[11] Das Schlafzimmer der Feldmarschallin. Links im Alkoven das große zeltförmige Himmelbett. Neben dem Bett ein dreiteiliger chinesischer Wandschirm, hinter dem Kleider liegen. Ferner ein kleines Tischchen und ein paar Sitzmöbel. Auf einem kleinen Sofa links liegt ein Degen in der Scheide. Rechts große Flügeltüren in das Vorzimmer. In der Mitte kaum sichtbare kleine Türe in die Wand eingelassen. Sonst keine Türen. Zwischen dem Alkoven und der kleinen Türe stehen ein Frisiertisch und ein paar Armsessel an der Wand. Die Vorhänge des Bettes sind zurückgeschlagen. Octavian kniet auf einem Schemel vor dem Bett und hält die Feldmarschallin, die im Bett liegt, halb umschlungen. Man sieht ihr Gesicht nicht, sondern nur ihre sehr schöne Hand und den Arm, von dem das Spitzenhemd abfällt.
OCTAVIAN.
Wie du warst! Wie du bist!
Das weiß niemand, das ahnt keiner!
MARSCHALLIN richtet sich in den Kissen auf.
Beklagt Er sich über das, Quin-quin?
Möcht Er, daß viele das wüßten?
OCTAVIAN.
Engel! Nein! Selig bin ich,
daß ich der einzige bin, der weiß, wie du bist.
Keiner ahnt es! Niemand weiß es.
Du, du – was heißt das »du«? Was »du und ich«?
Hat denn das einen Sinn?
Das sind Wörter, bloße Wörter, nicht? Du sag!
Aber dennoch: Es ist etwas in ihnen:
ein Schwindeln, ein Ziehen, ein Sehnen, ein Drängen!
Wie jetzt meine Hand zu deiner Hand kommt,
das Zudirwollen, das Dichumklammern,
das bin ich, das will zu dir,
aber das Ich vergeht in dem Du,[11]
ich bin dein Bub – aber wenn mir dann Hören und Sehen vergeht –
wo ist dann dein Bub?
MARSCHALLIN leise.
Du bist mein Bub, du bist mein Schatz!
OCTAVIAN.
Warum ist Tag? Ich will nicht den Tag!
Für was ist der Tag! Da haben dich alle!
MARSCHALLIN lacht leise.
OCTAVIAN.
Lachst du mich aus?
MARSCHALLIN zärtlich.
Lach ich dich aus?
OCTAVIAN.
Engel!
MARSCHALLIN.
Schatz du, mein junger Schatz!
Ein feines Klingeln.
Horch!
OCTAVIAN.
Ich will nicht.
MARSCHALLIN.
Still, paß auf.
OCTAVIAN.
Ich will nichts hören! Was wirds denn sein?
Das Klingeln näher.
Sinds leicht Lauffer mit Briefen und Komplimenten?
Vom Saurau, vom Hartig, vom portugiesischen Envoyé?
Hier kommt mir keiner herein! Hier bin ich der Herr!
Die kleine Tür in der Mitte geht auf und ein kleiner Neger in Gelb, behängt mit silbernen Schellen, ein Präsentierbrett mit der Schokolade tragend, trippelt über die Schwelle.
MARSCHALLIN.
Schnell, da versteck Er sich, das Frühstück ists.
OCTAVIAN gleitet hinter den Schirm.
Die Tür hinter dem Neger wird von unsichtbaren Händen geschlossen.
[12]
MARSCHALLIN.
Schmeiß Er doch Seinen Degen hinters Bett.
Octavian fährt nach dem Degen und versteckt ihn.
Marschallin legt sich zurück, nachdem sie die Vorhänge zugezogen hat.
Der kleine Neger stellt das Servierbrett auf das kleine Tischchen, schiebt dieses nach vorne, rückt das Sofa hinzu, verneigt sich dann tief gegen das Bett, die kleinen Arme über die Brust gekreuzt. Dann tanzt er zierlich nach rückwärts, immer das Gesicht dem Bette zugewandt. An der Tür verneigt er sich nochmals und verschwindet.
Marschallin tritt zwischen den Bettvorhängen hervor. Sie hat einen leichten mit Pelz verbrämten Mantel umgeschlagen.
Octavian kommt zwischen der Mauer und dem Wandschirm hervor.
MARSCHALLIN.
Er Katzenkopf, Er unvorsichtiger!
Läßt man in einer Dame Schlafzimmer den Degen herumliegen?
Hat Er keine besseren Gepflogenheiten?
OCTAVIAN.
Wenn Ihr zu dumm ist, wie ich mich benehm,
und wenn Ihr abgeht, daß ich kein Geübter nicht in solchen Sachen bin,
dann weiß ich nicht, was Sie überhaupt an mir hat!
MARSCHALLIN zärtlich, auf dem Sofa.
Philosophier Er nicht, Herr Schatz, und komm Er her.
Jetzt wird gefrühstückt. Jedes Ding hat seine Zeit.
OCTAVIAN setzt sich dicht neben sie. Sie frühstücken sehr zärtlich. Octavian legt sein Gesicht auf ihr Knie. Sie streichelt sein Haar. Er blickt zu ihr auf. Leise.
Marie Theres!
MARSCHALLIN.
Octavian!
OCTAVIAN.
Bichette!
MARSCHALLIN.
Quin-quin![13]
OCTAVIAN.
Mein Schatz!
MARSCHALLIN.
Mein Bub!
Sie frühstücken.
OCTAVIAN lustig.
Der Feldmarschall sitzt im crowatischen Wald, und jagt auf Bären und Luchsen,
und ich sitz hier, ich junges Blut, und jag auf was?
Ich hab ein Glück, ich hab ein Glück!
MARSCHALLIN indem ein Schatten über ihr Gesicht fliegt.
Laß Er den Feldmarschall mit Ruh!
Mir hat von ihm geträumt.
OCTAVIAN.
Heut nacht hat dir von ihm geträumt? Heut nacht?
MARSCHALLIN.
Ich schaff mir meine Träum nicht an.
OCTAVIAN.
Heute nacht hat dir von deinem Mann geträumt?
MARSCHALLIN.
Mach Er nicht solche Augen. Ich kann nichts dafür.
Er war auf einmal wiederum zu Haus.
OCTAVIAN.
Der Feldmarschall?
MARSCHALLIN.
Es war ein Lärm im Hof von Pferd' und Leut' und er war da.
Vor Schreck war ich auf einmal wach, nein schau nur,
schau nur, wie kindisch ich bin: ich hör noch immer den Rumor im Hof.
Ich brings nicht aus dem Ohr. Hörst du leicht auch was?
OCTAVIAN.
Ja, freilich hör ich was, aber muß es denn dein Mann sein!
Denk dir doch, wo der ist: im Raitzenland,
noch hinterwärts von Esseg.
MARSCHALLIN.
Ist das sicher sehr weit?
Na dann wirds halt was anders sein. Dann is ja gut.[14]
OCTAVIAN.
Du schaust so ängstlich drein, Theres!
MARSCHALLIN.
Weiß Er, Quin-quin – wenn es auch weit ist –
der Herr Feldmarschall is halt sehr geschwind. Einmal –
OCTAVIAN eifersüchtig.
