[56] Pharnaces. Porcius.
PHARNACES.
Und du, verwegner Mensch! erhebst dich wider mich,
Meynst du der Parther Reich sey noch vieleicht für dich?
Arsene könnte noch vieleicht dich selbst erhöhen?
Umsonst! ein Kind kann nicht in Amors Schule gehen.
Geh, lern erst tapfer seyn! geh unter Stahl und Glut,
Und härte dir zuvor den zartgewöhnten Muth:
Dann komm, und laß dir auch nach Lieb und Kronen dürsten.
PORCIUS.
Pharnaz, ein Römer tauscht nicht mit den größten Fürsten!
Arsene zwar ist schön und aller Neigung werth,
Ich hätt ihr, glaub es nur, mein Herz bereits erklärt;
Entsprösse sie nur nicht aus königlichem Samen![56]
Allein itzt schreckt mich auch der bloße Königsnamen.
Ja, ja, Pharnaz, du irrst. Ich suche keinen Thron,
Du weist ja, wer ich bin. Erkenn hier Catons Sohn,
Der mit der Muttermilch, den Königshaß gesogen.
Ach! wär Arsene nur auch römisch auferzogen!
PHARNACES.
Sie ist es freylich wohl! denn was verhehl ichs viel?
Sieh nur, dein Vater treibt mit dir und mir sein Spiel:
Er hat sie mir versagt, bloß weil sie römisch wäre;
Ist solches nun nicht wahr, wo bleibt denn Catons Ehre?
PORCIUS.
Was hör ich? Cato sprichts, sie sey nicht Königinn?
PHARNACES.
So ists, dein Vater hieß sie eine Römerinn.
PORCIUS.
Wenn das mein Vater spricht, so darf ichs sicher glauben;
Denn Cato lüget nicht! er setzt kein Wort auf Schrauben.
Wohlan! ich ruhe nicht, bis ich es ausgefragt,
Ob mir Pharnaces dieß mit Wahrheit vorgesagt.
Er geht ab.
PHARNACES.
Das hab ich wohl gedacht! Er ehrt und liebt Arsenen:
Nun wird die Trotzige mich destomehr verhöhnen.
Erfährt sie nämlich auch, daß sie nicht parthisch sey;
So ist mein Hoffen aus. Genug! es bleibt dabey:
Auch Porcius soll bald sein junges Leben schließen.