1800

15/4168.


An Friedrich Schiller

Ich war im Stillen herzlich erfreut gestern Abend mit Ihnen das Jahr und da wir einmal 99er sind auch das Jahrhundert zu schließen. Lassen Sie den Anfang wie das Ende seyn und das künftige wie das vergangene.

Ich bin heute bey Gores zu Tische, wo man spät wegkommt. Ich werde Sie aber auf alle Fälle in der Oper aufsuchen.

Leben Sie recht wohl und bringen Ihrer lieben Frauen zum neuen Jahr auch die besten Grüße und Wünsche.

Weimar am 1. Jan. 1800.

G.


15/4169.


An August Wilhelm Schlegel

Mit den freundlichsten Wünschen zum neuen Jahre sende ich das fünfte Propyläenstück, dem ich Ihren und der Ihrigen Antheil wünsche.

Von den alten französischen Romanen habe ich nichts im Original auftreiben können, indessen ist[1] mir ein betagter deutscher Foliant in die Hände gefallen, der den Titel des Buchs der Liebe führt und in welchem sich die Geschichte des Tristans und der Iselde befindet. Zwar weiß ich nicht, ob es eine Übersetzung oder Umarbeitung ist, doch wenn Sie daß Buch überhaupt noch nicht gesehen haben, so wird es interessant seyn es durchzulaufen.

Ich habe mich bisher möglichst fleißig gehalten und besonders an dem allgemeinen Schema der Farbenlehre fortgearbeitet, wobey mich Herrn Professor Schellings Neigung zu meiner Arbeit nicht wenig gefördert hat.

Vielleicht schicke ich bald eine Abschrift meiner Elegieen zu nochmaliger gefälliger Durchsicht.

Sagen Sie mir doch auch was Sie und Ihre Nächsten in dieser Zeit vorgenommen haben.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Weimar am 1. Januar 1800.

Goethe.


15/4170.


An Carl Ludwig von Knebel

Möge dir das fünfte Stück der Propyläen zum neuen Jahre eine angenehme Gabe seyn und dir die langen Winternächte verkürzen helfen. Es ist mir eine angenehme Empfindung mich auf diese Weise mit entfernten Freunden zu unterhalten. Ich hoffe du sollst bald noch andere Früchte meines Fleißes sehen,[2] den ich so wenig als möglich unterbreche und der mein ganzes Glück macht.

Du erhältst beyliegend 50 rthlr deiner Pension. Es ist bey der Kammer dieses Jahr ein kurioser Umstand, sie zahlen nicht aus als wenn man Sechser nimmt.

Das wollte ich für dich nicht thun, theils weil das Agio doch immer auch etwas macht, theils aber weil eine Parthie unächter Sechser coursiren, wovon die Kammerpackete nicht ganz frey sind. Sobald die Sache wieder leidlich im Gleis ist sollst du auch befriedigt werden.

Schiller ist hier zu meinem großen Troste, er ist nach seiner Art ziemlich gesund, munter und thätig.

Lebe wohl in deiner Einsamkeit, gedenke mein und schreibe mir von Zeit zu Zeit.

Weimar den 1. Jan. 1800.

G.


15/4171.


An Friedrich Schiller

Gestern blieb ich zu lange bey Gores um noch in die Comödie gehen zu können.

Heute frage ich an, wie Sie sich befinden und was Sie diesen Abend vorhaben? Ich bin zu Hause, nicht ganz wie ich seyn sollte; aber immer erfreut wenn Sie mich besuchen möchten.

Am 2. Januar 1800.

G.[3]


15/4172.


An Friedrich Heinrich Jacobi

Ich erhielt deinen lieben Brief eben als ich mich hatte bereden lassen wieder einmal die Eisbahn zu besuchen, und konnte mich also gleich, unter freyem Himmel, bey schönem Wetter, deines Andenkens erfreuen.

Dieses dein Lebenszeichen ist mir höchst willkommen, da deiner so oft auch in unsern Cirkeln gedacht wird. Meine alte Liebe ist dir Bürge, daß es mir immer eine sehr angenehme Empfindung macht, wenn diejenigen, die sonst nicht viel gelten lassen, deiner in Ehren gedenken.

Den Brief an Fichte hatte ich schon im Manuscript gesehen, im Drucke war er mir, gehaltvoll wie er ist, schon wieder neu, besonders erhält er durch die Beylagen seine völlige Rundung.

Der Anblick einer, von Hause aus, vornehmen Natur, die an sich selbst glaubt und also auch an das beste glauben muß dessen der Mensch auf seinen höchsten Stufen sich fähig halten darf, ist immer wohlthätig und wird entzückend, wenn wir Freundschaft und Liebe gegen uns in ihr, zugleich mit ihren Vorzügen, mit empfinden.

Seit der Zeit wir uns nicht unmittelbar berührt haben, habe ich manche Vortheile geistiger Bildung genossen. Sonst machte mich mein entschiedener[4] Haß gegen Schwärmerey, Heucheley und Anmaßung auch gegen das wahre ideale Gute im Menschen, das sich in der Erfahrung nicht wohl ganz rein zeigen kann, oft ungerecht. Auch hierüber, wie über manches andere belehrt uns die Zeit, und man lernt: daß wahre Schätzung nicht ohne Schonung seyn kann.

Seit der Zeit ist mir jedes ideale Streben, wo ich es antreffe, werth und lieb, und du kannst denken wie mich der Gedanke an dich erfreuen muß, da deine Richtung eine der reinsten ist die ich jemals gekannt habe.

Wenn ich dir von mir sagen sollte, so müßte ich weitläufig seyn; denn die drey oder vier Jahre haben manche Veränderung in mir hervorgebracht.

Nachdem ich den vergeblichen Aufwand eines dilettantischen Strebens nachbildender Kunst eingesehen hatte, wollte ich mir zuletzt noch ein reines Anschauen des höchsten was uns davon übrig ist verschaffen. Mein Freund Meyer war deshalb schon 1795 nach Italien vorausgegangen und eben als ich mich losgelöst hatte ihm zu folgen, war die Verwirrung so groß daß ich nur bis in die Schweiz kam. Die Folge hat bewiesen daß wir wohl thaten wieder nach Hause zu kehren.

Was wir aus diesem allgemeinen und besondern Schiffbruche retten, magst du, wenn es dich interessirt, aus den Propyläen von Zeit zu Zeit ersehen.

Von poetischen Ideen und Planen liegt manches[5] vor mir, es kommt auf gut Glück an, ob und wie bald etwas davon zur Ausführung gedeiht.

Mit einer sehr angenehmen Empfindung arbeite ich nunmehr an der Farbenlehre. Nachdem ich mich beynahe 10 Jahre mit dem Einzelnen durchgequält habe, so sehe ich die Möglichkeit dieses schöne und reiche Capitel, das bisher theils vernachlässigt, theils mit vorsätzlicher Dumpfheit obscurirt worden ist, sowohl in sich selbst zu vollenden und aufzuklären, als auch mit dem Kreis der übrigen Naturerscheinungen zu verbinden. Die Arbeit ist noch immer groß die vor mir liegt, indessen kann ich hoffen sie zu vollenden.

Sie hat mir übrigens große Vortheile gebracht, indem ich dabey genöthigt war sowohl gegen Erfahrung als Theorie Face zu machen, und mich also nach beyden Seiten gleich auszubilden suchen mußte. Dabey kam mir zu statten daß ich von jeher, beym Anschauen der Gegenstände, auf dem genetischen Weg mich am besten befand, so daß es mir nicht schwer werden konnte mich zu der dynamischen Vorstellungsart, welche uns bey der Betrachtung der Natur so herrlich fördert, zu erheben.

Ich wünsche daß dich dieses Specimen, wenn es dereinst wird zu Papiere gebracht seyn, in guter Gesundheit antreffen und dir einen guten Tag machen möge.

Wenn du dich nur nicht zu weit hinten in Norden gebettet hättest, wo ich wohl kaum Hoffnung habe[6] dich zu besuchen! Es mag dir zwar ganz gut und gemüthlich daselbst seyn; doch da du einmal an den Rhein nicht wieder zurückzukehren gedachtest, so hätte ich gewünscht dich an einem Ort wie Dresden wohnhaft zu sehen, der doch mitten in der bewohnten Welt liegt, an Reizen der Natur und Kunst reich ist und von Fremden viel besucht wird. Da hätte man denn freylich hoffen können sich jährlich einmal zu sehen. Doch müssen wir auch jetzt nicht verzweifeln uns im Leben noch irgendwo zu finden. (Die Fortsetzung nächstens.)

Weimar d. 2. Jan. 1800.

G.


15/4173.


An Friedrich Schiller

Es ist eine harte Zumuthung, und wenn sie einem von Shakespear gemacht würde, daß man ein Stück, das morgen aufgeführt werden soll, heute soll vorlesen hören. Fassen Sie sich also auch in diese Gedulds- und Leidensprüfung. Sie treffen mich auf alle Fälle und machen mir um 8 Uhr, oder auch später, durch Ihre Gegenwart, viel Freude. Ich habe mich diese paar Tage im Stillen auf mehr als Eine interessante Weise beschäftigt. Meyer ist recht guten Humors und es würde uns diesen Abend um recht vergnügt zu seyn nur Ihre Gegenwart fehlen.

Weimar am 3. Jan. 1800.

G.[7]


15/4174.


An den Prinzen August von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[3. Januar.]

Sie haben mir, bester Fürst, durch Ihren letzten Brief zum Schlusse des Jahrs eine so besondere Freude gemacht, daß ich Ihnen dafür, so wie für den Anlaß den Sie mir dadurch geben Ihnen wieder einmal zu schreiben, den lebhaftesten Dank sagen muß. Nehmen Sie daher den aufrichtigen Ausdruck meiner unveränderlichen Liebe und Verehrung zum Neuen Jahre, wo nicht zum neuen Jahrhundert, freundlich auf, mit den herzlichsten Wünschen für Ihr Wohlseyn, das mich, wenn ich gleich unter die lange Schweigenden gehöre, immer aufs innigste interessirt.

Wie ein Stein geschwinder fällt je länger er fällt, so scheint es auch mit dem Leben zu gehen, das meinige wird, so still es von außen aussieht, immer mit größerer Heftigkeit fortgerissen. Die vielen Fäden der Wissenschaften, Künste und Geschäfte, die ich in meinen frühern Zeiten angeknüpft habe, laufen nun immer enger zusammen, kreuzen und drängen sich, so daß es meiner ganzen Ordnungsgewohnheit bedarf, damit kein Gewirre entstehe.

Zu dem, vielleicht manchem sonderbar scheinenden Unternehmen, den Voltairischen Mahomet zu übersetzen, hat mich der Wunsch meines Fürsten gleichsam hingedrängt. Ich bin ihm so unendlich viel schuldig,[8] indem ich ihm eine Existenz verdanke, ganz nach meinen Wünschen, ja über meine Wünsche, welches bey einer wunderlichen Natur wie die meinige nicht wenig sagen will, daß ich es für Pflicht hielt so gut ich konnte sein Verlangen zu erfüllen.

Das Stück erhalten Sie mit dem montägigen Wagen und wer kann besser urtheilen als Sie mein Fürst ob ich mit dieser Arbeit nicht ganz unglücklich gewesen bin; da Sie die beyden Sprachen mit ihren Eigenthümlichkeiten so genau kennen.

Darf ich bitten das Exemplar nicht aus Händen zu geben und es mir gelegentlich wieder zurück zu schicken. Mögen Sie es mit einem Urtheil über das Ganze, mit Bemerkungen über das Einzelne begleiten, so werden Sie zu dem vielfachen Guten das ich Ihnen schuldig bin noch eine neue Wohlthat hinzufügen.

Den 30. Jan. zum Geburtstag unserer verehrten Herzogin, wird das Stück zum erstenmal gegeben, wo es denn freylich eine zweyte Übersetzung erleiden wird.

Leben Sie recht wohl, bester Fürst, und gedenken Sie mein mit fortdauernder Neigung. Möchte mir doch einer meiner lebhaftesten Wünsche, womit ich das neue Jahr begrüße, gewährt seyn, der nämlich, daß ich während des Laufs desselben Gotha wieder besuchen und erfahren könne daß die Gesinnungen meiner verehrten Gönner und Freunde sich nicht geändert haben.

Ich scheide mit einem tausendfältigen Lebewohl.[9]


15/4175.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[4. Januar.]

Ihr lieber Brief aus Madrid ist schon vor einigen Wochen angekommen und ich zaudre nicht länger Ihnen zu schreiben, wenn ich Ihnen gleich nicht eben viel bedeutendes zurück geben kann.

Was ich Ihnen schrieb, daß mir Ihre Reise nach Spanien statt einer eignen dahin gelten würde, geht wirklich schon durch Ihren letzten Brief in Erfüllung. Ich bin Ihnen gern durch Frankreich gefolgt und als ich Sie in den Pyrenäen wandern sah erinnerte ich mich, daß eine mineralogische Reise durch dieses interessante Gebirg, von einem La Peyrouse, die ich niemals angesehen hatte, unter meinen Büchern stehe. Da fand ich denn Specialkarten, mineralogische Bemerkungen, auch manches was sonst dem Reisenden auffällt. Zeichnungen von einzelnen interessanten Gebirgstheilen z.B. aus dem Thal von Cauterets, sogar den Vignemale, in einer zwar erbärmlichen, aber doch nicht ganz charakterlosen Darstellung.

So habe ich auch einige Reisebeschreibungen mit mehrerem Antheil durchblättert. Eine Karte von Spanien ist an meiner Thüre angenagelt und so begleite ich Sie in Gedanken und hoffe, daß Sie mich nach und nach immer weiter führen werden.

Sogar habe ich mich den spanischen Schriftstellern[10] wieder genähert und neulich das Trauerspiel Rumancia von Cervantes mit vielem Vergnügen gelesen.

Was Sie uns schicken soll uns immer willkommen seyn, und was Ihre liebe Reisegefährtin für uns aufspart nicht weniger.

Nun einiges von unseren Zuständen:

Schiller ist hier, seine Frau wieder wohl, sie und ihre Schwester werden Ihnen wohl geschrieben haben.

Wir haben diesmal einen sehr dramatischen Winter. Kotzebue ist auch hier. Heute wird Gustav Wasa von ihm gegeben, ein historisches Schauspiel, worin 36 redende Personen vorkommen.

Den 30. Januar wird mein Mahomet gegeben, bald darauf wird wohl die Maria von Schiller aufs Theater kommen, davon wir Ihnen denn die Repetitionen auf künftigen Winter versprechen können.

Der November und ein Theil des Decembers waren sehr schön und gelind, nun haben wir Kälte und Schnee, wie es der Zeit gemäß ist, ohne Unterbrechung. Sie genießen wahrscheinlich jetzt einer sehr angenehmen Witterung.


15/4176.


An Friedrich Schiller

Es ist schon 3 Uhr und ich habe noch keine Nachricht von Ihnen. Verzeihen Sie mir also, liebster Freund die Anfrage: ob Sie heute wieder mit den Kranichen, gegen die Jahrszeit, nach Norden ziehen,[11] oder sonst ein Vorhaben ausführen wollen. Auf alle Fälle bitt ich um Nachricht, damit ich mich darnach richten könne, wenn ich allenfalls in Versuchung käme Malepartus auf kurze Zeit zu verlassen.

6. Jan. 1800.

G.


15/4177.


An Franz Kirms

Ist Herr Hübsch kein komischer Sänger, so wird er hier sein Glück nicht machen, denn das hiesige Publikum siehet mehr auf die Possen als auf den Gesang. Sollte er auf der andern Seite gefallen und er suchte wirklich kein Engagement, so urtheilt doch das Publikum immer nachtheilig für die Direktion, als wenn alle guten deutschen abgewiesen würden. Meine Stimme wäre, ihn abzuweisen wenn er kein komischer Sänger ist.

Weimar den 7. Januar 1800.

G.


15/4178.


An Friedrich Schiller

Ich war eben im Begriff Sie einzuladen, denn es wird mir nicht erfreulich seyn diesen Abend ohne Sie zuzubringen. Doch wünsch ich Segen und Gedeihen zum edeln Vorhaben. Ich stecke ein wenig in physicis. Morgen also um halb sechse assistiren Sie wohl bey der Lese Probe.

W. d. 8. Jan. 1800.

G.[12]


15/4179.


An Christian Gottlob Voigt

Herrn von Todewart bin ich auf inliegenden Brief noch eine Antwort schuldig. Wollten Sie wohl die Güte haben mir zu sagen: auf welchem Wege man ihm am kürzesten zu seinen Auslagen verhülfe.

Ich danke nochmals für Ihre gestrige freundliche Gegenwart. Wenn ich Schillern heute sehe so werde ich ihn fragen, ob er sich von seinem Entsetzen über die facta turpia der Hoch- und Wohlgeb. wieder erholt hat.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Am 8. Jan. 1800.

G.


Könnte man bey dem bevorstehenden Ableben der guten Obermarschallinn nicht etwa auf einen Stadtwagen und sonst einiges häusliches brauchbare, gegen leidliche Bezahlung speculiren?


15/4180.


An Friedrich Schiller

Gestern übereilte ich mich als ich Sie auf heute zur Leseprobe einlud. Sie ist erst morgen.

Mögen Sie den heutigen Abend mit mir allein zubringen, so sind Sie schönstens eingeladen. Wie sieht es mit den Stanzen aus?

Wollten Sie eine Stunde spazieren fahren, so hohle ich Sie um 12 Uhr mit dem Schlitten ab.

d. 9. Jan. 1800.

G.[13]


15/4181.


An Carl Ludwig von Knebel

Da wir das letzte Stück der Propyläen nach Möglichkeit auszustatten gedachten, so ist uns ein Beyfall wie der deine, der so frisch und freundlich zu uns kommt, freylich sehr erwünscht und es ist mir sehr angenehm daß du meinem Mahomet ein gutes Zeugniß giebst. Die Gelegenheit zur Vergleichung mit dem Original sollte den denkenden Deutschen auffordern über das Verhältniß der Kunst beyder Nationen nachzudenken. Gebe mir der Himmel mehr solche Leser wie du bist.

Magst du etwa einem auswärtigen Freunde, dem die Propyläen nicht gerade in die Hände kommen, einige Notiz geben von dem Stücke überhaupt und der neuen Preisaufgabe, so liegen einige Exemplare bey des Bogens, den ich besonders habe abdrucken lassen.

Die Übersetzung schicke ich dir ganz, sobald ich eine Abschrift entbehren kann.

Dein Geld sollst du, hoffe ich, ehestens erhalten.

Heute sage ich nichts weiter denn die Zeit ist kurz.

Weimar am 10. Jan. 1800.

G.


15/4182.


An Friedrich Schiller

Ich komme mich nach Ihrer Gesundheit zu erkundigen und habe allerley Vorschläge zu thun.

[14] Möchten Sie wohl mit ins Schloß kommen? Es ist heute nicht kalt und es geht keine Luft. Ich würde Sie im Schlitten abholen und Sie würden verschiednes sehen, das Sie interessiren müßte. Wir könnten alsdann wegen des Rests des Tages uns weiter besprechen.

Heute früh war die kleine artige Palmire bey mir, die sichs wirklich recht angelegen seyn läßt. Wenn es möglich wird ihre klare Natur in den ersten Acten zu verschleyern, so kann es gut werden, für die letztern ist mir nicht bange.

Von Herrn von Wolzogen habe ich die Costums holen lassen, worunter sich manches brauchbare befindet.

Mündlich mehr, besonders über meine wunderliche Empfindung, da ich heute anfing die Iphigenia zu lesen. Ich bin nicht weit hinein gekommen – doch ich will nicht anfangen zu reden, weit so mancherley zu sagen ist.

Leben Sie wohl. Ich kann Sie gleich abholen, wie Ihre Antwort zu mir zurück kehrt.

Am 13. Jan. 1800.

G.


15/4183.


An Friedrich Schiller

Ich hatte gehofft Sie heute Abend bey mir zu sehen und war eben im Begriff Sie einzuladen. Doch in der Hoffnung daß Ihre Unterhaltung mit sich selbst auch künftig für uns erfreulich seyn wird, so[15] will ich mich drein ergeben daß ich heute auf Ihre Unterhaltung Verzicht thun muß.

Gestern suchte ich Sie in der Loge in dem ersten und zweyten Act, und konnte nicht erfahren wo Sie hingerathen waren.

Leben Sie recht wohl. Morgen hören Sie bey Zeiten was von mir.

Weimar am 19. Jan. 1800.

G.


15/4184.


An Friedrich Schiller

Sie erhalten hiermit verschiedenes. Ein Packet Siegellack umwickelt von dem Humboldtischen Brief, ingleichen die Iphigenia zurück, welche wohl schwerlich, selbst durch die Künste des Herrn von Eckardtshausen, wie uns solche erst kürzlich durch den Reichsanzeiger offenbart worden, zu palingenesiren seyn möchte.

Es ist sehr freundlich daß Sie die Schauspieler morgen nach der Probe bewirthen mögen. Es kann dabey manches zweckmäßige verhandelt werden, besonders da es ihrer nicht viel sind.

Wenn Sie mich heute Abend besuchen mögen, so soll es mich sehr freuen, da ich mich nicht in den besten Umständen befinde; hoffentlich bekommt Ihnen der niedrige Barometerstand desto besser.

Weimar am 20. Jan. 1800.

G.[16]


15/4185.


An Christian Erdmann Conta

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. erlauben, daß ich mich in einer Angelegenheit, die den Sohn eines alten Bekannten betrifft, an Dieselben wende und um gefällige Vermittelung darin ersuche.

Ein junger Mensch, Nahmens Ferdinand Henking, von Heidelberg, steht gegenwärtig in der Tromsdorfischen Apotheke zur Lehre und scheint mit seinem Zustande keinesweges zufrieden zu seyn.

Dürfte ich Ew. Wohlgeb. ersuchen denselben zu sich kommen zu lassen, ihm beyliegenden Brief zu übergeben und von ihm mündlich zu vernehmen, worinn eigentlich seine Beschwerden bestehen. Sie werden alsdann leicht ermessen in wie fern sie etwa zu heben seyn möchten? Ob man wohl thun wird etwa Herrn Tromsdorf selbst anzugehen? ob Sie es vielleicht mündlich thäten oder ob ich von hier aus schriftlich mich an ihn wenden sollte? Worüber ich mir Ihre gefällige Meinung erbitte.

Verzeihen Ew. Wohlgeb. die Mühe, die ich hierdurch verursache; allein der junge Mensch hat Ansprüche an meine Fürsorge, theils weil ich seinen seligen Vater in frühern Zeiten wohl gekannt, theils, weil ich mit seinen Verwandten noch in Verhältniß stehe.

[17] Er ist, so viel ich weiß, von guter Art, und da er dereinst eine eigne ansehnliche Apotheke zu besorgen haben wird, so ist es um so wünschenswerther daß er eines guten und hinlänglichen Unterrichts genieße.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 29. Jan. 1800.


15/4186.


An Carl Ludwig von Knebel

Hierbey erhältst du das Geld, das schon einige Zeit bey mir lag und nur auf einen Boten wartete.

Wegen deines Teleskops hätte ich folgendes zu sagen:

Sogleich einen Kaufmann dazu zu verschaffen wird vielleicht schwer fallen, die hießige kleine Sternwarte ist längst geschleift und sonst sind auch die Umstände so daß man an eine solche Acquisition nicht leicht denken kann.

Indessen wenn du mir das Werk gelegentlich senden willst, so habe ich in meinem Hause wohl Gelegenheit es aufzustellen und durch unsern geschickten Mechanikus Auch, der sich aus Schwaben hieher begeben hat, in vollkommene Ordnung bringen zu lassen. Vielleicht verspräche man einem solchen Manne einige Procente, wenn das Werk durch sein Zuthun verkauft würde, man ließe es in den Ephemeriden[18] und sonst ausbieten, man ließe Fremde, die hier sind oder durchgehen, den Mond einmal darin beschauen und so fände sich in der großen deutschen Welt vielleicht bald ein Liebhaber, wenn sich jeder gleich selbst überzeugen könnte daß das Werk in gutem Stand ist.

Zum Transport könnte ich ja wohl einmal eine Extrafuhre, ohne daß es uns was kostet, hinaufschicken. Schreibe mir deine Gedanken darüber.

Überhaupt mag ich die Sache ansehen wie ich will, so glaube ich es wird besser seyn die Waare aufzustellen und aufzuputzen, wenn man die Käufer locken will. Man müßte Bertuch, Gaspari, der gegenwärtig hier ist, und wer sich sonst mit dergleichen Dingen befassen mag, interessiren. Mit Hülfe des gedachten Auchs eine recht kunst und handwerksgerechte Beschreibung liefern, auch einige Observationen über die Mondsgegenden machen und dasjenige was man sieht mit den Schröderischen Selenotopographischen Tafeln vergleichen, welches das beste wäre um Liebhaber von der Wirkung des Teleskops zu überzeugen. Ich wollte das recht gerne selbst thun, um so mehr als ich mich den vorigen Sommer bis auf einen gewissen Grad in die Mondsfläche einstudirt habe. Dies sind meine Vorschläge, aus denen du wenigstens meinen guten Willen sehen wirst. Den Erfolg muß man abwarten. Lebe recht wohl und laß bald von dir hören.

[19] Heute Abend wird Mahomet aufgeführt. Den Proben nach zu urtheilen wird es, im ganzen genommen, recht gut gehen und einzelnes ganz vorzüglich vorgetragen werden. Da das Stück so obligat und in sich selbst zusammengearbeitet ist, so entsteht eine Wirkung sui generis, der man nicht entrinnen kann, und ich sollte denken es müßte für die Menge imposant und rührend seyn, wenn sie gleich übrigens die Regungen, welche die neusten Theaterstücke hervorbringen, vermissen wird.

Mir ist übrigens alles recht sowohl wie das Stück gefällt, als was übrigens daraus entsteht. Ich sehe es als einen Versuch an bey welchem Autor, Schauspieler und Publicum wenigstens manche gute Lehre gewinnen können.

Nochmals ein Lebe wohl, danke dem Herrn Bergrath Voigt für Briefe und Buch, ich werde ihm nächstens das weitere schreiben.

Weimar am 30. Jan. 1800.

G.


15/4187.


An Friedrich Christoph Perthes

[Concept.]

Wenn man meinen kleinen Aufsatz über Laokoon übersetzen und als Zugabe zu dem Lessingischen Werk drucken will, so habe ich Ursache für die Ehre zu danken, die man mir dadurch erzeigt.

[20] Wollen Sie, werthgeschätzter Herr, mir die Übersetzung zusenden, so will ich sie recht gern durchgehen, um so mehr, da ich gegenwärtig im Stande bin dem Vortrag einige nähere Bestimmungen zu geben, die zu seinem Vortheil gereichen können.

Ob ich einen Beytrag zu dem überflüssigen Almanach liefern kann hängt allein von Glück und Zufall ab, ich kann es daher nicht versprechen; doch wird es mir angenehm seyn etwas gefälliges leisten zu können.

Sollten Sie Gelegenheit haben meinen Freund Jacobi zu grüßen, so thun Sie es auf das freundlichste.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 30. Jan. 1800.


15/4188.


An Nicolaus Friedrich Thouret

Herr Professor Thouret wird hierdurch ersucht, auf den Talar des Mahomets am Pelzwerke her falsche goldne Spitzen setzen zu lassen von der Breite und Art wie ihm solches am besten deucht und dem Schneider deshalb die nöthige Anweisung zu geben.

Weimar am 30. Jan. 1800.

G.[21]


15/4189.


