1.

[495] Du, der du kamst mit Ketten

Des Lockenhaar's, des langen!

Glück auf! du kamst um schmeichelnd

Den tollen Mann zu fangen.

Sei nur Ein Stündchen freundlich,

Und änd're deine Sitte:

Du kamst ja um zu fragen

Wer dürftig sei und bitte?

Im Frieden wie im Kriege

Will ich dir, Hoher, dienen:

Denn, kamst du, bist du immer

Holdselig nur erschienen.

Dein Mund eint Gluth und Wasser

Mit seltenem Geschicke:

Du kamst als wahrer Gaukler;

Entfernt Euch, böse Blicke!

Dein weiches Herz belob' ich:

Wohl nur der Andacht wegen

Kamst du für die zu beten

Die deinem Blick erlegen.

Was gilt dir meine Tugend?

Zum Herzensraub, o Jammer,

Kamst du, verwirrt und trunken,

In meine stille Kammer.

Er sprach: »Wein ist's, der wieder,

Hafis, dein Kleid befleckte:

Du kamst zurück – so scheint es –

Vom Pfade dieser Secte.«

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 2, S. 495.
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