Fünfzehnter Auftritt

[136] Der Friseur, und Hanswurst beyseite.


HANSWURST vor sich. Itzt möcht ich wissen, wer ärger ist, der Alte oder der Friseur? das sind Historien.

FRISEUR vor sich. So geht es schon gut. Auf beyden Seiten Geld, so kann es mir nicht fehlen. Wenn ich mit Herrn von Valere zu sprechen komme, will ich ihm schon etwas vormachen, daß er mir abermals einen Brief oder sonst eine Verrichtung anvertrauet, damit des Herrn Jaques sein Beutel doppelt gespicket wird. Er hält den Hut unter dem Arm offen.

HANSWURST vor sich. Das ist ein Lumpenhund! aber Gedult, ich will dich bezahlen, daß es der Müh werth seyn soll Schleicht sich hinter den Friseur und hält seinen Hut, ober des Friseurs seinen.

FRISEUR nimmt zwey Ducaten aus dem Sack. Drey Ducaten hab ich von dem Herrn von Valere, und zwey von seinem Papa bekommen, das sind zusammen fünf Ducaten. Da dieß ein leichtverdientes Geld ist, so will ich es auch wieder leicht anbringen. / Hier sind zwey Ducaten, die gehören auf künftigen Sonntag Nachmittag, da führ ich die Kammerjungfer von der Gräfin Papiermagé zum Fasan auf den Saal. Er rechnet. Hühnel / Wein / Musick / Wagen / wird nicht viel übrig bleiben. Wirft die zwey Ducaten in des Hanswursts Hut, in der Meinung, daß er sie in seinen eigenen geworfen, und greift wieder in den Sack. Ein Ducaten gehört für die Jungfer Sopherl, die Köchin beym Herrn von Mußkatblüh, denn weil sie der Herrschaft das Essen stihlt, und mir solches in das Haus schickt, so hab ich ihr letzthin ein Wäderl und Handschuh versprochen. Wirft den Ducaten, wie oben. Der Ducaten gehört für eine Loge in die Komödie, sobald sie den Doctor Faust spielen, aber ehe nicht, denn ich habe der Fiau, bey der ich auf dem Zimmer wohne, versprochen, sie hineinzuführen, und eine andere Komödie mag sie nicht sehen, Wie oben. Für den letzten Ducaten kauf ich lauter ordinaire Haarnadel von Spiegelsteinen, und wo ich zu einem Mädel komme, die mir gefällt, so schenk ich ihr einige davon, denn dieß sind zwar nur Kleinigkeiten, halten aber dabey gewisse Vortheile in sich, die niemand anderer so leicht als ein Friseur einsehen kann. Wirft, wie oben. Also bleibt die Austheilung, und also sind die fünf Ducaten weg. Hanswurst macht sich heimlich mit dem Gelde auf die Seite. Friseur will sein Geld aus dem Hut nehmen, und da er nichts findet. / was Teufel! wo sind meine Ducaten hingeflogen? ich muß sie neben dem Hut geworfen haben. Zum Glücke, daß es nicht auf der Gasse ist Sucht auf der Erde.


Hanswurst geht mit dem Geld im Hut bey dem Friseur vorbey.


FRISEUR. Was plunder! der Hanswurst? –[136]

HANSWURST als ob er in Gedanken wär. Das sind zusammen fünf Ducaten, / zwey davon gehören noch auf heute, die geb ich meinem betrogenen Herrn wieder zurück. Steckt sie in den Sack. Einen Ducaten den versauf ich für meine Bemühung. Steckt ihn ein. / Ein Ducaten gehört für einige Schib Stroh und zwey spanische Röhre. Wie oben. / und ein Ducaten gehört zum Trinkgelde für zwey Korporalen, die dem Herrn Friseur Arm und Bein entzwey schlagen. / So bleibt die Austheilung, und so sind die fünf Ducaten weg. / Zum Friseur. Hab ich dich erwischt du Hausbestie von einem Friseur / so unterstehst du dich mit ehrlichen Leuthen zu verfahren? / so betrügst du meinen gnädigen Herrn, der dir noch so vieles schenkt? –

FRISEUR voll Angst. Sie erlauben, Herr Fourierschütz! / sie sind einer irrigen Meinung. / die Sache ist ganz anders.

HANSWURST. Was anders? glaubst du verdammter Strick, daß ich nicht der ganzen Sache zugehört habe, was meines Herrn Papa mit dir geredet hat. / Aber du sollst sehen, mit wem du zu thun hast. / Bring deine peruckenmacherische Seel in die Ordnung, du mußt sterben Zieht den Säbel.

FRISEUR kniet nieder. Herr von Hanswurst. Ich bitt sie um alles in der Welt, verschonen sie mich, sie können alles Geld behalten, was sie von mir haben.

HANSWURST. So glaubst du Hund! vielleicht, daß ich nur einen Gedanken gehabt habe, dir das Geld mehr zurückzugeben, und wenn alles das Deinige auch dabey wär, so nähm ich nicht damit vorlieb. / Ich muß dich umbringen! ich hacke dich zu einer Pomade zusammen. Will auf den Friseur hauen. Friseur fängt an erschröcklich um Hülf zu schreyen: hiezu!


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 136-137.
Lizenz:
Kategorien: