Das XXIX. Capitel.

Von Pestilentz / Sterbensnoth und schnellem Ende.

[347] Qvid mortalis homo jactaste, qvid ve superbis?

Cras forsan fies pulvis & umbra levis.


Zvr Zeit Constantini Copronymi Anno Christi 748. entstund eine solche Pest / daß die Patienten nicht anders dauchte / sie sehen Leute vor sich stehen / mit greulichen Gesichtern / so mit ihnen reden thäten Funeris hora latet. Stolter.

Anno Christi 1652. vielmehr aber 1653. hat die Pest in Pohlen viel 1000. Menschen hinweg gerissen wie auch zimlicher massen zu Dantzig und in Peussen / daß auch die Chur Brandeburgischen Räth von Königsberg sich anderweit in sicherheit begeben müssen. Sub cruce splendescit ritè probata fides. R. pagina 4.

Im October Anno Christi 1652. wurd zu Warsau in Pohlen eiferig verboten / daß kein Mensch aus einem inficirten Hauß sich auff die Gaß begeben solte / als nun ein armes Weib die höchste Noth trieb sich hinaus zu wagen / wurd sie mit Schrot durch[348] und durch geschossen / ja es musten viel Leut deßwegen hungers sterben / welchen man nichts zutrug / da sie sonst wol noch länger hätten leben können. R. pagina 12.


Ein Lafft / Staub / Bild / Glaß / Blum / Asch / Schatt /

Nichts ist ein Mensch ders Leben hat.


Anno Christi 654. und 682. graß / rete zu Constantinopel die Pest so hefftig / daß die Teuffel sich leibhafftig sehen liessen / gieng einer neben einem Engel in Jägers habit herumb und welche Häuser ihm der Engel zeigete / da schlug er an / und wie viel schläg er thäte / so viel Todte wurden darinnen gefunden. Palmerius.


Vita qvid est hominis nisi luctus, plena malorum.


Es meldet auch D. Gesnerus daß Anno Christi 788. feurige Drachen sind in Engelland herumb geflogen und die Leute grausamlich erschrecket haben. Avent. lib. 2. Nauclerus.

Ingleichen schreibet Evagrius daß eine Pest 52. Jahr nach einader in der Welt grassiret hab / ihm selbst sein Weib und Kinder dahin gerissen / und Gott hätte ihn wunderbarlich erhalten. Mors juvenes nulloque senes discrimine tellit. D. Gesn. pag. 47. Evagr.


[349] Tempora longa tibi noli promittere vitæ.


Anno Christi 1476. starb in der Türckey in der Stadt Alkair drey Monat lang / alle Tag in die 20000. Menschen. Münsterus lib. 5. pag. 174.

Anno Christi 1642. im Julio da der Bischoff und Hertzog in Francken zu Mittag zur Tafel gieng an einer Mitwoch / und er gleich Schreiben von seinem Herren Brudern empfieng / erbrach und lesen that /ließ er die Hände sincken / das Schreiben fallen und starb also vielleicht am Schlag jehling dahin. R. pagina 68.

Anno Christi 1649. fiel eine hefftige Pest in Engeland im Julio ein / daß täglich in Londen über 1000. Menschen dahin sturben / ausser was der Hunger noch darzu erwürgte. R. pag. 30.

Anno Christi 1651. sturbe in Pohlen die Haupt und Grentz Vestung Kaminiec Podolsk an der Pest fast gantz aus / ja im Reusisch Lemberg wolte von Land niemand mehr wegen der grossen Seuch sich hinein wagen. R. pag. 63.

Der Mensch ist wie ein Rauch / Dampff / Wasserblaß / Schatten / Traum / Spinneweb / zu dieser unserer zeit ist es ein grosses / wenn der Mensch kömpt auff das 70. oder 80. Jahr / ist rarum contingens, es sterben ihrer allzeit 20. oder 30. dahin / ehe einer solches alter erlanget. Der H. Hieronymus schreibet von[350] deß Menschen alter also: Æternitati comparata brevis est omnium temporam longitudo.

In Thracia sind Völcker gewesen die Thrausi genant / die haben den brauch gehabt / wenn ein Kind ist gebohren worden sind die nechsten Freund zusammen kommen / ümb es herumb gesessen und geweinet / und darbey erzehlet / was es vor Jammer / Noth und Trübnüß würde ausstehen müssen / so aber eines gestorben / haben sie den Leib mit Freuden spiel zu Grab getragen und darbey verkündiget / daß es zu einem guten End kommen sey. Münsterus lib. 4. pag. 1209.

Aesopus wurd zu Delphis von einem Felsen herab gestürtzet / weiln er deß Lands Sünde und Laster straffete. Zeitb. pag. 165.

Anno Christi 590. fielen die Leute wenn sie niesen thäten jehling darnieder und sturben / da hat Gregorius Magnus darwieder die Litaney zu singen angeordnet und als sie am Osterfest zum ersten mal gesungen wurde / fielen 80. Personen in der Kirchen unter dem niesen dahin und sturben / hernacher weiln dieses nicht halff / wurde das Marienbild auffgerichtet und geboten solches anzuruffen. Onuphrius. Sigonius. Zeitbuch. lib. 15. pagina 220. & 221. Item lib. 14. pagina 171.


Der Tod auch nichts acht grosser Herrn /

Denck nur niemand daß er sey fern.


[351] Anno Christi 1317. ward ümb Schmidberg in der Schlesien so groß sterben daß fünff Gruben gemachet wurden / darein in die 7805. todte geworffen wurden. Metbovius.

Anno Christi 1318. sturb es also hefftig zu Prag /daß die Menschen dahin fielen wie die Fliegen / war auch grosser Hunger. Hagecius.

Anno Christi 1349. sin zu Erfurth in 11. Gruben zwölff tausent todte geleget worden / hat auch diß Jahr Blut geregnet. Stumpfius.


Nichts einen Menschen klüger macht /

Als wenn er stets sein End betracht.


Vor Christi Geburt 427. ist zu Rom und Athen eine solche Seuch entstanden / daß viel Leut Sinnloß worden / ihnen selbsten Arm und Bein abgefressen haben oder ihnen verfaulet sind / und wann schon eines theils wieder auffkommen / haben sie dennoch solche Glieder abschneiden lassen müssen / viel haben sich in die Brünnen oder von den Bergen und Felsen aus Schmertzen hinunter gestürtzet. Qvippe valetudo est censu præstantior omni. Plutarchus. Thucydides lib. 2. Hippocrates lib. 3.

Im Jahr Christi 411. stund ein Stern am Himmel wie ein Schwert / darauff fiel eine Pest ein und gieng fast die gantze Welt hindurch. D. Conr. Diet. in Buß-Psalmen pag. 290.

[352] Anno Christi 539. zur Zeit Justiniani ist die Sonn ein gantz Jahr ohne allen Glantz schwärtzlich erschienen / darauff kam mit hauffen Krieg / Pest und Theurung. D. Conr. Diet.

Anno Christi 79. war zu Rom ein so erschreckliches Sterben / daß täglich in die zehen tausent Menschen dahin giengen. Chr. Lutheri.


Der Tod ist gewiß / das Stündelein

Niemand auff Erdn bekant mag seyn /

Drumb mach dich zum Abschied bereit /

Und denck / vielleicht sterb ich noch heut.


Keyser Severus starb im 65. Jahr seines alters zu Eborach in Britannien / da winselte er und sprach:


Ich bin gewesen alles zwar /

Was hilfft michs nun / nicht ümb ein Haar. Cær.


Anno Christi 654. stunden zu unterschiedenen Zeiten viel Regensbögen am Himmel / fiel auch Feuer vom Himmel / darauff erfolgete eine sehr grimmige Pest. Qvocunque ingrederis seqvitur mors corporis umbram. Chron. Lutheri.

Anno Christi 1006. lieff eine Theurung und Pest in alle Welt hindurch. Chr. Luth.

König Lotharius verstieß seine Gemahlin aus argwohn / als wenn sie mit leiblichen Bruder Blutschand[353] getrieben hätte / berheuerte auch solches hoch nebens seinen Fürsten / die er mit hatte zu Rom / aber Gott der zu dem rechten sihet / die unschuldigen errettet /schaffet es also / daß als er von Rom wieder auff dem heimwege ist / er plötzlich und jehling mit allen seinen bey sich habenden Fürsten dahin stirbt. Sigonius. Jovius. Terronius.

Viel Menschen sterben auch offtermals in ihrem Climacterico oder Stuffenjahr als sieben zu sieben /neun zu neun Jahren jehling und plötzlichen dahin /daß bißweilen auch wol Eltern mit theils Kindern /Mann mit Weib in ein Grab zusammen geleget werden / wie mit Herren Gallo und seinem Weib / Herren Wöckman und seinen Weib geschehen / auch wol in der Pest ein groß Hauß halten / mit Weib Kindern /Mann und Gesind alles auffgeht und im stich bleibt /daß es heist & genus ipsius perit ætque extingvitur omne, Gott helffe mir in meinem vier und funfftzigsten Jahr gnädig hindurch / davor ihm auch schuldiget Danck sol geliefert werden. Ast aliqvando malis bis succedent bonarursum.


Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 347-354.
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