[196] (S. Wedekind, Geschichte der Grafschaft Glatz. Neurode 1857, S. 141.)
Ueber den Ursprung des Namens der Stadt Glatz giebt es verschiedene Sagen. Die eine berichtet, Glatz habe ursprünglich Luca geheißen und dieser Name sei dem Orte Glatz von dem ersten Gründer gegeben worden, der Luca geheißen habe und über ein Fähnlein Volk ein berühmter römischer Hauptmann gewesen sei. Nach einer andern Sage hätte die Stadt ihren Namen von dem lateinischen Worte glacies (Eis), denn wenn man zur Winterszeit dahin gekommen ist, so soll die Stadt, da sie noch, wie damals gebräuchlich war, ganz niedere Häuser hatte, auf lauter Eis zu stehen geschienen haben. Andere erzählen, an der Stelle, wo jetzt Glatz stehe, habe Heinrich der Finkler einen Hunnenobersten, Glotz genannt, erlegt und zum[196] Andenken habe der Kaiser der Stadt den Namen Glotz, woraus dann Glatz geworden, gegeben.
In frühern Zeiten hing am Rathhause, der Taberne gegenüber, in freier Luft ein Klotz und dieser galt als Wahrzeichen derselben. Desgleichen war unter dem böhmischen Thore in der Mauer ein Klotz aus Stein ausgehauen und eingemauert und auch dieser galt als Wahrzeichen. Seine Bedeutung wird aber daraus erklärt, daß Glatz, ehe es ein Marktflecken ward, ein Ort von lauter Busch und Wald war. Als sich nun Menschen hier ansiedelten und die Bäume meistens ausgerodet wurden, hat außen auf dem jetzigen Markte ein großer Eichenklotz gestanden. Wenn nun die Leute aus den benachbarten Dörfern oder Flecken dahin reisen wollten, so sagten sie: »Wir wollen zum Klotz!« und davon hat die Stadt ihren Namen erhalten.
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Sagenbuch des Preußischen Staats
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