[720] Erkerzimmer. Albrecht tritt mit Agnes ein. Der Kastellan folgt.
ALBRECHT zu Agnes, die einzutreten zaudert. Nun? Zum Kastellan. Also dies ist das Zimmer?
KASTELLAN. Dies ist das Zimmer!
ALBRECHT. Ein wahrer Lug ins Land!
KASTELLAN. Ja, von hier aus sieht man die Feinde zuerst, aber auch die Freunde. Das sagte die Hochselige, als sies zum ersten Mal betrat und gerade so, wie Ew. Gnaden jetzt, aufs Fenster zuging!
ALBRECHT. Wir hätten früher kommen sollen, nicht wahr, Alter, gleich nach der Ankunft? Denn ich merks wohl, daß meine Mutter dich ins Vertrauen gezogen hat!
KASTELLAN. Ei, ich brauchs nicht zu erfahren, warum das fünf Tage später geschieht, als sie erwartete! Ich weiß ohnedas was ich dem Burgwart und dem Kellermeister zu antworten hab, wenn sie die Köpfe noch einmal zusammenstecken sollten, denn Ew. Gnaden stehen jetzt darin, und also auch meine erlauchte Gebieterin Elisabeth von Württemberg, nunmehr von Baiern!
ALBRECHT. Deine Gebieterin gewiß, wenn auch nicht Elisabeth von Württemberg!
KASTELLAN. Nicht? Ich meinte doch! Anders freilich hätt ichs mir[720] vorgestellt! Wenn Fürstinnen im Heiligen Römischen Reich sonst ihren Brautzug hielten, meldete es ein Glockenturm dem andern durch fröhlich Geläut, die Fahnen flogen, die Trompeten schmetterten und bunte Herolde sprengten hin und her! Davon hat man diesmal nichts gemerkt: nun, Gott segne die Herzogin dieser Lande und die rechtmäßige Gemahlin meines Herrn! Ab.
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Agnes Bernauer
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