[79] S. die Kiämpe-Viiser. Koppenh. 1739. S. 160. Auch Briefe über Merkw. der Liter. B. 1. S. 110. Der Zauber des Originals ist unübersezbar.
Ich legte mein Haupt auf Elvershöh,
Mein' Augen begannen zu sinken,
Da kamen gegangen zwo Jungfraun schön,
Die thäten mir lieblich winken.
Die Eine, sie strich mein weisses Kinn,
Die zweite lispelt ins Ohr mir:
Steh auf, du muntrer Jüngling! auf!
Erheb', erhebe den Tanz hier!
Steh auf, du muntrer Jüngling, auf!
Erheb', erhebe den Tanz hier!
Meine Jungfraun soll'n dir Lieder singen,
Die schönsten Lieder zu hören.
Die Eine begann zu singen ein Lied,
Die Schönste aller Schönen;
Der brausende Strom, er floß nicht mehr,
Und horcht den süssen Tönen.
Der brausende Strom, er floß nicht mehr,
Stand still und horchte fühlend,
Die Fischlein schwammen in heller Fluth,
Mit ihren Feinden spielend.
Die Fischlein all' in heller Fluth,
Sie scherzten auf und nieder,
Die Vöglein all' im grünen Wald,
Sie hüpften, zirpten Lieder.
[79]
»Hör an, du muntrer Jüngling, hör an,
Willt du hier bei uns bleiben?
Wir wollen dich lehren das Runenbuch,
Und Zaubereien schreiben.
Ich will dich lehren, den wilden Bär
Zu binden mit Wort und Zeichen;
Der Drache, der ruht auf rothem Gold,
Soll schnell dir fliehn und weichen.«
Sie tanzten hin, sie tanzten her;
Zu buhlen ihr Herz begehrt«.
Der muntre Jüngling, er saß da,
Gestüzet auf sein Schwert.
»Hör an, du muntrer Jüngling, hör an:
Willt du nicht mit uns sprechen,
So reissen wir dir, mit Messer und Schwert,
Das Herz aus, uns zu rächen.«
Und da mein gutes, gutes Glück!
Der Hahn fing an zu kräh'n.
Ich wär sonst blieb'n auf Elvershöh,
Bei Elvers Jungfraun schön.
Drum rath ich jedem Jüngling,
Der zieht nach Hofe fein,
Er seze sich nicht auf Elvers Höh,
Allda zu schlummern ein.[80]
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Volkslieder
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