71.

Liebeslust an schwarzen Augen

Weicht mir nimmer aus dem Sinn:

So beschloss es ja der Himmel:

Anders wird's nicht künftighin.

Qual nur schafft der Nebenbuhler

Und Versöhnung schliesst er aus;

Aber steigt der Morgenseufzer

Etwa nicht zum Himmelshaus?

Schon vom Anfang aller Tage

Weihte man dem Trunke mich:

Alles, was man da beschlossen

Ganz genau erfüllt es sich.

Rother Wein, ein sich'res Plätzchen,

Und ein Schenke, der dich liebt:

Herz, was willst du Bess'res haben,

Da es doch nichts Bess'res gibt?

Vogt! Der Flöte und der Pauke

Schenke, Gott zu Liebe, mich:

Das Gesetz wird nicht gesetzlos,

Wenn mich ihr Geschwätz beschlich.

Heimlich nur kann ich Ihn lieben:

Von Umarmung und von Kuss

Thu' ich besser nicht zu sprechen:

Niemals wird mir der Genuss.

Auge, wasch' die Brust Hafisens

Von des Grames Bild nicht rein:

Schlug des Holden Schwert die Wunde,

Wird der Fleck untilgbar sein.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 485-487.
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