[331] Ferdinandus. Juliana alß eine Prinzeßin bekleidet.
JULIANA.
Jst Er mein Augen-Trost nun einmahl recht vergnügt /
Daß seine Julian zu seinen Füssen ligt /
Daß Er die Julian / der Er die Treu geschwohren /
Nun wieder hat erlangt die vormahls war verlohren?
Wie? Kehrt dein Angesicht die Augen von mir weg /
Die ich dein Leitstern war und einig libster Zweck /
Und die beym Tyber-Strom dein brennend Hertz erjaget?
FERDINANDUS.
Ach Nymfe Sie verzeyh! Jch weiß nicht was Sie saget!
JULIANA.
Es bittet Julian' umb Lindrung jhrer Noth!
FERDINANDUS.
Diß bitten ist umbsonst denn Julian ist todt!
JULIANA.
Nein! Juliana lebt und wird Dir Ewig dinen.
FERDINANDUS.
Es ist im Garten ja jhr Schatten mir erschinen.
JULIANA.
Diß war ein Schatten nur und eine blosse Lufft.
FERDINANDUS.
Die Geister kommen nicht zurück auß Sarg und Grufft.
JULIANA.
Durch Libe pflegen offt die Geister zu erwachen.[332]
FERDINANDUS.
Jch mag mit Geistern mich nicht zu gemeine machen!
Er lauft weg.
JULIANA.
Jhr Götter! Er laufft weg! Ach falscher Ferdinand!
Ach ungetreuer Printz! Jst diß der Liebe Pfand?
Ach mein ertichter Fund von meiner blassen Leichen
Wird machen daß ich auch warhafftig werd' erbleichen!
Wolan! Es sol geschehn was Ferdinandus wil /
Was Ferdinandus wünscht! Es sol diß Trauer-Spil
Durch meine treue Hülff an Dir und Liberaten
Bekommen seinen Schluß durchs Henckers grimme Thaten!
Du solst nach deinem Wunsch nebst deiner Liberat /
Weil Euch der Höllen Mohr so sehr bezaubert hat /
Dem tollen Hyacinth / Riber / und Philippinen
Auch gleichfalls folgen nach auff Themis Folter-Bühnen!
Jhr Götter! Jch erstarr'! Hat dises Weibes-Bild /
Nachdem Sie seinen Sinn mit schnöder Brunst erfüllt /
Jhn Teuflisch auch gebracht umb die so theure Seele /
Und durch der Christen Schwarm gestürtzt in Plutons-Höle?
Kein Zweifel / Ferdinand wird seine Cron und Thron
Der Bröckin eignen zu nebst der Religion /
Denn keine Kette kan die Seelen mehr verbinden /
Alß wo sich Einigkeit des Glaubens läßt befinden.
Drumb Julian' ists Zeit zu rächen deine Schmach!
Die Götter geben Dir die Zucker-süße Rach
Jtzt selber an die Hand! Ja / ja Du solst erfahren
Untreuer Ferdinand / daß sich im Hofe pahren
Verrätherey und List! Jch wil dem König gleich
Entdecken meinen Schmertz / und daß dein Edles Reich
Ob deinem Abfall steh auff Bodem-losen Grunde.
O höchst-gewünschte Rach! O Freuden-volle Stunde!
Jdoch der König kömmt!! Wol! wol! Diß dint vor mich /
Buchempfehlung
1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.
220 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro