Dritte Szene


[157] Straßburg.

Siegfrieds Herberge. Später Abend. Hinten Siegfrieds Schlafgemach. Edelknecht putzt einen Helm.


EDELKNECHT.

Verdammt! Schon morgen! Gestern war mirs recht!

Doch heute – – gar zu lieblich ist das Kind,

Das ich im Münster sah. Er hörts doch nicht?


Horcht am Schlafgemach.


O nein! Er schläft! Warum auch schäm ich mich?

Ich denke doch, wer mit zu Felde zieht,

Der darf wohl auch nach einem Mädchen schaun!

Wüßt ich nur, wo sie wohnt. Dann müßt er mir

An ihren Fenstern morgen mit vorbei,

Ich tummelte mein Roß, sie säh hinaus,

Ich grüßte sie, sie würde rot. Verdammt!

Heut trug ich just den alten Federhut,

Und in dem Helm hier, der so gut mir steht,

Wird sie mich nicht mehr sehn. Verzeih mirs Gott,

Ich wollt, er würde kränker, als er war,

Damit er bliebe!


Er legt den Helm weg und nimmt einen andern.


Nun den seinen noch.

Ein wenig nur! Denn ihm gilt alles gleich.[157]


Quelle:
Friedrich Hebbel: Werke. Band 1–5, Band 1, München 1963, S. 157-158.
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