|
[89] Man hat in der Nähe von Spandau um das Jahr 1690, um die vielen dort hausenden Wölfe zu fangen, hin und wieder gewisse Wolfsgruben gemacht, welche unten weit, oben aber etwas enger und mit glatten Brettern ausgelegt waren. So ist ein Sackpfeifer, der in Spandau von seinem Gewerbe sich einen Trunk zu Gute gethan, des Weges gekommen und in eine solche Wolfsgrube hineingefallen, hat sich aber sehr verwundert, als er gesehen, daß die Stelle schon von einem Wolfe besetzt gewesen, welcher dazu über diese hastige Zusprache etwas beunruhigt worden und sein Mißfallen durch Weisung seiner Zähne zu verstehen gegeben. Hierüber hätte der verirrete Musicus sich nun wohl einige verlegene Gedanken machen sollen, allein der annoch frische Rausch hat ihm einen so guten Muth zugesprochen, daß er seine Sackpfeife zur Hand nimmt und dem Wolfe eins vorspielt, der auch nicht faul gewesen und mit seiner durchdringenden Stimme dem Concert einen guten Nachdruck gegeben und den Sackpfeifer accompagniret, wobei jedoch der Sackpfeifer nach seinen Pausen von der Instrumental- zur Vocalmusik geschritten und bald ein Adagio, bald ein Presto, endlich auch ein Lamento angestimmt, und die Jäger solchergestalt herzugebracht, welche ihn von dem gefährlichen Bassisten befreit.
124 | Nach Beckmann, Bd. I. S. 790. |
Ausgewählte Ausgaben von
Sagenbuch des Preußischen Staats
|