Was war einmal?
MARSCHALLIN zerstreut, horcht.
OCTAVIAN.
Was war einmal? Bichette!
Bichette, was war einmal?
MARSCHALLIN.
Ach sei Er gut, Er muß nicht alles wissen!
OCTAVIAN wirft sich auf das Sofa.
So spielt sie sich mit mir! Ich bin ein unglücklicher Mensch!
MARSCHALLIN horcht.
Jetzt trotz Er nicht. Jetzt gilts. Es is der Feldmarschall.
Wenn es ein Fremder wär, so wär der Lärm da drüben in meinem Vorzimmer!
Es muß mein Mann sein, der durch die Garderob herein will
und mit die Lakaien disputiert!
Quin-quin, es is mein Mann.
OCTAVIAN fährt nach seinem Degen und läuft gegen rechts.
MARSCHALLIN.
Nicht dort. Dort ist das Vorzimmer.
Da sitzen meine Lieferanten und ein halbes Dutzend Lakaien.
Da!
OCTAVIAN läuft hinüber zur kleinen Türe.
MARSCHALLIN.
Zu spät! Sie sind schon in der Garderob!
Jetzt bleibt nur eins!
Versteck dich! dort!
OCTAVIAN.
Ich spring ihm in den Weg! Ich bleib bei dir.
MARSCHALLIN.
Dort hinters Bett! Dort in die Vorhäng. Und rühr dich nicht![15]
OCTAVIAN zögernd.
Wenn er mich dort erwischt, was wird aus dir, Theres!
MARSCHALLIN flehend.
Versteck Er sich, mein Schatz.
OCTAVIAN beim Wandschirm.
Theres!
MARSCHALLIN ungeduldig aufstampfend.
Sei Er ganz still.
Mit blitzenden Augen.
Das möcht ich sehn,
ob einer sich dort hinüber traut, wenn ich hier steh.
Ich bin kein napolitanischer General: Wo ich steh, steh ich.
Geht energisch gegen die kleine Tür los. Horcht.
Sind brave Kerln, meine Lakaien. Wollen ihn nicht hereinlassen,
sagen, daß ich schlaf. Sehr brave Kerln!
Die Stimm?
Das is ja gar nicht die Stimm vom Feldmarschall!
Sie sagen »Herr Baron« zu ihm! Das ist ein Fremder.
Quin-quin, es ist ein Besuch!
Sie lacht.
Fahr Er schnell in seine Kleider,
aber bleib Er versteckt,
daß die Lakaien Ihn nicht sehen.
Die blöde, große Stimm müßt ich doch kennen.
Wer ist denn das? Herrgott, das ist der Ochs.
Das ist mein Vetter, der Lerchenau, der Ochs auf Lerchenau.
Was will denn der? Jesus Maria!
Sie muß lachen.
Quin-quin, hört Er, Quin-quin, erinnert Er sich nicht?
Sie geht ein paar Schritte nach links hinüber.
Vor fünf, sechs Tagen den Brief –
Wir sind im Wagen gesessen,
und einen Brief haben sie mir an den Wagenschlag gebracht.
Das war der Brief vom Ochs.[16]
Und ich hab keine Ahnung, was drin gestanden ist.
Lacht.
Daran ist Er alleinig schuld, Quin-quin.
STIMME DES HAUSHOFMEISTERS draußen.
Belieben Euer Gnaden in der Galerie zu warten!
STIMME DES BARONS draußen.
Wo hat Er Seine Manieren gelernt?
Der Baron Lerchenau antichambrieret nicht.
MARSCHALLIN.
Quin-quin, was treibt Er denn? Wo steckt Er denn?
OCTAVIAN in einem Frauenrock und Jäckchen, das Haar mit einem Schnupftuch und einem Bande, wie in einem Häubchen, tritt hervor, knixt.
Befehln fürstli' Gnadn, i bin halt noch nit recht lang in fürstli'n Dienst.
MARSCHALLIN.
Du, Schatz!
Und nicht einmal mehr als ein Bussl kann ich dir geben.
Küßt ihn schnell.
Er bricht mir ja die Tür ein, der Herr Vetter.
Mach Er, daß Er hinauskomm.
Schlief' Er frech durch die Lakaien durch.
Er ist ein blitzgescheiter Lump! Und komm Er wieder, Schatz.
Aber in Mannskleidern und durch die vordre Tür, wenns
Ihm beliebt.
Setzt sich, den Rücken gegen die Türe, und beginnt ihre Schokolade zu trinken. Octavian geht schnell gegen die kleine Türe und will hinaus. Im gleichen Augenblicke wird die Tür aufgerissen und Baron Ochs, den die Lakaien vergeblich abzuhalten suchen, tritt ein. Octavian, der mit gesenktem Kopf rasch entwischen wollte, stößt mit ihm zusammen.
Octavian drückt sich verlegen an die Wand links von der Türe. Drei Lakaien sind gleichzeitig mit dem Baron eingetreten, stehen ratlos.
DER BARON mit Grandezza zu den Lakaien.
Selbstverständlich empfängt mich Ihre Gnaden.
Er geht nach vorne, die Lakaien zu seiner Linken suchen ihm den Weg zu vertreten.
[17]
DER BARON zu Octavian mit Interesse.
Pardon, mein hübsches Kind!
OCTAVIAN dreht sich verlegen gegen die Wand.
DER BARON mit Grazie und Herablassung.
Ich sag: Pardon, mein hübsches Kind.
MARSCHALLIN sieht über die Schulter, steht dann auf, kommt dem Baron entgegen.
DER BARON galant zu Octavian.
Ich hab Ihr doch nicht ernstlich weh getan?
DIE LAKAIEN zupfen den Baron.
Ihre fürstliche Gnaden!
DER BARON macht die französische Reverenz mit zwei Wiederholungen.
MARSCHALLIN.
Euer Liebden sehen vortrefflich aus.
DER BARON verneigt sich nochmals, dann zu den Lakaien.
Sieht Er jetzt wohl, daß Ihre Gnaden entzückt ist, mich zu sehen?
Auf die Marschallin zu, mit weltmännischer Leichtigkeit, indem er ihr die Hand reicht und sie vorführt.
Und wie sollte Euer Gnaden nicht.
Was tut die frühe Stunde unter Personen von Stand?
Hab ich nicht seinerzeit wahrhaftig Tag für Tag
unserer Fürstin Brioche meine Aufwartung gemacht,
da sie im Bad gesessen ist,
mit nichts als einem kleinen Wandschirm zwischen ihr und mir.
Ich muß mich wundern,
Zornig umschauend.
wenn Euer Gnaden Livree –
MARSCHALLIN.
Verzeihen Sie,
man hat sich betragen, wie es befohlen,
ich hatte diesen Morgen die Migräne.
Auf einen Wink der Marschallin haben die Lakaien ein kleines Sofa und einen Armstuhl nach vorne gebracht und sind dann abgegangen.
Der Baron sieht öfters nach rückwärts.
[18]
Octavian ist an der Wand gegen den Alkoven hin geschlichen, macht sich möglichst unsichtbar beim Bett zu schaffen.
Marschallin setzt sich auf das Sofa, nachdem sie dem Baron den Platz auf dem Armstuhl angeboten hat.
DER BARON versucht sich zu setzen, äußerst okkupiert von der Anwesenheit der hübschen Kammerzofe. Für sich.
Ein hübsches Kind! Ein gutes, sauberes Kinderl!
MARSCHALLIN aufstehend, ihm zeremoniös aufs neue seinen Platz anbietend.
Ich bitte, Euer Liebden.
DER BARON setzt sich zögernd und bemüht sich, der hübschen Zofe nicht völlig den Rücken zu kehren.
MARSCHALLIN.
Ich bin auch jetzt noch nicht ganz wohl.
Der Vetter wird darum vielleicht die Gnade haben –
DER BARON.
Natürlich.
Er dreht sich um, um Octavian zu sehen.
MARSCHALLIN.
Meine Kammerzofe, ein junges Kind vom Lande.
Ich muß fürchten, sie inkommodiert Euer Liebden.
DER BARON.
Ganz allerliebst! Wie? Nicht im geringsten! Mich? Im Gegenteil!
Er winkt Octavian mit der Hand, dreht sich dann zur Marschallin.
Euer Gnaden werden vielleicht verwundert sein,
daß ich als Bräutigam
Sieht sich um.
indes – inzwischen –
MARSCHALLIN.
Als Bräutigam?
DER BARON.
Ja, wie Euer Gnaden denn doch wohl aus meinem Brief genugsam –
ein Grasaff, appetitlich, keine fünfzehn Jahr!
MARSCHALLIN.
Der Brief, natürlich, ja, der Brief, wer ist denn nur die Glückliche,
ich habe den Namen auf der Zunge.[19]
DER BARON.
Wie?
Nach rückwärts.
Pudeljung! Gesund! Gewaschen! Allerliebst!
MARSCHALLIN.
Wer ist nur schnell die Braut?
DER BARON.
Das Fräulein Faninal. Ich hab Euer Gnaden den Namen nicht verheimlicht.
MARSCHALLIN.
Natürlich! Wo habe ich meinen Kopf. Bloß die Familie. Sinds keine Hiesigen?
OCTAVIAN macht sich mit dem Servierbrett zu tun, wodurch er noch mehr hinter den Rücken des Barons kommt.
DER BARON.
Jawohl, Euer Gnaden, es sind Hiesige.
Ein durch die Gnade Ihrer Majestät Geadelter.
Er hat die Lieferung für die Armee, die in den Niederlanden steht.
MARSCHALLIN bedeutet Octavian ungeduldig mit den Augen, er soll sich fortmachen.
DER BARON mißversteht ihre Miene völlig.
Ich seh, Euer Gnaden runzeln Dero schöne Stirn ob der Mesalliance.
Allein, daß ich es sag, das Mädchen ist für einen Engel hübsch genug.
Kommt frischwegs aus dem Kloster. Ist das einzige Kind.
Dem Mann gehören zwölf Häuser auf der Wied'n, nebst dem Palais am Hof,
und seine Gesundheit soll nicht die beste sein.
MARSCHALLIN.
Mein lieber Vetter, ich kapier schon, wieviels geschlagen hat.
Winkt Octavian, den Rückzug zu nehmen.
DER BARON.
Und mit Verlaub von Euer fürstlichen Gnaden,
ich dünke mir guts adeliges Blut genug im Leib zu haben für ihrer Zwei.[20]
Man bleibt doch schließlich, was man ist, corpo di Bacco!
Den Vortritt, wo er ihr gebührt, wird man der Frau Gemahlin
noch zu verschaffen wissen, und was die Kinder anlangt, wenn sie denen
den goldnen Schlüssel nicht konzedieren werden – va bene!
Werden sich mit den zwölf eisernen Schlüsseln
zu den zwölf Häusern auf der Wied'n zu getrösten wissen.
MARSCHALLIN.
Gewiß! O sicherlich, dem Vetter seine Kinder,
die werden keine Don Quixotten sein!
OCTAVIAN will mit dem Servierbrett rückwärts vorbei zur Türe hin.
DER BARON.
Warum hinaus die Schokolad! Geruhen nur!
Da! Pst, wieso denn!
OCTAVIAN steht unschlüssig, das Gesicht abgewendet.
MARSCHALLIN.
Fort, geh Sie nur!
DER BARON.
Wenn ich Euer Gnaden gesteh,
daß ich noch so gut wie nüchtern bin.
MARSCHALLIN resigniert.
Mariandl, komm Sie her. Servier Sie Seiner Liebden.
OCTAVIAN kommt, serviert.
DER BARON nimmt eine Tasse, bedient sich.
So gut wie nüchtern, Euer Gnaden. Sitz im Reisewagen seit fünf Uhr früh.
Leise.
Recht ein gestelltes Ding! Bleib Sie dahier, mein Herz. Ich hab Ihr was zu sagen.
Meine ganze Livree, Stallpagen, Jäger, alles –
Er frißt.
alles unten im Hof zusamt meinem Almosenier –
MARSCHALLIN zu Octavian.
Geh Sie nur.[21]
DER BARON.
Hat Sie doch ein Biskoterl? Bleib Sie doch!
Leise.
Sie ist ein süßer Engelsschatz, ein sauberer.
Zur Marschallin.
Sind auf dem Wege zum »Weißen Roß«,
wo wir logieren, heißt bis übermorgen –
Halblaut.
Ich gäb was Schönes drum, mit Ihr –
Zur Marschallin sehr laut.
bis übermorgen –
Schnell zu Octavian.
– unter vier Augen zu scharmutzieren, wie?
MARSCHALLIN muß lachen über Octavians freches Komödienspiel.
DER BARON.
Dann ziehen wir ins Palais von Faninal.
Natürlich muß ich vorher den Bräutigamsaufführer –
Nach rückwärts, wütend.
will Sie denn nicht warten? –
an die wohlgeborne Jungfer Braut deputieren,
der die silberne Rose überbringt
nach der hochadeligen Gepflogenheit.
MARSCHALLIN.
Und wen von der Verwandtschaft haben Euer Liebden
für dieses Ehrenamt sich ausersehen?
DER BARON.
Die Begierde, darüber Euer Gnaden Ratschlag einzuholen,
hat mich so kühn gemacht, in Reisekleidern bei Dero heutigem Lever –
MARSCHALLIN.
Von mir?
DER BARON.
Gemäß brieflich in aller Devotion getaner Bitte.
Ich bin doch nicht so unglücklich mit dieser devotesten Supplik Dero Mißfallen –
Lehnt sich zurück.
Sie könnte aus mir machen, was Sie wollte.
Sie hat das Zeug dazu![22]
MARSCHALLIN.
Wie denn, natürlich! Einen Aufführer
für Euer Liebden ersten Bräutigamsbesuch,
aus der Verwandtschaft – wen denn nur? Ich werde –
den Vetter Jörger? Wie? Den Vetter Lamberg?
DER BARON.
Dies liegt in Euer Gnaden allerschönsten Händen.
MARSCHALLIN.
Ganz gut. Will Er mit mir zu Abend essen, Vetter?
Sagen wir morgen, will Er? Dann proponier ich Ihm einen.
DER BARON.
Euer Gnaden sind die Herablassung selber.
MARSCHALLIN will aufstehen.
Indes –
DER BARON halblaut.
Daß Sie mir wiederkommt! Ich geh nicht eher fort!
MARSCHALLIN für sich.
Oho!
Laut.
Bleib Sie nur da! Kann ich dem Vetter
für jetzt noch dienlich sein?
DER BARON.
Ich schäme mich bereits.
An Euer Gnaden Notari eine Rekommandation
wär mir lieb.
Es handelt sich um den Ehevertrag.
MARSCHALLIN.
Mein Notari kommt öfters des Morgens. Schau Sie doch, Mariandel,
ob er nicht in der Antichambre ist und wartet.
DER BARON.
Wozu das Kammerzofel?
Euer Gnaden beraubt sich der Bedienung
um meinetwillen!
Hält sie auf.
MARSCHALLIN.
Laß Er doch, Vetter, sie mag ruhig gehen.[23]
DER BARON.
Das geb ich nicht zu. Bleib Sie dahier zu Ihrer Gnaden Wink.
Es kommt gleich wer von der Livree herein,
ich ließ ein solches Goldkind, meiner Seel,
nicht unter das infame Lakaienvolk.
Streichelt sie.
MARSCHALLIN.
Euer Liebden sind allzu besorgt.
Der Haushofmeister tritt ein.
DER BARON.
Da, hab ichs nicht gesagt?
Er wird Euer Liebden zu melden haben.
MARSCHALLIN zum Haushofmeister.
Struhan, hab ich meinen Notari in der Vorkammer warten?
HAUSHOFMEISTER.
Fürstliche Gnaden haben den Notari,
dann den Verwalter, dann den Kuchelchef,
dann, von Exzellenz Silva hergeschickt,
ein Sänger mit einem Flötisten.
Ansonsten das gewöhnliche Bagagi.
DER BARON hat seinen Stuhl hinter den breiten Rücken des Haushofmeisters geschoben, ergreift zärtlich die Hand der vermeintlichen Zofe.
Hat Sie schon einmal
mit einem Kavalier im Tête-à-tête
zu Abend 'gessen?
OCTAVIAN tut sehr verlegen.
DER BARON.
Nein? Da wird Sie Augen machen.
OCTAVIAN leise, verschämt.
I weiß halt nit; ob i dös derf.
Marschallin, dem Haushofmeister unaufmerksam zuhörend, beobachtet die beiden, muß leise lachen.
Haushofmeister verneigt sich, tritt zurück, wodurch die Gruppe für den Blick der Marschallin frei wird.
[24]
MARSCHALLIN zum Haushofmeister.
Warten lassen.
HAUSHOFMEISTER ab.
DER BARON setzt sich möglichst unbefangen zurecht und nimmt eine gravitätische Miene an.
MARSCHALLIN lachend.
Der Vetter ist, ich seh, kein Kostverächter.
DER BARON erleichtert.
Mit Euer Gnaden ist man frei daran. Da gibts keine Flausen, keine Etikette!
keine spanische Tuerei!
Er küßt der Marschallin die Hand.
MARSCHALLIN amüsiert.
Aber wo Er doch ein Bräutigam ist?
DER BARON halb aufstehend, ihr genähert.
Macht das einen lahmen Esel aus mir?
Bin ich da nicht wie ein guter Hund auf einer guten Fährte?
Und doppelt scharf auf jedes Wild nach links, nach rechts!
MARSCHALLIN.
Ich seh, Euer Liebden betreiben es als Profession.
DER BARON stehend.
Das will ich meinen,
Wüßte nicht, welche mir besser behagen könnte.
Ich muß Euer Gnaden sehr bedauern,
daß Euer Gnaden nur – wie drück ich mich aus –
nur die verteidigenden Erfahrungen besitzen!
Parole d'honneur! Es geht nichts über die von der anderen Seite!
MARSCHALLIN lacht.
Ich glaub ihm schon, daß die sehr mannigfaltig sind.
DER BARON.
Soviel Zeiten das Jahr, soviel Stunden der Tag, da ist keine –
MARSCHALLIN.
Keine?
DER BARON.
Wo nicht –
MARSCHALLIN.
Wo nicht?[25]
DER BARON.
Wo nicht dem Knaben Kupido
ein Geschenkerl abzulisten wäre.
Dafür ist man kein Auerhahn und kein Hirsch,
sondern ist man der Herr der Schöpfung,
daß man nicht nach dem Kalender forciert ist, halten zu Gnaden!
Zum Exempel der Mai ist recht lieb für verliebte Geschäft',
das weiß jedes Kind,
aber ich sage:
Schöner ist Juni, Juli, August.
Da hats Nächte!
Da ist bei uns da droben so ein Zuzug
von jungen Mägden aus dem Böhmischen herüber:
Zur Ernte kommen sie und sind ansonsten anstellig und gut –
Ihrer zwei, dreie halt ich oft
bis im November mir im Haus,
dann erst schick ich sie heim.
Und wie sich das mischt,
das junge runde böhmische Völkel,
süß und schwer,
mit denen von uns, dem deutschen Schlag,
der scharf ist und herb wie ein Retzer Wein.
Wie sich das miteinander mischen tut!
Und überall steht was und lauert und rutscht durch den
Gattern
und schlieft zueinander und liegt beieinander
und überall singt was
und schupft was die Hüften
und melkt was
und mäht was
und planscht und plätschert was im Bach und in der Pferdeschwemm.
MARSCHALLIN.
Und Er ist überall dahinter her?
DER BARON.
Wollt ich könnt sein wie Jupiter selig[26]
in tausend Gestalten,
wär Verwendung für jede.
MARSCHALLIN.
Wie, auch für den Stier? So grob will Er sein?
DER BARON.
Je nachdem! alls je nachdem!
Das Frauenzimmer hat gar vielerlei Arten,
wie es will genommen sein.
Da kenn ich mich aus, halten zu Gnaden!
Da ist das arme Waserl,
steht da, als könnt sie nicht bis fünfe zählen,
und ist, halten zu Gnaden, schon die Rechte, wenns drauf ankommt.
Und da ist, die kichernd und schluchzend den Kopf verliert,
die hab ich gern!
Und die herentgegen,
der sitzt im Aug ein kalter, harter Satan,
aber trifft sich schon ein Stündl, wo so ein Aug ins Schwimmen kommt.
Und wenn derselbige innerliche Satan läßt erkennen,
daß jetzt bei ihm Matthäi am letzten ist,
gleich einem abgeschlagenen Karpfen,
das ist schon, mit Verlaub, ein feines Stück.
Kann nicht genug dran kriegen!
MARSCHALLIN.
Er selber ist ein Satan, meiner Seel!
DER BARON.
Und wäre eine, haben die Gnad,
die keiner anschaut
im schmutzigen Kittel, haben die Gnad, schlumpt sie daher,
hockt in der Aschen hinterm Herd,
die wo einer zur richtigen Stund sie angeht,
die hats in sich! Die hats in sich!
Ein solches Staunen! gar nicht Begreifenkönnen!
und Angst! und auf die letzt so eine rasende Seligkeit,
daß sich der Herr, der gnädige Herr!
herabgelassen gar zu ihrer Niedrigkeit.[27]
MARSCHALLIN.
Er weiß mehr als das ABC.
DER BARON.
Da gibt es, die wollen beschlichen sein,
sanft wie der Wind das frisch gemähte Heu beschleicht.
Und welche – da gilts,
wie ein Luchs hinterm Rücken heran
und den Melkstuhl gepackt,
daß sie taumelt und hinschlägt!
Muß halt ein Heu in der Nähe dabei sein.
MARSCHALLIN.
Nein! Er agiert mir gar zu gut!
Laß Er mir doch das Kind!
DER BARON nimmt wieder würdevolle Haltung an.
Geben mir Euer Gnaden den Grasaff da
zu meiner künftgen Frau Gemahlin Bedienung.
MARSCHALLIN.
Wie, meine Kleine da? Was sollte die?
Die Fräulein Braut wird schon versehen sein
und nicht anstehn auf Euer Liebden Auswahl.
DER BARON.
Das ist ein feines Ding! Kreuzsakerlott!
Da ist ein Tropf gutes Blut dabei!
MARSCHALLIN.
Euer Liebden haben ein scharfes Auge!
DER BARON.
Geziemt sich.
Vertraulich.
Find in der Ordnung, daß Personen von Stand in solcher Weise von adeligem Blut bedienet werden,
führe selbst ein Kind meiner Laune mit mir.
MARSCHALLIN.
Wie? Gar ein Mädel? Das will ich nicht hoffen!
DER BARON.
Nein, einen Sohn: trägt lerchenauisches Gepräge im Gesicht.
Halt ihn als Leiblakai.
Wenn Euer Gnaden dann werden befehlen,[28]
daß ich die silberne Rosen darf Dero Händen übergeben,
wird er es sein, der sie heraufbringt.
MARSCHALLIN.
Soll mich recht freuen. Aber wart Er einmal. Mariandel!
DER BARON.
Geben mir Euer Gnaden das Zofel! Ich laß nicht locker.
MARSCHALLIN.
Ei! Geh Sie und bring Sie doch das Medaillon her.
OCTAVIAN leise.
Theres! Theres, gib acht!
MARSCHALLIN ebenso.
Brings nur schnell! Ich weiß schon, was ich tu.
DER BARON Octavian nachsehend.
Könnt eine junge Fürstin sein.
Hab vor, meiner Braut eine getreue Kopie
meines Stammbaumes zu spendieren
nebst einer Locke vom Ahnherrn Lerchenau, der ein großer Klosterstifter war
und Obersterblandhofmeister in Kärnten
und in der Windischen Mark.
OCTAVIAN bringt das Medaillon.
MARSCHALLIN.
Wollen Euer Gnaden leicht den jungen Herrn da
als Bräutigamsaufführer haben?
DER BARON.
Bin ungeschauter einverstanden.
MARSCHALLIN.
Mein junger Vetter, der Graf Octavian.
DER BARON.
Octavian –
MARSCHALLIN.
Rofrano, des Herrn Marchese zweiter Bruder.
DER BARON.
Wüßte keinen vornehmeren zu wünschen!
Wär in Devotion dem jungen Herrn sehr verbunden!
MARSCHALLIN.
Seh Er ihn an!
Hält ihm das Medaillon hin.
[29]
DER BARON sieht bald auf das Medaillon, bald auf die Zofe.
Die Ähnlichkeit!
MARSCHALLIN.
Ja, ja.
DER BARON.
Aus dem Gesicht geschnitten!
MARSCHALLIN.
Hab mir auch schon Gedanken gemacht.
DER BARON.
Rofrano! Da ist man wer, wenn man aus solchem Haus!
und wärs auch bei der Domestikentür.
MARSCHALLIN.
Darum halt ich sie auch wie was Besonderes.
DER BARON.
Geziemt sich.
MARSCHALLIN.
Immer um meine Person.
DER BARON.
Sehr wohl.
MARSCHALLIN.
Jetzt aber geh Sie, Mariandel, mach Sie fort.
DER BARON.
Wie denn? Sie kommt doch wieder?
MARSCHALLIN überhört ihn absichtlich.
Und laß Sie die Antichambre herein.
OCTAVIAN geht gegen die Flügeltür rechts.
DER BARON ihm nach.
Mein schönstes Kind!
OCTAVIAN an der Türe rechts.
Derfts eina gehn!
Läuft nach der anderen Türe.
DER BARON ihm nach.
Ich bin Ihr Serviteur! Geb Sie doch einen Augenblick Audienz.
OCTAVIAN schlägt ihm die kleine Tür vor der Nase zu.
I komm glei.
Im gleichen Augenblick tritt eine alte Kammerfrau durch die gleiche Türe ein. Baron zieht sich enttäuscht zurück. Zwei Lakaien[30] kommen von rechts
herein, bringen einen Wandschirm aus dem Alkoven. Die Marschallin tritt hinter den Wandschirm, die alte Kammerfrau mit ihr. Der Frisiertisch wird vorgeschoben in die Mitte. Lakaien öffnen die Flügeltüren rechts. Es treten ein: der Notar, der Küchenchef, hinter diesen ein Küchenjunge, der das Menübuch trägt. Dann die Marchande de Modes, ein Gelehrter mit einem Folianten und der Tierhändler mit winzig kleinen Hunden und einem Äffchen. Valzacchi und Annina hinter diesen rasch gleitend, nehmen den vordersten Platz links ein. Die adelige Mutter mit ihren drei Töchtern, alle in Trauer, stellen sich an den rechten Flügel. Der Haushofmeister führt den Tenor und den Flötisten nach vorne. Baron, rückwärts, winkt einen Lakaien zu sich, gibt ihm einen Auftrag, zeigt: »Hier durch die Hintertür.«
DIE DREI ADELIGEN TÖCHTER indem sie niederknien.
Drei arme adelige Waisen
erflehen Dero hohen Schutz!
MARCHANDE DE MODES.
Le Chapeau Paméla! La poudre à la reine de Golconde!
DER TIERHÄNDLER.
Schöne Affen, wenn Durchlaucht schaffen,
auch Vögel hab ich da, aus Afrika.
DIE DREI WAISEN.
Der Vater ist jung auf dem Felde der Ehre gefallen,
ihm dieses nachzutun, ist unser Herzensziel.
MARCHANDE DE MODES.
Le chapeau Paméla! C'est la merveille du monde!
TIERHÄNDLER.
Papageien hätt ich da
Aus Indien und Afrika.
Hunderln so klein
und schon zimmerrein.
Marschallin tritt hervor, alles verneigt sich tief.
Baron ist links vorgekommen.
MARSCHALLIN.
Ich präsentier Euer Liebden hier den Notar.
Notar tritt mit Verneigung gegen den Frisiertisch, wo sich die Marschallin niedergelassen, zum Baron links. Marschallin winkt[31] die jüngste der drei Waisen zu sich, läßt sich vom Haushofmeister einen Geldbeutel reichen, gibt ihn dem Mädchen, indem sie es auf die Stirne küßt. Gelehrter will vortreten, seinen Folianten überreichen. Valzacchi springt vor, drängt ihn zur Seite.
VALZACCHI ein schwarzgerändertes Zeitungsblatt hervorziehend.
Die swarze Seitung! Fürstlike Gnade!
alles 'ier ge'eim gesrieben!
nur für 'ohe Persönlikeite!
eine Leikname in 'interkammer
von eine gräflike Palais!
ein Bürgersfrau mit der amante
vergiften der Hehemann!
diese Nackt um dreie Huhr!
MARSCHALLIN.
Laß Er mich mit dem Tratsch in Ruh!
VALZACCHI.
In Gnaden!
tutte quante Vertraulikeite
aus die große Welt!
MARSCHALLIN.
Ich will nix wissen!
Valzacchi mit bedauernder Verbeugung springt zurück. Die drei Waisen, zuletzt auch die Mutter, haben der Marschallin die Hand geküßt.
DIE DREI WAISEN zum Abgehen rangiert.
Glück und Segen allerwegen
Euer Gnaden hohem Sinn!
Eingegraben steht erhaben
er in unsern Herzen drin!
Gehen ab samt der Mutter.
Der Friseur tritt hastig auf, der Gehilfe stürzt ihm mit fliegenden Rockschößen nach. Der Friseur faßt
die Marschallin ins Auge; verdüstert sich, tritt zurück; er studiert ihr heutiges Aussehen. Der Gehilfe indessen packt aus, am Frisiertisch. Der Friseur schiebt einige Personen zurück, sich Spielraum zu schaffen. Nach einer kurzen Überlegung ist sein Plan gefaßt, er eilt mit Entschlossenheit auf die Marschallin zu, beginnt zu frisieren. Ein Lauffer in Rosa, Schwarz und Silber tritt auf, überbringt ein Billett. Haushofmeister mit Silbertablett ist schnell zur Hand, präsentiert[32] es der Marschallin. Friseur hält inne, sie lesen zu lassen. Gehilfe reicht ihm ein neues Eisen. Friseur schwenkt es: es ist zu heiß. Gehilfe reicht ihm, nach fragendem Blick auf die Marschallin, die nickt, das Billett, das er lächelnd verwendet, um das Eisen zu kühlen. Gleichzeitig hat sich der Sänger in Position gestellt, hält das Notenblatt. Flötist sieht ihm, begleitend, über die Schultern.
Drei Lakaien haben rechts ganz vorne Stellung genommen, andere stehen im Hintergrund.
DER SÄNGER.
Di rigori armato il seno
Contro amor mi ribellai
Ma fui vinto in un baleno
In mirar due vaghi rai.
Ahi! che resiste puoco
Cor di gelo a stral di fuoco.
Der Friseur übergibt dem Gehilfen das Eisen und applaudiert dem Sänger. Dann fährt er im Arrangement des Lockenbaues fort.
Ein Bedienter hat indessen bei der kleinen Tür den Kammerdiener des Barons, den Almosenier und den Jäger eingelassen.
Es sind drei bedenkliche Gestalten. Der Kammerdiener ist ein junger, großer Lümmel, der dumm und frech aussieht. Er trägt unter dem Arm ein Futteral aus rotem Saffian. Der Almosenier ist ein verwilderter Dorfkooperator, ein vier Schuh hoher, aber stark und verwegen aussehender Gnom. Der Leibjäger mag, bevor er in die schlecht sitzende Livree gesteckt wurde, Mist geführt haben. Der Almosenier und der Kammerdiener scheinen sich um den Vortritt zu streiten und steigen einander auf die Füße. Sie steuern längs der linken Seite auf ihren Herrn zu, in dessen Nähe sie haltmachen.
DER BARON sitzend zum Notar, der vor ihm steht, seine Weisungen entgegennimmt.
Als Morgengabe – ganz separatim jedoch
und vor der Mitgift – bin ich verstanden, Herr Notar? –
kehrt Schloß und Herrschaft Gaunersdorf an mich zurück!
Von Lasten frei und ungemindert an Privilegien,
so wie mein Vater selig sie besessen hat.[33]
NOTAR kurzatmig.
Gestatten Hochfreiherrliche Gnaden die submisseste Belehrung,
daß eine Morgengabe wohl vom Gatten an die Gattin,
nicht aber von der Gattin an den Gatten
bestellet oder stipuliert zu werden fähig ist.
DER BARON.
Das mag wohl sein.
NOTAR.
Dem ist so –
DER BARON.
Aber im besondren Fall –
NOTAR.
Die Formen und die Präskriptionen kennen keinen Unterschied.
DER BARON schreit.
Haben ihn aber zu kennen!
NOTAR erschrocken.
In Gnaden!
DER BARON wieder leise, aber eindringlich und voll hohen Selbstgefühls.
Wo eines hochadeligen Hauses blühender Sproß sich herabläßt,
im Ehebette einer so gut als bürgerlichen Mamsell Faninal
– bin ich verstanden? – acte de présence zu machen
vor Gott und der Welt und sozusagen
angesichts Kaiserlicher Majestät –
da wird, corpo di Bacco! von Morgengabe
als geziemendem Geschenk dankbarer Devotion
für die Hingab so hohen Blutes
sehr wohl die Rede sein.
Sänger macht Miene, wieder anzufangen, wartet noch, bis der Baron still wird.
NOTAR zum Baron leise.
Vielleicht, daß man die Sache separatim –
DER BARON leise.
Er ist ein schmählicher Pedant: als Morgengabe will ich das Gütel![34]
NOTAR ebenso.
Als einen wohl verklausulierten Teil der Mitgift –
DER BARON halblaut.
Als Morgengabe! geht das nicht in Seinen Schädel!
NOTAR ebenso.
Als eine Schenkung inter vivos oder –
DER BARON schreiend.
Als Morgengabe!
DER SÄNGER während des Gesprächs der beiden.
Ma si caro è'l mio tormento
Dolce è si la piaga mia
Ch'il penare è mio contento
E 'l sanarmi è tirannia.
Ahi! che resiste puoco –
Hier erhebt der Baron seine Stimme so, daß der Sänger jäh abbricht, desgleichen die Flöte.
Notar zieht sich erschrocken in die Ecke zurück.
Marschallin winkt den Sänger zu sich, reicht ihm die Hand zum Kuß. Sänger nebst Flöte ziehen sich unter tiefen Verbeugungen zurück.
Der Baron tut, als ob nichts geschehen wäre, winkt dem Sänger leutselig zu, tritt dann zu seiner Dienerschaft; streicht dem Leiblakai die bäurisch in die Stirn gekämmten Haare hinaus; geht dann, als suchte er jemand, zur kleinen Tür, öffnet sie, spioniert hinaus, ärgert sich, daß die Zofe nicht zurückkommt; ärgert sich, schnüffelt gegens Bett, schüttelt den Kopf, kommt wieder vor.
MARSCHALLIN sieht sich in dem Handspiegel, halblaut.
Mein lieber Hippolyte,
heut haben Sie ein altes Weib aus mir gemacht!
Der Friseur, mit Bestürzung, wirft sich fieberhaft auf den Lockenbau der Marschallin und verändert ihn aufs neue. Das Gesicht der Marschallin bleibt traurig.
MARSCHALLIN über die Schulter zum Haushofmeister.
Abtreten die Leut!
Vier Lakaien, eine Kette bildend, schieben die aufwartenden Personen zur Tür hinaus, die sie dann verschließen.
Valzacchi, hinter ihm Annina, haben sich im Rücken aller rings um die Bühne zum Baron hinübergeschlichen und präsentieren sich ihm mit übertriebener Devotion. Baron tritt zurück.
[35]
VALZACCHI.
Ihre Gnade sukt etwas. Ik seh.
Ihre Gnade 'at ein Bedürfnis.
Ik kann dienen. Ik kann besorgen.
DER BARON.
Wer ist Er, was weiß Er?
VALZACCHI.
Ihre Gnade Gesikt sprikt ohne Sunge.
Wie ein Hantike: come statua die Giove.
DER BARON.
Das ist ein besserer Mensch.
VALZACCHI.
Erlaukte Gnade, attachieren uns an sein Gefolge!
Fällt auf die Knie, desgleichen Annina.
DER BARON.
Euch?
VALZACCHI.
Onkel und Nickte.
Su sweien maken alles besser.
Per esempio: Ihre Gnade 'at eine junge Frau –
DER BARON.
Woher weiß Er denn das, Er Teufel Er?
VALZACCHI eifrig.
Ihr' Gnad' ist in Eifersukt: dico per dire!
'eut oder morgen könnte sein. Affare nostro!
Jede Sritt die Dame sie tut,
jede Wagen die Dame sie steigt,
jede Brief die Dame bekommt –
wir sind da!
an die Ecke, in die Kamin, unter die Bette –
wir sind da!
ANNINA.
Ihre Gnaden wird nicht bedauern!
Halten ihm die Hände hin, Geld erheischend; er tut, als bemerke er es nicht.
DER BARON halblaut.
Hm! Was es alles gibt in diesem Wien!
Zur Probe nur. Kennt Sie die Jungfer Mariandel?[36]
ANNINA ebenso.
Mariandel?
DER BARON ebenso.
Das Zofel hier im Haus bei ihrer Gnaden.
VALZACCHI leise zu Annina.
Sai tu, cosa vuole?
ANNINA ebenso.
Niente!
VALZACCHI zum Baron.
Sicker! Sicker! Mein Nickte wird besorgen!
Seien sicker, Ihre Gnade.
Hält abermals die Hand hin, Baron tut, als sähe er es nicht.
Marschallin ist aufgestanden. Friseur nach tiefer Verneigung eilt ab, Gehilfe hinter ihm.
DER BARON die beiden Italiener stehen lassend, auf die Marschallin zu.
Darf ich das Gegenstück zu Dero sauberem Kammerzofel präsentieren?
Die Ähnlichkeit soll, hör ich, unverkennbar sein.
MARSCHALLIN nickt.
DER BARON.
Leupold, das Futteral.
Der junge Kammerlakai präsentiert linkisch das Futteral.
MARSCHALLIN ein bißchen lachend.
Ich gratuliere Euer Liebden sehr.
DER BARON nimmt dem Burschen das Futteral aus der Hand und winkt ihm zurückzutreten.
Und da ist nun die silberne Rose!
Wills aufmachen.
MARSCHALLIN.
Lassen nur drinnen.
Haben die Gnad und stellens dorthin.
DER BARON.
Vielleicht das Zofel solls übernehmen?
Ruft man ihr?
MARSCHALLIN.
Nein, lassen nur. Die hat jetzt keine Zeit.
Doch sei Er sicher: den Grafen Octavian bitt ich Ihm auf[37]
und er wird mir zulieb schon tun
und als Euer Liebden Kavalier
vorfahren mit der Rosen bei der Jungfer Braut.
Stellen indes nur hin.
Und jetzt, Herr Vetter, sag ich Ihm Adieu.
Man retiriert sich jetzt von hier:
Ich werd jetzt in die Kirchen gehn.
Lakaien öffnen die Flügeltür.
DER BARON.
Euer Gnaden haben heut
durch unversiegte Huld mich tiefst beschämt.
Macht die Reverenz; entfernt sich unter Zeremoniell.
Der Notar hinter ihm, auf seinen Wink. Seine drei
Leute hinter diesem, in mangelhafter Haltung. Die beiden Italiener, lautlos und geschmeidig, schließen sich unbemerkt an. Lakaien schließen die Tür. Haushofmeister tritt ab.
MARSCHALLIN allein.
Da geht er hin, der aufgeblasene, schlechte Kerl,
und kriegt das hübsche, junge Ding und einen Binkel Geld dazu,
als müßts so sein.
Und bildet sich noch ein, daß ers ist, der sich was vergibt.
Was erzürn ich mich denn? ist doch der Lauf der Welt.
Kann mich auch an ein Mädel erinnern,
die frisch aus dem Kloster ist in den heiligen Ehestand kommandiert wordn.
Nimmt den Handspiegel.
Wo ist die jetzt? Ja, such dir den Schnee vom vergangenen Jahr.
Das sag ich so:
Aber wie kann das wirklich sein,
daß ich die kleine Resi war
und daß ich auch einmal die alte Frau sein werd! ...
Die alte Frau, die alte Marschallin!
»Siehgst es, da gehts', die alte Fürstin Resi!«
Wie kann denn das geschehen?
Wie macht denn das der liebe Gott?
Wo ich doch immer die gleiche bin.[38]
Und wenn ers schon so machen muß,
warum laßt er mich denn zuschaun dabei
mit gar so klarem Sinn? Warum versteckt ers nicht vor mir?
Das alles ist geheim, so viel geheim.
Und man ist dazu da, daß mans ertragt.
Und in dem »Wie« da liegt der ganze Unterschied –
OCTAVIAN tritt von rechts ein, in einem Morgenanzug mit Reitstiefeln.
MARSCHALLIN mit halbem Lächeln.
Ach, du bist wieder da!
OCTAVIAN.
Und du bist traurig!
MARSCHALLIN.
Es ist ja schon vorbei. Du weißt ja, wie ich bin.
Ein halbes Mal lustig, ein halbes Mal traurig.
Ich kann halt meine Gedanken nicht kommandieren.
OCTAVIAN.
Ich weiß, warum du traurig bist, du Schatz.
Weil du erschrocken bist und Angst gehabt hast.
Hab ich nicht recht? Gesteh mir nur:
Du hast Angst gehabt,
du Süße, du Liebe.
Um mich, um mich!
MARSCHALLIN.
Ein bißl vielleicht.
Aber ich hab mich erfangen und hab mir vorgesagt: Es wird schon nicht dafür stehn.
Und wärs dafür gestanden?
OCTAVIAN.
Und es war kein Feldmarschall.
Nur ein spaßiger Herr Vetter und du gehörst mir.
Du gehörst mir!
MARSCHALLIN.
Taverl, umarm Er nicht zu viel:
Wer allzuviel umarmt, der hält nichts fest.
OCTAVIAN.
Sag, daß du mir gehörst! Sag, daß du mir gehörst![39]
MARSCHALLIN.
Oh, sei Er jetzt sanft, sei Er gescheit und sanft und gut.
Nein, bitt schön, sei Er nicht wie alle Männer sind.
OCTAVIAN.
Wie alle Männer?
MARSCHALLIN.
Wie der Feldmarschall und der Vetter Ochs.
Sei Er nur nicht wie alle Männer sind.
OCTAVIAN zornig.
Ich weiß nicht, wie alle Männer sind.
Sanft.
Weiß nur, daß ich die liebhab,
Bichette, sie haben mir dich ausgetauscht.
Bichette, wo ist Sie denn?
MARSCHALLIN ruhig.
Sie ist wohl da, Herr Schatz.
OCTAVIAN.
Ja, ist Sie da? Dann will ich Sie halten,
und Sie pressen, daß Sie mir nicht wieder entkommt!
MARSCHALLIN sich ihm entwindend.
O sei Er gut, Quin-quin. Mir ist zumut,
daß ich die Schwäche von allem Zeitlichen recht spüren muß,
bis in mein Herz hinein:
wie man nichts halten soll,
wie man nichts packen kann,
wie alles zerlauft zwischen den Fingern,
alles sich auflöst, wonach wir greifen,
alles zergeht, wie Dunst und Traum.
OCTAVIAN.
Wo Sie mich da hat,
wo ich meine Finger in Ihre Finger schlinge,
wo ich mit meinen Augen Ihre Augen suche,
gerade da ist Ihr so zumut?
MARSCHALLIN sehr ernst.
Quin-quin, heut oder morgen geht Er hin
und gibt mich auf, um einer andern willen,
Octavian will ihr den Mund zuhalten.
die schöner oder jünger ist als ich.[40]
OCTAVIAN.
Willst du mit Worten mich von dir stoßen,
weil dir die Hände den Dienst nicht tun?
MARSCHALLIN.
Der Tag kommt ganz von selber. Wer bist denn du?
Ein junger Herr, ein jüngerer Sohn.
Dein Bruder der Chef von deinem Haus.
Wie wird er nicht eine Braut für dich suchen?
Als ob nicht alles auf der Welt
sein' Zeit und sein Gesetzl hätt.
Heut oder morgen kommt der Tag, Octavian.
OCTAVIAN.
Nicht heut, nicht morgen: ich hab dich lieb.
Nicht heut, nicht morgen!
MARSCHALLIN.
Heut oder morgen oder den übernächsten Tag.
Nicht quälen will ich dich, mein Schatz.
Ich sag, was wahr ist, sags zu mir so gut wie zu dir.
Leicht will ichs machen dir und mir.
Leicht muß man sein:
mit leichtem Herz und leichten Händen,
halten und nehmen, halten und lassen ...
Die nicht so sind, die straft das Leben und Gott erbarmt sich ihrer nicht.
OCTAVIAN.
Mein Gott, wie Sie das sagt, Sie will mir doch nur zeigen,
daß Sie nicht an mir hängt.
Er weint.
MARSCHALLIN.
Sei Er doch gut, Quin-quin.
Er weint stärker.
Sei Er doch gut.
Jetzt muß ich noch den Buben dafür trösten,
daß er mich über kurz oder lang wird sitzenlassen.
Sie streichelt ihn.
OCTAVIAN.
Über kurz oder lang!
Wer legt Ihr heut die Wörter in den Mund, Bichette?
Er hält sich die Ohren zu.
[41]
MARSCHALLIN.
Über kurz oder lang!
Daß Ihn das Wort so kränkt.
Die Zeit im Grund, Quin-quin, die Zeit,
die ändert doch nichts an den Sachen.
Die Zeit, die ist ein sonderbares Ding.
Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts.
Aber dann auf einmal,
da spürt man nichts als sie:
sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen.
In den Gesichtern rieselt sie, im Spiegel da rieselt sie,
in meinen Schläfen fließt sie.
Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder.
Lautlos, wie eine Sanduhr.
O Quin-quin!
Manchmal hör ich sie fließen unaufhaltsam.
Manchmal steh ich auf, mitten in der Nacht,
und laß die Uhren alle stehen.
OCTAVIAN.
Mein schöner Schatz, will Sie sich traurig machen mit Gewalt?
MARSCHALLIN.
Allein man muß sich auch vor ihr nicht fürchten.
Auch sie ist ein Geschöpf des Vaters,
der uns alle geschaffen hat.
OCTAVIAN.
Sie spricht ja heute wie ein Pater.
Eine befangene Stille.
Soll das heißen, daß ich Sie nie mehr
werd küssen dürfen,
bis Ihr der Atem ausgeht?
MARSCHALLIN sanft.
Quin-quin, Er soll jetzt gehn, Er soll mich lassen.
Ich werd jetzt in die Kirchn gehn
und später fahr ich zum Onkel Greifenklau,
der alt und gelähmt ist,
und eß mit ihm; das freut den alten Mann.
Und nachmittag werd ich Ihm einen Lauffer schicken,[42]
Quin-quin, und sagen lassen,
ob ich in Prater fahr.
Und wenn ich fahr,
und Er hat Lust,
so wird Er auch in Prater kommen
und neben meinem Wagen reiten.
Sei Er jetzt gut und folg Er mir.
OCTAVIAN.
Wie Sie befiehlt, Bichette.
Er geht. Eine Pause.
MARSCHALLIN allein.
Ich hab ihn nicht einmal geküßt.
Sie klingelt heftig. Lakaien kommen herein von rechts.
MARSCHALLIN.
Laufts dem Herrn Grafen nach
und bittets ihn noch auf ein Wort herauf.
Eine Pause.
Ich hab ihn fortgehn lassen und ihn nicht einmal geküßt!
Die Lakaien kommen zurück außer Atem.
ERSTER LAKAI.
Der Herr Graf sind auf und davon.
ZWEITER LAKAI.
Gleich beim Tor sind aufgesessen.
DRITTER LAKAI.
Reitknecht hat gewartet.
VIERTER LAKAI.
Gleich beim Tor sind aufgesessen wie der Wind.
ERSTER LAKAI.
Waren um die Ecken wie der Wind.
ZWEITER LAKAI.
Sind wir nachgelaufen.
DRITTER LAKAI.
Haben wir geschrien.
VIERTER LAKAI.
War umsonst.
ERSTER LAKAI.
Waren um die Ecken wie der Wind.[43]
MARSCHALLIN.
Es ist gut, gehts nur wieder.
Die Lakaien ziehen sich zurück.
MARSCHALLIN ruft nach.
Den Mohammed!
Der kleine Neger herein, klingelnd, verneigt sich.
MARSCHALLIN.
Das da trag –
Neger nimmt eifrig das Saffianfutteral.
MARSCHALLIN.
Weißt ja nicht wohin. Zum Grafen Octavian.
Gibs ab und sag:
Da drinn ist die silberne Rosn.
Der Herr Graf weiß ohnehin.
Der Neger läuft ab.
Marschallin stützt den Kopf auf die Hand.
Vorhang.
Ausgewählte Ausgaben von
Der Rosenkavalier
|
Buchempfehlung
Von einem Felsgipfel im Teutoburger Wald im Jahre 9 n.Chr. beobachten Barden die entscheidende Schlacht, in der Arminius der Cheruskerfürst das römische Heer vernichtet. Klopstock schrieb dieses - für ihn bezeichnende - vaterländische Weihespiel in den Jahren 1766 und 1767 in Kopenhagen, wo ihm der dänische König eine Pension gewährt hatte.
76 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro