75. Ludwig der Fromme im Loosberg.

[96] (Poetisch behandelt von Flecken S. 1 etc.)


Der obengenannte auf der Nordseite Aachens liegende Loosberg wird zuweilen auch der Loisberg genannt, weil man sagt, Kaiser Ludwig der Fromme (814-840) ruhe hier von seinem drangsalvollen Leben in einem unterirdischen Schlosse aus. An den Wänden des Saales ist Alles voller Edelsteine, der Boden von Silber, die Decke von Gold. Mitten in dem großen Raume aber steht ein Marmortisch, schwarz von Farbe, aber mit Gold ausgelegt, an diesem sitzt der Kaiser im Prachtornate und schläft. Zuweilen aber schreckt er aus seinem Schlummer auf und sagt zu dem Knappen, der an der Thüre Wache hält, er solle seinen Rappen besteigen und ihm Kunde aus der Oberwelt bringen. Da jagt der Knappe durch eines der vier diamantnen Thore, welche zu dem Palast führen, und zwar durch das nach Norden, denn die andern bleiben stets verschlossen, und schließlich kommt allemal ein Gewitter, welches den Berg mit Blitz und Donner umbraust.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 96.
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