|
1746 |
15. (oder 16.) Februar: Heinse wird als Johann Jakob Wilhelm Heintze in Langewiesen bei Ilmenau (Thüringen) als Sohn des Stadtschreibers und späteren Bürgermeisters Johann Nikolaus Heintze und seiner Ehefrau Barbara Katharina, geb. Jahn, geboren. Er wächst mit sieben Geschwistern in ärmlichen Verhältnissen auf und wird streng protestantisch erzogen. |
1760 |
Heinse besucht das Gymnasium in Schleusingen. |
1766 |
November: Immatrikulation in Jena zum Jurastudium, wo er jedoch auch Vorlesungen in Philosophie und Literatur hört. |
1768 |
Wechsel an die Universität Erfurt. |
1769 |
Christoph Martin Wieland kommt als Professor für Philosophie nach Erfurt. Er wird Heinses Vorbild und fördert seine literarischen Bemühungen. |
1770 |
Heinse wird Mitarbeiter der Zeitschrift »Thüringischer Zuschauer« und arbeitet als Übersetzer. |
1771 |
»Sinngedichte«. Herbst: Heinse bricht das Studium ab und reist mit zwei verabschiedeten Offizieren durch Süd- und Westdeutschland. |
1772 |
Sein Förderer Johann Wilhelm Ludwig Gleim verschafft ihm eine Stelle als Hauslehrer in Quedlinburg. |
1773 |
März: Umzug nach Halberstadt, dort enger Kontakt zu Gleim. Heinses zweibändige Übersetzung des »Satyricon« von Petronius erscheint unter dem Titel »Begebenheiten des Enkolp« mit dem fiktiven Verlagsort Rom (tatsächlich in Schwabach). »Die Kirschen« (Gedicht). |
1774 |
Mit Johann Georg Jacobi Umzug nach Düsseldorf, um dort als Redakteur an dessen Zeitschrift »Iris« zu arbeiten. Juli: Bekanntschaft mit Goethe. »Laidion oder die Elusinischen Geheimnisse«. Beginn der Tagebuch-Aufzeichnungen, in denen Heinse bis 1803 seine antiklerikalen und liberalen Überzeugungen, die er wegen seiner materiellen Abhängigkeit nicht öffentlich äußern kann, notiert. |
1775 |
»Erzählungen für junge Damen und Dichter gesammelt und mit Anmerkungen begleitet« (2 Bände). |
1776 |
Im »Teutschen Merkur« erscheinen die Briefe »Über einige Gemälde der Düsseldorfer Galerie«, in denen Heinse die Idee eines zeitlosen Schönheitsideals verwirft und am Beispiel Rubens seine Idee einer originellen, historisch und national geprägten Kunst erläutert (bis 1777). |
1777 |
Freundschaft mit Friedrich Maximilian Klinger. |
1780 |
Juni: Die Unterstützung Gleims und Jacobis ermöglicht Heinses Reise nach Italien. Dabei ist er die meiste Zeit zu Fuß unterwegs. Sein erstes Ziel ist Venedig, wohin er über die Schweiz, Marseille und Genua reist. |
1781 |
Weiterreise nach Florenz und Rom, wo er für eineinhalb Jahre bleibt und in dieser Zeit Umgang mit Maler Müller pflegt. Heinses Prosaübersetzung des von Torquato Tasso im 16. Jahrhundert verfaßten Epos »Das befreyte Jerusalem« erscheint (4 Bände). |
1782 |
Heinse reist weiter Richtung Süden nach Neapel. Heinses Übersetzung »Roland der Wüthende ein Heldengedicht« von Lodovico Ariost« (4 Bände, 1782–83) erscheint. |
1783 |
September: Rückkehr nach Düsseldorf. Beginn der Arbeiten am Hauptwerk, dem Roman »Ardinghello und die glückseligen Inseln«. Heinse konvertiert zum Katholizismus. |
1784 |
Reise nach Holland. |
1786 |
Heinse wird Vorleser des Erzbischofs und Kurfürsten von Mainz. |
1787 |
»Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Eine Italiänische Geschichte aus dem sechzehnten Jahrhundert« (2 Bände) erscheint. Von einem Ich-Erzähler und in Briefform wird von den Abenteuern des Dichters, Malers und Gelehrten Ardinghello erzählt, der wegen einer Familienfehde nach Italien fliehen muß und dort das Ideal natürlichen Lebens findet. Der Roman enthält viele kaum in den Handlungsverlauf integrierte Betrachtungen über Kunst und Philosophie, die sich durch die Verteidigung eines leidenschaftlichen Hedonismus und die Ablehnung von Konventionen in Kunst und Leben auszeichnen. Während Goethe und Schiller sich ablehnend über diesen ersten deutschen Künstlerroman äußern, finden später die Dichter des Jungen Deutschland hier einige ihrer Ideen vorweggenommen. |
1788 |
Heinse wird kurfürstlicher Hofrat und Privatbibliothekar in Mainz. |
1789 |
Reise nach Mannheim. |
1790 |
Sommeraufenthalt auf Schloß Ziegenberg. |
1792 |
Während der Mainzer Republik Umsiedlung nach Düsseldorf zu Jacobi. |
1794 |
Rückkehr nach Mainz. Dezember: Heinse siedelt mit der kurfürstlichen Bibliothek nach Aschaffenburg um. |
1795 |
Der Roman »Hildegard von Hohenthal« (3 Bände, 1795–96) erscheint. |
1796 |
Reise mit Friedrich Hölderlin und Susette Gontard nach Westfalen. |
1800 |
Sommer: Reise nach Franken. |
1803 |
22. Juni: Heinse stirbt in Aschaffenburg an den Folgen eines Schlaganfalls. »Anastasia und das Schachspiel. Briefe aus Italien« (2 Bände) erscheint. |
Buchempfehlung
Dem Mönch Medardus ist ein Elixier des Teufels als Reliquie anvertraut worden. Als er davon trinkt wird aus dem löblichen Mönch ein leidenschaftlicher Abenteurer, der in verzehrendem Begehren sein Gelübde bricht und schließlich einem wahnsinnigen Mönch begegnet, in dem er seinen Doppelgänger erkennt. E.T.A. Hoffmann hat seinen ersten Roman konzeptionell an den Schauerroman »The Monk« von Matthew Lewis angelehnt, erhebt sich aber mit seiner schwarzen Romantik deutlich über die Niederungen reiner Unterhaltungsliteratur.
248 Seiten, 9.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro