4.

Komm! schon stürzt des Himmels Türke

Auf der Faste Speisen

Und des Festes Neumond deutet

Auf des Bechers Kreisen.

Fast' und Wallfahrt sind Verdienste,

Die nur Jenen frommen,

Die den Staub der Liebesschenke

Zu besuchen kommen;

War's doch in der Schenke Winkel

Mir bestimmt zu wohnen.

Jenen, der dies Haus erbaute,

Möge Gott belohnen!

Schön ist das Gebet des Mannes

Dem, von Schmerz durchdrungen,

Nur das Herzblut und die Thräne

Dient zu Reinigungen.

Für des Freundes Anblick halte

Dich dem Aug' verpflichtet,

Weil das Auge nur mit Einsicht

Alle Dinge schlichtet.

Was der Weinrubin wohl koste?

Des Verstandes Gemme.

Komm, denn dieser Handel bringet

Niemand in die Klemme.

Weh, dass heut des Scheïches Augen,

Die so lüstern blinken,

Stolz auf Jene niederschauten,

Die da Hefe trinken!

Am Altar der krummen Brauen

Betet unverdrossen

Wer sich mit dem Blut gewaschen,

Das sein Herz vergossen.[305]

Sollte heut nach dem Ĭmāme

Die Gemeinde fragen,

Wein nur reinige den Ssofi,

Möget dann Ihr sagen.

Lass Hafis und nicht den Prediger

Dir von Liebe schwätzen,

Sollt' auch dieser noch so künstlich

Seine Worte setzen.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 303-307.
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