Erster Auftritt

[38] Melanie. Faustine. Felicitas. Sidi. Minni. Hermine. Sabine. Natalie. Weitere Ballerinen. Ali Bey. Ramusin. Murray, Carikoni. Herren.


Nr. 6a. Chor


CHOR DER GÄSTE.

Ein Souper heut uns winkt,

Wie noch gar keins dagewesen,

Delikat, auserlesen

Immer hier man speist und trinkt!

Alles, was mit Glanz die Räume füllt,

Erscheint uns wie ein Traumgebild.

Wie in einen Zauberkreis gebannt,

Ruft alles: ha, charmant, amüsant!

Ein Souper heut uns winkt,

Wie noch gar keins dagewesen,

Delikat, auserlesen

Immer man hier speist und trinkt!

1. DIENER.

Gefrornes!

MELANIE.

Mir ein wenig her!

2. DIENER.

Limonade!

FAUSTINE.

Hier, ich bitte sehr!

3. DIENER.

Konfitüren!

FELICITAS.

Hier!

4. DIENER.

Schokolade!

MINNI.

Hier![38]

HERMINE.

Mir eine Tasse Tee!

NATALIE.

Ich bitte um Kaffee!

4. DIENER.

Sogleich! Sogleich!

MEHRERE DAMEN.

Hier ein Tee!

MEHRERE HERREN.

Hier Kaffee!

CHOR.

Wie fliehen schnell die Stunden fort,

Die Zeit wird sicher keinem lang,

Es heißt ja hier das Losungswort:

Amüs'ment, Amüs'ment!

MELANIE spricht. Das muß man sagen, diese Villa Orlofsky ist ein wahres Paradies!

FAUSTINE. Eine Oase in der Sandwüste dieses Badeorts!

ALI BEY. Ganz recht, eine Oase in der Wüste! Wir Ägypter kennen das!

FELICITAS. Aber wo ist denn eigentlich unser splendider Wirt, der Prinz?

SIDI. Ich bin schon sehr neugierig, ihn kennenzulernen. Er hätte uns doch eigentlich empfangen sollen.

RAMUSIN. Das tut er nie! Er läßt seine Gäste gern erst ein wenig warm werden. Der Empfang langweilt ihn.

MURRAY. Wir in Kanada werden nicht so leicht warm!

ALI BEY. Die russische Heizung ist aber nicht schlecht!

CARIKONI. Übrigens ist es noch sehr früh, kaum zehn Uhr.

MELANIE. Wir sind noch nicht einmal alle beisammen.

FAUSTINE. Dr. Falke, der die Arrangements übernahm, hat uns für heute ganz besondere Überraschungen versprochen.

FELICITAS. Er selbst ist aber noch nicht da.

CARIKONI. Ich mache der Gesellschaft einen Vorschlag. Folgen Sie mir ins Spielzimmer, ich lege ein Bänkchen.

FAUSTINE zu Murray. Ich habe mein Portemonnaie vergessen. Werden Sie mir das Ihre leihen?

MURRAY. Bedaure, wir in Kanada verlieren unser Geld am liebsten selbst!

MINNI zu Ramusin. Was Sie gewinnen, gehört mir?

RAMUSIN. Und was ich verliere?

CARIKONI. Das gehört mir!

ALLE singen.

Wie fliehen schnell die Stunden fort,[39]

Die Zeit wird sicher keinem lang,

Es heißt ja hier das Losungswort:

Amüs'ment, Amüs'ment!


Gehen ab.


Quelle:
Johann Strauß: Die Fledermaus. Text nach H. Meilhac und L. Halévy von C. Haffner und Richard Genée, Stuttgart 1976, S. 38-40.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Miß Sara Sampson. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen

Die tugendhafte Sara Sampson macht die Bekanntschaft des Lebemannes Mellefont, der sie entführt und sie heiraten will. Sara gerät in schwere Gewissenskonflikte und schließlich wird sie Opfer der intriganten Marwood, der Ex-Geliebten Mellefonts. Das erste deutsche bürgerliche Trauerspiel ist bereits bei seiner Uraufführung 1755 in Frankfurt an der Oder ein großer Publikumserfolg.

78 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon