Sprach-Meister.

[397] Sprach-Meister betriegen 1) Wenn sie ihre Scholaren mit Fleiß lange aufhalten, damit sie nur destomehr Monath bey ihnen lernen / folglich ihnen auch mehr zu verdienen geben mögen. 2) Wenn sie sich vor gebohrne Parisienses, als Franzosen / oder Sinenses, als Italiener / weil zu Paris das beste Frantzösische / und zu Sina das netteste Italienische gesprochen wird / fälschlich ausgeben, und doch wol nur Lothringer oder Genffer sind. 3) Wenn sie die Stunden liederlich versäumen / und wieder einzubringen zwar versprechen / aber ihr Versprechen weder halb noch gar halten. 4) Wenn sie sich das Monath voraus zahlen lassen, und hernach mit dem prænumerirten Geld durchgehen. 5) Wenn sie versprechen / einem in wenig Monathen so und so weit vermittelst leichter Methode zu bringen, also / daß man auch ziemlich parliren soll, hernachmahls aber bey ausbleibenden Erfolg unter allerhand Ausflüchten die Schuld auf die Nachläßigkeit des Scholarens schieben. 6) Wenn sie unter dem Vorwand / sie wolten einmahl mit ihren Discipuln bey schönem Wetter ambulando dociren /mehr auf ihre eigene Spatzier-Lust, als auf die daraus zu machende Profectus des Scholarens sehen. 7) Wenn sie die von ihnen selbst edirte Grammatiquen /[397] ohneracht die bereits im Druck liegende viel besser sind / als die ihrige / ihren Scholaren recommendiren und zu desto mehrern Schein anderer ihre Grammaires, als unvollkommen, verwerffen. 8) Wenn sie einander beneiden, verkleinern / und die Scholaren abwendig machen. 9) Wann sie, die Sprache dociren zu können / sich rühmen / aber, da sie gantz keine Studia, die Grammatic selbst nicht recht verstehen /auch wol nicht einmahl correct zu schreiben wissen.


Mittel: Keinem / diese fremde Sprachen zu dociren / die Erlaubniß zu geben / bevor er von denen derer Sprachen wohl kundigen / wegen seiner Wissenschafft und Methode solche zu dociren / genugsam examiniret worden.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 397-398.
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