669. Der eichene Pflock zu Clausthal.783

[630] Zu Anfange des 30jährigen Krieges ward die Bergstadt Clausthal durch einen eichenen Pflock vor großer Gefahr geschützt. Es näherte sich nämlich der Stadt der nicht im besten Rufe stehende Parteigänger Hillfeld mit seinen Reitern. Da der Eingang oben von der Osteroder Straße her mit einem Schlagbaum verschlossen war, begehrte er Einlaß mit seinen Reitern. Man schlug es ihm anfänglich ab, allein da er Anstalt machte sich den Einlaß mit Gewalt zu erzwingen, so unterhandelte man mit ihm, und als er versprach nichts Feindliches gegen die Stadt unternehmen zu wollen, öffnete man den Schlagbaum und ließ ihn ein. So ritt er denn in die Stadt, die Bürger aber, die von seinen friedlichen Gesinnungen nichts wußten, erschracken nicht wenig, als sie ihn erblickten, und ein Bürger, Bastel Löwe genannt, der auf der Osteroder Straße wohnte, griff nach seiner Büchse, um ihn zu tödten. Da aber das Gerücht allgemein verbreitet war, daß Hillfeld kugelfest sei, so lud er einen eichenen Pflock, dem der Sage nach kein Zauber und kein Festmachen widerstehen kann, in seine Büchse und schoß sie auf Hillfeld ab; ohne einen Laut von sich zu geben, fiel dieser vom Rosse. Die Rathsherren aber, welche mit ihm unterhandelt hatten, standen erstarrt vor Schrecken dabei, denn sie fürchteten, seine Reiter würden rasend über den Tod ihres Anführers Alles mit Feuer und Schwert verwüsten, allein ihre Furcht war grundlos, denn diese hatten plötzlich allen Muth verloren und bildeten sich ein, man habe sie nur darum in die Stadt gelockt, um sie hier zu ermorden; sie drehten schnell ihre Pferde um, jagten davon und kehrten niemals wieder.

783

S. Thüringen und der Harz Bd. IV. S. 7.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Glogau 1868/71, S. 630.
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