An Johann Gottfried Steinhäuser

Ew. Hochedelgeb.

gefällige Beantwortung meiner Anfragen erkenne mit gebührendem Danke, und füge zugleich die Bitte hinzu, daß Sie ein elastisches Hufeisen, dessen Ausführung Sie für möglich hatten, für meine Rechnung, möchten fertigen lassen. Es versteht sich daß ich diesen Versuch, auch wenn er nicht gelingen sollte, recht gern vergüte.

Die Absicht die ich dabey habe konnte Ew. Hochedelgeb. nicht verborgen bleiben. Für denjenigen, der die Idee der Vertheilung, und des, ihr gewissermaßen entgegengesetzten, so wie aus ihr folgenden Zusammenstrebens gefaßt hat, wird es dieses Versuchs nicht bedürfen. Doch ist es in den physischen Dingen sehr gut wenn man alles mögliche zum Anschauen bringen kann, theils um derer willen die zuerst mit solchen Dingen bekannt werden sollen, theils um solcher willen die der Idee widerstreben und alles mit Händen greifen wollen.

Vielleicht findet sich bey Bearbeitung des Hufeisens ein Weg jener gleichfalls gewünschten Magnetnadel näher zu kommen, deren Verfertigung freylich, aus bemerkten Gründen, kaum möglich seyn dürfte. Ich bescheide mich wohl daß ich, bey dem Gedanken dazu, die magnetische Kraft in abstracto, nicht aber[22] von ihren physischen Bedingungen begleitet, im Auge hatte.

Haben Sie wohl versucht, dem Serpentin oder andern Steinen, welche lebhaft auf die Magnetnadel wirken, Polarität zu geben und also das Humboldtische Gestein künstlich hervorzubringen? Ich könnte zu diesem Behuf mit einigen hübschen langen Stücken Topfstein (Lapis ollaris) dienen, welcher die Magnetnadel stark bewegt.

Wollten Sie die Gefälligkeit haben mir ein Verzeichniß, nebst Preisen, derjenigen magnetischen Stücke zu übersenden, deren Sie in Ihrem ersten Briefe erwähnen, welche bey Ihnen vorräthig sind, und wovon Sie dem Liebhaber etwas abzulassen geneigt wären.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar d. 31. Jan. 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4190.


An Friedrich Schiller

Wollten Sie wohl die Güte haben mir eine Flasche von dem rothen Wein zu schicken, welchen Herr Zapf übersendet hat. Dabey bitte ich mich zu benachrichtigen ob ich heute Abend das Vergnügen haben werde Sie bey mir zu sehen, wie ich es wünsche.

Weimar am 2. Febr. 1800.

G.[23]


15/4191.


An Friedrich Schiller

Ich muß Sie benachrichtigen, daß heute Abend die Lästerschule nicht gegeben wird, sondern ein anderes Stück, die Verschleyerte, das gerade nicht übel ist aber mich eben nicht ins Schauspielhaus lockt. Ich bin also zu Hause, wenn Sie mich besuchen mögen und kann diesen Abend mit etwas Schweinwildpret aufwarten.

Weimar am 3. Febr. 1800.

G.


15/4192.


An Friedrich Schiller

Ich wünschte zu erfahren wie Sie Ihren gestrigen Abend zugebracht haben und was Ihre Absichten wegen des heutigen sind? Entschließen Sie sich ins Theater zu gehen, so erwarte ich Sie nach demselben; wollen Sie sich aber auch dispensiren, wie ich wohl sehr natürlich fände, so sollen Sie mir zu jeder Stunde herzlich willkommen seyn.

Weimar am 5. Febr. 1800.

G.


15/4193.


An Carl Ludwig von Knebel

Du wirst so gut seyn Überbringern dieses das Teleskop mitzugeben. Es soll sogleich völlig hergestellt[24] und gut placirt werden. Übrigens ist es gut daß es herkommt, denn Auch hatte die Intention selbst eins zu machen und diese Concurrenz würde beyden geschadet haben. Wir müssen nun erst sehen ob wir das deine verkaufen können.

Lebe recht wohl, grüße Herrn Gerning. Nächstens mehr.

Weimar am 6. Febr. 1800.

G.


15/4194.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie sich heute Abend wohl in dieser starken Kälte zu mir verfügen, so wünsche ich daß Sie um 6 Uhr kommen, damit wir den Macbeth hinauslesen.

Um 7 Uhr, da der Mond aufgeht, sind Sie zu einer astronomischen Partie eingeladen, den Mond und den Saturn zu betrachten, denn es finden sich heute Abend drey Teleskope in meinem Hause.

Sollten Sie aber die warme Stube vorziehen, so wird Ihnen Freund Meyer Gesellschaft leisten, der die Mondsberge so sehr wie die Schweizerberge, und die Gestirne so sehr als die Kälte mit einem herzlichen Künstlerhaß verfolgt.

W. am 11. Febr. 1800.

G.[25]


15/4195.


An Daniel Vanderstraß

[Concept.]

Ihre Absicht, sich durch irgend eine Nebenarbeit die Mittel zu verschaffen, um Ihren Hauptzweck desto besser verfolgen zu können, ist löblich, nur werden Sie durch das Schauspiel, das ich Ihnen hiermit zurückschicke, Ihren Entzweck nicht erreichen. Schwerlich wird es weder auf der Bühne noch im Buchhandel Glück machen. Ein gutes Kunstwerk sieht sich so leicht an und mancher gute junge Mann wird dadurch verführt zu glauben daß es auch leicht zu verfertigen sey. Indessen wenn Sie nach diesem mißlungenen Versuch den festen Vorsatz fassen nie wieder dergleichen zu unternehmen; so haben Sie dadurch schon viel gewonnen indem Sie Zeit und Kräfte zu Ausbildung anderer Anlagen sparen die Ihnen die Natur nicht versagt zu haben scheint.

W. Am 11. Febr. 1800.


15/4196.


An Friedrich Schiller

Es ruckt nun die Zeit heran, daß wir die Rolle der Neubrunn in Wallenstein besetzen müssen, da sie Mad. Vohs, nach dem Theaterherkommen, nicht wohl zuzumuthen ist. Ich schlage daher Dem. Caspers[26] vor, welche, nach dem was wir neulich von ihr gesehen haben, auch diese Rolle ganz gut geben wird, um so mehr da sie mit Dem. Jagemann in Verhältniß steht. Auch wird es gut seyn sie durch diesen kleinen Versuch in die rhythmische Sprache des Trauerspiels einzuführen.

Heute Nachmittag hören Sie mehr von mir.

Am 12. Febr. 1800.

G.


15/4197.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie heute Abend, nach geendigtem Schauspiel, sich zu mir verfügen, so sollen Sie, nach einer kalten Viertelstunde, einen deutlichern Begriff von den Mondshöhen und Tiefen mit hinwegnehmen, so wie es mich sehr freuen wird Sie nach einer so langen Pause wieder bey mir zu sehen.

Weimar am 12. Febr. 1800.

G.


15/4198.


An Friedrich Schiller

Mögen Sie uns heute Abend um 6 Uhr besuchen, so sollen Sie uns herzlich willkommen seyn.

Ich wünschte daß Sie Meyers Wallenstein auf der jetzigen Stufe der Ausführung sähen. Indem man so ein Bild werden sieht so weiß man zuletzt eher was es ist.

[27] Auch wünschte ich den Schluß Ihres Macbeths zu vernehmen und durch freundschaftliche Mittheilung an Lebenslust zu gewinnen.

Weimar am 14. Febr. 1800.

G.


15/4199.


An Franz Kirms

Der Gedanke, daß Becker und Genast in »Gleiches mit Gleichem« die Rollen wechseln wollen, hat meinen Beifall.

Wegen der Neubrunn ist es mir ganz recht, wenn auf eine oder die andere Weise Dem. Caspers dispensirt wird.

Weimar am 14. Febr. 1800.

G.


15/4200.


An Friedrich Schiller

Ich freue mich sehr, daß die Aderlasse gut bekommen ist.

Anbey schicke ich das englische Lexikon.

Für das übrige will ich sorgen.

Von den Piccolominis habe ich nichts bedeutendes gehört als was wir wissen, Zuschauer waren 422.

Vielleicht besuche ich Sie gegen 6 Uhr. Nach 7 Uhr muß ich mich wieder entfernen.

Weimar am 16. Febr. 1800.

G.[28]


15/4201.


An Franz Kirms

Da ich aus dem heutigen Zettel sehe, daß wir die zwölfte Vorstellung im Februar-Abonnement haben, so wünschte ich zu wissen, ob Ihre Absicht ist, die Oper auf künftigen Mittwoch Abonnement suspendu zu geben? –

Ich finde es ganz zweckmäßig, daß man auf dem heutigen Zettel die beiden Namen angegeben und also das Publicum avertirt hat; doch darf künftig auf dem Zettel von »Axur« nicht mehr die Rede seyn. Ich werde mich über die Wiederherstellung des alten Titels »Tarare« ehestens öffentlich erklären.

Weimar am 22. Febr. 1800.

G.


15/4202.


An Christian Gottlob Voigt

Von unsern Schloßbausachen wie sie stehen und gehen wünsche ich Sie nächstens zu unterhalten.

Weil ich Freytag Abend wiederholte Probe von Tarare haben muß, so haben Sie vielleicht des Morgens eine Stunde Zeit zu unserem Geschäft, sonst stehe ich auch nach Tische zu Befehl.

Schillers Übel hat mir diese Tage viele Sorge gemacht, es scheint vorüberzugehen, doch fürchte ich daß es große Schwäche nachläßt.

[29] Leben Sie recht wohl mit den Ihrigen, indessen ich heute aus Pflicht auf die Redoute gehe, welches eine leidige Aufgabe ist.

Weimar am 25. Febr. 1800.

G.


15/4203.


An Franz Kirms

Ew. Wohlgeb.

haben die Güte den in beyliegendem Blatte angezeigten Vorfall aufs genauste untersuchen zu lassen, wobey es denn hauptsächlich nicht sowohl auf die schmutzige Veranlassung und auf den Wortwechsel, sondern darauf ankommt, ob Herr Cordemann Dem. Matizek gestoßen habe.

Weimar am 25. Febr. 1800.

G.


15/4204.


An August Wilhelm Schlegel

Seit dem neuen Jahre habe ich vergebens gehofft Sie, und wäre es auch nur auf kurz Zeit, in Jena zu sehen. Auch den nächsten Monat komme ich schwerlich hier los. Ich nehme mir daher die Freyheit die Elegien zu überschicken, über die ich mich mit Ihnen gern noch mündlich unterhalten hätte.

Es sind zwey Exemplare, in dem einen werden Sie die von uns angestrichenen Stellen, in dem[30] andern die Correcturen finden die ich versucht habe. Vielleicht finden Sie Mittel die bisher refractairen Stellen zu zwingen. Sollte es nicht überall gehen; so wollen wir uns drein ergeben und der Zukunft etwas vorbehalten.

Wenn wir uns wiedersehen habe ich manches mitzutheilen und ich bin überzeugt daß von Ihrer Seite ein Gleiches nicht fehlen wird.

Leben Sie recht wohl und erneuern Sie mein Andenken in Ihrem Kreise.

Weimar am 26. Febr. 1800.

Goethe.[31]


15/4204a.


An die Hoftheater-Commission

Meo Voto gäbe man noch zwey Redouten, eine den 14ten, die andre den 28ten März. Es ist eine Artigkeit gegen eine gewisse Classe der Abonnenten und wenn auch kein großer Vortheil zu hoffen ist; so läßt sich doch kein Verlust befürchten.

Eod. [Weimar, 26. Februar 1800.]

G.[72]


15/4205.


An Franz Kirms

Da Herr Cordemann leugnet, so wären vorerst Dem. Matizek und sodann diejenigen Personen, welche sie als Zeugen angeben kann, zu vernehmen.

Weimar am 27. Febr. 1800.

Goethe.


15/4206.


An Franz Kirms

[März.]

Es sey wie bei »Gustav Wasa« auch beim »Bayard« Herrn v. Kotzebue die Austheilung gänzlich überlassen.

G.[31]


15/4207.


An Johann Friedrich Unger

Sie erhalten hierbey, werthester Herr Unger, die Fortsetzung des Manuscripts wobey ich eine genaue Correctur des Abdrucks um so mehr empfehle als in dem Manuscript verschiedne Correcturen vorkommen die jedoch mehrerer Deutlichkeit willen mit rother Dinte eingeschrieben sind.

Auch liegt der Abdruck des Kupfers wieder bey auf welchem der Zeichner mit wenigen Strichen seine Wünsche angedeutet hat, ich denke wenn es völlig zusammengearbeitet seyn wird, so soll es einen angenehmen Effect machen.

Auf Ihr in Holz geschnittnes Blatt warte ich mit Verlangen.

Herrn Zelter haben Sie die Güte gelegentlich für das Übersendete zu danken, ich werde ihm ehestens schreiben und auf seine vorgelegten Fragen antworten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 3. März 1800.

Goethe.


Es versteht sich daß jede Elegie auf einer eignen Seite anfängt.[32]


15/4208.


An August Wilhelm Schlegel

Durch die Vorschläge zur Verbesserung meiner Elegieen haben Sie mir eine besondere Gefälligkeit erzeigt. Ich habe sie meistens eingeschaltet und nun folgt mit meinem Dank freylich auch die zweyte Sammlung. Sogar die Epigramme werden nachkommen, welche Ihrer Theilnahme vielleicht am meisten bedürfen.

Meine gegenwärtige Lage ist so unpoetisch als unkritisch und es sind mir daher bey diesem Geschäft, dem ich nicht ausweichen kann, die freundschaftlichen Winke um desto schätzbarer.

Mit Verlangen erwarte ich was Sie und Ihre Geistesverwandten uns neues zubereiten. Grüßen Sie alle.

Den guten Tieck bedaure ich sehr. Ich habe diese Zeit her manchmal an ihn gedacht und beklagt, daß ein so schönes Talent, in seiner Blüthe, solche Hindernisse freyer und fröhlicher Kraftausübung erfahren soll.

Haben Sie doch die Güte Herrn Professor Schelling zu sagen: daß der Van Cower bey mir liegt. Unter den Karten findet sich nichts das auf Abweichung der Magnetnadel Bezug hätte. Das Werk selbst konnte ich nicht durchlaufen und habe es bis jetzt nicht geschickt, weil es drey große Quartbände sind.

[33] Vielleicht kann mir Herr Schelling bezeichnen welcher von diesen Bänden ihm interessant ist, sonst kann ich sie auf Verlangen alle drey senden.

Leben Sie recht wohl und erhalten mir ein geneigtes Andenken, so wie ich immer an dem was Sie leisten, so wie an dem was Ihnen begegnet einen lebhaften Antheil nehme.

Weimar am 5. März 1800.

Goethe.


15/4209.


An die Hoftheater-Commission

Da ich Bedenken trage die Acten in diesem Falle zu communiciren, indem dadurch nur unangenehme Weiterungen zu entstehen pflegen, so habe ich beyliegende Verordnung verfaßt, wodurch wir auch zu unserm Zwecke gelangen werden.

Daß Herr Cordemann der Dem. Matizek einen Stoß versetzt habe, ist durch die Aussage zweyer Zeugen hinlänglich dargethan, fährt er fort zu läugnen, so läßt man die Zeugen ihre Aussagen an Eidesstatt durch Handgelöbniß bekräftigen und dictirt ihm sodann die verdiente Strafe. Mehr Umstände möchte es bey einer Injurien- und Disciplinsache nicht bedürfen.

Weimar am 7. Mrz 1800.

G.[34]


15/4210.


An Friedrich Cordemann

[Concept.]

Nachdem sowohl Dem. Matizek als zwey Zeugen, bey ihrer Vernehmung, ausgesagt: daß der Schauspieler Herr Cordemann ersterer, am 24. Febr. in der Theaterstube, einen Stoß versetzt; so wird derselbe hierdurch veranlaßt seine schriftliche Erklärung hierüber fördersamst bey Fürstl. Commission dergestalt einzugeben, daß man weiterer Vorkehrungen, die Wahrheit zu bestätigen, nicht nöthig haben möge.

Weimar am 7. Mrz 1800.

Fürstlich Sächsische

zum Theater verordnete Commission.


15/4211.


An Johann Gottfried Steinhäuser

Ew. Hochedelgeboren

haben mir, durch die baldige Übersendung eines elastischen Hufeisens, ein besonderes Vergnügen gemacht; denn es ist immer eine angenehme Empfindung eine Idee, die man gefaßt hat, einigermaßen realisirt zu sehen.

Wenn ein armirter Magnet, oder ein gewöhnliches Hufeisen, durch den unten quer vorgelegten Stab, als in sich selbst abgeschlossen anzusehen ist, wenn man diesen Apparat nunmehr als einen physischen Ring[35] betrachten kann, welcher, verhältnißmäßig, nur durch starke Kraft zerrissen wird, so sollten die Enden der beyden Schenkel des elastischen Hufeisens weniger tragen, wenn man sie zusammendrückt, als wenn sie offen stehn. Denn in jenem Fall wird der physisch verlangte Ring schon mechanisch geschlossen und das Streben der beyden Pole gegeneinander, durch welches der vorgelegte kleine eiserne Stab, als ein Vermittler, so fest mit beyden verbunden wird, ist, durch die Operation des Zusammendrückens, schon bis auf einen gewissen Grad befriedigt.

Solches Resultat geben auch die flüchtigen Versuche, die ich bisher anstellen konnte. Das zusammengedruckte Hufeisen trägt nicht die Hälfte dessen, was es aufgesperrt tragen kann. Der Bezug beyder Pole auf sich selbst ist befriedigt, nur dauert die Wirkung nach außen, wie bey anderen magnetischen Erscheinungen geschieht, auch noch in diesem Falle fort.

Vielleicht hätten Sie nunmehr die Gefälligkeit, ein größeres dergleichen Hufeisen fertigen zu lassen?

Wenn man es auch nur so weit brächte, daß die beyden Pole, indem man sie an einander druckt, sich festhielten! Welches doch in so fern möglich scheint, als die magnetische Kraft sich beym Contact am stärksten äußerst.

Wollten Sie mir indessen sechs Stäbe, mit einander verbunden, daß sie die Stelle eines großen Hufeisens vertreten und sich auch einzeln als Stäbe[36] gebrauchen lassen, zusammen vier Pfund schwer, übersenden. Ich würde den Betrag dafür sogleich entrichten, wie ich hier die 2 Thlr. für das elastische Hufeisen beylege.

Ihre Abhandlungen über die Fossilien, die einer dauerhaften magnetischen Kraft fähig sind, habe ich zu meiner Belehrung wiederholt gelesen. Ich bitte mir die Erlaubniß aus, auch künftighin über diese Materie mir bey Ihnen Raths zu erholen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und Ew. Hochedelgeboren meiner besondern Hochachtung versichre.

Weimar, am 10. März 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4212.


An Carl Ludwig von Knebel

Da ich, von der Eisenach. Kammer, das für dich bestimmte Osterquartal schon erhalte; so will ich ein Paar Worte schreiben und das Packet siegeln um es bald möglichst abschicken zu können.

Ich habe dein Teleskop, sobald es ankam, in meinem Gartenhause aufgestellt, mich mit ihm bekannt gemacht, so daß ich es recht gut handhaben kann und sowohl am Himmel als auf der Erde verschiedene Gegenstände zum Versuch betrachtet. Es hat große Vorzüge, doch habe ich bis jetzt das Ultimum von Klarheit, was man doch eigentlich fordert, nicht[37] erreichen können. Unser Auch giebt verschiedene Ursachen an, wovon nunmehr eine nach der andern untersucht werden soll. Ich habe deshalb eine Fracturschrift an Goullons Hause befestigen lassen, um einen festen Gegenstand zu haben, an dem man die Versuche anstellen kann. Der Mond soll gleichfalls, sobald die Kälte nur ein wenig nachläßt, wieder betrachtet werden.

Mit den Planeten hat es noch nicht glücken wollen, sie erscheinen als farbige Flämmchen und beym Saturn ahndet man kaum daß er sich oval zeigt; doch auch dieses Hinderniß muß gehoben werden, sobald das Teleskop nur wieder zusammengefügt ist.

Das Gestell ist schon wieder aus des Tischers Händen zurück, so wie die Röhre. Jenes war an verschiednen Theilen wacklicht worden, und beyde mußten wieder gebeizt und abgerieben, auch einiges zerbrochne Nebenwerk angeleimt werden; jetzt sehen sie wieder ganz stattlich aus.

Eisen und Messingwerk ist auch geputzt, sobald die Kälte ein wenig nachläßt, wird alles wieder angeschraubt und zurechte gestellt.

Eine Anzeige des Werks und Feilbietung desselben soll in verschiednen Blättern und Zeitschriften erscheinen. Ich habe schon verschiedne Anschläge gemacht es hier zu behalten und dir früher zu deinem Gelde zu verhelfen; ich weiß aber nicht ob einer gelingen wird.

[38] Die Hauptsache ist jetzt, daß wir den Effect der Maschine auf den höchsten Grad treiben, denn das ists was der Kenner fordert und was den Liebhaber anzieht.

Mehr sage ich heute nicht und ich müßte auch nicht viel zu sagen, denn ich habe diese Zeit her mehr geschäftig als productiv zugebracht.

Im Wissenschaftlichen sind einige artige Schritte geschehen. Von der Naturgeschichte war Botanik, von der Physik war der Magnet an der Reihe. Lebe recht wohl. Wir haben euch manchmal um eure Schlittenbahn beneidet.

Weimar am 12. Mrz 1800.

G.


15/4213.


An Christian Gottlob Voigt

Beyliegenden Brief erhalte ich von Fichten, wahrscheinlich ist ein ähnlicher bey Ihnen eingelaufen. Daß doch einem sonst so vorzüglichen Menschen immer etwas fratzenhaftes in seinem Betragen ankleben muß. Ich denke ihm heute zu antworten: daß es mir ganz angenehm seyn soll ihn bey seiner Anherkunft zu sehen. Übrigens halte ich es unverfänglich, daß man ihm den Titel als Professor gebe; doch habe ich mir vorher Ihr gefälliges Sentiment in dieser Sache erbitten wollen, damit man bis zum Schluß hierin einstimmig handle.

Weimar am 12. Mrz 1800.

G.[39]


15/4214.


An die Hoftheater-Commission

Der Schauspieler Cordemann hat zu seiner Verantwortung in der bewußten Sache ein Promemoria eingereicht, welches weder dem Inhalt, noch der Form, noch dem Styl nach zulässig ist.

Was das erste betrifft so verlangt er wiederholt die Communication des Berichtes, welchen Becker, als Wöchner, erstattet hat und welchen Commissio niemanden zu communiciren verbunden ist, wenn sie schon darauf die Untersuchung gründet.

Zweytens ist jede schuldige Courtoisie weggelassen.

Drittens ist der Styl im Ganzen anmaßlich und brutal.

Ich stimme daher darauf daß man Cordemannen das Promemoria in Originali zurückgebe und beyliegende Copie bey den Acten behalte, indessen könnte man Herrn Malkolmi auf dieselbe Weise wie Dem. Malkolmi und Herrn Haide vernehmen.

Weimar am 12. Mrz 1800.

s. m. G.


15/4215.


An August Wilhelm Schlegel

Auch die Epigramme folgen hier zu gefälliger Durchsicht. Wie sehr hätte ich gewünscht diese Revision mit Ihnen in Jena machen zu können,[40] da die Deliberation in einem solchen Falle so instructiv ist.

Sie finden ein einziges neues Epigramm und ich habe sie überhaupt nicht numerirt, weil Sie vielleicht eins oder das andere heraus votiren wenn es gar zu refractair seyn sollte. Wie z.B. das mit dem doppelten Überall.

Die Weissagungen des Bakis sollten eigentlich zahlreicher seyn damit selbst die Masse verwirrt machte. Aber der gute Humor, der zu solchen Thorheiten gehört, ist leider nicht immer bey der Hand.

Auch lege ich die Metamorphose der Pflanzen bey die denn leider sehr isolirt stehen wird.

Leben Sie recht wohl und verzeihen.

Weimar am 20. März 1800.

G.


15/4216.


An Friedrich Schiller

Ihrem Rath zu Folge habe ich noch einen Herbst zusammen gestoppelt und schicke hier die vier Jahreszeiten, zu gefälliger Durchsicht. Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, das dem Ganzen wohlthut, denn was mich betrifft so finde ich mich in gar keiner poetischen Jahrszeit.

Leider werde ich mich einige Tage zu Hause halten müssen, denn der Doctor dringt auf eine Cur, der ich schon eine ganze Weile ausgewichen bin. Es wäre[41] recht schön wenn Sie nun wieder so weit wären, daß Sie mich besuchen könnten. Leben Sie indessen recht wohl.

Am 22. Mrz 1800.

G.


15/4217.


An Friedrich Schiller

Da ich mich einmal entschlossen habe krank zu seyn, so übt auch der Medicus, dem ich so lange zu entgehen gesucht habe, sein despotisches Recht aus. Wie sehr wünschte ich daß Sie wieder zu den Gesunden gehörten, damit ich mich bald Ihres Besuchs zu erfreuen hätte.

Ich brauche diese schlechte Zeit um die Pflanzensammlung in Ordnung zu bringen, von der ich hoffen kann daß sie Ihnen Freude machen wird. Je mehr das Einzelne verwirrt, desto angenehmer ists wenn unser Bestreben, die Gegenstände in einem gewissen Zusammenhange zu sehen, einigermaßen gefördert wird.

Ich lege Ihnen den Ausfall auf das weimarische Theater mit bey. Richtigkeit und Anmaßung kann sich wohl nicht besser bezeichnen.

Leben Sie recht wohl, und lassen mich wissen wie Sie sich befinden.

Am 23. Mrz 1800.

G.[42]


15/4218.


An Friedrich Schiller

Ihre gestrige Gegenwart war mir so erfreulich als unerwartet. Ist Ihnen der Ausgang nicht übel bekommen, so wird es mir sehr angenehm seyn, wenn Sie mich heute wieder besuchen möchten.

Anbey sende ich die Theaterreden, womit ich den Band meiner Gedichte zu schließen gedenke. Sie sind freylich ein bischen mager, indessen mögen sie so hingehen.

Vielleicht entschließe ich mich noch eine zu machen zum Schluß der diesjährigen Wintervorstellungen, vielleicht wär das die schicklichste Art, wie man die Oppositionspartey mit einem heitern Ernst chikaniren könnte, wovon mündlich mehr.

Grüßen Sie Ihre liebe Frau und ersuchen sie heute Abend wo möglich in die Comödie zu gehen, weil ich eine unparteyische Vergleichung der beyden Vorstellungen von ihr zu vernehmen wünschte.

Am 24. März 1800.

G.


15/4219.


An Friedrich Schiller

Ich wünsche daß Sie diesen schönen Tag mögen in freyer Luft genossen haben und da ich die Hoffnung[43] aufgeben muß Sie heute zu sehen, so schicke ich noch einiges mit Bitte um freundschaftlichen kritischen Antheil.

Am 27 März 1800.

G.


15/4220.


An Jakob Friedrich von Fritsch

[Concept.]

[April.]

Indem Ew. Excellenz, nach so langen verdienstlichen Bemühungen, dem hiesigen Verhältnisse entsagen, so statte ich Hochdenenselben mit gerührtem Herzen denjenigen Dank ab, welchen ich für so manche Theilnahme und Gewogenheit schuldig bin, die mir um so unvergeßlicher bleiben müssen, je erwünschter es überhaupt einem Fremden seyn muß an dem Orte wohin er verpflanzt wird, geneigte Freunde und Gönner zu finden.

Möge die Ruhe, welche Ew. Exc. gegenwärtig genießen, das Glück Ihrer Jahre verlängern und zugleich jeden Tag, durch Erinnerung so manches gestifteten Guten, genußreich machen. Wobey ich angelegentlich bitte auch Sich desjenigen manchmal noch zu erinnern der mit aufrichtiger Verehrung sich unterzeichnet.[44]


15/4221.


An Friedrich Cordemann

[Concept.]

Nachdem die Zeugen, welche über die näheren Umstände der am 24. Febr. unter der Probe in der Theaterstube vorgefallenen Streitigkeit vernommen worden, durch ihre Aussagen die Thätlichkeit welche Herr Cordemann gegen Dem. Matizek verübt, außer allen Zweifel gesetzt; so wird selbigem hiermit der Verlust einer halben wöchentlichen Gage, als wohlverdiente Strafe, dictirt, mit dem Verwarnen, daß wenn derselbe künftighin sich ähnlicher Vergehungen schuldig machen werde, man sich genöthigt sehen würde, gegen denselben mit schärferer Ahndung zu verfahren.

W. d. 1. April 1800.

Fürstlich Sächsische

zum Hoftheater verordnete Commission.


15/4222.


An Johann Christian Lindenzweig

[Concept.]

Nachdem Herr Cordemann, wegen der am 24. Febr. unter der Probe gegen Dem. Matizek verübten Thätlichkeit, mit dem Verlust einer halben wöchentlichen Gage bestraft worden, als wird solches dem Theatercassier Herrn Lindenzweig hiermit bekannt gemacht, um, bey der nächsten Wochenzahlung, die Hälfte der[45] Cordemannischen Gage zurück zu behalten und dieselbe an diejenige Casse abzugeben, woraus manchmal reisenden Schauspielern eine Gabe gereicht wird.

W. [ 1. April.]


15/4223.


An Anton Genast und Heinrich Becker

[Concept.]

Was an den Schauspieler Herrn Cordemann, wegen der am 24. Febr. in der Theaterstube an Dem. Matizek verübten Thätlichkeit, als auch an den Theatercassier Herrn Lindenzweig ergangen, solches wird denen Wöchnern hierdurch mitgetheilt.

Wie man nun bey der in diesem Fall dictirten Strafe nur auf die öffentliche Satisfaction gesehen, so bleibt der Dem. Matizek, wenn sie wegen der ihr zugefügten Beleidigung weitere Klage erheben will, der Weg an fürstl. Regierung unverschlossen.

Weimar [1. April].


15/4224.


An Carl Ludwig von Knebel

Das Teleskop ist nun aufgestellt und sein schönes äußeres Ansehn ist lockend, so daß man auch seine innern Tugenden wünscht kennen zu lernen.

Den Mond zeigt es köstlich, mit den Planeten will es aber noch nicht ganz gelingen, ob man gleich[46] den Ring des Saturns sehr deutlich unterscheidet; vielleicht gelingt es uns auch noch, das zweydeutige und doppelbildartige in diesen Fällen bey Seite zu bringen.

Der Aufsatz zur Ankündigung ist gemacht und liegt parat; doch will ich dir, ehe ich ihn abdrucken lasse, noch einen Vorschlag thun.

Aus den Acten sieht man daß das Teleskop 400 rh. in Louisd'or zu 5 rh. gekostet hat, willst du es nun für 400 rh. current ablassen; so will ich dir dasselbe gleich abnehmen und ich glaube daß du nicht übel thun wirst.

Denn wenn du die Interessen rechnest, die dir bey längerer Erwartung entgehen, wenn du rechnest, daß der Hofmechanicus Auch, wenn er den Liebhabern das Instrument vorzeigen soll (und Liebhaber wird es mehr geben als Käufer) doch auch zuletzt mit einigen Procenten zu regaliren ist, wenn sich voraussehen läßt daß ein fremder Käufer auch immer markten und abdingen wird, so sollte ich denken du nähmst mein Anerbieten an, ich schicke dir das Geld auf der Stelle, und so wär denn auch diese Sache abgethan und ich würde mir eine Ehre daraus machen einem Institut dem ich vorstehe ein so schönes Instrument verschafft zu haben.

Lebe recht wohl ich sage diesmal nichts mehr, nächstens schreibe ich mehr und schicke einiges.

Sey doch so gut mir durch Brechten, wenn er[47] zurückkehrt, eine Schachtel mit Schossern für die Kinder zu schicken.

Weimar am 2. Apr. 1800.

G.


15/4225.


An Johann Friedrich Cotta

Es sollte mir angenehm seyn, werthester Herr Cotta, wenn der Ernst und die Mühe, womit wir das letzte Stück der Propyläen bearbeitet, dem Unternehmen im Ganzen zum Vortheil gereichte, und ich bin so frey gegenwärtig nach Ihrer, schon unter dem 19. Januar an mich ergangenen Aufforderung, Sie zu ersuchen 15 Karolin an Herrn Rapp für meine Rechnung auszuzahlen und den Überrest etwa mit der fahrenden Post gefällig an mich zu übersenden.

Sollten Sie es nicht zu Jubilate bey Ihrer Hin- oder Herreise dergestalt einrichten können, daß Sie einige Tage bey uns verweilten, damit wir die Gastfreundschaft nur zum Theil erwiedern könnten, die wir Ihnen vormals verdankten.

Der ich bald gute Nachrichten von Ihnen zu vernehmen wünsche.

Weimar am 2. April 1800.


Goethe.[48]


15/4226.


An Gottlob Heinrich Rapp

[Concept.]

Herr Cotta wird Ihnen, mein sehr werthgeschätzter Herr, 15 Karolin mit gegenwärtigem zustellen wovon ich fünfe, als Ersatz Ihrer gefälligen Auslage, an sich zu nehmen und zehen an Herrn Isopi gegen Quittung auszuzahlen, so wie diese Quittung mir gelegentlich zu übersenden bitte.

Die Übel, die von innen und außen einem so schönen Theil unseres Vaterlands drohen, erregen auch mir in der Entfernung manche Sorgen um so mehr als ich mehreren Personen daselbst mit aufrichtiger Freundschaft zugethan bin.

Die Nachricht, daß unser schätzbarer Dannecker sich über den Homer verbreitet, ist mir äußerst erfreulich. Möchten Sie ihn bereden daß er mir etwas von seinen Zeichnungen zuschickte, so könnte daraus eine angenehme Unterhaltung auch in der Ferne entstehen. Für mich würde es um so erfreulicher seyn seine Behandlungsart dieser Gegenstände kennen zu lernen, als ich vor kurzem die Flaxmannischen Arbeiten zu sehen Gelegenheit gehabt habe und darüber bisher so manches gesprochen und für und wider geurtheilt worden ist.

Der ich unter den besten Empfehlungen an die werthen Ihrigen und sämmtliche Freunde, die gelegentlich meiner gedenken, recht wohl zu leben wünsche.

Am 2. April 1800.[49]


15/4227.


An August Wilhelm Schlegel

In dankbarer Erwiederung Ihrer Sendung lege ich hier das erste der famosen Sonette bey, nach und nach sollen die übrigen anlagen. Über dem Portal steht das Gegenwärtige warlich nicht unbedeutend. Sie erhalten zugleich auch meine Übersetzung des Mahomets. Da sie einmal gemacht ist, wollen wir sie doch zum besten kehren und nutzen. Lassen Sie uns denselben zum Grunde legen wenn wir uns gelegentlich über unsern Jambus, und besonders über dessen dramatischen Gebrauch unterhalten.

Haben Sie Dank daß Sie meine Jahreszeiten ausschmücken wollen. Die Episteln, dächt ich, ließe man liegen, bis sich etwa die Lust findet etwas neues in dieser Art zu machen.

Ob es der Mühe werth seyn wird den Reinecke Fuchs nochmals gleichsam umzuarbeiten, darüber müssen wir gelegentlich zu Rathe gehen.

Die Übersetzung der Walpolischen Schriften ist mir sehr willkommen. Die großen Quartbände des Originals schreckten mich ab, und eine Auswahl, wie sie Ihre Vorrede einleitet, ist freylich einladender.

Möchte doch das Frühjahr auf Ihre liebe Gattin einen guten Einfluß haben. In einiger Zeit hoffe ich mit einem guten Glas ungarischen aufwarten zu können.

[50] Die Herren Meyer und Bury empfehlen sich bestens. Da wir sämmtlich jetzt nicht viel vom Flecke kommen, so hätten wir gewünscht daß Sie neulich Ihren Besuch möchten verlängert haben. Auch hätten wir noch gar gerne mehr von der spanischen Litteratur vernommen. Ein Land, das man selbst nicht mehr besuchen wird, hört man so gern von scharfsinnigen Reisenden beschreiben.

Nicht allein Ihre grammatische, sondern auch Ihre kritische Bemerkungen im allgemeinen könnten einem Werke, das ich angefangen habe, sehr zu statten kommen, wenn ich nur den Muth hätte gegenwärtig daran zu denken. Doch wage ich nichts davon sehen zu lassen, bis ich weiter vorgerückt bin.

Leben Sie indessen so wohl als fleißig und gedenken Sie unser in Ihrem Kreise.

Weimar am 2. April 1800.

Goethe.


15/4228.


An Johann Friedrich Unger

Es ist in diesen Zeiten mancherley bey mir zusammengekommen so daß ich das Übersehen einiger Puncte dadurch entschuldigen muß.

Die Nemesis kam zur rechten Zeit an, ich glaube sie soll das Tittelkupfer des siebenten Bandes recht erwünscht zieren. Wäre man freylich beysammen und könnte unter der Arbeit sich, von der einen Seite[51] über die Intention, von der andern über die Möglichkeit der Ausführung besprechen; so würde in einzelnen Theilen noch etwas vollkommneres geliefert werden können, doch bey einer kleinen Arbeit, die blos zur Zierde bestimmt ist, wird man es wohl nicht aufs schärfste nehmen.

Dürfte ich Sie ersuchen zu denen Exemplaren welche Sie mir bestimmen noch einen besondern Titel drucken zu lassen und zwar folgender maßen:

Goethe's

neuste Gedichte.

Ich würde Personen, die auch die ersten Bände nicht besitzen, dadurch eine Artigkeit erzeigen können.

Die Zeichnung, welche ich zuletzt übersendet, wünschte freylich zu dem 7. Band noch wo möglich gestochen und zwar in der Größe wie die gesendete Zeichnung. Es käme alsdenn, nach meinem Wunsch, kein Kupfer gegen den Titel über, sondern das Kupfer nach der letzten Zeichnung vor die Balladen, und Orpheus und Euridice vor die zweyte Abtheilung der Elegieen.

Könnte das zweyte Kupfer nicht mehr fertig werden, (wovon ich freylich, wenns möglich wäre, auch noch einen Probedruck zu sehen wünschte,) so setzte man Orpheus und Euridice gegen den Titel über und begnügte sich für diesmal damit.

Hierbey folgt wieder eine Abtheilung des Manuscripts, der Rest soll nächstens anlangen.

[52] In dem von Ihnen zuletzt erhaltnen Packet waren die Aushängebogen nicht enthalten ob sie der Brief gleich anzeigte. Wahrscheinlich sind sie jetzt unterwegs.

Der in den ersten Bänden des Journals enthaltne Roman wird gewiß Glück machen. Er hat das anziehende das solche Productionen auszeichnen soll, und es kommt mir immer vor als wenn in der neuern Zeit die Romane nur durch Frauenzimmer geschrieben werden sollten.

Herrn Sander danken Sie für seine Bemühungen. Es ist mir sehr angenehm die letzte Correctur in seinen Händen zu wissen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 2. April 1800.

Goethe.


15/4229.


An Friedrich Schiller

Hier der Schluß von Macbeth worin ich nur wenig angestrichen habe. Sehe ich Sie denn etwa heute bey mir? Meine Zustände sind nicht die besten.

Am 3. Apr. 1800.

G.[53]


15/4230.


An Friedrich Schiller

Schlegel empfielt sich und sendet beykommendes.

Gehen Sie ins Schauspiel, oder besuchen Sie mich vielleicht. Ihr Entschluß wird den meinen bestimmen.

Auf Morgen Mittage möcht ich Sie einladen. Geh. R. Voigt wird wohl da seyn, vielleicht auch Wieland.

Leben Sie wohl und thätiger als ich seyn kann. Es gelingt mir kein Periode, geschweige eine Strophe.

W. d. 5. Apr. 1800.

G.


15/4231.


An Friedrich Schiller

Das Teleskop folgt hierbey. Es war eine Zeit, wo man den Mond nur empfinden wollte, jetzt will man ihn sehen. Ich wünsche, daß es recht viel Neugierige geben möge damit wir die schönen Damen nach und nach in unser Observatorium locken.

Wenn Sie die Musik von Macbeth noch bey sich haben, so bringen Sie doch solches Nachmittag mit, so wie auch das Pförtnerlied.

Ich wünsche, daß die Wirkung der gestrigen Musik diesen Morgen noch nachklingen möge.

Weimar am 10. April 1800.

G.[54]


15/4232.


An Johann Friedrich Unger

Hierbey folgt der Schluß des Manuscripts, wobey ich nur einiges anmerke.

Die Folia zeigen wie die drey Abtheilungen nach einander folgen.

Jede Abtheilung erhält einen Schmutztitel.

Daß die Weissagungen des Bakis im Manuscript schon auf der Rückseite des Schmutztitels anfangen und in die Quer geschrieben sind, hat keinen Einfluß auf den Druck. Es ist dieß bloß eine Zufälligkeit des Manuscripts.

Jede der vier Jahrszeiten fängt auf einer neuen Seite an.

Der ich recht wohl zu leben und die Aushängebogen bald zu sehen wünsche.

Weimar am 10. April 1800.

Goethe.


15/4233.


An Wilhelm von Wolzogen

Von Seiten fürstl. Theatercommission hat man das Monument der Mad. Becker, in Gotha von Herrn Döll verfertigen und hierher transportiren lassen, wozu denn die Beyträge des Publikums freylich nicht hinreichten, vielmehr ein ansehnlicher Zuschuß erforderlich war.

[55] Ew. Hochwohlgeb. werden aus der Beylage die Kosten ersehen, welche bey Aufstellung gedachten Monuments aufgegangen und meine Bitte gefällig Statt finden lassen, wenn ich Sie ersuche, diesen Aufwand, nebst dem wenigen was allenfalls noch zum Arrangement des Ganzen nöthig ist, von Seiten der Gartenkasse zu übernehmen.

Der ich mich zu freundschaftlichem Andenken empfehle.


Weimar

den 10 Apr. 1800.

Ew. Hochwohlgeb.

gehorsamster

Goethe.


15/4234.


An Friedrich Schiller

[11. April.]

Es wäre mir erfreulich geworden, wenn Sie hätten kommen können. Es wird wieder musicirt.

Cottas Freyheit ist mir sehr angenehm. Ich habe einen Brief von ihm über Faust, den Sie mir wahrscheinlich zugezogen haben. Wofür ich aber danken muß. Denn wirklich habe ich auf diese Veranlassung das Werk heute vorgenommen und durchdacht. Leben Sie recht wohl.

G.[56]


15/4235.


An den Herzog Carl August

So ungern ich, besonders in Ew. Durchl. Specialkasse, votiren möchte, so wünsche ich doch diesmal, daß Sie nicht abgeneigt sein möchten, die August Herdern bisher erzeigte Gnade, wo nicht ganz, doch zum Theil, etwa als ein Adjuto für Emilen auf bestimmte Jahre zu kontinuiren.

Ew. Durchl. haben selbst Fol. 8b beikommender kleiner Acten geäußert, daß wenn die zwei jüngeren Söhne herankämen, für dieselben wieder frisch zu sorgen sein würde. Ich habe mich in dem Aufsatze Fol. 11, davon Herders eine Abschrift erhielten, ähnlicher Ausdrücke bedient, und durch gnädige Nachzahlung der zwei Quartale haben Sie jene Hoffnungen gleichsam aufs neue belebt. Herders haben ihren Dank für diese außerordentliche Gabe gegen mich geäußert.

Von unseres Herders allgemeinem Werth brauche ich nichts zu sagen, doch bemerke ich, daß es in verschiedenen eintretenden Fällen, wovon ich jetzt nur den Bauplan zwischen der Jacobs- und Kirchgasse nenne, uns sehr erwünscht sein würde, wenn das gute Verhältniß, das ich wieder anzuknüpfen suchte, durch eine solche Gnadenbezeigung befestiget und belebet würde. Ich bitte daher, wenn Sie etwas günstiges[57] beschließen sollten, durch mich die Nachricht geben zu lassen.

Übrigens die Entscheidung gänzlich Ihrem Ermessen anheimgebend und glückliche Reise wünschend.

W. d. 12. Apr. 1800.

Goethe.


15/4236.


An Friedrich Schiller

Da sich die Weissagungen des Bakis so wunderbarer Weise bey Ihnen gefunden haben, so möchte ich fragen ob nicht auch etwa das kleine jugendliche Gesellschafts- oder Schäferstück von mir bey Ihnen zu finden ist. In welchem Fall ich es mir erbitte.

Was haben Sie heute Abend vor?

Schelling ist hier, ich konnte ihn aber nicht einladen, weil ich heute wegen häuslicher Umstände keine Gäste haben kann.

Morgen Abend sind Sie mit Ihrer lieben Frau zu einem kleinen Concert eingeladen.

Der Teufel den ich beschwöre gebärdet sich sehr wunderlich.

Am 16. Apr. 1800.

G.


Bald hätte ich das beste vergessen. Erzeigen Sie mir doch das Vergnügen morgen Mittag mit bey mir zu speisen.[58]


15/4237.


An Franz Kirms

Wegen der Gastrollen von Herrn und Mad. Haßloch wollte ich folgenden Vorschlag thun.

Don Juan

könnte man geben wenn Dem. Jagemann die Gefälligkeit hätte die Elvire zu übernehmen, Spitzeder den Leporell und Malkolmi den Geist spielte.

Johanna von Montfaucon

ließ man bis dahin einlernen, gäbe die Rolle der Johanna der Dem. Caspers, welche zuletzt geharnischt sich ganz gut ausnehmen würde, man gäbe aber das Stück zum erstenmale mit Mad. Haßloch.

Für Herrn Haßloch könnte man den Infanten bestimmen, vielleicht ließ man Benda einmal den Papageno machen und so könnte die Zauberflöte auch gegeben werden.

Vielleicht findet sich noch was besseres.

Wenn alles wohl erwogen ist, will ich einen Brief an Herrn Haßloch aufsetzen.

Weimar am 18. April 1800.

Goethe.


15/4238.


An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

Ew. Wohlgeboren

kurzer Besuch ließ mir nicht Raum genug, theils dasjenige, was ich gern mitgetheilt hätte, mitzutheilen,[59] theils durch Fragen Ihre Ansicht verschiedener Dinge zu erfahren.

Um desto mehr danke ich Ihnen, daß Sie, in dem zurückgelassenen Werke, mir die Gelegenheit verschaffen, mich oft und viel mit Ihnen zu unterhalten.

Ob ich mir blos schmeichle, so weit ich gelesen, den Sinn desselben zu fassen, oder ob die Nähe, die ich zu dem Werke fühle, zu einer wahren Theilnahme, zu einer thätigen Reproduction desselben sich steigern wird, muß die Zeit lehren; wenigstens glaube ich in dieser Vorstellungsart sehr viel Vortheile für denjenigen zu entdecken, dessen Neigung es ist, die Kunst auszuüben und die Natur zu betrachten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich Ihrem Andenken auch in weiterer Entfernung bestens empfehle.

Charpentier liegt hier bei, den ich mir nebst anderen Werken gelegentlich zurückerbitte.

Weimar, am 19. April 1800.

Goethe.


15/4239.


An Franz Kirms

Ich sende vorläufig das Concept eines Briefes an Herrn Haßloch, welcher jedoch noch etwa einen Posttag liegen und in ein oder anderer Stelle modificirt werden kann, worüber wir uns noch besprechen werden.

[60] Den Antrag des närrischen Beck übergeht man ja wohl mit Stillschweigen. Seine Gage hat ja doch mit Ostern aufgehört. Allenfalls wollte ich ihm in einem kurzen Billet abschläglich bescheiden.

Weimar am 20. April 1800.

G.


15/4240.


An Charlotte von Stein

Ausser dem Don Quichote überschicke ich noch einen Band, der Ihnen manches Vergnügen machen wird.

Die Buchstaben welche beyliegen haben Sie die Güte nach Breslau zu schicken. Es soll mich freuen meinem alten Freund dadurch einen kleinen Dienst zu erzeigen. Die Zeiten der Inschriften muß man nutzen solange sie dauern.

Da mein Übel nur eine Unbequemlichkeit ist, so kann man es wohl gar am Ende gewohnt werden. Ich wünsche zur schönen Jahrszeit das beste Befinden.

W. d. 26. Apr. 1800.

Goethe.


Die wohleingepackten Buchstaben bitte nicht zu eröffnen, vielmehr beym Versenden noch einmal mit einem starcken Papier zu umschlagen.[61]


15/4241.


An Friedrich Schiller

Nach meiner langen Einsamkeit macht mir der Gegensatz viel Vergnügen. Ich gedenke auch noch die nächste Woche hier zu bleiben.

So eine Messe ist wirklich die Welt in einer Nuß, wo man das Gewerb der Menschen das auf lauter mechanischen Fertigkeiten ruht, recht klar anschaut. Im ganzen ist übrigens so wenig, was man Geist nennen möchte, daß alles vielmehr einem sogenannten thierischen Kunsttrieb ähnlich sieht.

Von dem, was man eigentlich Kunst nennt findet sich, man darf dreist sagen, in dem was der Moment producirt, keine Spur.

Von Gemählden, Kupfern und dergleichen findet sich manches Gute, aber aus vergangenen Zeiten.

Ein Portrait von einem Mahler, der sich jetzt in Hamburg aufhält, das bey Bausen steht, ist von einem unglaublichen Effect; aber auch gleichsam der letzte Schaum, den der scheidende Geist in den Kunststoffen erregt. Eine Wolke für eine Juno.

In dem Theater wünschte ich Sie nur bey Einer Repräsentation. Der Naturalism und ein loses, unüberdachtes Betragen, im Ganzen wie im Einzelnen, kann nicht weiter gehen. Von Kunst und Anstand keine Spur. Eine Wiener Dame sagte sehr treffend: die Schauspieler thäten auch nicht im geringsten als[62] wenn Zuschauer gegenwärtig wären. Bey der Recitation und Declamation der meisten bemerkt man nicht die geringste Absicht verstanden zu werden. Des Rückenwendens, nach dem Grunde Sprechens ist kein Ende, so gehts mit der sogenannten Natur fort, bis sie bey bedeutenden Stellen gleich in die übertriebenste Manier fallen.

Dem Publikum hingegen muß ich in seiner Art Gerechtigkeit wiederfahren lassen, es ist äußerst aufmerksam, man findet keine Spur von Vorliebe für einen Schauspieler das aber auch schwer wäre. Man applaudirt öfters den Verfasser, oder vielmehr den Stoff den er behandelt, und der Schauspieler erhält gewöhnlich nur beym Übertriebenen lauten Beyfall. Dieß sind, wie Sie sehen, alles Symptome eines zwar unverdorbenen, aber auch ungebildeten Publikums, wie es eine Messe zusammenkehrt.

Nun leben Sie wohl und gedencken mein. Mündlich noch gar manches.

Leipzig d. 4. May 1800.

G.


15/4242.


An Christiane Vulpius

Ich habe dich in meinem Briefe, den ich Kämpfern mitgab, gebeten mir den August mit deinem Bruder zu schicken, ich erwarte ihn alle Tage und es würde ihm die Messe gewiß große Freude machen.

[63] Ich will diese Woche noch hier bleiben und thue dir vielleicht den Vorschlag daß du mich zu Anfang der künftigen etwa abholst. Das heißt etwa Sonntags den 11. May. Erkundige dich vorläufig: was ein Kutscher für die Hin und Herreise und ein paar Tage in Leipzig verlangt. Denn wenn du zwey bis dritthalb Tage hier bist, so hast du alles gesehen und man könnte noch mancherley einkaufen. Nur muß ich dich inständig bitten Niemand nichts davon zu sagen, damit nicht etwa jemand auf den Einfall kommt dich zu begleiten.

Es ist hier alles sehr theuer, besonders sind gar keine Quartiere zu finden. Ich muß morgen schon zum zweitenmal ausziehen, weil die Zimmer auf gewisse Tage bestellt sind, du wirst dich, wenn du herkommst, behelfen müssen; aber für eine Person findet sich doch immer noch ein schickliches und artiges Quartier.

Schreibe mir deine Gedanken hierüber. Es sind viele Weimaraner hier und du kannst Mittwochs wahrscheinlich schon wieder durch Gelegenheit einen Brief haben.

Lebe recht wohl, grüße Meyer und Bury.

Ich freue mich darauf dich hier zu sehen. Denn ohne dich und das gute Kind schmeckt mir kein Genuß.

Leipzig d. 4. May 1800.

G.[64]


15/4243.


An Christiane Vulpius

Das Packet durch Herrn Legationsrath Bertuch habe ich wohl erhalten so wie du meinen Brief den ich gestern durch Gelegenheit abschickte wirst empfangen haben.

Da August nicht mit deinem Bruder kommen kann, so soll es um desto mehr dabey bleiben, daß du mich abholst. Du schreibst mir nur wann du hier ankommen willst, denn der Kutscher kann das auf eine Stunde sagen.

Es wird dir und dem Kind viel Freude machen Leipzig in dieser schönen Jahrszeit zu sehen, die Spaziergänge um die Stadt sind so schön als man sie nur wünschen kann.

Das sogenannte Panorama, worinn man die ganze Stadt London, als stünde man auf einem Thurm, übersieht, ist recht merkwürdig und wird euch in Verwunderung setzen.

An der Comödie ist nicht viel, du sollst sie aber auch sehen nur um der Vergleichung willen. Sonst giebt es noch mancherley und besonders die vielerley Waaren werden euch großen Spaß machen. Und ganz ohne Kaufen wird es nicht abgehen, das sehe ich schon im voraus. Du kannst deine Fahrt auf die Naumburger Messe vielleicht dadurch ersparen.

[65] Ich überlasse dir, ob du unsern Wagen nehmen willst, oder den Wagen des Kutschers von dem du die Pferde nimmst. Doch wäre es gut wenn die Equipage ein bischen artig aussähe, denn man fährt doch spazieren und da mag man gern ein bischen geputzt erscheinen.

Bringe nichts als weiße Kleider mit, man sieht fast nichts anders. Ein Hütchen kannst du gleich hier kaufen.

Nimm einen mittlern Coffer, damit meine Sachen auch hineingehen.

Übrigens thue noch sonst was du glaubst das gut und nützlich ist.

Vielleicht wäre es am artigsten, wenn du Sonnabends hierher kämest, weil ein Meßsonntag gar lustig ist und alles spazieren reitet und fährt und geputzt ist. Wir machten alsdenn in ein Paar Tagen unsere kleinen Geschäfte, führen Dienstag Nachmittag weg und wären Mittwochs in Weimar. Genug du richtest dich mit der Hin- und Herreise auf 6 Tage ein, das übrige wird sich finden.

Du schreibst mir hierüber mit der Post, die Donnerstags von Weimar abgeht.

Du fährst auf alle Fälle am Hotel de Baviere an und wie du unterkommst will ich indeß schon Sorge tragen.

Lebe recht wohl, grüße Herrn Prof. Meyer und Büry recht schön. Es freut mich wenn dem letzten[66] das grüne Tuch gefallen hat. Küsse das gute Kind und sage ihm nicht eher daß er nach Leipzig soll als bis es fortgeht.

