[48] Christian. Hernach Sekretär Ahnden.
Christian nimmt eine Wanduhr herunter, als er eben damit abgehen will, kommt der Sekretär Ahlden.
SEKRETÄR. Ist Sein Herr nicht zu Hause?
CHRISTIAN. Nein![48]
SEKRETÄR. Wo ist er?
CHRISTIAN. Ach –
SEKRETÄR. Ist etwas vorgefallen?
CHRISTIAN. – Er ist wieder dort!-
SEKRETÄR. Bei dem Fräulein?
CHRISTIAN. Leider Gottes ja! – Sehen Sie – man spricht nicht gern von seiner Herrschaft, und ich bin wahrhaftig der Mensch nicht – aber himmelschreiend ist es – Sehen Sie nur, da wird ein Stück nach dem andern fortgetragen. – Er zeigt ihm die Papiere. Da – haben Sie die Güte, sehen Sie das einmal nach.
SEKRETÄR. Laß Er das gut sein – laß Er. Ich bin von allem unterrichtet, – und –
CHRISTIAN. O lieber Herr, – Sie sind ja ein Freund von meinem jungen Herrn, und werden nun gar ein Verwandter – wozu ich denn von Herzen Glück wünsche, – thun Sie doch ein Einsehen in die Sache! Machen Sie, daß er aus dem verfluchten Hause bleibt –
SEKRETÄR. Ich will mein Möglichstes thun –
CHRISTIAN. Sehen Sie, von Jugend auf hat mich der junge Herr leiden können – und hat allemal große Stücke auf mich gehalten – wie manchmal hat er auf der Universität gesagt – Christian, so lange ich lebe, bleibst du bei mir, du sollst Brot haben, so lange ich welches habe! – ja – seit er mit den vornehmen Herrschaften umgeht – lieber Gott, da bin ich ihm nicht gut genug mehr. Sonst machte ich ihm alles zu Danke; jetzt ist dies nicht recht, und das nicht recht, – Warum? – Ach das sehe ich wohl ein; ich mache keinen Staat. Er möchte so einen jungen Brausewind haben – und mich will er doch nicht fortschicken. – Gut ist der Herr, darauf[49] will ich leben und sterben – wenn er nur aus dem verfluchten Hause bliebe!
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