172. Der h. Czeslaus und die Tartaren von Breslau.

[183] Als der Tartaren-Khan Pete im Jahre 1241 mit seinen Horden in Schlesien einbrach und sich ihm außer dem Polenherzog, der aber bei Krakau fiel, Niemand entgegenzustellen wagte, kam er auch nach Breslau und berennte die Stadt (d. 1. April). Die Bürger aber verließen auf den Rath des frommen Dominicanerpriors Czeslaus die Stadt, überließen alles das Ihrige, was sie nicht fortbringen konnten, den wilden Feinden und zogen sich nach der festen Kreuzburg auf der Dominsel zurück, brachen aber natürlich die dorthin führende Brücke ab. Die Tartaren folgten ihnen natürlich bis an's Ufer des Flusses, allein als die Geflüchteten der Aufforderung, sich zu ergeben, nicht Folge leisteten, da schwur der Tartaren-Khan, keines Lebens zu schonen und setzte an der Spitze der Seinigen mit seinem Rosse in den[183] Fluß um hinüber zu schwimmen. Auf der Insel aber stand Czeslaus umgeben von den angsterfüllten Breslauer Bürgern, ermahnte sie zum Ausharren und fiel dann mit ihnen nieder auf die Kniee um Gott zu bitten, sie vor ihren grimmigen Widersachern in Schutz zu nehmen. Und siehe der Himmel öffnete sich und es regnete Feuer herab, die Tartaren aber kehrten entsetzt sammt ihren Führern um und ruhten nicht eher, als bis sie die rauchenden Trümmer der von ihnen in Brand gesteckten Stadt im Rücken hatten. Indessen waren doch einige Hauptleute unter ihnen, welche die Macht des wahren Gottes erkannt hatten, diese kehrten heimlich um und ließen sich taufen.

In der Martinskirche auf dem Dome ist noch ein altes Gemälde, auf welchem das Wunder abgebildet ist.

Quelle:
Johann Georg Theodor Grässe: Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 2, Glogau 1868/71, S. 183-184.
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