Leipzig am 5. May 1800.

G.


Ich gebe diesen Brief dem Landkommissair Schäfer mit welcher ihn dir durch einen Boten schicken wird.


15/4244.


An Johann Carl Gottlieb Henzen

[Concept.]

Es ist Ihnen, mein werther Herr Stutereyinspector, wenn ich nicht irre, schon bekannt, daß mir ein Kutschpferd lahm geworden und daß ich ein anderes an dessen Stelle anzuschaffen wünsche.

Ich schicke daher meinen Kutscher mit dem guten Pferde und frage hiermit an: ob Sie mir nicht ein gleiches zu verschaffen wüßten? Es wäre mir sehr angenehm wenn es der Kutscher gleich mit hierher bringen könnte. Wegen der Güte des Pferdes verlasse ich mich auf Ihre Einsicht, so wie ich einen billigen Preis hoffen kann.

Der ich, mich zu angenehmen Gegendiensten erbietend, recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 18. May 1800.[67]


15/4245.


An August Wilhelm Schlegel

Schillern habe ich nicht in Weimar angetroffen, er hat sich nach Ettersburg begeben um dort ungestörter arbeiten zu können. Ich kann Ihnen daher von seiner Entschließung wegen des Almanachs nichts melden, doch wollte ich nicht ganz schweigen und sende daher diese Zeilen ab. Leben Sie recht wohl in dem Leipzig, das nun wohl bald ruhiger werden wird und wenn Sie in unserer Nähe sind hoffe ich Sie bald einmal wieder bey uns zu sehen.

Weimar am 19. May 1800.

Goethe.


15/4246.


An Carl Ludwig von Knebel

Hierbey schicke ich dir 285 rthlr. auf Abschlag, worüber ich Quittung erbitte, das übrige hoffe auch bald überliefern zu können.

Ich bin auf der Leipziger Messe gewesen und habe mich ganz wohl amüsirt. Es that mir wirklich Noth einmal wieder recht viel fremde Gegenstände und Gestalten in mich aufzunehmen.

Jetzt haben wir die weimar. Ausschußstände hier, bald werden die jenaischen kommen, alsdann gehts nach Eisenach und so wird man nicht wissen wo der Sommer hingeht. Ich bin indessen so gut es gehen[68] will, auf allerley Art und Weise fleißig, und hoffe auch von dir bald wieder etwas umständliches zu hören. Lebe recht wohl, indem ich heute nur wenig sagen kann.

Weimar am 21. May 1800.

G.


15/4247.


An Ferdinand August Hartmann

[Concept.]

Es ist mir, mein werthester Herr Hartmann, von einem ungenannten Freunde der Kunst ein Aufsatz über Ihre in den Propyläen bekannt gemachte Zeichnung übersendet worden, wovon ich einen Auszug hier beylege und zugleich anfrage: ob Sie nicht geneigt wären eine Zeichnung in Quart, doch nicht größer als daß sie, zusammengelegt, zu dem Propyläenformat paßte, nach den Erinnerungen des unbekannten Kunstfreundes zu verfertigen.

Es brauchte nur ein Umriß und etwa wenig lavirt zu seyn. Ich würde sie alsdann stechen lassen und dem 6. Stück der Propyläen beyfügen.

Gewiß haben Sie seit der Zeit schon über diesen Gegenstand selbst nachgedacht und es ist Ihnen vielleicht angenehm auch Ihre Fortschritte dem Publiko vorzulegen. Das Interesse für Sie, für Ihre Arbeit überhaupt und besonders für die etwa künftig von Ihnen zu unternehmende Ausführung der bisherigen[69] Entwürfe im Großen, wird dadurch immer vermehrt und die Anstrengung belohnt werden die Sie auf Ihre Kunst verwenden.

Ich hoffe daß die gegenwärtige Kriegsunruhen Ihre Kunstbeschäftigung nicht stören mögen, wünsche recht wohl zu leben und bitte mich Ihrem Herrn Vater bestens zu empfehlen.

Am 25. May 1800.


15/4248.


An Johann Hermann Ferdinand Autenrieth

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

haben, wie ich von Herrn Berg Rath Voigt vernahm, den Wunsch geäußert eine kleine Abhandlung zu sehen, die ich vormals, über das os intermaxillare schrieb. Ich habe die Ehre solche hierbey, durch Herrn Cotta, zu übersenden. Wenn ich näher weiß von welcher Seite Ew. Wohlgeb. die darin abgehandelte Frage interessirt; so kann ich künftig vielleicht noch einiges hinzuthun. Wie ich mir denn auch Ihre gefälligen Bemerkungen erbitten wollte.

Die Zeichnungen, welche zur Abhandlung gehören, sind nicht mehr in meinen Händen, ich habe deswegen andere beygelegt und ein besonderes Verzeichniß derselben hinzugefügt wodurch sie dem Leser der kleinen Schrift brauchbar werden, wenn auch Nummern und Buchstaben nicht zusammen treffen.

[70] Herr Cotta wird künftig Gelegenheit finden mir diese Papiere, wenn Ew. Wohlgeb. davon Gebrauch gemacht haben, wieder zuzustellen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche, und mich geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 25. May 1800.


15/4249.


An Friedrich Wilmans

[Concept.]

Sie haben mich, mein werthester Herr Wilmans, durch Übersendung eines Kistchens guter Weinsorten, auf eine verbindende Weise eingeladen zu Ihrem dießjährigen Taschenbuche einigen Beytrag zu übersenden.

Unter dem wenigen, was ich zu einem solchen Zwecke mittheilen könnte, habe ich den Anfang einer Fortsetzung der Zauberflöte gewählt. Die Personen dieser märchenhaften Oper sind jedermann bekannt und ich sollte glauben, daß sich das Publikum auch für die ferneren Schicksale seiner bisherigen Lieblinge interessiren dürfte. Ich gebe die Exposition des neuen Stückes, soweit als es etwa nöthig ist um Aufmerksamkeit und Neugierde zu erregen.

Übrigens sey Ihnen überlassen diesen Beytrag nach dem Werthe zu honoriren, den er für Ihr Institut haben kann. Wobey ich überzeugt bin daß unser[71] beyderseitiges Interesse auch künftig zusammen werde bestehen können.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 30. May 1800.


15/4250.


An Carl Ludwig Kaaz

[Concept.]

Ich kann der angenehmen Augenblicke, welche ich Ihrer Bekanntschaft schuldig bin, nicht gedenken, ohne mich zugleich des Versprechens zu erinnern, wodurch ich mich verband auf eine Aufgabe zu sinnen, welche auszuführen einen Landschaftsmahler reizen könnte.

Ohne weitere Umschweife schreite ich zur Sache.

Die große Stille welche, in heißen Gegenden, zur Mittagszeit eintritt, machte den Bewohnern diese Epoche so ahndungsvoll und schauerlich als es sonst die Mitternacht zu sehn pflegt. Pan, der Gott, der weder gekannt noch gestört seyn wollte, blies nach dem allgemeinen Glauben in dieser Tageszeit sein einsames Lied. Ich würde rathen diesen Gegenstand zu wählen.

Pan würde unter einer ihm geweihten Eiche, welche sich theils durch ihr Alter, theils durch schickliche, ihm gewidmete Gelübde auszeichnen müßte, sitzen und sein Lied blasen. An der einen Seite zöge sich die Scene in eine angenehme Waldgegend zusammen. Ein Dichter, den Lorbeer und Leyer bezeichnen könnten (allenfalls Orpheus selbst), an der[72] Seite seiner Gattin im Gebüsche versteckt, belauschte den Gott.

Die andere Seite des Bildes würde sich, durch Mittelgründe, in eine weite Ferne verlieren, da denn die Composition selbst sowohl als die Staffage auf Hitze und Ruhe, auf Stille und Harmonie deuten müßte.

So viel sey genug um in Ihnen die Idee aufzuregen und eine Production zu befördern, die ich dereinst mit Vergnügen zu sehen hoffe.

Käme die Zeichnung noch vor Ende Augusts an, so würde sie sich bey unserer kleinen Ausstellung gewiß sehr vortheilhaft auszeichnen. In der Folge kann ich noch mit verschiedenen Gedanken zu einfachern und reichern Bildern dienen und es sollte mir sehr angenehm seyn wenn Sie einen oder den andern davon zu realisiren und ein fortdaurendes Verhältniß zu mir und den Kunstfreunden in unsrem Kreise zu erhalten geneigt wären. Der ich recht wohl zu leben wünsche. Weimar am 30. May 1800.


15/4251.


An August Wilhelm Schlegel

Indem ich den mir communicirten Brief und das erste Exemplar Ihrer Gedichte zurückschicke melde ich dankbar daß Ihre heutige Sendung angekommen ist worauf ich das weitere nächstens antworten werde.

Weimar am 31. May 1800.

G.[73]


15/4251a.


An N.N.

Mögen Sie heute Abend, nach dem Schauspiel, ein frugales Mal bey mir einnehmen; so sind Sie bestens willkommen. W. d. 2. Jun. 1800.

Goethe.[19]


15/4252.


An Gebrüder Ramann

Indem ich Denenselben hiermit die schuldige Summe von 36 rh. 16 gr. überschicke und mir darüber Quittung erbitte, so ersuche ich Sie, mir abermals zwey halbe Eimer Erlauer Wein, von eben demselben, den Sie mir schon überschickt, nächstens zukommen zu lassen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 4. Juni 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4253.


An Haas und Sohn

[Concept.]

Obgleich der Verfasser jener Aufsätze in den Propyläen, welche von den Werken Rafaels handeln, auch das berühmte Bild der Verklärung in Rom zu beobachten Gelegenheit gehabt und eine Würdigung desselben erst vor kurzen ausgearbeitet hat; so bin ich doch nicht im Stande damit zu Ihrem Entzwecke dienen zu können, weil dieser Aufsatz den Propyläen nicht entzogen werden kann, deren Leser ihn, nach dem was bisher von Rafaels Werken gesagt worden, billig erwarten können. Sollte ich jedoch künftig auf andere Weise Ihnen bey Ihren Unternehmungen zu dienen im Stande seyn, so würde ich mir daraus ein besonderes Vergnügen machen. Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 4. Juni 1800.[74]


15/4254.


An Christian Gottlob Voigt

Gestern habe ich den ausgefertigten Lehnsbrief erhalten, und wollte nun gern, da ich übrigens sportelfrey durchgekommen bin, der Canzley eine Artigkeit erzeigen. Vielleicht machte ich Wicklern als Botenmeister, Meisel als Lehnsecretair ein Geschenk an Wein, sodann Schimmelpfennigen besonders, und den Boten überhaupt gäbe man etwas an Gelde; worüber ich mir in Absicht auf Maß und Proportion Ihren freundschaftlichen Beyrath erbitte und bald das weitere mündlich zu besprechen hoffe.

Weimar am 5. Juni 1800.

G.[75]


15/4254a.


An Ludwig Tieck

Ob gleich in diesen Tagen von keiner Stunde Herr bin, so sollte es mir doch leid thun, wenn ich Sie deshalb nicht wiedersehen und die Bekanntschaft Ihrer lieben Gattin gar nicht machen sollte. Wollen

[80] Sie es daher auf gut Glück Mittwochs wagen und herüber kommen, so wollen Sie wohl empfangen seyn, wenn ich auch gleich nicht durchaus den Wirth machen kann. Wobey ich jedoch zugleich bemerke, daß Mittwoch kein Schauspiel ist. Leben Sie recht wohl und geben mir Nachricht, ob Sie demungeachtet kommen. Montag Abend geht eine Post herüber.

Weimar am 8. Juni 1800.

Goethe.[81]


15/4255.


An August Wilhelm Schlegel

Über Ihre Sache mag ich nachdenken wie ich will, so kann ich Ihnen nicht rathen sie an die Höfe zu bringen. Die Ursachen das nächste mal wenn ich Sie spreche.

Da Sie aber freylich zu der Ihnen zugefertigten Resolution nicht ganz stille schweigen können, so schlage ich vor beyliegendes Schreiben an den Senat abzulassen. Sie werden die Absicht desselben leicht erkennen; doch muß ich Sie dabey ersuchen ja darinnen nichts abzuändern, obgleich der Styl nicht der[75] beste ist. Wollten Sie es ja thun so wünschte ich vorher das veränderte Concept zu sehen.

Von Ihrem Gedichte, das Schiller auch mit Vergnügen gelesen hat, bey Übersendung desselben nächstens.

Weimar am 10. Juni 1800.

G.


15/4256.


An Friedrich Schiller

[12. Juni.]

Der kühne Gedanke eine Communion aufs Theater zu bringen, ist schon ruchtbar geworden und ich werde veranlaßt Sie zu ersuchen die Function zu umgehen. Ich darf jetzt bekennen daß es mir selbst dabei nicht wohl zu Muthe war; nun da man schon im voraus dagegen protestirt, ist es in doppelter Betrachtung nicht räthlich. Mögen Sie mir vielleicht den fünften Act mittheilen? und mich diesen Morgen nach zehn Uhr besuchen? damit wir die Sache besprechen könnten. Vielleicht gingen Sie auch einmal das Schloß zu sehen? wozu es heut ein schöner Tag ist.

G.


15/4957.


An Friedrich Schiller

Man hatte alle Ursache mit der Aufführung sehr zufrieden zu seyn so wie das Stück mich außerordentlich[76] erfreut hat. Mögen Sie heute Abend um sechs Uhr mich besuchen, so werden Sie mir ein großes Vergnügen machen. Diesen Mittag bin ich bey Hofe und komme schwerlich früher nach Hause.

Weimar am 15. Jun. 1800.

G.


15/4258.


An Nicolaus Friedrich Thouret

Da mit jedem Tage das Bedürfniß neuer Zeichnungen dringender wird, indem die Arbeit der Quadratoren und Stukatoren nach und nach zu Ende geht; so habe ich durch gegenwärtiges anfragen sollen: ob Sie, werthester Herr Hofbaumeister, uns nicht bald einige ausgearbeitete Zeichnungen überschicken könnten?

Auf alle Fälle ersuche ich Sie um die Gefälligkeit mir baldmöglichst zu schreiben was wir erwarten dürfen, damit ich Durchl. dem Herzog, der mich selbst, durch wiederholte Nachfragen, zu dem gegenwärtigen Briefe veranlaßt, davon aufs baldigste Relation thun könne. Ich hoffe, daß Sie sich recht wohl befinden und empfehle mich zu geneigtem Andenken.

Weimar am 16. Juni 1800.

J. W. v. Goethe.[77]


15/4259.


An Franz Kirms

Die Wöchner sind bey mir gewesen und haben die bekannte Vorstellung gethan. Ihre Argumente sind nicht ohne Grund, ich habe sie blos zur Überlegung genommen und nichts entschieden. Machen Sie ihnen nun bekannt, daß man Eilenstein den Auftrag geben möge und hören was sie sagen. Gegen mich haben sie erklärt daß sie jedes schickliche Subject, nur nicht den Souffleur mit dieser Stelle möchten bekleidet sehen.

Weimar am 18. Juni 1800.

G.


15/4260.


An den Herzog Carl August

Vor Ew. Durchlaucht Abreise bringe ich die Herderische Angelegenheit noch zum Vortrage.

Emil wird etwa 2 bis 2 1/2 Jahr in der Zillbach bleiben.

Die Pension daselbst wird mit jährlich 33 Carolin bezahlt. Herders werden was Ew. Durchl. hierzu gnädigst beitragen wollen, mit Dank erkennen.

Mich zu Gnaden empfehlend

W. d. 20. Juni 1800.

Goethe.[78]


15/4261.


An Friedrich Schiller

Indem ich bey Ihnen anfrage ob Sie etwa heute Abend mit nach Tiefurt fahren wollen, ersuche ich Sie mir das Schlegelische Gedicht zurückzuschicken.

Vielleicht fragen Sie bey dieser Gelegenheit Ihre liebe Frau, ob sie von meinem kleinen Stück der jüngern Zeit in Versen einige Nachricht geben kann.

Ich bin in der Stadt. Sie besuchen mich ja wohl und wir fahren alsdann wie es uns beliebt.

Weimar am 24. Juni 1800.

G.


15/4262.


An Friedrich Schiller

Ich entschließe mich gleich meinen ersten Entwurf Ihnen zur Beurtheilung zu übergeben. Da es nur drum zu thun ist eine Arbeit los zu werden; so scheinen mir diese Bogen, wie ich sie wieder durchlese, zu ihrem Entzweck, beynahe schon gut genug. Doch erwarte ich Ihr Urtheil. Wenn ich von Hof komme und erst weiß wie es mit mir heute Abend steht so hören Sie noch von mir, vielleicht frage ich bey Ihnen an ehe ich nach Hause gehe.

Weimar am 27. Juni 1800.

G.[79]


15/4263.


An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[Ende Juni.]

P. P.

Ew. Durchl. haben den Arbeiten unserer Stukatur Ihro Zufriedenheit bezeigt und ich nehme mir daher die Freyheit Höchstdenenselben einige Ausgüsse sowohl von Rosen als Stäben und Blättern zu übersenden, welche bey künftigen Arbeiten theils zu Formen dienen theils als Muster angesehen werden können.

Sollten Ew. Durchl. irgend einen jungen Mann der schon etwas in diesem Metier gethan herüber zu senden geneigt seyn, so würde er Gelegenheit finden sich zu üben und der Hofstukator Hofmann würde gern mancherley Vortheile ihm zu zeigen geneigt seyn.

Die Unterhandlung wegen des Copalwachses mit dem Hofebenisten Kronrath hatte einige Schwierigkeit weil er theils von Natur ein bedenklicher Mann ist, theils ein Geheimniß womit er seiner Arbeit einen so guten Schein giebt nicht gern mittheilen wollte, indessen hat er sich zuletzt so weit gefügt, daß er das Recept zu Verfertigung des Wachses Ew. Durchl., jedoch mit der Bedingung daß es geheim gehalten werde, mittheilen und die Anwendung desselben irgend jemand, welchen Ew. Durchl. herüberschicken, lehren wolle. Er setzt den Preis von 12 Karol. auf seine Nachgiebigkeit, doch wünscht er weil jetzo viel zu thun[80] ist erst auf den Herbst sein Versprechen erfüllen zu dürfen.

Ich wünsche daß Ew. Durchl. mit dieser Unterhandlung sowohl als mit den Gipsen zufrieden seyn mögen und unterzeichne mich in der Erinnerung an die angenehmen Stunden welche mir Ew. Durchl. gnädig gegönnt und in der Hoffnung bald wieder aufwarten zu können.


15/4264.


An N.N.

[Concept.]

[Ende Juni.]

Da ich voraussehe daß ich, bey meiner Lage, künftig so wenig als bisher an den Zusammenkünften des Clubs werde Antheil nehmen können; so verzeihen mir gewiß die verehrten Mitglieder dieser Gesellschaft wenn ich hiermit um meine Entlassung aus derselben nachsuche und mich Ihnen sämmtlich auf das beste zu Andencken und Gewogenheit empfehle.


15/4265.


An die Landschafts-Deputationdes Fürstenthums Weimar

[Concept.]

Hochwürdige Hoch-Hochwohl und Wohlgeborne,

auch Hochedelgeborne und Hochedle,

Höchst- und Hochzuverehrende auch Hochgeehrteste Herrn,

Nachdem ich, Endesunterzeichneter, das freye Lehngut zu Oberroßla, welches, durch Serenissimi besondere[81] Gnade, neuerlich in ein rechtes Erblehn verwandelt worden, sub hasta erstanden und damit, wie der in Copia beyliegende Lehnschein ausweist, beliehen worden, so habe solches Ew. Hochwürd. Hoch- und Hochwohl- auch Wohl- und Hochedelgeb. hiermit schuldigst anzeigen, mir zu der Ehre, ein Glied des ansehnlichen und verehrungswürdigen Corporis hiesiger Landstände geworden zu seyn, Glück wünschen, die weitern, in diesem Falle, sich nöthig machende Verfügungen gehorsamst überlassen und mich mit vollkommner Verehrung und Hochachtung unterzeichnen sollen.

Weimar den 4. Juli 1800.


15/4266.


An Carl Gottlob Rothe

[Concept.]

P. P.

Indem ich Ew. Hochedelgeb., für die mir gethane gefällige Zusicherung, meinen ergebensten Dank abstatte, nehme ich mir zugleich die Freyheit Dieselben in Vertrauen über unsere Theaterbau Angelegenheit um Rath zu fragen.

Man erkennt von Seiten fürstl. Theatercommission recht wohl, daß man nur eine zwölfjährige Concession, in Rücksicht eines vorzunehmenden Baues, erlangt. Da sie sich aber, von mehr als Einer Seite, gehindert sieht dieses Vorhaben sogleich auszuführen; so wäre sie nicht ganz abgeneigt auf diese längere Concession[82] Verzicht zu thun und würde sich vorerst mit einer dreyjährigen begnügen.

In dieser Zeit würde der Schloßbau größtentheils beendigt seyn, so wie vielleicht die Acquisition des Platzes, nicht weniger eine nöthige Vorbereitung, in Absicht der Risse und Anschläge, bewirkt werden könnte.

Sollte dieser, beyden Theilen nicht ungünstige Vorschlag Ew. Hochedelgeb. nach Dero Einsicht in die Sache räthlich scheinen; so erbitte mir darüber einen Wink, um das weitere zur nähern Überlegung zu bringen.

Der ich

Weimar am 8. Juli 1800.


15/4267.


An Gottlieb Hufeland

Ew. Wohlgeb.

erhalten hierbey die Vierzig Thaler, jährige Interesse, mit meinem Dank für den mir fortgesetzten Credit. Möchte doch diesmal mein Vorsatz, Jena im August zu besuchen, mir gelingen und ich das Vergnügen genießen einige schöne Sommertage in Ihrer Gesellschaft zuzubringen.

Der ich indessen recht wohl zu leben und mich den werthen Ihrigen bestens zu empfehlen bitte.

Weimar am 8. Juli 1800.

J. W. v. Goethe.[83]


15/4268.


An Johann Friedrich Cotta

Sie erhalten, werthester Herr Cotta, in der Beylage den kleinen Aufsatz über die Kupfer. Ich hätte gewünscht daß derselbe heiterer, geistreicher und unterhaltender geworden wäre, indessen läßt sich eine Ausführung nicht wie man wünscht leisten, wenn die Arbeit zu einer bestimmten Zeit fertig seyn soll. Möge, diese sey auch gerathen wie sie will wenigstens der Zweck erreicht werden, den unangenehmen Eindruck der Kupfer einigermaßen abzustümpfen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich Ihrer werthen Gattin zu empfehlen bitte.

Weimar am 9. Juli 1800.

Goethe.


15/4269.


An August Wilhelm Schlegel

Die übersendeten Don Quixote sind glücklich angekommen. Wenn Sie die andern Bände gebrauchen, so haben Sie nur die Gefälligkeit sie von mir zu verlangen.

Ihren Herrn Bruder würde ich auf den nächsten Mittwoch mit Vergnügen bey mir sehen, ich will mich einrichten daß wir uns ruhig unterhalten können. Doch wäre mir angenehm wenn ich, durch die Botenfrauen beyzeiten Mittwochs, oder, die vorhergehenden Tage, durch die Post, Nachricht erhalten könnte.

[84] Was die bewußte Sache betrifft sage ich meine weitern Gedanken mündlich; denn endlich hoffe ich Sie einmal, auf kürzere oder längere Zeit, in Jena zu sehen.

Die verlangten Stücke sind mit der Theaterbibliothek nach Lauchstädt.

Leben Sie recht wohl und grüßen Ihren Herrn Bruder.

Weimar am 12. Jul. 1800.

G.


15/4270.


An Christian Gottlob Frege

Wohlgeborner

insonders hochgeehrtester Herr!

Je seltner es ist daß man ein gutes und, sowohl wegen des Gegenstandes, als der Arbeit, merkwürdiges altes Kunstwerk in Deutschland findet, desto größer war das Vergnügen das Ew. Wohlgeb. mir, durch die gefällige Übersendung der hierbey zurückkehrenden Statue, verschafften. Sie hat bisher, zu nicht geringer Erbauung aller ächt Kunstgläubigen, in der Gesellschaft meiner kleinen Hausgötter gestanden und darinn, wie beyliegender Aufsatz ausweist, einen der ersten Plätze eingenommen.

Mein lebhafter Dank begleitet nunmehr dieses kleine Bild wieder zu seinem würdigen Besitzer zurück, dem ich noch vor kurzem so manche angenehme und[85] lehrreiche Unterhaltung verdanke. Möchte dieser Brief doch Ew. Wohlgeb. bey recht guter Gesundheit antreffen!

Unser gnädigster Fürst befindet sich gegenwärtig in Eisenach und wie ich höre recht wohl. Er trug mir schon früher auf, Ihren freundlichen Gruß aufs beste zu erwiedern.

Nicht ohne die größte Zufriedenheit bemerke ich wenn Männer, welche die Welt kennen und Verdienste zu schätzen wissen, mit lebhafter Achtung von unsern Fürsten sprechen; da wir, die wir ihm so viel schuldig und ihm von Herzen ergeben sind, uns selbst geehrt fühlen, wenn auch Auswärtige unsren Enthusiasmus für einen so seltnen Mann mit Überzeugung theilen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche, mich zu freundschaftlichem Andenken empfehle und mit besonderer Hochachtung unterzeichne

Ew. Wohlgeb.

gehorsamsten Diener

Weimar am 21. Jul. 1800.

J. W. v. Goethe.


[Beilage.]


Die kleine Herme, von orientalischem Alabaster, mit Kopf und Füßen von Bronze, ist in Hinsicht auf die Kunst der Arbeit ein ungemein schätzbares Werk, sie ist es nicht weniger wenn man die Seltenheit der Vorstellung betrachtet.

[86] Es leidet keinen Zweifel daß es eine Juno sey. Das Diadem, die ernsten großen Züge des Gesichts, das hehre, königliche in Gestalt und Haltung der ganzen Figur, würden nicht leicht zu einer andern Benennung passen.

Offenbar hatte der Künstler die Absicht in diesem seinem Werk die Egyptischen Figuren nachzuahmen, und die Drapperie, die er so zierlich umgeworfen, der untere Theil der als Herme gestaltet ist, sind blos als geschickte Wendungen anzusehen, die er genommen um jenes Steife und Gerade welches in der Stellung der egyptischen Figuren herrschend ist, mit den Forderungen des guten Geschmacks zu vereinigen und man muß gestehen daß er diese schwere Aufgabe glücklich zu lösen gewußt hat.

Eben der Umstand daß die Stellung und Haltung egyptischer Figuren in diesem Werk nachgeahmt ist, hilft mit Wahrscheinlichkeit die Zeit bestimmen wenn dasselbe verfertigt worden. Die Zeit der Ptolomäer und des Hadrians haben allein dergleichen geliefert; nun deutet aber der Geschmack des Ganzen, hauptsächlich aber die Anlage der Falten des Gewandes, auf jene frühere Zeit. Hingegen ist keine Ähnlichkeit mit Werken, die unter Hadrian gemacht worden, zu bemerken.

Der Kopf, welcher mit ungemeiner Kunst und eben so vielem Fleiße gearbeitet ist, gehörte, ob er schon im Verhältniß zur Figur etwas zu klein seyn[87] möchte, doch aller Wahrscheinlichkeit nach ursprünglich zu derselben. Es ist ein großer göttlicher Charakter in demselben und es möchten in den Sammlungen wohl nicht viel Bronzen zu finden seyn, die ihn in dieser Hinsicht übertreffen. Das Drahtartige in der Arbeit der Haare und das Erhabene in den Zügen des Gesichts scheinen eigentlich eine frühere Zeit anzukündigen, als vorhin dem Sturz von Alabaster zugestanden worden; allein es kann wohl seyn daß er Nachahmung eines berühmten Originals von hohem Style ist.

Obschon nur Ein Fuß übrig ist; so scheint doch auch dieser nicht antik zu seyn.

Über der rechten Schulter ist etwas vom Gewand abgebrochen gewesen, die Stelle ist wieder glatt gearbeitet und erscheint daher zu niedrig.

Am linken Vorderarm hat entweder schon anfänglich der Stein nicht ausgereicht, oder, welches wahrscheinlicher ist, auch diese Stelle war etwas beschädigt und die Beschädigung ist ausgeglättet worden.


15/4271.


An Friedrich Schiller

Ich habe mich kurz und gut entschlossen nach Tische hinüber nach Jena zu gehen, weil ich ein für allemal hier zu keiner Art von Besinnung gelange.

[88] Leben Sie recht wohl und rücken Sie in allem recht lebhaft vor, auf den Sonnabend hören Sie von mir.

Weimar am 22. Juli 1800.

G.


15/4272.


An Friedrich Schiller

In Betrachtung der Kürze und Vergänglichkeit des menschlichen Lebens (ich fange meinen Brief wie ein Testament an) und in Ermangelung des Gefühls eigner Production, habe ich mich, gleich Dienstag Abends, als ich ankam, in die Büttnerische Bibliothek verfügt, einen Voltaire heraufgeholt und den Tancred zu übersetzen angefangen. Jeden Morgen wird etwas daran gearbeitet und der übrige Tag verschlendert.

Diese Übersetzung wird uns wieder in manchem Sinne fördern. Das Stück hat sehr viel theatralisches Verdienst und wird in seiner Art gute Wirkung thun. Ich will etwa noch 8 Tage hier bleiben und, wenn mich der Genius nicht auf etwas anders führt, so werde ich gewiß mit zwey Drittheilen fertig. Übrigens habe ich noch viele Menschen gesehen und mich einigemale ganz wohl unterhalten.

Schreiben Sie mir auch was Ihrer Thätigkeit gelungen ist und wann Sie nach Lauchstädt zu gehen gedenken?

Grüßen Sie Ihre liebe Frau und gedenken Sie mein.

Jena am 25. Juli 1800.

G.[89]


15/4273.


An Christiane Vulpius

Gieb, meine Liebe, inliegendes an Büry. Es geht recht gut mit meinen Arbeiten. Grüße den guten August und sag ihm daß ich ihn recht lieb habe. Er soll mir nur bald wieder schreiben.

Jena d. 27. Jul. 1800.

G.


15/4274.


An Christiane Vulpius

Ich schreibe dir nur einen Gruß und daß ich mich wohl befinde, denn wenn ich Herrn Professor nicht unrecht verstanden habe, so bist du nach Roßla gefahren. Ich bin wohl und fleißig und freue mich wenn es euch auch gut geht. Auf den Sonnabend erfährst du wie es weiter mit mir wird. Lebe indessen recht wohl und grüße den August.

Jena am 29. Juli 1800.

G.


15/4275.


An Friedrich Schiller

Meine Arbeit geht ihren Gang fort, meine Übersetzung schreibe ich des Morgens so viel ich kann, mit Bleistift, und dictire sie dann in ruhigen Augenblicken, wodurch das erste Manuscript schon ziemlich rein erscheinen[90] wird. Zu Ende dieser Woche bin ich mit den drey letzten Acten fertig und will die zwey ersten auf einen frischen Angriff versparen. Ich sage nichts vom Ganzen, das uns zu unsern Zwecken auf alle Weise behülflich seyn wird. Es ist eigentlich ein Schauspiel; denn alles wird darin zur Schau aufgestellt und diesen Charakter des Stücks kann ich noch mehr durchsetzen, da ich weniger genirt bin als der Franzose. Der theatralische Effect kann nicht außen bleiben, weil alles darauf berechnet ist und berechnet werden kann. Als öffentliche Begebenheit und Handlung fordert das Stück nothwendig Chöre, für die will ich auch sorgen und hoffe es dadurch so weit zu treiben als es seine Natur und die erste Gallische Anlage erlaubt. Es wird uns zu guten neuen Erfahrungen helfen.

Zu dieser Arbeit brauch ich ohngefähr vier Stunden und zur Übersicht dient folgendes Schema, wie mannigfaltig und mitunter lustig die übrige Zeit benutzt worden:

Kurze Übersicht derer Gaben, welche mir in dieser Stapelstadt des Wissens und der Wissenschaft, zur Unterhaltung sowohl, als zur geistigen und leiblichen Nahrung mitgetheilt worden.

Loder gab

fürtreffliche Krebse, von denen ich Ihnen einen

Teller zugewünscht habe,

köstliche Weine,

[91] einen zu amputirenden Fuß,

einen Nasenpolypen,

einige anatomische und chirurgische Aufsätze,

verschiedne Anekdoten,

ein Mikroskop und Zeitungen.

Frommann

Griesens Tasso,

Tiecks Journal erstes Stück.

Fr. Schlegel

Ein eignes Gedicht,

Aushängebogen des Athenäum.

Lenz

Neue Mineralien, besonders sehr schön krystallisirte Chalcedone.

Mineralogische Gesellschaft

Einige Aufsätze hohen und tiefen Standpuncts,

Gelegenheit zu allerley Betrachtungen.

Ilgen

Die Geschichte Tobi's,

Verschiedne heitre Philologica.

Der botanische Gärtner

Viele Pflanzen nach Ordnungen, wie sie hier im Garten stehen und zusammen blühen.

Cotta

Philiberts Botanik.

Der Zufall

Gustav Wasa von Brentano.

[92] Die Litteraturhändel

Luft, Steffens kleine Schrift über Mineralogie zu lesen.

Graf Veltheim

Seine zusammengedruckten Schriften, geistreich und lustig; aber leider leichtsinnig, dilettantisch, mitunter hasenfüßig und phantastisch.

Einige Geschäfte

Gelegenheit mich zu vergnügen und zu ärgern.

Zuletzt sollte ich Ihres Memnons nicht vergessen, der denn auch wie billig zu den merkwürdigen Erscheinungen und Zeichen der Zeit gerechnet werden muß.

Wenn Sie nun alle diese Gespenster durch einander spuken lassen, so können Sie denken daß ich weder auf meinem Zimmer, noch auf meinen einsamen Promenaden allein bin. Für die nächsten Tage ist mir noch die wunderlichste Mannigfaltigkeit angekündigt, wovon mit nächstem Botentag das mehrere. Zugleich werde ich auch den Tag meiner Rückkunft bestimmen können. Leben Sie recht wohl und thätig, wenn Ihnen diese Barometerhöhe so gut als mir bekommt.

Jena am 29. Jul. 1800.

G.[93]


15/4276.


An François Théodore de Lagarde

Verzeihen Sie, werthester Herr, daß ich nicht wenigstens die Ankunft der mir überschickten Zeichnungen gemeldet, wenn ich auch meine Meynung darüber zu verschieben gedachte; ich muß aber leider in diesem Vierteljahre dieselbige Abbitte an mehrere Correspondenten ergehen lassen, und bin um so weniger beschämt mich auch als Ihren Schuldner zu finden. Freylich hätte ich nicht gerade da zaudern sollen, da ich in Leipzig das Vergnügen Ihrer Bekanntschaft genossen und mich eines nähern Verhältnisses zu Ihnen erfreut hatte. Gegenwärtig wünsche ich daß Sie mir die Zeichnungen, welche so lange bey mir verweilt, noch bis zur Mitte Septembers erlauben möchten. Ich wünschte gar zu sehr diese französische Art neben dem zu sehen, was uns unsere Landsleute als Preiszeichnungen übersenden werden.

Überhaupt bin sowohl ich als meine Kunstfreunde, der Meinung daß Sie die Wegführung der Briseis ohne Bedenken zu Ihrem neuen Homer können stechen lassen, weshalb noch das nähere bemerkt werden soll. Was die Schrift betrifft finde ich mich weniger im Stand ein Urtheil zu äußern; doch würde ich mich für die stärkere Schrift entscheiden.

Leben Sie recht wohl und wenn Sie der Zeichnungen[94] und der Schrift früher bedürfen sollten; so haben Sie die Güte mir nur einen Wink zu geben.

Jena am 31. Juli 1800.

Goethe.


15/4277.


An Friedrich Schiller

Tancreden habe ich gestern frühe schon bey Seite gelegt. Übersetzt, und hie und da ein wenig mehr, habe ich den Schluß vom zweyten Act, den dritten und vierten Act, ohne den Schluß von beyden. Dadurch habe ich mich wie ich glaube der edleren Eingeweide des Stücks versichert, denen ich nun noch einiges Belebende andichten muß, um dem Anfang und Ende etwas mehr Fülle als im Original zu geben. Die Chöre werden recht gut passen; allein dem allem ohngeachtet werde ich mich sehr nüchtern zu verhalten haben, um nicht das Ganze zu zerstören. Es kann mich indessen auf dem Wege, auf dem wir sind, niemals reuen dieses Unternehmen fortzuführen und durchzusetzen.

Gestern habe ich einiges Geschäftsähnliche besorgt und heute einen kleinen Knoten in Faust gelöst. Könnte ich von jetzt an noch 14 Tage hier bleiben, so sollte es damit ein ander Aussehen gewinnen; allein ich bilde mir leider ein in Weimar nöthig zu seyn und opfere dieser Einbildung meinen lebhaftesten Wunsch aus.

[95] Auch sonst sind diese Tage an mancherley Gutem von Außen nicht unfruchtbar gewesen. Wir haben lange auf eine Braut in Trauer gesonnen. Tieck in seinem poetischen Journal erinnert mich an ein altes Marionettenstück, das ich auch in meiner Jugend gesehen habe: die Höllenbraut genannt. Es ist ein Gegenstück zu Faust, oder vielmehr Don Juan. Ein äußerst eitles, liebloses Mädchen, das seine treuen Liebhaber zu Grunde richtet, sich aber einem wunderlichen unbekannten Bräutigam verschreibt, der sie denn zuletzt wie billig als Teufel abholt. Sollte hier nicht die Idee zur Braut in Trauer zu finden seyn, wenigstens in der Gegend.

Von Baadern habe ich eine Schrift gelesen über das pythagoräische Quadrat in der Natur, oder die vier Weltgegenden. Sey es nun daß ich seit einigen Jahren mit diesen Vorstellungsarten mich mehr befreundet habe, oder daß er seine Intentionen uns näher zu bringen weiß, das Werklein hat mir wohl behaget und hat mir zu einer Einleitung in seine frühere Schrift gedient, in der ich freylich, auch noch jetzt, mit meinen Organen nicht alles zu packen weiß.

Ein Studirender, der sich auf die Anatomie der Insecten legt, hat mir einige sehr hübsch zergliedert und demonstrirt, wodurch ich denn auch in diesem Fache theils in der Kenntniß, theils in der Behandlung vorwärts gegangen bin.

[96] Wenn man so einen jungen Mann nur ein Viertel jahr zweckmäßig beschäftigen könnte; so würde sich recht viel Erfreuliches neben einander stellen lassen. Indessen, wenn ich wieder herüber kommen kann, ehe die Verpuppungszeit gewisser Raupenarten eintritt, so will ich doch seine Thätigkeit und Geschicklichkeit zu benutzen suchen. Man könnte zwar leicht diese Dinge selbst machen, wenn es einen nur nicht sogleich mit Gewalt in ein abgelegnes Feld hinüber führte.

Montag werde ich wieder bey Ihnen seyn, wo ich manches sowohl schwarz auf weiß mitbringe, als zu erzählen habe. Leben Sie indessen recht wohl und fleißig und gedenken mein.

Jena am 1. August 1800.

G.


15/4278.


An Friedrich Schiller

Wenn Sie heute mit zu Legationsrath Bertuch gehen wollen, so komme ich um 1 Uhr mit dem Wagen Sie abzuholen.

Hiebey folgt auch ein Exemplar meiner Gedichte, für Ihre liebe Frau; sie soll es aber nicht binden lassen, bis ich darüber gesprochen, denn die Runzeln im Wallenstein, welche Sie Herrn Frommann und seiner Maschine Schuld geben, kommen vom Binden her und lassen sich vermeiden wie ich angeben will.

[97] Ich wünsche daß Sie sich heute besser als gestern befinden mögen, obgleich das Barometer noch immer zu meinen Gunsten steht.

Weimar am 12. Aug. 1800.

G.


15/4279.


An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[Ende August.]

Ew. Durchl.

werden durch den Kammerwagen die verlangte Weinranke in Gyps erhalten haben. Ich hätte gewünscht, daß der Arbeiter den Rahmen etwas weniger hätte verzieren wollen; allein es war ihm zu thun seine ganze Geschicklichkeit zu zeigen und so wollte ich ihn nicht irre machen. Als Muster was man machen kann mag es immerhin dienen, was man machen soll wird ein geschmackvoller Künstler bey der Anwendung wohl bestimmen. Übrigens kann es als ein Beyspiel des Geschmacks in den Zeiten der Antoninen betrachtet werden, wovon Ew. Durchl. in Ihrer Sammlung wohl schwerlich etwas besitzen.

Die in den Propyläen aufgegebenen Preisfragen haben diesmal manchen Künstler in Bewegung gesetzt, mit denen Blättern die noch erwartet werden mag die Zahl der Concurrenzstücke diesmal wohl auf 30 ansteigen. Es ist freylich nicht alles lobenswürdig, doch sind einige sehr gute Sachen darunter die ich[98] wohl Ew. Durchl. vorzuzeigen wünschte. Der Preis wird diesmal wie es scheint mit Einstimmung des Publikums ertheilt werden, denn was die Kampfrichter fürs beste halten gefällt auch den übrigen Beschauern am meisten. Übrigens ist es interessant genug auf diesem Wege zu erfahren wie die Kunst in verschiedenen Provinzen Deutschlands und in verschiednen Werkstätten aussieht.

Ich wünsche daß Ew. Durchl. immer mehr gutes und schönes um sich versammeln mögen, empfehle mich gnädigem Andencken und unterzeichne mich in tiefster Verehrung.


15/4280.


An Friedrich Schiller

Sie erhalten hiebey den Humboldtischen Aufsatz. Mögen Sie sich wohl gegen 5 Uhr parat halten, ich hole Sie ab oder lasse Sie abholen um auf der Akademie die Sachen beysammen zu sehen, es sind noch wundersame Dinge angekommen.

Diesen Abend bleiben wir wieder beysammen um noch zu guter letzt die nöthigsten Dinge zu verhandeln.

Weimar am 2. Sept. 1800.

G.[99]


15/4281.


An Franz Kirms

Da Ehlers nunmehr zugeschrieben, so kann ich nicht rathen Weberling zu engagiren. Jener supponirt daß Weyrauchs Fach offen ist, und es würde gewiß gleich die unangenehmsten Händel geben, wenn er käme und es durch einen andern, wenigstens zum Theil, besetzt fände. Sie wissen daß es bey uns mit dem alterniren nicht geht, es gehören dazu ganz andere Verhältnisse. Einer würde den andern in der Gunst des Publikums verdrängen und in kurzer Zeit vom Theater vertreiben. Das sind meine Besorgnisse um derentwillen ich zu der Anstellung von Weberling nicht stimmen kann.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 5. Sept. 1800.

G.


15/4282.


An Carl Daniel Langerhans

[Concept.]

Als ich das Vergnügen hatte Sie, werthgeschätzter Herr, bey mir in Weimar zu sehen, dachte ich nicht daß ich so bald in den Fall kommen sollte Sie um eine Gefälligkeit zu ersuchen, das ich jetzt mit desto wenigerm Bedenken thue, als die persönliche Bekanntschaft ein freyeres Zutrauen berechtigt.

[100] Herr Ehlers, ein Schauspieler Ihrer Bühne, hat sich bey der unsrigen engagirt und würde, nach seinem Contract, erst im December von dort entlassen werden. Könnten Sie, in gefälliger Rücksicht, ihm eine frühere Dimission verschaffen, so würden Sie mich besonders verbinden; da seine Stelle bey uns ganz unbesetzt ist, und wir also die Hälfte des Winters, wenn er bey uns nicht eintreffen könnte, sehr genirt wären. Was Sie daher in dieser Rücksicht wirken, werde ich mit lebhaftem Dank erkennen.

Empfehlen Sie mich Ihrer werthen Gattin und erhalten Sie mir ein geneigtes Andenken.

Weimar am 8. Sept. 1800.


15/4283.


An den Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha

[Concept.]

[etwa 8. September.]

Das ansehnliche Geschenk welches Ew. Durchl. mir für den Stukatur Hofmann übersendet, hat denselben überrascht und beschämt und er wünscht nichts mehr, als durch den vollständigen Unterricht, den er dem jungen Manne, welchen Ew. Durchl. hierher zu senden geruhen wollen, zu ertheilen geneigt ist, seine Dankbarkeit einigermaßen zu bezeigen.

Da Ew. Durchl. jemanden unter den Ihrigen zu wählen gesonnen sind, der schon einige Übung im Modelliren hat, so wird alles um desto leichter gehen,[101] hier soll ihm keiner von den Vortheilen verhehlt werden welche man beym Bossiren, Formen, Repariren und Versetzen der verschiednen Stukaturarbeiten ausgedacht hat, auch soll er mit Quadratorarbeit bekannt werden um in der Folge beurtheilen zu können in wie fern der Quadrator ihm richtig vorgearbeitet hat. Die sämmtl. Mitglieder der Schloßbau-Commission werden sich ein Vergnügen daraus machen seine Zwecke auf alle Weise zu befördern.

Sollte ich abwesend seyn, so würde er sich nur an den Kammerherrn von Wolzogen halten der wie ich von Ew. Durchl. Absichten unterrichtet ist.

Erhalten Ew. Durchl. mir ein gnädiges Andenken.


15/4284.


An Friedrich Schiller

Nach verschiedenen Abentheuern bin ich erst heute früh wieder zu der jenaischen Ruhe gelangt und habe gleich etwas versucht, aber nichts gethan. Glücklicherweise konnte ich diese acht Tage die Situationen fest halten von denen Sie wissen, und meine Helena ist wirklich aufgetreten. Nun zieht mich aber das Schöne in der Lage meiner Heldin so sehr an, daß es mich betrübt wenn ich es zunächst in eine Fratze verwandeln soll. Wirklich fühle ich nicht geringe Lust eine ernsthafte Tragödie auf das Angefangene zu gründen; allein ich werde mich hüten die Obliegenheiten[102] zu vermehren, deren kümmerliche Erfüllung ohnehin schon die Freude des Lebens wegzehrt.

Ich wünsche daß Sie in Ihrer Unternehmung weiter gelangt sind. Wäre es möglich daß Sie, collegialiter mit Meyern, etwas für die Anzeige des Ausgestellten thun könnten, so würde es mir eine große Erleichterung seyn. Sagen Sie mir etwas durch den rückkehrenden Boten und leben Sie recht wohl.

Jena am 12. Sept. 1800.

G.[103]


15/4284a.


An Christian Gottlob Voigt

Vielen Dank für die baldige Nachricht, wie es mit der Farbe ergangen. Mich dünkt, daß die Sache ganz gut steht; denn da die Eigenthümer sie wieder erstanden, so kommt es immer darauf an, ob sie ihnen feil ist? und für wie viel? Vielleicht haben Sie die Güte sich näher zu erkundigen, wie es denn etwa gemeynt ist, und allenfalls eine sachte Negotiation versuchen zu lassen.

Doch muß ich aufrichtig sagen, daß ich an der ganzen Operation keine sonderliche Freude habe. Denn wenn wir uns mit dem Niederreißungssystem auch gegen die Stadt zu wenden, so müßten wir, bis zum Töpfenmarkt und zum Bornberge, alles der Erde gleich machen, wenn nur irgend eine Anlage möglich seyn sollte.

Ich würde vielmehr nach jener Seite in das Zudeckungssystem anrathen, den Schloßhof auf irgend eine Weise, vom kleinen Flügel bis zum Thurme,[81] schließen, das Regierungsgebäude in seinem Charakter ausputzen, daß es noch eine Weile stehen könnte, und alle Kräfte auf eine schöne Façade, von der Hauptwachtecke bis zur Bibliothek, wenden.

So viel von meinen architektonischen Wünschen und Grillen.

Die neue Chaussee wird wahrscheinlich Schnur gerade geführt, wogegen ich nichts zu sagen habe, obgleich Oberroßla etwas links in der Tiefe bleibt. Man muß sich durch einen Communicationsweg von der Chaussee ins Dorf zu helfen suchen und im Zwischenraum sind artige Anlagen möglich. Nur müßte man jünger seyn, um etwas von solcher Bedeutung unternehmen zu können.

Leben Sie recht wohl und lassen mir manchmal vernehmen, wie Sie sich befinden; ich will suchen durch einigen Fleiß auf eine fröhliche Weise in den Winter hinüber zu gehen.

Jena am 12. Sept. 1800.

Goethe.[82]


15/4285.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

Vorstehendes war schon vor sechs Wochen geschrieben und blieb in Jena liegen, als ich unvermutet von dort abgerufen wurde. Ich gedachte Ihnen noch manches von unsern litterarischen und philosophischen Händeln zu schreiben; will mich aber kurz fassen damit Sie nur ein Lebenszeichen von mir sehen.

Durch Ihren Montserrat haben Sie uns ein großes Vergnügen gemacht. Die Darstellung ist sehr gut geschrieben, man liest sie gern und man kann sie aus der Einbildungskraft nicht los werden. Ich befinde mich seit der Zeit, ehe ich michs versehe, bey einem oder dem andern Ihrer Eremiten.

[103] Wegen des Druckes bin ich in einiger Verlegenheit. Ich möchte den Aufsatz nicht gern für die Propyläen verlieren; aber ins gegenwärtige Stück geht er nicht mehr und ich weiß nicht wann ich an das nächste kommen werde. In den Merkur wird er auch nicht auf einmal ganz eingerückt werden können; denn es macht gegen 5 Bogen unseres Propyläendrucks. Ich will ihn auf alle Fälle zurückhalten bis ich wieder Antwort von Ihnen habe.

Ich kann Ihnen nicht aussprechen wie sehr ich mich freue die übrigen Theile Ihrer Reisebeschreibung zu sehen. Wenn ein Freund, mit dem wir in den Hauptpuncten der Denkweise einstimmen, uns von der Welt und ihren Theilen erzählt; so ist es ganz nahe als wenn wir sie selbst sähen. Ich suchte gestern den Montserrat in einer spanischen Reise auf und es war eben so gut wie gar nichts. Fast glaube ich der Reisebeschreiber ist nicht oben gewesen.

Haben Sie recht viel Dank für die übersendete Skizze des Sextus, mit der erläuternden Beschreibung. Auch hier sieht man die wunderbare sentimentale Wendung, welche die französische Kunst, dem Geist des Jahrhunderts gemäß, immer mehr und mehr zu nehmen auf dem Wege ist. Es scheint eben durch die Künstler aller Nationen durchzugehen dasjenige ausdrücken zu wollen, was man nicht ausdrucken kann noch soll.

Gleichen Dank für alle Bemühungen, die Sie angewendet[104] haben, mir zu Abgüssen einiger griechischen Kunstwerke zu verhelfen, wir wollen denn unsere Begierde darnach mäßigen und zähmen.

Suchen Sie doch übrigens ja einen Correspondenten in Paris zu erhalten, damit man zeitig erführe was in Kunst und Wissenschaft dort vorginge. Es wird zwar alles dieß in Deutschland novellistisch und journalistisch herumgeschleift, aber auf so eine fatale und unzulängliche Weise, daß man auf diesem unreinen Weg nichts davon erfahren mag. Ich habe auf der Leipziger Messe Philiberts Botanik und ein neues physikalisches Lexikon angeschafft, die mir manches zu denken geben, worüber ich aber von Ihnen die näheren Ausschlüsse hoffen kann.

Ich lege, damit Sie doch auch das Neuste aus Deutschland erfahren, eine Ankündigung bey, die, wie Sie wohl gleich sehen werden, von Fichten geschrieben ist. Die Gebrüder Schlegel haben von der andern Seite ein ähnliches Institut, in Cottas Verlag, übernommen und beyde gehen darauf aus, der Litteraturzeitung zu schaffen zu machen. Diese hat nun Griesbach an der Spitze der Direction, Hufeland ist in der Zeit der großen Händel, welche Wilhelm Schlegel und Schelling erregt hatten, abgegangen.

Schiller ist poetisch thätig, ich bin es nicht so sehr als ich wünschte. Die zur Production so nöthige Muße fehlt immer mehr je älter man wird. Grüßen Sie Ihre liebe Reisegefährtin. Möge doch eine gute[105] Gesundheit Ihr Geleitsmann bleiben! haben Sie ja die Güte uns den Zeitpunct Ihrer Ankunft näher zu bestimmen.

Jena am 15. Sept. 1800.


15/4286.


An Johann Friedrich Cotta

Ich bin Ihnen so lange auf manches, werthester Herr Cotta, Antwort schuldig daß Ihre letzte Sendung des Damenkalenders mich beschämt. Ich will einen Brief nicht länger zurückhalten, ob ich gleich die Ihrigen hier in Jena nicht bey mir habe und in Gefahr bin irgend einen Punct aus Vergessenheit zu übergehen.

Philiberts Botanik sowie der Didotische Virgil sind angekommen. Da beyde für fürstl. Bibliothek bestimmt sind, so kann ich letzten nicht als ein Geschenk annehmen, um so weniger als ich Ihnen noch für so manches andere verbunden bin. Haben Sie die Gefälligkeit mir den Preis desselben zu melden und wir können alsdann auf beyde Werke abrechnen.

Nur bitte ich um eine Gefälligkeit daß Sie sich erkundigen wie viel Kupfer das Exemplar haben muß? Denn es sind nicht Kupfer zu allen Eklogen. Ich bin zwar überzeugt daß das Exemplar complet ist, es wäre nur zur Beruhigung eines Bibliothekarii.

[106] Die Einrichtung des Damenkalenders scheint mir sehr günstig. Sie haben vorn herein nächst der Lucretia, die hübschen Paare, das Ring anstecken, Brüstlein betasten, lüsternes Agaciren, und besonders das Kind in der Wiege, lauter Gegenstände woran sich tugendhafte Gemüther, in Ehren, so gern ergötzen, glücklich zusammengestellt, so daß man der Mitte wohl die Carrikaturen, mit Dialog untermischt, verzeihen kann.

Wenn es mir einigermaßen möglich ist so sollen Sie zu dem nächsten Jahre irgend etwas anmuthiges von mir erhalten.

Die diesjährige Concurrenz zu Auflösung der Aufgaben war ansehnlich und hätte verdient vor einem größern Publikum als das weimarische ist, aufgestellt zu werden. Es sind zusammen 27 Stück, 2/3 Hector, 1/3 Rhesus. Die Ankündigung und Beurtheilung derselben in den Propyläen wird mit aller Sorgfalt gemacht werden, und uns hoffentlich aufs nächste Jahr wieder neue Freunde und Concurrenten erwecken. Die Betrachtungen über diese Sammlung geben sowohl unserm engen Kreise als auch nachher dem Publiko eine sehr angenehme und lehrreiche Unterhaltung. Nächstens sende ich eine Anzeige für die allgemeine Zeitung.

Ihre freundliche Einladung ist freylich reizend genug; aber ich werde mich wohl einige Jahre vor allem hüten müssen, was mich so sehr zerstreuen kann,[107] wenn ich mit den Paar Arbeiten fertig werden will, die mir nun fast wie lästige Gespenster erscheinen, es ist der Faust und die Farbenlehre, an beyden ist so viel vorgearbeitet daß ich nur Zeit zusammen geizen muß um sie los zu werden.

Was die Propyläen betrifft, so soll die Bestimmung des Honorars fürs gegenwärtige Stück ganz von Ihnen abhängen. Wir wollen sodann wieder ein andres zu bringen suchen und auch darüber, seiner Zeit, einig werden.

Leben Sie recht wohl und gedencken mein.

Jena d. 16. Sept. 1800.

G.


15/4287.


An Friedrich Schiller

Der Trost, den Sie mir in Ihrem Briefe geben, daß durch die Verbindung des reinen und abentheuerlichen ein nicht ganz verwerfliches poetisches Ungeheuer entstehen könne, hat sich durch die Erfahrung schon an mir bestätigt, indem aus dieser Amalgamation seltsame Erscheinungen, an denen ich selbst einiges Gefallen habe, hervortreten. Mich verlangt zu erfahren wie es in vierzehn Tagen aussehen wird. Leider haben diese Erscheinungen eine so große Breite als Tiefe, und sie würden mich eigentlich glücklich machen, wenn ich ein ruhiges halbes Jahr vor mir sehen könnte.

[108] Mit Niethammern gehen die philosophischen Colloquia fort und ich zweifle nicht daß ich auf diesem Wege zu einer Einsicht in die Philosophie dieser letzten Tage gelangen werde. Da man die Betrachtungen über Natur und Kunst doch einmal nicht los wird, so ist es höchst nöthig sich mit dieser herrschenden und gewaltsamen Vorstellungsart bekannt zu machen.

Nun aber vor allen Dingen eine Anfrage, ob ich hoffen kann Sie künftigen Sonntag hier zu sehen. Frau Griesbach hat mich schon auf Sie eingeladen. Ich wünschte gar sehr daß Sie bey dem schönen Wetter, das sich zu bestätigen scheint, den guten Vorsatz ausführten und mit Meyern herüberkämen. Sie könnten meine Kutsche nehmen, wir äßen Mittag bey Griesbach, Sie blieben die Nacht bey mir im Schlosse und wenn wir unsere Consultationen geendigt hätten, so könnten Sie Montags früh wieder fortfahren. Ich möchte nicht gern etwas über die Preise öffentlich bekannt machen, bis wir gleich die Aufgabe auf das folgende Jahr mit dazu fügen könnten. Überhaupt wäre es nöthig uns auch wegen dem was in den Propyläen gesagt werden soll, nochmals zu besprechen.

Ich habe einen Brief an Humboldt geschrieben, den ich hier beylege. Es ist ein wahres Unglück daß ich seinen letzten Brief wieder verlegt habe, wo er mir nochmals seine Addresse schreibt. Da es aber noch die alte ist, so findet sie sich ja wohl bey Ihnen oder Ihrer Frau Schwägerin. Haben Sie die Güte[109] das Nöthige hinzu zu fügen und den Brief auf die Post zu geben.

Der Woltmannische Brief kommt hier zurück. Es muß in Berlin wunderlich aussehen wenn man auch nur solche Einfälle haben kann. Indessen ist es ja nicht sowohl darum zu thun etwas zu wirken als etwas in Bewegung zu setzen. Ich rede von dem Einfall uns dorthin zu ziehen. Der Ton der Ankündigung ist völlig Fichtisch. Ich fürchte nur die Herren Idealisten und Dynamiker werden ehester Tages als Dogmatiker und Pedanten erscheinen und sich gelegentlich einander in die Haare gerathen. Wenn Sie herüber kommen, sollen Sie allerhand hören und sehen, zu einer Communication in die Ferne habe ich gar keinen Muth.

Leben Sie recht wohl.

Jena am 16. Sept. 1800.

G.[110]


15/4287a.


An Franz Kirms

Der Herr geheimde Kirchenrath Griesbach hat mich ersucht Überbringern dieses, dem Töpfer-Meister Lange aus Jena, Gelegenheit zu verschaffen die neuen Feuerungsanstalten in Weimar kennen zu lernen. Ew. Wohlgeb. haben ja wohl die Güte ihn in die Geheimnisse Vulkans einzuweihen.

Ich schicke das Avertissement zurück welches abgedruckt werden kann. Wegen der Loge sagt man lieber nichts; deren wenigen Personen, die es interessiren könnte, kann man es wohl mündlich sagen.

Ich wünsche recht wohl zu leben, wie ich mich denn, was meine Person betrifft, in dieser schönen Jahrszeit auch ganz wohl hier befinde. Weimar [Jena] am 20 Sept. 1800.

Goethe.[73]


15/4288.


An Christiane Vulpius

So gern ich euch und mir das Vergnügen machte daß ich euch diese Woche hier sähe, so muß ich es uns doch versagen. Ich bin bisher sehr gestört worden. Donnerstag waren Mellishens, Freytag Voigts da. Heute geht der Tag mit Schiller hin und ich habe noch wenig gethan, ob ich gleich meine Zeit möglichst zu nutzen suche. Grüße Herrn Brunquell und sage ihm: da Durchl. der Herzog erst gegen die[110] Mitte des Octbrs wieder kommen; so wollten wir eine Zusammenkunft in Rosla noch aufschieben.

Wenn ich nun noch ein vierzehn Tage gearbeitet habe, so reite ich einmal nach Rosla, ihr kommt auch hin, Brunquell kann uns besuchen und wir gehen sodann zu Pastor Günther und bringen ein Paar vergnügte Tage zusammen zu.

Willst du Meyern unsre Pferde zum herüberfahren geben, so ist mirs ganz recht, ich behalte sie alsdann einige Tage hier.

Die beyden zugesiegelten Packete an die Herzoginn und an den Herzog schicke in das Fürstenhaus.

Letztes an Cämmerier Wagner, mit dem Ersuchen es liegen zu lassen biß der Herzog wieder kommt. Herrn Geh. R. Voigt schicke auch ein Exemplar meiner neusten Gedichte. Du weißt ja wo sie liegen. Laß es aber den Registrator von den übrigen absondern damit es ein completes Exemplar sey, weil du dich in den Lagen irren könntest.

Lebe recht wohl und liebe mich. Dem guten Kinde schicke ich etwas süßes.

Jena d. 21. S. 1800.

G.


15/4289.


An Friedrich Schiller

Ihr neulicher Besuch war mir sehr erfreulich; unser Gespräch, so wie Meyers Vorlesung, haben mir Muth gemacht die erste Expedition gleich bey Seite[111] zu schaffen. Briefe, Geld und Anzeige sind abgegangen. An der Beurtheilung wird abgeschrieben und ich sinne nun auf meinen Introitus, welchem Ihre Peroration hoffentlich bald vom Stapel helfen soll.

Meine Helena ist die Zeit auch etwas vorwärts gerückt. Die Hauptmomente des Plans sind in Ordnung, und da ich in der Hauptsache Ihre Beystimmung habe so kann ich mit desto besserm Muthe an die Ausführung gehen.

Ich mag mich diesmal gern zusammenhalten und nicht in die Ferne blicken; aber das sehe ich schon daß, von diesem Gipfel aus, sich erst die rechte Aussicht über das Ganze zeigen wird.

Ich wünsche auch von Ihnen zu hören daß es vorwärts gehe.

Um mir nicht den Fluch der Ehefrauen noch mehr zuzuziehen als er schon auf mir liegt, will ich Sie nicht zu Ihrer Herreise aufmuntern. Sollte sich freylich das Wetter verändern, so haben Sie im Garten auch wenig Freude.

Grüßen Sie Meyern, an den ich heute nicht schreibe.

Die philosophischen Colloquia werden immer interessanter und ich kann hoffen, wenn ich mir nur Zeit lasse, das Ganze recht gut einzusehen. Wir wollen das möglichste thun um mit diesem dritten Wunder in das neue Jahrhundert einzutreten.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 23. Sept. 1800.

G.[112]


15/4290.


An Johann Friedrich Cotta

Sie haben die Güte, werthester Herr Cotta, nachstehendes in die allgemeine Zeitung einrücken zu lassen. Aus den Propyläen werden Sie sehen wie ansehnlich und interessant die diesjährige Ausstellung war, und wir haben Ursachen von diesem Institut schöne Hoffnungen zu fassen.

Noch eine Bitte: das auf beyliegendem Blättchen verzeichnete Buch habe ich bis jetzt, weder in Deutschland noch in Frankreich, auftreiben können, es würde mir ein besonderer Dienst geschehen, wenn dasselbe aufgetrieben werden könnte. Freylich wäre es mir am liebsten solches als Eigenthum zu besitzen; doch würde ich auch schon zufrieden seyn, wenn ich es auf kurze Zeit geborgt erhielte. Auf der Göttinger Bibliothek befindet sichs nicht, vielleicht auf der Tübinger? Verzeihen Sie wenn ich auch auf diese Weise Ihre thätige Freundschaft in Anspruch nehme.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 23. Sept. 1800.

Goethe.


15/4291.


An Johann August Heinrich Ulrich

[Concept.]

Ew. Wohlgeb.

haben schon verschiedentlich die Gefälligkeit gehabt einem Studirenden, auf mein Vorwort, einen Platz[113] im Convictorium zu verschaffen, gegenwärtig befinde ich mich abermals in dem Falle Dieselben, für Gottlieb Wagnern, welcher sich bisher, unter der Aufsicht des Herrn Prof. Batsch, um den botanischen Garten sehr verdient gemacht hat und nun unter die Zahl der Studirenden aufgenommen worden ist, um eine gleiche Wohlthat zu bitten. Sollte ihm einstweilen eine Zahlstelle, vielleicht künftig eine Freystelle zu Theil werden können; so würden Ew. Wohlgeb. Fürstl. Commission und mich persönlich besonders verbinden.

Der ich die Ehre habe mich mit vorzüglicher Hochachtung zu unterschreiben.

Jena am 23. Sept. 1800.


15/4292.


An Joseph Hoffmann

Aus beyliegendem Aufsatz, welcher ehestens in einigen öffentlichen Blättern abgedruckt erscheint, werden Sie ersehen daß unter denjenigen Künstlern die den Tod des Rhesus bearbeiteten, Ihnen der Preis mit Zehen Ducaten zuerkannt worden. Diese kleine Summe liegt hier bey und wir wünschen daß sie, als Zeichen eines ungeheuchelten Beyfalls, einigen Werth für Sie haben möge.

Wir hoffen mit Ihnen auch künftig in Verhältniß zu bleiben und ersuchen Sie uns einige Nachricht[114] von Ihren Studien zu geben, wo Sie die Kunst erlernt, wie alt Sie sind, ob Sie sich der Ölmahlerey, wie aus Ihrer Zeichnung hervorzuleuchten scheint, besonders gewidmet haben und was Sie sonst noch für Umstände mittheilen mögen.

Wollten Sie mir zugleich melden: für welche Summe Sie Ihre Zeichnung allenfalls überließen, wenn sich ein Liebhaber dazu fände. Es versteht sich daß der erhaltene Preis dabey nicht in Anschlag kommt.

Die Anzeige unserer diesjährigen Ausstellung, nebst der Beurtheilung der eingegangenen Stücke, wird im nächsten Stück der Propyläen, etwa binnen einem Monat, dem Publikum vorgelegt werden.

Haben Sie solche gelesen, so giebt sich vielleicht Gelegenheit sich noch schriftlich über eins und das andere zu erklären.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und Sie ersuche auch das nächste Jahr Theil an unserm Institut zu nehmen; wovon für Kunst und Künstler so wie für uns selbst sich manche gute und angenehme Wirkung hoffen läßt.

Weimar am 24. Sept. 1800.

J. W. v. Goethe.[115]


15/4293.


An Johann August Nahl

Ew. Wohlgeb. erhalten hiebey einen Aufsatz, welcher nächstens in einigen öffentlichen Blättern abgedruckt erscheinen wird. Der Herausgeber der Propyläen sowohl als die Mitarbeiter haben Ew. Wohlgeb. für das schöne vollendete Werk zu danken, womit Sie die diesjährige, sowohl der Anzahl als dem Werthe nach schätzbare Ausstellung krönen und uns Gelegenheit geben wollen, einem so würdigen Künstler öffentlich unsere Achtung zu bezeigen, wie solches in dem nächsten Stück der Propyläen geschehen wird. Sie erlauben uns bis dahin die Zeichnung noch bey uns zu verwahren.

Der ich mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Jena, am 24. Sept. 1800.

J. W. v. Goethe.


Inliegend zwanzig Dukaten.[116]


[Beilage.]

Die in den Propyläen, für dieses Jahr, aufgestellten Preisaufgaben sind durch so eine ansehnliche Concurrenz geehrt worden, daß wir den gefälligen Künstlern nicht genug dafür danken können.

Die eingesandten Arbeiten haben uns Vergnügen,

[82] Unterhaltung, Belehrung, Einsicht in den Zustand der Kunst verschiedner Gegenden Deutschlands und Bekanntschaft merkwürdiger Individuen gewährt, wovon in dem nächsten Stück der Propyläen das zweckmäßige mitgetheilt werden soll.

Der Abschied des Hectors war neunzehnmal, der Tod des Rhesus neunmal bearbeitet, wobey wir uns bewogen sahen den Preis in zwey ungleiche Theile zu theilen und den ersten einem Abschiede des Hectors, von Herrn Prof. Nahl in Kassel, mit Zwanzig Ducaten, den zweyten einem Tod des Rhesus von Herrn Joseph Hoffmann in Cölln mit Zehen Ducaten, zuzusprechen.

Die Aufgabe für das nächste Jahr sind: Achill unter den Töchtern des Lykomedes, entdeckt durch Alyss und Diomed, ferner der Kampf Achills mit den Flußgöttern.

Wir ersuchen alle strebenden Künstler, welche uns durch ihre Theilnahme abermals erfreuen wollen, dasjenige nachzulesen was wir, in dem nächsten Stück der Propyläen, über die diesjährige Ausstellung äußern und mit Wünschen für die Zukunft begleiten werden.[83]


15/4294.


An Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling

Das zweite Stück Ihrer Zeitschrift habe ich erhalten und darin viel belehrendes, belebendes und erfreuliches gefunden; hätten Sie mit dem allerliebsten poetischen Fragment das Heft geschlossen, so würden Sie uns mit einem ganz reinen Genuß entlassen haben.

[116] Die allgemeinen Betrachtungen Seite 22 u. f. sind mir recht aus und zu meiner Überzeugung geschrieben, und ich kann hoffen, daß ich, auch im besondern, Sie nach und nach völlig verstehen werde.

Seitdem ich mich von der hergebrachten Art der Naturforschung losreißen und, wie eine Monade, auf mich selbst zurückgewiesen, in den geistigen Regionen der Wissenschaft umherschweben mußte, habe selten hier- oder dorthin einen Zug verspürt; zu Ihrer Lehre ist er entschieden. Ich wünsche eine völlige Vereinigung, die ich durch das Studium Ihrer Schriften, noch lieber durch Ihren persönlichen Umgang, so wie durch Ausbildung meiner Eigenheiten ins allgemeine, früher oder später, zu bewirken hoffe und die um desto reiner werden muß, je langsamer ich zu verfahren, je getreuer ich meiner eigenen Denkart dabei zu bleiben genöthigt bin.

Die Einsicht in das System des transscendentalen Idealismus hat Herr Doctor Niethammer die Gefälligkeit mir zu erleichtern, und so werde ich mir die Deduction des dynamischen Processes immer mehr aneignen können. Alsdann erst wird es Zeit sein, im Einzelnen meine Beistimmung oder meine Einwendungen vorzulegen. Fahren Sie fort wohl zu leben und thätig zu sein, und wenn Sie nicht so bald wieder zu uns zurückkehren sollten, so lassen Sie mich von Zeit zu Zeit von Sich und dem, was Sie zunächst umgiebt, etwas hören.

[117] Grüßen Sie Herrn Schlegel und wenn das kleine Bild von Meister Hans um ein leidliches zu acquiriren ist, so wird es mir ein Vergnügen machen es zu besitzen.

Jena, den 27. Sept. 1800.

Goethe.


15/4295.


An François Théodore de Lagarde


Die beyden zurückkommenden Zeichnungen von Moreau und Vernet haben, wenn man sie nicht mit unbilliger Strenge beurtheilen will, soviel gutes und verdienstliches, daß wir Ihnen rathen möchten bey Ihrer Ausgabe der Homerischen Dichtungen Gebrauch davon zu machen; wenigstens von der von Moreau die uns in Erfindung, Zeichnung und Ausführung Vorzüge vor der andern zu haben scheint.

Nach unserer Weise zu urtheilen ist zwar der Gegenstand nicht der günstigste und es konnte auch gegen die nicht ganz elegant und kunstgerechte Unordnung der Figuren in der Zeichnung verschiedenes eingewandt werden; doch hat sie im übrigen viel gutes und gefälliges und macht überhaupt genommen als Kunstwerk ihrem Verfasser Ehre. Wenn Sie auch eine andere Zeichnung von einem andern Künstler machen lassen, so kann vielleicht in Rücksicht des Gegenstandes etwas gewonnen werden, vielleicht kann ein kunstgerechteres Ganze entstehen; aber das Publikum im allgemeinen wird schwerlich mehr Gefallen daran finden und, beyläufig gesagt, auch der Kupferstecher wird schwerlich ein besseres Blatt liefern.

Mit der zweyten Zeichnung, von Vernet, hat es freylich mehr Bedenken; der Gegenstand an sich selbst widerstrebt der bildenden Kunst, die Unordnung ist verworren,[118] unterdessen sind die Figuren, jede einzeln betrachtet, ebenfalls recht gut gezeichnet und der Hintergrund, obschon dem Zweck der Zeit und Ortsbestimmung sehr entgegen, ist sehr angenehm.

Finden Sie daß diese kritischen Anmerkungen über Vernets Zeichnung mit den Absichten bestehn können, welche Sie überhaupt bey den Kupferstichen, die Ihren Homer zieren sollen haben mögen, so ist es am besten auch diese beyzubehalten. Wenn sie einem geschickten Kupferstecher zur Ausführung in Kupfer übergeben wird, so muß das Blatt doch allemal wenigstens noch gut in die Augen fallen, wenn auch gleich der Kunstkenner und strengere Richter nicht ganz; damitzu zufrieden seyn sollte.


Vorstehendes ist die Meynung meines Freundes des Herrn Professor Meyer, welche mit der meinigen völlig überein kommt. Die Sache wird nunmehr auf Ihrer Überzeugung beruhen.

Bey unserer dießjährigen Concurrenz hat Herr Professor Nahl, in Kassel, einen vortrefflichen Abschied des Hectors geliefert, der zwar nicht sogleich zu Ihrem Unternehmen paßt, indem das Format in die Länge geht; aber bey der schönen Vorarbeit, die dadurch gemacht ist, halte ich es auf alle Fälle wünschenswerth daß Sie künftig diesen geschickten Mann veranlassen, dieses Sujet auch zu Ihrem Zweck zu behandeln.

Was die griechischen Buchstaben betrifft, maße ich mir darüber kein Urtheil an; doch würde ich die Art mit verstärkten Strichen vorziehen.

[119] Ich weiß nicht ob Ihnen bekannt ist daß Herr Göschen, zu einer Ausgabe von Griesbachs Neuem Testamente, neue Lettern bey Prillwitz schneiden lassen, über deren Form, vorher, unter den Gelehrten vieles verhandelt worden. Ich habe sie in der letzten Zeit nicht wieder gesehen, weil man eine Art von Geheimniß daraus macht; wenn ich aber nicht irre, so kommen die kleinen Buchstaben mit den Ihrigen sehr überein. Was hingegen die großen betrifft, so hat man mit diesen eine Hauptveränderung vorgenommen, und gesucht sie, aus der Steinschrift, durch schickliche Züge, der Handschrift zu nähern. Auch diese hoffe ich in den nächsten Tagen zu sehen und gebe Ihnen alsdann einige Notiz davon. Überhaupt sollte ich glauben, daß es für beyde Unternehmungen gut wäre, wenn in beyden Werken sich die Buchstaben glichen, wodurch die Veränderungen, welche man allenfalls einzuführen gedenkt, geschwinderen Eingang fänden.

Ich bitte nochmals um Verzeihung daß ich die Zeichnungen so lange behalten und mit dieser Antwort gezögert habe. Es sollte mir angenehm seyn wenn ich künftig, auf irgend eine Weise, mit Rath und That dienen und gefällig seyn könnte. Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 27. Sept. 1800.

J. W. v. Goethe.[120]


15/4296.


An Franz Kirms

Wenn es ohne unsern großen Schaden hätte geschehen können, so hätte ich der guten Jagemann einen längern Aufenthalt in Wien gegönnt; indessen bin ich auch recht wohl zufrieden, wenn sie bald wieder kommt.

Ew. Wohlgeboren überlasse ich gänzlich die Bestimmung der Stücke, es hängt ja ohnehin viel vom Zufall ab.

Ich will nur hier noch einiges wegarbeiten, woran ich in Weimar nicht komme, dann bin ich wieder bei Ihnen, um in den herkömmlichen Geschäften zu assistiren.

Wenn Kaiser Paul Herrn v. Kotzebue recht gut und ehrenvoll behandelt und bei sich behält, so soll er für beides unsern Dank haben!

Wegen eines Stücks zum Geburtstag der Herzogin Mutter weiß ich keinen Rath, als daß Sie etwa das neue ungespielte Kotzebuesche Stück so lange zurück halten; finden Sie was besseres, so bin ich's auch zufrieden.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 28. Sept. 1800.

G.[121]


15/4297.


An Friedrich Schiller

Ich habe Vulpius geschrieben daß er Ihnen gleich aus meinen Büchern diejenigen aussucht die Sie ohngefähr zu Ihren Zwecken brauchen können, Sie werden sich aber wenig daran erbauen. Das Stoffartige jeder Sprache so wie die Verstandsformen stehen so weit von der Production ab daß man gleich, sobald man nur hineinblickt, einen so großen Umweg vor sich sieht daß man gern zufrieden ist wenn man sich wieder herausfinden kann. In meiner Arbeit gehe ich auch nur so nach allgemeinen Eindrücken. Es muß jemand wie etwa Humboldt den Weg gemacht haben, um uns etwa zum Gebrauch das Nöthige zu überliefern. Ich wenigstens will warten bis er kommt und hoffe auch alsdann nur wenig für meinen Zweck.

Das Wetter ist von der Art daß ich Sie kaum hier zu sehen hoffe, darum ersuche ich Sie aufs beste mir bald Ihren freundlichen Beytrag zu schicken und auch Freund Meyern zu fernerer Ausarbeitung seines Theils aufzumuntern. Mein Schema habe ich gemacht, aber ich kann es nicht reinigen und completiren, noch weniger ausführen, bis ich sehe was Sie zum voraus weggenommen haben. Möge es nur recht viel seyn.

Meine Colloquia mit Niethammer gehen fort und nehmen eine recht gute Wendung.

[122] Rittern habe ich gestern bey mir gesehen, es ist eine Erscheinung zum Erstaunen, ein wahrer Wissenshimmel auf Erden.

Meine Wünsche wären jetzt sehr eingeschränkt, wenn es von mir abhinge sie zu befriedigen. Doch will ich nichts davon sagen und Ihnen ein herzliches Lebewohl wünschen.

Jena am 28. Sept. 1800.

G.


15/4298.


An Friedrich Schiller

Das Wetter fährt fort von der Art zu seyn, daß es Sie wohl nicht reizen kann. In diesen Tagen habe ich den Eingang zu unserer Preisertheilung geschrieben und den Schluß dazu schematisirt, ich muß nun abwarten wie er zu Ihrer und Meyers Arbeit paßt.

Wenn ich Mittwoch Abends Meyers letzte Hälfte und Ihr Ganzes erhalten könnte so wär ich freylich sehr gefördert, denn ich wünschte nicht eher wegzugehen bis alles ein Ganzes ist. In Weimar gelingt mir so etwas nicht, ich weiß es schon; denn ich brauche fast mehr Sammlung zum rhetorischen als poetischen.

Es fiel mir ein daß ich noch einen Aufsatz von Humboldt über den Trimeter habe. Leider haue ich ihn, als er abgeschrieben war, nicht corrigirt, es kommen daher einige mir wenigstens unheilbare Schreibefehler darinn vor. Auch liegt ein Theil seines Agamemnons[123] bey, beydes wird einigermaßen Ihren Wünschen entgegen kommen.

Wenn ich übrigens mit Niethammer und Friedrich Schlegel transscendentalen Idealism, mit Rittern höhere Physik spreche; so können Sie denken, daß die Poesie sich beynahe verdrängt sieht, doch läßt sich hoffen daß sie wieder zurück kehren werde.

Übrigens mag ich nun nach Hause gehen wenn ich will, so habe ich meine vier Wochen nützlich zugebracht und finde mich von allen Seiten gefördert. Manches habe ich nun zu verarbeiten, und wenn ich diesen Winter noch einen Monat hier zubringen kann, so wird es in mehr als Einem Sinne gut stehen. Leben Sie wohl, gedenken mein und seyn Sie auf Ihre Weise fleißig.

Jena am 30. Sept. 1800.

G.


Ich lege noch vorjährige Bemerkungen über den Macbeth bey, die ich zum Theil noch erst werde commentiren müssen, haben Sie solche bey sich auf oder geben sie Beckern.


Eben wollte ich meine Depesche schließen, als zu meiner größten Freude Ihr Aufsatz anlangt. Ich habe ihn geschwind gelesen und finde ihn so schön, gut und zweckmäßig, als Sie es selbst nicht wissen. Es fiel mir dabey ein: daß jede Partey in Venedig zwey Advokaten von verschiednem Charakter beym[124] Plaidiren der Prozesse aufstellt, einen der den Vortrag macht und einen anderen der concludirt.

Aus unserm Dreyklang soll diesmal etwas recht artiges entstehen. Meine Peroration, die Sie mir zum Theil weggenommen haben, will ich nun zu der Einleitung schlagen und was mir ja noch übrig bliebe zu der Preisaufgabe aufs folgende Jahr, wo sich auch noch mancherley sagen läßt. Doch das wird sich alles erst finden, wenn ich Meyers Recension habe auf die ich morgen hoffe. Die Einheit in der Verschiedenheit der drey Töne wird sich recht gut ausnehmen. Ich danke Ihnen tausendmal für guten Beystand. Ich wollte auch die Motive classificiren, ich fürchtete aber, schon bey Durchsicht meines Schemas, daß ich ins Trockne fallen könnte. Bey Ihnen ist nun alles in Fluß.

Leben Sie recht wohl, und schenken Sie doch auch der flüchtigen Skizze einen Blick, die ich Meyern über die verschiedene Lage der Kunst in Deutschland zuschickte.

G.


Bemerkungen zu Macbeth.


1. Versuch die Stimmen der Hexen unkenntlicher zu machen.

2. Ihre symmetrische Stellung zu nüanciren.

3. Ihnen einige Bewegung zu geben.

4. Wo es nöthig, längere Kleider um den Kothurn zu bedecken.

[125] 5. Donalbains Schwerdt muß neuer aussehen.

6. Rosse und der König müssen andere Abgänge arrangiren.

7. Macbeth und Banko, wenn sie mit den Hexen sprechen, treten mehr gegen das Proscenium. Die Hexen treten näher zusammen.

8. Lady Macbeth spricht nicht rückwärts im ersten Monolog.

9. Fleance muß einen andern Leuchter haben.

10. Gebt mir mein Schwert. Zweifel über diese Stelle des Banko.

11. Nicht so starr.

12. Eine tiefere Glocke ist anzuschaffen.

13. Macbeth sollte als König prächtiger erscheinen.

14. Die Tafel sollte nicht so modern besetzt seyn.

15. Der Mittelaufsatz müßte verguldet seyn um gegen das Gespenst besser abzustechen.

16. Die Lichter sind gerad zu stecken und müssen stärkere Lichter genommen werden.

17. Bankos Gesicht ist blässer zu machen.

18. Es ist für Stühle zu sorgen die nicht fallen.

19. Ein großer Helm ist zu machen.

20. Die Kinder müssen weiter heraus aus dem Kessel; sie sind zu maskiren und auffallender zu decoriren. NB. Die Schatten langsamer und die Gestalten im Charakter mehr abgeändert.

21. Nach der Hexenscene sollte etwas Musik seyn ehe Malkolm und Macduff eintreten.[126]

22. Fragen ob man nicht einen Monolog von Malkolm sollte vorausgehen lassen in welchem er die Sorge von Verrätherey ausdruckt. Ich weiß nicht woran es lag, aber der Effect dieser Scene ging mir ganz verloren.

23. Macduffs Gebärden da er den Tod der Seinigen erfährt.

24. Eylenstein als Arzt muß nicht so gebückt sitzen und nicht so sehr in sich reden.

25. Arrangement und Wandeln in dieser Scene.

26. Mannigfaltigere Motive des Gefechts.

27. Stärkere Klingen für die Hauptfechtenden.

28. Sollte man nicht die Rolle des jungen Seiwards einer andern Person zu geben suchen. Dem. Caspers wird an dieser Stelle auch noch für Donalbain gehalten.[127]


15/4298a.


An Franz Kirms

Beykommender Brief lautet nicht ganz nach unsern Wünschen, hiernach werden wir also wohl unsere Plane für die nächste Zeit verändern müssen.

Leben Sie recht wohl und haben Sie die Güte unsere theatral. Laufbahn aufs beste einzuleiten; Ich denke nun bald wieder bey Ihnen zu seyn.

Jena am 30. September 1800.

G.[73]


15/4299.


An Friedrich Schiller

Ich habe mich entschlossen morgen als den 4. Oct. von hier abzugehen.

Ob ich gleich nicht gerade das zu Stande gebracht was ich mir vorgesetzt, so habe ich doch meine Zeit gut zugebracht und bin in manchem vorwärts gekommen.

Mögen Sie morgen Abend mich besuchen, so consultiren wir zusammen, indeß die Welt sich am Bayard[127] ergötzt. Es muß nothwendig unter uns dreyen noch erst ein Consilium gehalten werden, ehe ich an die Ausarbeitung meiner Schematen denken kann, die ein wunderliches Ansehen genommen haben. Soviel ich übersehen kann werden wir die fünf noch fehlenden Bogen hinreichend füllen. Leben Sie recht wohl, das übrige mündlich.

Jena am 3. Octobr. 1800.

G.


15/4300.


An Franz Kirms

[7. October.]

Ich wünsche aus vielerlei Ursachen, daß man das Gesuch ablehne.

G.


15/4301.


An Johann Wilhelm Heinrich Dörr

[Concept.]

Wohlgeborner

Hochgeehrtester Herr Rath.

Für die Übersendung des, von den deputirten Herren Ständen des Fürstenthums Eisenach mir verwilligten Douceurs bin ich Ew. Wohlgeb. besonders verbunden und ersuche Dieselben meinen verpflichteten lebhaften Dank deshalb bey der Behörde abzustatten.

[128] Ich lege die Quittung bey und indem ich recht wohl zu leben wünsche und mich einem geneigten Andenken empfehle, unterzeichne ich mich mit aller Hochachtung.

Weimar am 10. Oct. 1800.


15/4302.


An Johann Ludwig Eckardt

[Concept.]

Daß der von Fürstl. Wasserbau Commission, in dem sogenannten Thalstein, angeordnete Durchstich Ew. Hochwohlgeb. einige Unannehmlichkeit verursacht hat, setzt mich in nicht geringe Verlegenheit, da ich, bey denen mir aufgetragnen Geschäften, das öffentliche Beste mit den Privatvortheilen der einzelnen zu verbinden äußerst bemüht bin und besonders in diesem Falle, bey der Ew. Hochwohlgeb. gewidmeten Verehrung, nichts zu unternehmen wünschte worüber Dieselben Klage zu führen veranlaßt werden könnten.

Durch den Augenschein werden sich Ew. Hochwohlgeb. überzeugt haben, wie nothwendig gedachter Durchstich sey, da der, zum unersetzlichen Schaden der gegenüberliegenden Nachbarn, sich ansetzende Gries, das Flußbett dergestalt in einen Bogen drängt, daß das Eis, bey großen Einfahrten, seinen Weg nicht nehmen kann, sondern hier fast jederzeit stocken muß. In solchen Fällen hat die jenaische Bürgerschaft wiederholt um die Anlage eines Durchstichs nachgesucht,[129] welche auch von Fürstl. Wasserbau Commission längst verordnet worden wäre, wenn die schwache, von andern Ausgaben belästigte Casse sich dazu im Stande gefunden hätte.

Nun aber, da von den versammelten Herrn Ständen jener Fall nicht allein abermals urgirt, sondern auch zu solchen Arbeiten eine hinreichende Summe extraordinarie verwilligt worden; so hat man keinen weitern Anstand nehmen dürfen pflichtmäßig zum Werke zu schreiten.

Ew. Hochwohlgeb. sehen daher daß man die einmal unternommene Arbeit um so weniger sistiren kann, als man, bey den zufälligen Veränderungen der Jahrszeit und etwa früher als man wünscht eintretendem großen Wasser, wegen des verfehlten Zweckes verantwortlich werden könnte.

Übrigens halte ich es für meine Schuldigkeit zu Ew. Hochwohlgeb. mir so angelegenen Beruhigung die Erklärung hinzuzufügen:

Daß man von Seiten Fürstl. Wasserbau Commission nicht allein zu einer billigmäßigen Entschädigung die Hände bieten, sondern auch das Ufer der an diesen Durchstich stoßenden Wiesen in guten Stand zu setzen und zu erhalten allen Fleiß anwenden werde. So wie ich schließlich noch zusichern kann, daß, wenn diese Arbeit vollendet seyn wird, auch die höher hinauf zu bemerkenden schadhaften Stellen möglichst besorgt werden sollen.

[130] Ich hoffe zunächst nach Jena zu kommen, wo ich diese Gegenstände in Augenschein nehmen werde und nach Möglichkeit Ew. Hochwohlgeb. völlige Beruhigung zu bewirken hoffe.

Der ich mich mit besonderer Hochachtung die Ehre habe zu unterzeichnen.


Weimar

am 10. Octobr.

1800.

Ew. Hochwohlgeb.

Gehorsamster Diener


15/4303.


An Wilhelm von Wolzogen

Nicht Ew. Hochwohlgeboren zu bestechen, sondern unsern Dank für die Gefälligkeit, die Sie uns bey theatralischen Bedürfnissen so oft zu erzeigen geneigt sind, anzudeuten, bin ich so frey Ihnen die freye Entree ins Theater, wozu es keines Billets bedarf und womit freye Entree auf die Redoute verbunden ist, hiermit anzubieten. Mit dem Ersuchen, daß Sie ja fein oft davon Gebrauch machen und mir eine freundschaftliche Gewogenheit kontinuiren mögen.


W. d. 26. Oktober

1800.

Ew. Hochwohlgeboren

gehorsamster

Goethe.[131]


15/4304.


An Friedrich Waagen

[Concept.]

Indem ich mich, sehr werthgeschätzter Herr, auf dasjenige beziehe, was in den Propyläen über das eingesendete Concurrenzstück gesagt werden wird, so halte ich es für Pflicht die Gedanken der hier verbundenen Kunstfreunde über das beygelegte Portefeuille zu übersenden.

Haben Sie die Güte auch künftig an einem Institut Antheil zu nehmen, das zu dem reinsten Zweck, zur Verbreitung höherer Kunst in unserm Vaterlande, zu wirken die Absicht hat.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 26. Octobr. 1800.

G.


15/4305.


An Ferdinand August Hartmann

[Concept.]

Die zur dießjährigen Ausstellung von Ihnen eingeschickte treffliche Arbeiten kann ich nicht zurück schicken, ohne meinen lebhaften Dank hinzu zu fügen. Sie haben uns abermals, in Absicht auf die Gedanken in die Tiefe, und in Absicht auf die Ausführung über die Reise eines wünschenswerthen Talentes die erfreulichsten Blicke gegeben. Wer so[132] viel vermag wird nicht aufhören vorwärts zu gehen, hiezu bedarf es also keiner Aufmunterung; wohl aber fühle ich mich gedrungen die Bitte hinzu zu fügen uns künftig hin auf eine oder die andere Weise durch Ihre Theilnahme zu erfreuen.

Wenn es Ihnen voriges Jahr bey geringer Concurrenz angenehm seyn konnte den Preis davon zu tragen, so wird es Ihnen dieses Jahr gewiß genugthuend seyn, sich, bey so sehr vermehrter Anzahl, unter den ersten zu finden. Der ächte Künstler kann nicht wünschen allein zu stehen, indem er nur bey allgemeiner Bildung seiner Zeit, die durchs Zusammentreffen mehrerer Fähigen und Gleichgesinnten bewirkt wird, wahrhaft geschätzt werden kann.

Nehmen Sie was in den Propyläen über Ihre Arbeiten gesagt werden konnte günstig auf, besonders müssen wir Sie ersuchen es gegen das zu halten was von den übrigen Stücken gesagt worden ist, und dabey mehr auf den Geist als auf die Worte zu sehen, denen man, bey Kunsturtheilen, mit aller Sorgfalt nicht immer die völligste Bestimmtheit geben kann.

Leben Sie recht wohl und empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Vater aufs beste, so wie denen Freunden die sich in Stuttgard meiner erinnern mögen.

Weimar am 27. Oct. 1800.[133]


[Nachschrift.]

Noch habe ich zu bemerken, daß Sie Ihren Rhesus unter No. 2 und Ihren Hector unter No. 24 der Recension finden werden.[74]


15/4306.


An Franz Kirms

Die bisherige unerträgliche Unordnungen, welche durch keine Ermahnungen noch Drohungen zu verbessern waren, nöthigen mich von nun an mit Strenge zu verfahren. Ich werde mich künftig, wenn ein Fehler passirt, nicht mehr ärgern, sondern, wie die beiden Mal geschehen, Einen oder den Andern auf die Wache schicken und sehen wie die Kur anschlägt. Blosens Arrest ist durch einen Zufall verlängert worden, den Arrest des Schneiders kann ich nicht verkürzen. Wer seine Schuldigkeit nicht thut ist unnütz, er mag übrigens so brauchbar seyn als er will. Wenn mir ein Mensch dieser Art, in einem solchen Fall, gelegentlich den Abschied fordert, so laß ich ihm noch eine Tracht Prügel dazu geben, damit er merkt, daß er noch in Diensten ist.

So gern ich mir in Allem Ew. Wohlgeboren Einstimmung wünsche und auf Ihr Vorwort zu achten geneigt bin, so muß ich Sie doch bei dieser Gelegenheit ersuchen, mich auf dem einmal eingeschlagenen Wege standhaft fortgehen zu lassen.

Wir haben nicht leicht eine so complicirte Oper, was die Decoration betrifft, so gut geben sehen als die gestrige. –

Wenn das sämmtliche subalterne Personal nach und nach eine Nacht auf der Hauptwache wird zugebracht[134] haben, so hoffe ich, soll unsere Sache vortrefflich gehen.

Sie haben mir gestern ein Schreiben von Cordemann geschickt. Ich glaube, daß er gegenwärtig das Garderobegeld recht gut verdient, es wird artig aussehen, wenn man ihm darüber bald die Erklärung macht und es ihm etwa vom nächsten Weihnachten an zugesteht; ich will eine Verordnung an ihn aufsetzen und die Gelegenheit ergreifen, ihm etwas Artiges zu sagen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 2. Nov. 1800.

G.


15/4307.


An Carl Ludwig von Knebel

Ich habe dir so lange nicht geschrieben daß ich dadurch auf mehr als Eine Weise, theils in deine Schuld gekommen, theils darin geblieben bin; es soll meine erste Sorge seyn, damit nicht in das nächste Jahrhundert hinüber zu gehen. Eigentlich ist die Verspätung der Propyläen auch Schuld an meinem verspäteten Schreiben. Ich dachte sie von Zeit zu Zeit zu schicken und doch kann ich auch jetzt nur die ersten Bogen senden, die ich mir zurück erbitte, wenn du zunächst das ganze Stück erhältst.

Unsere diesjährige Ausstellung war sehr bedeutend. Wir haben 28 Stücke erhalten, worunter sich, sowohl[135] in Absicht der Meisterschaft als der Genialität, manches Unerwartete befand. Du wirst die Recension derselben in den Propyläen gewiß mit Vergnügen lesen, für uns war es auf acht Wochen eine sehr angenehme Unterhaltung und treffliche Übung des Kunsturtheils. Ganz besonders wirkend war auch diese kleine Gallerie, wenn man bedachte, daß sie von lauter gleichzeitigen Menschen, in dem Augenblick und für den Augenblick gearbeitet war. Man wurde dadurch sowohl von dem gegenwärtigen Zustand der Kunst in manchen Gegenden Deutschlands unterrichtet, als auch durch Hoffnungen und Erwartungen vergnügt, die man für die Zukunft fassen konnte.

Die Naturlehre hat uns auch, sowohl durch neue Entdeckungen als durch die immer mehr sich erweiternde Theorie, großen Genuß gegeben. Du hast ja schon wohl von der Galvanischen Batterie, welche Bolta veranlaßt, vernommen.

So sehr ich dir zu deinem ruhigen Aufenthalt in Ilmenau Glück wünsche, so kann ich mich doch auch manchmal des Wunsches nicht enthalten: daß du uns von Zeit zu Zeit besuchen und an demjenigen Guten Theil nehmen mögest, das ein Zusammentreffen von bedeutenden Menschen gewähren kann.

In poeticis ist auch einiges gethan worden. An Faust habe ich verschiedentlich gearbeitet und es scheint immer möglicher daß ich ihn noch werde vollenden können, so wunderbar und schwer die Aufgabe ist.

[136] Hast du von Tiecks Journal und romantischen Dichtungen noch nichts gesehen, so kann ich dir einige Bände davon schicken. Erregt sonst etwas Neues deine Aufmerksamkeit, so schreibe mir, ich finde vielleicht Gelegenheit es dir zum Durchlesen zu verschaffen.

So könnte ich dir die Übersetzung von Hermann und Dorothea durch Bitaubé schicken. Die Übersetzung selbst sowohl als seine Äußerungen in der Vorrede, und einige Bemerkungen eines Recensenten, in der Decade Philosophique, sind deshalb merkwürdig, weil die französische Nation hier in einem bedeutenden Gegensatz gegen die deutsche erscheint. Es zeigt sich, daß wir durch Schätzung, des Mittelstandes ächt republikanische Gesinnung verrathen, an Statt daß die Republikaner davon gar nichts wissen wollen, sondern sich noch immer, nach dem Zeugniß ihrer eignen Landsleute, als eingefleischte Aristokraten beweisen.

Den siebenten Band meiner Schriften lege ich bey und wünsche daß du dem Alten wie dem Neuen darin geneigt seyn mögest.

Das Teleskop hat mir und Freunden schon manchen vergnügten Abend gemacht. Es erregt die würdigsten Gefühle, wenn man einen so weit entfernten Gegenstand sich so nahe gerückt sieht, wenn es uns möglich wird den Zustand eines 50.000 Meilen von uns entfernten Körpers mit so viel Klarheit einzusehen. Schröters[137] Selenotopographische Fragmente sind freylich dabey ein sehr schätzbares und unentbehrliches Hülfsmittel.

Die rückständige Schuld soll nächstens abgetragen werden.

Auf einem beyliegenden Blättchen findest du die Titel der Bücher, welche Hofr. Büttner sich von dir zurückerbittet. Habe die Güte, was du davon finden kannst mir gelegentlich zu schicken. Ich werde deshalb von ihm, so oft ich nach Jena komme, gequält.

Von Herrn von Fritsch erfahre ich so eben daß du einen bösen Fall gethan hast, welches mir herzlich leid thut. Ich wünsche zu hören daß es ohne weitere Folgen gewesen ist.

Und somit, nebst Befreyung von allem Übel, wünsche ich wohl zu leben und bitte meiner freundlich zu gedenken.

Weimar am 3. Nov. 1800.

G.


15/4308.


An Heinrich Kolbe

Was ich, vor einigen Tagen, an Herrn Hartmann schrieb, kann ich auch an Sie, mein werthgeschätzter Herr Kolbe, wiederholen.

»Wenn es Ihnen voriges Jahr bey geringer Con –... u.s.f. wie 133, 7-20........ nicht immer die völligste Bestimmtheit geben kann.«

Sie werden Ihren Rhesus unter No. 3 und den Hector unter No. 25 recensirt finden.

[138] Nach dem letzteren ist von einem Liebhaber Nachfrage geschehen, und ich wünschte zu wissen, welchen Preis Sie allenfalls dafür verlangten? Ich habe deshalb Ihre beyden Zeichnungen noch zurückbehalten, da ich die von Herrn Karsch und Dornbusch, welche beyde wackern Künstler ich von mir bestens zu grüßen bitte, vor einigen Tagen zurückschickte.

Wenn Sie nach Paris gehen, so haben Sie die Gefälligkeit, mir von dorther zu schreiben und mir zu sagen, wie Sie den Zustand der Kunst finden.

Mögen Sie von dort her uns auch das nächste Jahr mit einer Zeichnung beehren, so werden Sie uns gewiß viel Freude machen.

Wenn Sie die Recension in den Propyläen, welche nächstens ausgegeben werden, gelesen haben und mir über eins und das andere noch etwas sagen mögen, so werde ich mich über diese Gegenstände noch sehr gern mit Ihnen unterhalten.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 3. Nov. 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4309.


An Friedrich Schiller

Indem ich anfrage ob Sie mir heute Abend das Vergnügen machen wollen mich zu besuchen füge ich folgende Puncte hinzu:[139] 1. Möchten Sie wohl an die Preisaufgabe des Intriguenstücks denken, da der letzte Bogen der Propyläen endlich gefördert werden soll.

2. Wollten Sie mir wohl Alte und Neue Zeit zurückschicken, so wie

3. die paar Manuscripte unbrauchbarer Schauspiele, die Sie von mir haben, sodann gelegentlich

4. die gedruckten Schauspiele ansehen, welche ich hier übersende.

Weimar am 9. Nov. 1800.

G.


15/4310.


An Heinrich Gentz

[Concept.]

P. P.

Durchl. dem Herzog, unserm gnädigsten Herrn, sowohl als der Fürstl. Schloßbau Commission war es eine erfreuliche Nachricht daß Ew. Wohlgeb. bey dem ferneren Ausbau des hiesigen Schlosses und dessen Decoration, durch Rath und Direction, gefällig zu concurriren und sich deshalb baldigst anher zu begeben geneigt sind.

Haben Sie die Güte diesen Vorsatz bald möglichst auszuführen, um sich von dem vorliegenden Falle und dessen besondern Umständen informiren und alsdann das Weitere verabreden zu können.

Der Gastwirth zum Erbprinzen wird von Ihrer Ankunft unterrichtet seyn, wie ich mich denn, wenn[140] es die Zeit erlaubt, von Ihrer Abreise noch kürzlich zu avisiren und sich von unserer Erkenntlichkeit zu überzeugen bitte.

Der ich, in Erwartung angenehmer persönlichen Bekanntschaft, die Ehre habe mich zu unterzeichnen.

Weimar am 10. Nov. 1800.

Ew.


15/4311.


An Johann Conrad Wolff

[Concept.]

Wenn Herr Wolff von Kassel, gegenwärtig in Hamburg, gesonnen ist sich bey dem Ausbau und Decoration des weimarischen Schlosses dergestalt zu interessiren, daß er sowohl nach eignen als fremden Angaben und Zeichnungen, es sey nun in Accord oder durch Aufsicht, wobey man sich wechselseitig billiger Contracte versehen kann, nach dem Sinne des fürstl. Bauherrn unter Anleitung der dirigirenden Personen mehrere schon bis zur Verzierung in Ordnung gebrachte Räume in Arbeit nehmen würde, so kann es demselben hieselbst ein Jahr und drüber an Beschäftigung nicht fehlen und man würde gerne sehen wenn er in der nächsten Zeit hier ankäme. Weshalb man ihm denn vorläufig die Erstattung proportionirlicher Reisekosten von Seiten fürstl. Schloßbaucommission zusagt.

Weimar am 10. Nov. 1800.[141]


15/4312.


An Franz Kirms

Ich habe gestern im Theater bemerkt, daß ein starker Riß in der Decke von der linken Seite der runden Öffnung nach dem Proscenio zugeht. Haben Ew. Wohlgeboren doch die Güte, den alten Quadrator Müller zu veranlassen, daß er die Decke besieht und seine Meinung darüber eröffnet.

Ferner habe ich bemerkt, daß wenn Stücke aus der mittlern Zeit gespielt werden und die Personen, wie billig, neue Kleider anhaben, doch die Degengefäße alt und rostig sind, wie man sie aus den Zeughäusern nimmt. Wollten Ew. Wohlgeboren hierüber den Stukator Diebel sprechen, der mit vergulden, versilbern, poliren und dergleichen recht gut umzugehen weiß und unser Zeughaus für ein billiges in Stand setzen würde.

Weimar am 13. Nov. 1800.

G.


15/4313.


An Christian Gottlob Voigt

Der Verordnung an das Untersteuerdirectorium, welche unterschrieben hiebey liegt, wünsche ich auf ihre Reise viel Glück. Es läßt sich hoffen daß unsere Gebirgsstände sich höflich erklären werden.

Für die Beförderung des Herrn Rochlitz danke schönstens. Es ist mir lieb daß die eingegangenen Zeugnisse mein gutes Vorurtheil für den Mann bekräftigt[142] haben. Ich will ihm von hier aus die Nachricht geben und wenn ich wieder zurück nach Weimar komme, das Decret schicken, welches so lange aufzuheben bitte.

Die Abschrift des kaiserlichen, wirklich äußerst obligeanten Antwortschreibens, werde ich Herrn Griesbach zustellen.

Von einigem andern nächstens. Fahren Sie fort eines Freundes zu gedenken, der in der alten jenaischen Carthaus einige einsame aber ganz thätige Tage verlebt.

Jena am 16. Nov. 1800.

Goethe.


15/4314.


An Johann Friedrich Cotta

Sie werden nun bald, werthester Herr Cotta, das sechste Stück der Propyläen fertig erhalten, wir haben es diesmal auf das möglichste ausgestattet und vom siebenten Bogen an enger gedruckt. Alles was die Preisertheilung betrifft ist mit großer Sorgfalt behandelt worden wie es denn auch die Sache verdient. Denn sollte diese Anstalt so fortwachsen und das Zutrauen der Künstler gewinnen, so läßt sich nicht absehen wohin sie führen kann. Die größte Schwierigkeit wird seyn den bildenden Künstler aus seiner beschränkten Egoisterey herauszuziehen in die er nothwendig versinken muß, indem er meist nur ein kleines Publikum hat das gewöhnlich nur aus Gönnern und Freunden besteht. Kann man daher ihnen und ihren[143] Werken Publicität geben so daß das Vaterland seine Künstler und der Künstler seine vaterländischen Kunstgenossen kennen lernt so muß ein allgemeinerer Sinn sich über das ganze Fach verbreiten. Das nächste Jahr hoffen wir schon viel weiter zu seyn.

Könnten Sie mir eine kurze Nachricht von allen Künstlern verschaffen welche seit der Regierung des Herzog Karl im Würtenbergischen gewirkt, oder sich gebildet, so würden Sie mir viel Vergnügen machen.

Der Geburtsort, so wie das Geburtsjahr wäre anzuzeigen, ferner der Meister, die Schule, die Art der Arbeiten, Reisen, das Sterbejahr und bey den Lebenden die gegenwärtigen Verhältnisse und neusten Arbeiten. Je mehr derjenige der eine solche Arbeit übernähme Kunstkenner wäre, desto wünschenswerther wäre es freylich. Auch steht ein verhältnißmäßiges Honorar gern zu Diensten.

Wenn Sie mir bey Ihren weitläufigen Verhältnissen etwa von München, Salzburg, Passau ähnliche Nachrichten verschaffen, so soll alles mit der Zeit auch den Propyläen zu Gute kommen.

Wollten Sie mir gefällig melden was ich Ihnen für Bücher schuldig geworden, nämlich für den Virgil und Philiberts Botanik.

Daß Ihnen die leidigen Karrikaturfratzen auch noch durch Nebenumstände Verdruß machen thut mir Leid. Ich verwunderte mich selbst über das Wort das ich in meinen ersten Exemplaren nicht gefunden[144] hatte. Indessen wenn dieser leidige, und für ächte Kunst ganz verderbliche Geschmack sich in Deutschland noch weiter verbreiten sollte, so wird es noch manche Händel geben, indem der ganze Spas ja eigentlich auf Deutungen und Misdeutungen beruht und unsere Großen, wenn man sie direct oder indirect treffen sollte, wohl schwerlich die Langmuth Georg III. und seiner Minister zum Muster nehmen würden. Übrigens wünsche ich, daß der gegenwärtige Fall keine Folgen haben möge.

Unsere dramatische Preisaufgabe soll hoffentlich auch nicht unfruchtbar seyn, indem Schiller wohl die Beurtheilung der eingehenden Stücke übernehmen wird. In dem Schreiben an den Herausgeber der Propyläen, p. 148 des gegenwärtigen Stücks, ist sein Geist und seine Hand wohl auch nicht zu verkennen.

Was den Faust betrifft, so ergeht es mir damit wie es uns oft bey Reisen geht daß sich die Gegenstände weiter zu entfernen scheinen je weiter man vorrückt. Es ist zwar dieses halbe Jahr über manches und nicht unbedeutendes geschehen; ich sehe aber noch nicht daß sich eine erfreuliche Vollendung so bald hoffen läßt.

Der ich bald von Ihnen zu hören hoffe, und recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 17. Nov. 1800.


Goethe.[145]


15/4315.


An Friedrich Schiller

Wohin sich die arme Poesie zuletzt noch flüchten soll weiß ich nicht, hier ist sie abermals in Gefahr von Philosophen, Naturforschern und Consorten sehr in die Enge getrieben zu werden. Zwar kann ich nicht läugnen daß ich die Herren selbst einlade und auffordere, und der bösen Gewohnheit des Theoretisirens aus freyem Willen nachhänge, und also kann ich niemand anklagen als mich selbst. Indessen werden recht gute Dinge auf recht gute Weise in Anregung gebracht, so daß ich meine Zeit vergnügt genug hinbringe.

Loder hofft Sie Donnerstags zu sehen, Geheime Rath Voigt hatte, wie man sagt, auch nicht übel Lust, vielleicht machten Sie zusammen eine Partie und brächten Meyern mit. Sagen Sie mir aber doch hierüber etwas näheres mit den Boten, damit wir indessen unsere Einrichtung machen können.

Wenn Sie zu uns kommen so werden Sie viel Enthusiasmus für das Festum Saeculare finden, man hat wirklich einige gute Gedanken gehabt die vielleicht ausführbar sind.

Zur Helena haben sich einige gute Motive gefunden, und wenn ich ein Duzend Briefe die ich schuldig war, bey meinem hiesigen Aufenthalt los werde, so ist auch von der Seite was gewonnen.

