[571] ÄBTISSIN.
Daher kam's eben, daß er rasend ward.
Der gift'ge Lärm der eifersücht'gen Frau
Vergiftet mehr als toller Hunde Zahn.
Du hindertest durch Schelten seinen Schlaf,
Und davon hat sich sein Gehirn entzündet.
Mit deinem Tadel würztest du sein Mahl;
Gestörte Mahlzeit hindert das Verdaun,
Und daher rührt des Fiebers Raserei.
Denn was ist Fieber als ein Wahnsinnshauch?
Du störtest stets mit Schelten sein Ergötzen;
Erholung, die so süße! was wird draus,
Versperrt man ihr die Tür? Melancholie,
Die Blutsfreundin untröstlicher Verzweiflung,
Und hinter ihr ein ungeheures Heer
Von bleichen Kränklichkeiten, Lebensfeinden!
Beim Mahl, im Scherz, bei lebensnähr'nder Ruh'[571]
Gestöret stets, muß Mensch und Tier verrücken,
Und daraus folgt: vor deiner Eifersucht
Ergriff der Witz des Gatten hier die Flucht.
Die Irrungen (Akt V, Szene I)
Ausgewählte Ausgaben von
Shakespeares Mädchen und Frauen
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