8.

Der Ssofi spannet seine Netze

Und öffnet eines Bechers Haupt,

Indem er vor dem Himmelsgaukler

Den Bau der Ränke sich erlaubt;

Dagegen schlägt ihm an der Mütze

Des Himmels Spiel ein Ei entzwei,

Weil er mit einem Eingeweihten

Getrieben freche Gaukelei.

Komm, Schenke, nun der schöne Liebling,

Der aller Ssofis Herz gewann,

Sich abermals im Glanze zeigte

Und schelmisches Gekos begann.

Aus welchem Land kommt dieser Sänger,

Der nach Ĭrāk gewollt, und jetzt,

Um durch Hĕdschās zurückzukehren,

Sich in Bewegung hat gesetzt?

Komm, Herz und lass zu Gott uns flüchten

Vor jedem Dinge, das gethan

Der schlaue Mann mit langen Händen,

Der kurze Ärmel trägt daran.

Betrüge nie! Wer in der Liebe

Nicht ehrlich spielt, dem schliesst im Nu

Vor seines Herzens Angesichte

Des Sinnes Thür die Liebe zu.

Wenn morgen die Gestalt der Wahrheit

Den Blicken wird erschienen sein,

Wird sich der Wand'rer schämen müssen,

Der nur gehandelt nach dem Schein.

O Repphuhn mit dem schönen Gange,

Wohin verlangt es dich zu geh'n?

Misstraue immerdar der Katze,

Die betend scheint zu Gott zu fleh'n!

Hafis, verdamme keinen Zecher!

Schuf Gott mich ja vor Ewigkeit

Erhaben über falsche Tugend

Und gleissnerische Frömmigkeit.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 315-317.
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