[146] Ich wünsche gleiches zu allen Ihren Unternehmungen.

Jena am 18. Nov. 1800.

G.


15/4316.


An Wilhelm von Humboldt

[Concept.]

[19. November.]

Nur einen kurzen und flüchtigen Brief, lieber Freund, auf Ihre letzte Zuschrift vom 10. Octobr.

Ich kann wohl denken wie schwer es hält sich von Paris los zu machen. Eine Reise zu endigen ist immer so umständlich als sie anzutreten. Indessen freuen wir uns schon zum voraus Sie wieder zu sehen und Ihnen, in Austausch für die vielen Erfahrungen, von den wunderlichen Übungen Nachricht zu geben die in Deutschland das Subject bisher mit sich selbst vorgenommen hat.

Schade daß die kritisch-idealistische Partey, der wir schon so viel verdanken, in sich selbst nicht einig ist und das Grundgute ihrer Lehre, das ohnehin so leicht mißgedeutet werden kann, mit Übermuth und Leichtsinn zur Schau ausstellt.

Wegen Ihrer Reisebeschreibung habe ich mit Schillern schon manchmal gesprochen. Sie werden an uns recht lebhafte Theilnehmer finden.

Den Thicknesse über den Montserrat müssen Sie nothwendig lesen und die Vergleichung selbst anstellen. Er ist ausführlich genug, doch scheint mir[147] der Gegenstand, durch Ihre Ansicht, wieder neu zu werden.

Versäumen Sie ja nicht mir die Nachricht von der Pariser Ausstellung entweder zu übersenden oder sie mitzubringen. Vielleicht hätte Herr Tieck die Gefälligkeit mir bey dieser Gelegenheit einige nähere Notiz von den französischen Künstlern zu geben, auch den Geburtsort, das Alter und was sonst von ihnen merkwürdig ist, anzuzeigen und mit mir, wenn Sie Frankreich verlassen, in eine unmittelbare Correspondenz zu treten.


15/4317.


An Paul Jeremias Bitaubé

[Concept. ]

Wenn es rühmlich für einen Schriftsteller ist von fremden Nationen gekannt zu seyn, so ist es, dünkt mich, noch ehrenvoller, von Männern geschätzt zu werden, welche die Muster kennen nach denen er sich zu bilden gesucht hat.

Sie haben, würdiger Mann, mein Gedicht der Übersetzung nicht unwerth geachtet, nachdem Sie, in früherer Zeit, Ihr Gefühl für unsere Lehrer, die Griechen, und für den Reiz patriarchalischer Sitten, durch Übersetzung und eigne Arbeit an den Tag gelegt hatten.

Sie lassen, durch diesen Antheil an meinem Gedicht, dem Bestreben Gerechtigkeit wiederfahren, das[148] in mir immer lebendig war, mich von den Formen der Alten so viel als möglich zu durchdringen.

Ich wünsche Ihrer Arbeit in Frankreich um so mehr Beyfall, als schon der Inhalt für den Leser nicht ohne Nutzen bleiben kann. In jedem Staat, besonders aber in einer Republik, ist es höchst wichtig daß der Mittelstand geachtet werde und sich selbst achte; welches bey Ihren Landsleuten nicht immer der Fall zu seyn scheint.

Wäre ich jünger, so würde ich den Plan machen Sie zu besuchen, die Sitten und Localitäten Frankreichs, die Eigenheiten seiner Bewohner, so wie die sittlichen und geistigen Bedürfnisse derselben nach einer so großen Crise näher kennen zu lernen. Vielleicht gelänge es mir alsdann ein Gedicht zu schreiben, das, als Nebenstück zu Herrmann und Dorothea, von Ihrer Hand übersetzt, nicht ohne Wirkung bleiben sollte; die, wenn sie auch nur beschränkt wäre, doch dem Übersetzer wie dem Verfasser genug thun könnte.

Doch ein solches Unternehmen erfordert Kräfte, die ich mir nicht mehr zutraue. Ich werde wohl auf die Hoffnung Paris und Sie zu sehen Verzicht thun müssen; dagegen ich mich, mit wiederholtem Dank, Ihrem geneigten Andenken empfehle.

Weimar am 19. Nov. 1800.[149]


15/4318.


An Johann Friedrich Rochlitz

Mit Vergnügen kann ich Ew. Wohlgeb. melden daß das Decret, als herzoglich Sachsen Weimar. Rath, für Dieselben, vor einigen Tagen, resolvirt und ausgefertigt worden ist. Sobald ich nach Weimar zurück komme werde ich es gleich übersenden und das weitere anzeigen. Nehmen Sie einstweilen meinen vorläufigen Glückwunsch und erhalten mir ein geneigtes Andenken.

Jena

am 19. November 1800.

Ew. Wohlgeb.

ergebenster Diener

J. W. v. Goethe.


15/4319.


An Friedrich Müller

[Concept. ]

An Italien, und besonders an Rom, kann ich nicht denken ohne lebhafte Theilnahme; besonders auch bedaure ich Sie, der Sie so lange in guten Zeiten daselbst gelebt und nun die gewaltsame Umwälzung mitgelitten haben. Ich kann wohl einsehen wie schwierig es seyn mag sich dort zu erhalten.

Was Ihre Übersetzung des Vasari betrifft, so wünschte ich daß Sie mir einen kleinen Aufsatz deshalb schickten, den man dem Buchhändler, und vielleicht in der Folge dem Publikum, als Ankündigung, vorlegen könnte. Ich zweifle nicht daß Sie bey Ihren[150] langen und vielfältigen Studien der Arbeit gewachsen sind; doch scheint sie mir deshalb sehr schwierig weil Vasari, bey seinen Verdiensten, nicht ganz auf dem rechten Wege der Kunst, sowohl in Ausübung, als Theorie, war, und ein fast durchgehender Commentar nöthig seyn möchte, um den Standpunct des Vasari, mit dem Standpunct eines neuern, ins allgemeinere stehenden Kunsturtheils zu vergleichen.

Vielleicht könnten Sie gelegentlich eine Probe Ihrer Behandlungsart übersenden, um die Buchhändler, die bey solchen Schriften mancherley Bedenklichkeit zeigen, mit dem Sinn und Ton des Werks bekannt zu machen.

Von den Propyläen sind gegenwärtig sechs Stücke heraus. Ich wünsche daß sie nach und nach Ihnen zu Handen kommen mögen; denn sie gegenwärtig zu schicken fände ich kaum Gelegenheit.

Unsere Absicht dabey ist aufzuregen und zu wirken, nicht fest zu setzen und zu bauen; ob wir gleich von einem Gebäude unsern Titel hergeleitet haben.

Wenn der ästhetische Theil der Beschreibung raphaelischer Werke, in Rom, sich lesen läßt, so ist schon viel gewonnen. Möchten Sie die Lücke, die Sie am Technischen finden, einmal selbst ausfüllen; so würden Sie mir nicht allein viel Vergnügen machen, sondern ich würde auch, wenn sich Ihre Arbeit zur Bekanntmachung eignete, mit einem gemäßen Honorar dagegen gerne dienen. Eben so[151] würde mir eine Nachricht von den Kunstwerken und Kunstsammlungen, die sich noch in Rom erhalten haben, angenehm seyn. Der ich indessen recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 19. Nov. 1800.


15/4320.


An Franz Kirms

Wenn »Iphigenia«, wie ich vermuthe, den 29. dieses noch nicht gegeben werden kann, um so weniger als Freitags Redoute ist, so gedenke ich die nächste Woche noch hier zu bleiben.

Schreiben Sie mir doch morgen mit dem Boten gefällig, wie es ohngefähr aussieht, damit ich mich darnach einrichten kann.

Wegen der Furien und dem Gespenst machen Sie keine Anstalten; ich habe einen Gedanken, den ich mit Prof. Meyern besprechen und sodann communiciren will, wodurch ich diese Erscheinung vor dem Lächerlichen und Unschicklichen zu salviren hoffe.

Ich befinde mich hier wie gewöhnlich zufrieden und fleißig und auch für das Theater nicht ganz unthätig.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Jena am 21. November 1800.

Goethe.[152]


15/4321.


An Franz Kirms

Den Bericht, welcher völlig in meinem Sinne gefaßt ist, sende hierbey unterschrieben zurück. Wenn Durchl. den Bau genehmigen, so schicken Sie mir nur einen Boten und ich will gleich hinüber kommen, um noch mit dem Baumeister und Ludekus zu sprechen, ehe sie weggehen. Die Sache ist von solcher Bedeutung, daß ich zu meiner eigenen Beruhigung die Anfänge derselben zu beurtheilen wünsche.

Mit der Eintheilung dieser Woche bin ich recht wohl zufrieden.

Die nächste will ich gern an die Einrichtung der Iphigenia wenden.

Daß der Taubstumme gelungen ist freut mich, denn was gefällt ist immer gewonnen.

Mad. Müller wünsche ich eine glückliche Erlösung, auf welche Weise es auch sey.

Herrn Iffland danken Sie für das Übersendete recht freundlich.

Tancred kann ich gleich nach Neujahr gewiß übersenden. Die Übersetzung wäre fertig geworden, wenn ich nur noch eine Woche hätte hier bleiben können.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und Sie bald wieder zu sehen hoffe.

Jena am 23. Nov. 1800.

G.[153]


15/4322.


An Carl Ludwig von Knebel

Verzeih wenn ich heute ganz kurz bin.

Danck für deinen lieben Brief, gegen den du nächstens mehr hörest.

Ein Stück der Propyläen liegt bey. Der Artikel Mantua ist von Meyer, so wie die beyden folgenden und die Recension der Preisstücke.

Ein Packetchen mit 29 rh, das eben daliegt, schicke ich mit, das übrige bringt Rath Ackermann.

Die Büttneriana besorge ich.

Lebe recht wohl und erhohle dich bald von deinem Schaden.

W. d. 26. Nov. 1800.

G.


15/4323.


An Gottlieb Hufeland

Ew. Wohlgeb.

erhalten hiebey das letzte Stück der Propyläen, das ich einer günstigen Aufnahme empfehle.

Zugleich erlauben Sie mir eine kleine Bitte: Der junge Schnauß, der sich gegenwärtig in Jena aufhält und unter Ihre eifrigen Zuhörer gerechnet werden kann, wünscht die Erlaubniß Ihnen manchmal aufwarten zu dürfen und, auf seiner akademischen Laufbahn, sich Ihres einsichtsvollen Rathes zu erfreuen.

Sein Vater war mein alter Freund und hatte manches Verdienst, sowohl ums Ganze als um uns[154] Einzelne, der Sohn steht sehr isolirt und ist wirklich von guter Art. Sie werden ihn, nach Ihrer gewöhnlichen Güte und Vorsorge für junge Leute, wenn Sie ihm den Zutritt vergönnen, sehr glücklich machen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 27. Nov. 1800.

J. W. v. Goethe.


14/4324.


An Friedrich Schiller

Wenn Sie mir heute Abend das Vergnügen machen wollen mit mir, in Gesellschaft des Prof. Gentz, zu essen, so soll es mir sehr angenehm seyn. Ich muß Sie aber bitten erst um acht Uhr zu kommen, weil wir vorher eine Visite bey Gores machen. Wenn Sie zusagen, so haben Sie die Güte beyliegendes Billet an den Überbringer zu geben, daß er es zu Mellish trage den ich auch einlade.

Weimar am 2. Dec. 1800.

Goethe.


15/4325.


An Heinrich Kolbe

Indem ich Ihnen werthester Herr Kolbe die Zeichnung des Rhesus zurückschicke, füge ich 14 Ducaten für den Hector hinzu, die in dem Deckel befestigt sind.

Ich finde diese Forderung sehr billig, rathe aber in diesen Zeiten dem Künstler billige Preise zu machen,[155] um Liebhaber für gute Kunst zu erhalten und zu bilden. Kommen günstigere Zeiten und die Nachfrage ist größer, so wird auch schon mehr zu erlangen seyn.

Möchten Sie mir, ehe Sie von Düsseldorf gehen, noch einige Nachrichten von dort lebenden Künstlern schicken: das Alter derselben und die Geschichte ihrer Studien; so würden Sie mich verbinden, wie ich Sie auch um Nachricht ersuche daß das Gegenwärtige angelangt sey.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 3. Dec. 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4326.


An Joseph Hoffmann

[Concept.]

[3. December.]

Für die Zeichnung, deren Verkauf Sie mir gefällig überlassen wollen, übersende ich hiebey acht Karol. Unter andern Umständen würde ich sie höher geschätzt haben; allein man ist gegenwärtig schon froh wenn nach Kunstwerken von einiger Bedeutung Nachfrage geschieht. Zu dem ist der Käufer ein Freund, den ich wenigstens einen Theil Ihres gefälligen Anerbietens, das Sie mir gethan, wollte genießen lassen.

Wenn Sie mir anzeigen daß Gegenwärtiges angekommen, so ersuche ich Sie mir zugleich einige Nachricht von den jetzt lebenden Künstlern Ihrer Stadt, besonders von Ihrem Herrn Vater und Herrn[156] Prof. Wallraff, zu geben. Das Geburtsjahr, die Lehrmeister und der Fortgang ihrer Studien, das Fach worin sie mahlen, und was sonst noch bemerklich seyn möchte würde mir angenehm zu wissen seyn.

Der ich pp.


15/4327.


An Johann Friedrich Rochlitz

[Concept.]

Ew. Wohlgeb. übersende hiebey, versprochenermaßen, das ausgefertigte Decret und wünsche zu allem was Sie vorhaben um so mehr von ganzem Herzen Glück, als Sie das Gute dieses Lebens in Gesellschaft einer liebenswürdigen Gattin genießen werden. Möchten Sie mir die Kanzleygebühren, so wie etwa ein kleines Douceur für die Boten übersenden, so werde ich solches gehörigen Orts abgeben.

Zugleich erlauben Sie mir noch etwas zu bemerken. In dem letzten Stück der Propyläen finden Sie eine Dramatische Preisaufgabe. Es wird nähmlich ein Intriguenstück verlangt. Das Sujet ist ganz frey gegeben. In dem kleinen Stück, das wir von Ihnen aufgeführt haben, zeigt sich eine gute Anlage zu diesem Genre. Vielleicht wären Sie geneigt zu concurriren.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich geneigtem Andenken empfehle.

Weimar am 3. Dec. 1800.[157]


15/4328.


An Friedrich Schiller

[11. December.]

Ich wünschte, wie Sie wissen, morgen nach Jena zu gehen; nun ist aber Iphigenia von Gluck in Arbeit, und wenn die Repräsentation nicht mit Leben und Geschick arrangirt wird, so möchte wenig davon zu hoffen seyn. Ich ersuche Sie daher sich derselben anzunehmen. Vielleicht fahren Sie um drei Uhr mit in die Probe, um sich einen allgemeinen Begriff zu machen. Geht es gut so wäre es auch gleich eine Oper zum Säcularfest.

Dagegen soll auch alles angewendet werden die Schöpfung zu Stande zu bringen.

G.


15/4329.


An Friedrich Schiller

In den ersten Tagen meines Hierseyns erhielt ich, durch Kirms, die Nachricht daß Iffland meinen Tancred den 18. Januar, zur Krönungsfeyer, aufführen wolle. Ich habe ihm zwey Acte geschickt und denke den Überrest nachzusenden. Hätte er früher etwas von einer solchen Absicht merken lassen, so hätte man die Chöre hinzufügen und dadurch dem Stück mehr Leben und Masse geben können.

Mag es indessen gehen wie es kann; aber da ich auf diese Weise compromittirt bin, so muß ich wenigstens noch 8 Tage hier bleiben um das Ganze fertig[158] zu machen, denn absetzen darf ich gar nicht. Um nur das möglich zu machen was geschehen ist, habe ich in diesen Tagen meines Hierseyns die absolute Einsamkeit statuirt, keinen Philosophen noch Physiker, kurz, außer Lodern, gar niemand gesehen. Ich habe mich in dem romantisch tragischen Kreise gehalten und das was ich mache, so wie das was ich gemacht habe, erscheint mir doch einigermaßen in einem günstigen Lichte, welches höchst nöthig ist, wenn man fertig werden will.

Da an Iffland, wie mir Kirms schreibt, noch nichts gegangen ist, so wäre mein Rath man suchte ihn auf den Mai zu bestimmen; denn ich weiß überhaupt nicht wie er, oder irgend ein bedeutender Berliner Schauspieler, im Januar kommen will, wenn sie den 18. J. auf das Krönungsfest, entweder den Tancred, oder irgend ein bedeutendes Stück geben wollen. Erlauben Sie daß der Hofkammerrath Kirms Sie deshalb spreche, ich werde ihn dazu veranlassen.

Nun muß ich Sie aber inständig ersuchen mit Meyern, den ich recht sehr zu grüßen bitte, sich der Aufführung der Iphigenia anzunehmen. Auch wird Probe und Vorstellung immer genug Interesse für Sie haben, da das Stück doch ganz als lyrische Tragödie erscheint.

Weiter weiß ich nichts zu sagen und füge nur noch ein herzliches Lebewohl hinzu.

Jena am 16. Dec. 1800.

G.[159]


15/4330.


An Friederike Unzelmann

[Concept.]

Sie erhalten, liebenswürdige Frau mit vielem Dank für Ihren zweyten gefälligen Brief, das Exemplar Egmonts, wie er, durch Herrn Ifflands Gegenwart, bey uns möglich geworden.

Ich habe einen Augenblick hineingesehen, um zu überlegen, was man etwa zu Gunsten einer Vorstellung noch daran thun könnte; allein ich erschrak über die Arbeit die man unternehmen müßte, um etwas daraus zu machen wofür man allenfalls stehen dürfte.

Nehmen Sie ihn also freundlich auf wie er ist und machen Sie daraus, das, was der Autor, zu seiner Zeit, nur andeuten konnte. Leben Sie recht wohl, gedenken Sie mein und haben Sie die Güte mir das Manuscript gelegentlich zurückzuschicken.

Jena am 16. Dec. 1800.


15/4331.


An August Wilhelm Iffland

Herr Hofkammerrath Kirms giebt mir hierher, nach Jena, die Nachricht: daß Sie meine Übersetzung des Tancreds auf den 18. Januar aufzuführen gedächten. Der Antrag ist mir so angenehm und ehrenvoll, daß ich das mögliche zu diesem Zwecke sehr gerne thun will. Sie erhalten also hierbey den dritten und vierten Act, damit Sie die Behandlung des Originals[160] beurtheilen, und den Hauptpersonen allenfalls einen Theil ihrer Rolle zustellen können.

Heut über acht Tage gehen die zwey ersten Acte ab, der fünfte folgt bald darauf und ich wünsche daß auf diese Weise die Vorstellung zu gedachtem Tage noch möglich werden möchte.

Lassen Sie unsere Hoffnung Sie wenigstens in der ersten Hälfte des nächsten Jahres bey uns sehen, doch ja gedeihen! Sie wissen wie sehr wir Sie schätzen und in welch einen festlichen Zustand uns Ihre Gegenwart versetzt.

Leben Sie recht wohl und nach Verdienst glücklich.

Jena am 16. Dec. 1800.

Goethe.


15/4332.


An August Wilhelm Iffland

[Concept.]

Der zweyte Aufzug, begleitet von allen guten Wünschen, erscheint hier vor Ihnen und so wäre der größte Theil des Stücks in Ihren Händen. Die beyden fehlenden Acte kommen bald nach. Das Ganze wird Ihrer Sorgfalt und Einsicht bestens empfohlen.

Jena am 18. Dec. 1800.


15/4333.


An Friedrich Schiller

Beyliegendes anmuthige Heft wird wohl bey Ihnen schon in Cours seyn, wo nicht, so halten Sie es noch[161] einige Tage zurück, es ist nicht zu leugnen daß es brillante Partien hat.

Ich habe wenigstens noch drey Tage zu thun um mit meinen Rittern fertig zu werden. Der tragische Jammer hat mir in diesen kurzen Tagen wirklich zugesetzt, ich wäre längst fertig und wieder bey Ihnen, wenn ich mich gegen Iffland nicht engagirt hätte. Denn immer gleich alles genau zu corrigiren, abschreiben zu lassen und wieder durchzusehen, das hält mich auf. Sie wissen ja wie ein solches Geschäft aussieht. Dagegen ist es wieder gut wenn man einmal drin stickt, daß die Arbeit fertig wird, und wir brauchen sie doch auch zu Anfang des Jahrs. Eigentlich hatte ich doch zu lange gezaudert, und für Einen Anlauf, nach meiner Art, war die noch übrige Arbeit zu groß. Man glaubt nicht was für Fäden in so einem Dinge stecken, bis man sich selbst daran macht sie wieder aufzudröseln.

Das wäre nun die Confession über die vergangenen acht Tage. Ich wünsche, daß Sie mir auch manches und von besserer Art zu erzählen haben mögen.

Mein einsames Leben habe ich fortgesetzt, bin nur einmal an dem schönsten Tage spazieren gegangen, Friedrich Schlegel, Haarbauer und Niethammer haben mich besucht.

Schelling werde ich auf den Freytag mitbringen, um bey unserer Säcular-Empirie einen tüchtigen Hinterhalt zu haben.

[162] Übrigens habe ich sehr viel gelesen um die langen Abende einigermaßen zu nutzen. Leben Sie recht wohl, mich verlangt bald wieder die Abende mit Ihnen zuzubringen.

Jena am 22. Decembr. 1800.

G.


15/4334.


An Anna Henriette Schütz

Wenn man immer lieber eine gewährende, als eine abschlägliche Antwort überbringt, so muß ich bedauren daß ich mich gegenwärtig in dem letzten Falle befinde.

Durchl. der Herzog haben sich zu sehr überzeugt, daß eine theatralische Unterhaltung sich mit den akademischen Zwecken nicht vereinigen lasse, als daß Höchstdieselben eine Ausnahme zu machen geneigt sein könnten.

Möchte ich doch bald eine andere Gelegenheit sehen, Ihr Vergnügen und Ihre Wünsche, verehrte Frau Hofräthin, auf irgend eine Weise befördern zu können.

Der ich mich zu geneigtem Andenken bestens empfehle.

Jena, den 22. Dec. 1800.

J. W. v. Goethe.


15/4335.


An August Wilhelm Iffland

Dem ersten und fünften Akt, welche hier beyliegen, wünsche ich, daß sie zu rechter Zeit ankommen und Ihren Beyfall einigermaßen verdienen mögen.

[163] Noch manches wäre für das Stück zu thun, theils um den Vortrag bequemer, theils um die Wirkung lebhafter zu machen. Vielleicht mögen Sie selbst einiges darin retouchiren, oder mir dazu wenigstens Anlaß geben.

Da die Handlung des Stücks durchaus öffentlich ist, da man bey der Aufführung doch das ganze Theaterpersonal heranbringen und sogar verstärken muß; so habe ich gedacht, ob man nicht, um diese Masse zu organisiren, die Zwischenakte mit Chören ausfüllen sollte? Euphanie müßte von einer guten Sängerin vorgestellt werden, die alsdann in den Zwischenakten glänzen und die Verbindung des Ganzen bewirken könnte.

Ich lege ein flüchtiges Schema hier bey, um Ihre Gedanken darüber zu hören. Das Stück ist nicht lang und wenn sich der Komponist zusammenhält, so sollte ich denken, diese lyrischen Zwischenakte würden gerade dem Ganzen das rechte Maß geben. Ich erbitte mir gelegentlich Ihre Gedanken darüber, und wünsche von Herzen wohl zu leben.

Jena am 25. December 1800.

Goethe.


Die mittleren drey Akte sind den 16. und 18. December abgegangen.[164]


15/4336.


An Johann Friedrich Rochlitz

Sie sind überzeugt daß ich herzlichen Antheil an dem sonderbaren Glückswechsel nehme, der Sie so unvermuthet betroffen hat. Da dieser Faden gerissen ist so säumen Sie ja nicht andere wieder anzuknüpfen und wäre es auch nur zuerst sich zu zerstreuen. Mögen Sie mir manchmal schreiben, so soll es mir angenehm seyn. Ich bin zwar nicht der beste und treuste Correspondent, indessen ließe sich ja wohl manchmal etwas über dramatische Kunst verhandeln, in der Sie schon die artigen Proben gegeben haben.

In eben dem Sinn wiederhole ich meinen Wunsch daß Sie um den ausgesetzten Preis mit concurriren möchten. Denn indem Sie das thun, regt sich denn doch eine kleine Welt in Ihrer Einbildungskraft und zieht Sie ab, von andern Gedanken, die sich Ihnen in der Zeit vielleicht aufdringen würden.

Das kleine neue Stück gedenke ich, ohne Nahmen, aufführen zu lassen, nicht weil ich es für geringer halte als das Vorige, sondern um desto reiner zu sehen welchen Effect es thut.

Ich werde einige kleine Veränderungen daran machen und Ihnen kürzlich alsdann die Ursachen anzeigen.

Für das überschickte Geld folgt hierbey die Quittung. Unsere Canzleyleute werden sich für den reichlichen Überschuß einen guten Feyertag machen.

[165] Manches was ich über Ihren Fall schreiben könnte weiß sich ein gebildeter Mann selbst zu sagen, einiges, das ich aus meiner langen Erfahrung wohl darüber sagen möchte, darf ich nicht schreiben. Vielleicht treffen wir bald irgend wo zusammen und mein Vertrauen soll dem Ihrigen von Herzen begegnen.

Gehen Sie, mit völlig wieder erlangter Gesundheit, ins neue Jahrhundert hinüber und nehmen Sie, wie bisher, mit Geist und Talent an demjenigen Theil was etwa den Menschen zunächst bescheert seyn mag und erhalten mir ein freundschaftliches Andenken.

Jena am 25. Dec. 1800.

Goethe.


15/4337.


An Nikolaus Meyer

Sie haben uns, werther Herr Doctor, durch Ihren letzten Brief aus der Besorgniß gerissen, in welcher wir Ihrentwegen einige Zeit gewesen sind, und es war mir sehr angenehm zu hören daß Sie sich, obgleich in einem unruhigen Zustande, recht wohl befinden. Ich wünsche, daß die kriegerischen Begebenheiten in Ihrer Nähe von Ihnen auf's Beste, zu medicinisch-chirurgischen Erfahrungen, genutzt werden mögen.

Wollten Sie mir gelegentlich eine Schilderung derer Herren Markus und Röschlaub, vorzüglich als Lehrer, sowohl auf dem Catheder, als am Krankenbette,[166] so wie sie Ihnen, theils an sich, theils etwa in Vergleichung mit unsern bekannten academischen Lehrern in Jena vorkommen, gefällig aufsetzen und mir schicken, so würden Sie mir einen angenehmen Dienst erweisen. Nur muß ich Sie ersuchen von diesem Auftrag gegen niemand etwas merken zu lassen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche und mich zu geneigtem Andenken empfehle.

Weimar den 30. Dec. 1800.

Goethe.


15/4338.


An Friedrich Schiller

Sie erhalten den Tancred, noch feucht vom Buchbinder, haben Sie die Güte ihn mit Aufmerksamkeit durchzulesen und sich ihn gleich auf unserm Theater zu denken.

Mögen Sie heute Abend ein gewöhnlich frugales Gastmahl, in der philosophisch-artistischen Gesellschaft, einnehmen, so sollen Sie uns herzlich willkommen seyn. Wir können alsdann über das Stück weiter sprechen, dessen Rollen inzwischen abgeschrieben werden.

Weimar am 30. Dec. 1800.

G.[167]


Quelle:
Goethes Werke. Weimarer Ausgabe, IV. Abteilung, Bd. 15, S. 134-168.
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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

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