Des Rohres Zunge weigert sich
Den Schmerz der Trennung vorzutragen,
Denn ich erklärte dir wohl sonst
Was ich von Trennung weiss zu sagen.
Ich wand're mit des Wahnbild's Heer,
Und sitz' auf der Geduld zu Rosse;
Ich steh' dem Scheidungsfeuer nah',
Und bin der Trennung Bundsgenosse.
Weh, dass in Hoffnung auf Genuss
Mein Leben an sein End' gekommen,
Und doch der Trennung lange Zeit
Noch immer nicht ein End' genommen!
Ein Haupt das ich mit hohem Ruhm
Gerieben an des Himmels Wälle
– Ich schwör's bei der Gerechten Schaar –
Legt' hin ich auf der Trennung Schwelle.
Wie kann mit off'nem Flügel ich
In des Genusses Lüfte dringen?
Verlor mein Herzensvogel doch
Im Nest der Trennung seine Schwingen.
Kann meine Seele eine Gunst
Dir abzufordern sich erdreisten?
Dem Schicksal folgen muss mein Herz,
Mein Leib, ach, Trennungsbürgschaft leisten!
Am Sehnsuchtsfeuer ward mein Herz
Zum Braten und, vom Freund geschieden,
Ist immerdar am Trennungstisch
Nur Herzblut mir als Trunk beschieden.
Was nun, da auf des Grames Meer
Versank in eines Wirbels Wogen
Mein leichter Nachen der Geduld,
Vom Trennungssegel fortgezogen?[169]
Gar wenig fehlte, dass nun gar
Mein Lebensschiff gescheitert wäre
Beim Wogenschwall der Lust nach dir
Im unbegrenzten Trennungsmeere.
Der Himmel, als er um mein Haupt
Den Reif der Liebe sah gewunden,
Hat um den Nacken der Geduld
Den Strick der Trennung mir gebunden.
Wer brachte auf die Welt, o Herr,
Der Trennung und des Scheidens Leiden?
In Schwarz soll sich des Scheidens Tag
Und Haus und Hof der Trennung kleiden!
Erreichte mit der Sehnsucht Fuss,
Hafis, man dieses Pfades Ende,
Dann gäbe wohl des Scheidens Zaum
Kein Mensch mehr in der Trennung Hände.