und nun bitte ich nichts weiter davon zu sagen. Biß wir sie produciren.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe daß es mir so wohl werden soll das neue Jahr mit Ihnen anzufangen.

W. d. 10. Dec. 1794.

G.


10/3108.


An August Johann Georg Carl Batsch

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erhalten hierbey die ins reine gebrachten Monita, Beantwortungen und Resolutionen. Ich bin überzeugt daß wir bey diesem Geschäfte gar bald mit den gewöhnlichen Rechnungs-Formalitäten in Ordnung kommen werden, da die Sache selbst unter Ew. Wohlgeb. Aufsicht so einen glücklichen Fortgang nimmt.

Könnten Ew. Wohlgeb. mir auf kurze Zeit Ihre Pappen, worin Sie die verschiedenen in Kupfer gestochnen und ausgemahlten Blumen rangirt, zukommen lassen, so würde mir dadurch eine besondere Gefälligkeit erzeigt werden. Ich würde sie selbst wieder nebst dem Fischotterskelette zurückbringen, wenn ich zu Ende dieses Jahres, wie ich hoffen kann, Sie in Jena besuche.

Ich wünsche zu hören daß Sie sich recht wohl befinden.

Weimar, den 13. Dec. 1794.[214]


10/3109.


An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[15. December.]

Ew. Durchl. erhalten hierbey endlich die vier rückständigen Kniepischen Landschaften. Sie versetzen uns in diesen trüben Wintertagen für einige Augenblicke unter einen bessern Himmel und lassen uns interessante Naturscenen sehen, die wir freylich in unsrer Nähe nicht gewahr werden. Ich wünsche nur, daß sie zu einer Zeit anlangen mögen, wo sie Ew. Durchl. auch Freude machen, denn die gegenwärtige Zeit erlaubt nicht oft daß man sich am Schönen erfreue.

Ich empfehle mich Ew. Durchl. zu gnädigem Andenken und wünsche von Dero vollkommenem Wohlergehn vergewissert zu werden.


10/3110.


An Friedrich Schiller

Die Bogen kehren sogleich zurück. Druck und Papier nehmen sich gut aus, besonders die Prosa. Die Hexameter verlieren durch die bald einzelnen bald doppelten Zeilen den Rythmus fürs Auge.

Unsre Erklärung über das Honorar dächte ich versparten wir biß das erste Stück da ist und dann machte man seinen Calcul und seine Bedingungen, denn freylich unsere Feldfrüchte über Herrn Cottas[215] beliebigen Scheffel messen zu lassen möchte in der Continuation nicht dienlich seyn.

Hier die zweyte Epistel. Ihre zweyte Hälfte mag die dritte Epistel werden und das dritte Stück anfangen.

Ich will nun auch an die Gespenster Geschichten gehen. Vor Ende des Jahrs bring ich noch manches bey Seite um Sie mit desto freyrem Muthe im neuen begrüßen zu können.

Lassen Sie doch die Manuscripte von Cotta zurückkommen, es ist in manchem Betracht gut.

Leben Sie recht wohl und grüßen Frau v. Kalb, die dießmal leider nur in der Ferne an mir vorbeygegangen ist.

W. d. 23. Dez. 1794.

Goethe.


10/3111.


An Friedrich Schiller

Wegen des alten Oberreits schreibe ich Ihnen heute noch ein Wort. Er scheint in großen Nöthen zu seyn, ich habe 20 rh. für ihn, die ich Ihnen Sonnabend schicke. Wollten Sie ihm wohl indeß etwas reichen? und überhaupt das Geld bey Sich behalten und ihm nach und nach etwas geben, denn er wird nie mit diesem Werckzeuge umzugehen lernen. Leben Sie recht wohl. Mein drittes Buch ist fertig und alles scheint[216] sich so zu legen daß ich mit Heiterkeit Sie nach dem neuen Jahre sehen kann.

W. d. 25. Dec. 94.

G.


10/3112.


An Friedrich Heinrich Jacobi

W. d. 27. Dec. 1794.

Am sichersten ists, mein Bester, ich setze mich gleich nach Empfang deines Briefes hin und fange wenigstens an dir zu antworten und sage dir vor allem Danck für deinen Brief, der mich von deiner Gemüthsruhe und von deiner angenehmen Lage überzeugt. Max ist eben bey mir und bleibt die Feyertage hier. Was mich am meisten an ihm freut ist seine unverwandte Richtung auf sein Metier. Daß er in seinem Curs vielleicht Sprünge oder Umwege mache, giebt mir weniger Sorge, als wenn er heraus und herein hüpfte. Für uns ältere ist es immer schwer junge Leute kennen zu lernen, entweder sie verbergen sich vor uns oder wir beurtheilen sie aus unserm Standpunckt.

Ferner muß ich dir sagen daß deine Ahndung dich nicht ganz betrogen hat, denn zu der Zeit als du mich in Hamburg hofftest, hatte ich wircklich große Lust dich zu überraschen.


d. 28ten.

Ob ich nach Ostern kommen kann und werde ist sehr zweifelhaft, denn es giebt dieß Jahr allerley zu[217] thun und ich verlaße mein Haus höchst ungern. Eine Reise zerstreut uns von dem was wir haben und giebt uns selten das was wir brauchen, erregt vielmehr neue Bedürfniße, bringt uns in neue Verhältniße denen wir in einem gewissen Alter nicht mehr gewachsen sind. Indessen will ich dir doch dancken wenn du mich in eine Gegend hinglauben kannst, die zu besuchen ich mich immer scheute und die ich jetzt oder niemals sehen müßte.

Empfiel mich deiner fürtrefflichen Freundinn und dancke ihr daß sie durch einige Zeilen ihrer Hand mir ihr Daseyn näher gebracht hat; sonst war sie mir schon wie ein Stern der südlichen Hemisphäre, den uns der Horizont auf immer verbirgt. Ich freue mich der guten Tage die dein Exil dir in ihrer Nähe verschafft. Grüße Claudius und wer sich meiner erinnert. Übrigens bist du recht freundlich daß du dir eine Art von Formel gemacht hast mit den Menschen von mir zu reden, sie wird hoffentlich von der Art seyn daß du nothdürftig dadurch deine Liebe zu mir entschuldigst und sie werden wahrscheinlich auf ihrem Sinne bleiben und an mir solls nicht sehen sie von Zeit zu Zeit irre zu machen.

Mit Schillern und den Humboldts steh ich recht gut, unser Weg geht für dießmal zusammen und es scheint als ob wir eine ganze Zeit mit einander wandlen würden.

Den ersten Band von Wilhelm sollst du bald[218] haben, der zweyte kommt auf Ostern und so fort biß die vier Bände im Publico sind. Wir wollen abwarten was es zu dieser Producktion sagen wird.

Wäre Schlosser ein Naturforscher so würde Nicolovius am Ziel seiner Wünsche seyn; denn es ist eine allgemeine Bemerckung daß die Prolification nicht beßer gedeihe und gerathe als zu Zeiten des Erdbebens, eines Bombardements, oder irgend einer Stadt- oder Landkalamität und daß die unter solchen Aspeckten erzeugte Kinder an geist und körperlichen Gaben sich den Bastarden ziemlichermaaßen zu nähern pflegen.


d. 29ten.

Der dir gesagt hat: ich habe meine optischen Studien aufgegeben weiß nichts von mir und kennet mich nicht. Sie gehen immer gleichen Schrittes mit meinen übrigen Arbeiten, und ich bringe nach und nach einen Apparat zusammen, wie er wohl noch nicht beysammen gewesen ist. Die Materie, wie du weißt, ist höchst interessant und die Bearbeitung eine solche Übung des Geistes die mir vielleicht auf keinem andern Wege geworden wäre. Die Phänomene zu erhaschen, sie zu Versuchen zu fixiren, die Erfahrungen zu ordnen und die Vorstellungsarten darüber kennen zu lernen, bey dem ersten so aufmercksam, bey dem zweyten so genau als möglich zu seyn, beym dritten vollständig zu werden und beym vierten vielseitig genug zu bleiben, dazu gehört eine Durcharbeitung[219] seines armen Ichs, von deren Möglichkeit ich auch sonst nur keine Idee gehabt habe. Und an Weltkenntniß nimmt man leider bey dieser Gelegenheit auch zu. O! mein Freund wer sind die Gelehrten und was sind sie!


Abends d. 29. Dec.

Max will noch schreiben und so werd ich getrieben das vorliegende Blatt fortzuschicken.

Nun sey noch ein Wort von meinen Sünden an die Kirchen und Küchenmutter Lene gerichtet. Nach der eigentlichen Anti-Heilsordnung muß der Bösewicht alle sieben Kardinal Sünden begehen, um mit Ehren verdammt werden zu können. So ladet Don Juan nachdem er mit Mord und Todtschlag angefangen, mit Nothzucht fortgefahren, mit Wortbrüchigkeit die Laster gesteigert, endlich noch die Statue zum Essen ein, damit auch gulositas ausgeübt werde und sein schmähliches Ende desto gerechter accelerirt werden könne. Nun sind wir zwar so ziemlich im Stande, uns, durch eine löbliche Anzahl unerlaubter Handlungen, zum Höllen Candidaten zu qualificiren, allein mit der gulositate will es nicht recht fort, indem wir uns höchstens an einem guten Schöpfenbraten und einer leidlichen Knackwurst versündigen können. Da sagt uns nun der böse Geist: in jenen Gegenden gebe es ein Unmaaß köstlichen geräucherten Rindfleisches, Rinds und Schweinszungen, geräucherter Aele und andrer wunderbaren Fische, fremder Käse und ein[220] solches Gedränge von Leckerbissen pp daß wir darnach unglaublich lüstern und folglich zum Verderben völlig reif geworden sind. Unsre Freundinn, die Kirchen und Küchen-Mutter Lene, wird aus diesen Prämissen ersehen: daß es ihre Pflicht ist, sobald als möglich, durch ihre dienstbaren Geister, uns ein Musterkästchen solcher soliden Reitze zu übersenden. Denn da sie, wie wir hoffen, uns, im entscheidenden Augenblick mit ihren operibus supererogationis zu Hülfe kommen und uns dem Satan aus den Zähnen reisen wird, so erscheint alsdann ihr Verdienst um desto größer und herrlicher je größer die Sündenmasse war, mit welcher uns zu beladen sie uns selbst Gelegenheit gegeben hat.

Ferner muß ich, da doch einmal von Sünden die Rede ist, mir auf jeden Fall, wenn ich euch in jener Gegend besuchen sollte, mir die ausdrückliche Erlaubniß ausbitten Clärchen die Cour machen zu dürfen. Ich werde mich dabey so bescheiden betragen als nur verlangt werden kann, um ihre Approbation und Nachsicht zu verdienen. Aber wie gesagt ein bißchen Neigung muß sie mir erlauben und ein bißchen Aufmercksamkeit für mich haben.

Nun lebe wohl. Grüße Lottchen und Nicolovius. Behalte mich lieb.

G.

Schreibe mir doch wie und wo Emkendorf liegt, ich find es nicht auf der Carte. Ich liebe mir dergleichen zu wissen.[221]


10/3113.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

Sie haben mir, bester Fürst, einen lebhaften Beweiß Ihrer theilnehmender Freundschaft durch die Übersendung des Anzeiger Blattes gegeben.

So überzeugt ich schon seit einiger Zeit von der Möglichkeit dieser Erfindung war, so hoffte ich doch nicht die Wircklichkeit derselben sobald vor Augen zu sehen. Ich werde sogleich die interessanten Versuche wiederhohlen und die Belehrung in einem mir so wichtigen Punckte Ihnen vor allen verdancken.

Könnten Sie mir noch die neuste Dioptrick oder dioptrische Schrifft verschaffen, in welcher der Satz: daß zwey combinirte verschiedene Media die Farbenloßigkeit nie ganz vollkommen bewircken können, über allen Zweifel erhoben wird, so würden Sie mir eine große Wohlthat erzeigen. Denn die Clairautischen und Boskowitschischen Einwendungen sind aus der Theorie genommen und ihr Argument ist: die Neutonische Theorie ist richtig und also war die Dollondische Erfindung unmöglich. Man könnte aber mit eben dem Rechte sagen: die Dollondische Erfindung ist wircklich und also ist die Neutonische Theorie unrichtig.

Ich hoffe aber die neusten Versuche, die mir unbekannt sind, geben die genausten Erfahrungen darüber an.

