Letzter Auftritt.

[20] Jason rasend. Hernach Medea, gleichsam unsichtbar auf ihren Wagen.


JASON. Wo bin ich? ... Soll Korinth untergehen? – ... Wer verfolgt mich? – ... Kreusa, wo bist du? – ... Wer riß dich aus meinen Armen? – ... Wo find ich dich? – ... Was für Schlangen zischen um mich her? – ... Feuer! Feuer! – ... Jetzt leckt es am Saume meines Mantels! – ... Jetzt ergreift es meine[20] Haare! ... Wer steht mir bey? – ... Hört kein Ohr auf das Geschrey Jasons? – ... Erbarmen – Erbarmen! ihr zürnenden Mächte! – ...

MEDEA. Jason!

JASON. Wer ruft Jason?

MEDEA. Jason! – ...

JASON. Ich bin verlohren – das ist Medea! – ...

MEDEA. Ja Treuloser ich bins! – ...

JASON. Verwegene, du noch im Korinth! – ...

MEDEA. Um Zeugin deines Glücks zu seyn! ..[21]

JASON mit bloßem Schwert auf sie zu. Ha! dein Leben für diesen Hohn! ...

MEDEA indem sie und ihr Wagen erleuchtet wird. Ohnmächtiger! ...

JASON zurückprallend. Entsetzen! – ... Was verlangst du noch von mir? sind nicht alle Bande unter uns zerrissen? ...

MEDEA. Eins war noch übrig, und das zerriß ich!

JASON. Götter! – ...

MEDEA. Siehst du diesen blutigen Dolch?

JASON unter der Musik. Grauen volle Ahndung! – Meine Kinder! ...[22]

MEDEA. Geh', und begrabe sie! – ... Fährt triumphirend von dannen.

JASON. Halt! Halt! tödte mich auch, eh' du entfliehest! – ... Der Eingang des Palastes öffnet sich von selbst, er erblickt die Leichname, will über sie herstürzen, bebt zurück. Ach ihr! – deren kalte Gebeine ich nicht zu umarmen wage, – Unschuldige Schlachtopfer! – Verzeiht, verzeiht eurem Vater! – ... Der Arm des allmächtigen Vergelters mag euch rächen! – Ich folg euch! – Stürzt in sein Schwert, und sinkt. Der Tempel fällt und Feuerregen.

Ende


Quelle:
Georg Anton Benda: Medea. Verfaßt vom Herrn Gotter, Innsbruck 1782, S. 20-23.
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