[222] Leben Sie recht wohl. Nehmen Sie noch tausendfachen Danck für Ihr Andencken und treten fröhlich ins neue Jahr.

Ehstens erhalten Sie ein neues Opusculum, das Sie in frührer Gestalt schon kannten, das ich voraus in seiner wiedergebohrnen Gestalt empfehle.

W. d. 30. Dec. 1794.

Goethe.


10/3114.


An Karl Friedrich Malcomi

Von Seiten fürstlicher Theater-Direction wird Herrn Malcomi und seiner Frauen ein dreyjähriger Contrakt von Ostern 1795 zugestanden, und zwar unter den bisherigen Bedingungen. Zugleich wird dessen ältesten, gegenwärtig hier befindlichen Tochter, auf gleichmäßige Zeit, eine wöchentliche Gage von 2. Thlr. sage Zwey Thaler verwilligt.

Weimar am 30. Dezember 1794.

J. W. v. Goethe.


10/3115.


An R. M. van Goens (Cuninghame)

Monsieur

en vous remerciant bien vivement de la bague interessante dont vous aves voulu orner ma petite collection je hazarde une conjecture sur l'inscription l'interieure, dont voici les chiffres

[223] +1-2-3+8-9-5-4/6-7/10-11+13+12+14+15

+ANA+NISABTA+N+I+R+I+

Je crois trouver dans cette ligne une anagramme que j'ai taché de dechiffrer par les nombres marqués. On le liroit donc de la maniere suivante

+1-2-3+4-5-6-7-8-9-10-11+12+13+14+15

+ANA+BABTISTA+I+N+R+I+

Ce seroit donc un crypto anabaptiste qui auroit porté cette bague et qui se seroit confessé par elle anabaptiste et chretien.

On pourroit objecter a cette anagramme que le N reste superflu et que le B a la sixieme place devroit etre un P. Mais peut etre le N est l'initiale du nom du possesseur et pour le B au lieu du P il se trouveroit bien d'exemples sur d'autres inscriptions.

Pour ne pas paroitre, Monsieur, a vos yeux tout a fait Hardouin je n'ose pas toucher a l'inscription exte rieure. Mais peut etre trouveroit on parmi les symboles des anabaptistes un verset de la bible dont ces lettres seroit les initiales.

La bague a eté portée fort longtemps, soit par un seul, soit par plusieurs possesseurs, les lettres exterieures, qui paroissent avoir eu au commenecment la meme profondeur des interieures, etant tres effacees. Ce seroit a un Zadig moderne de compter les annees.

Je me tais sur quelques autres reflexions qui se presentent a l'aspect de cette relique interessante, que je garde avec plaisir et que je porterai en Votre souvenir sans etre anabaptiste ni trop chretien.[224]

Monseigneur le Duc souhaite de Vous voir bieutot ici. Pour moi, je me haterai, si des circonstances pourroit differer Votre tour a Weimar de faire a Erfort Votre connoissance si longtems desirée. Car si je ne me trompe fort je trouverai en Vous la connoissance de plusieurs de mes connoissances et l'ami de mes meilleurs amis.

J'ai l'honneur de me souscrire

Monsieur

Votre tres humble et tres obeissant

Serviteur

W. ce 31. Dec. 1794

Goethe.


10/3116.


An Georg Christoph Lichtenberg

[Concept.]

[1794.]

Ew. Wohlgebohrn

haben mir durch die Übersendung der Hogarthischen Kupfer und des Werckens, womit Sie solche begleitet, ein sehr angenehmes Geschenk gemacht. Ich hatte sie wohl oft gesehen, und das Geistreiche darin theils erkannt theils dunkel gefühlt, niemals aber so im Ganzen eingesehen als jetzt, da Sie uns auf eine so freundliche Art belehren.

Wir haben Ursache Ihnen dankbar zu seyn daß Sie die Ideen und Einfälle guter Stunden uns dabey haben mittheilen und dadurch die heitern Augenblicke, die wir jetzt nur einzeln zählen, haben vermehren[225] wollen. Sie haben uns dabey manche fruchtbare Idee gegeben, die sowohl in Scherz und Ernst eine weitere Entwickelung verdienen.


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 10, S. 207-226.
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