Siebenter Auftritt.

[83] Oberkommissär. Vorige.


OBERKOMMISSÄR ihnen entgegen. Zurück! – Mein Sohn, den Arzt, schnell – den Arzt! –

MADAME RUHBERG. Mein Mann – mein Mann!

LOUISE. Ach Gott, mein Vater!

OBERKOMMISSÄR. Lauf, um Gotteswillen – lauf!

SEKRETÄR geht ab.

MADAME RUHBERG. Was ist meinem Manne zugestoßen?[83]

OBERKOMMISSÄR. Eine starke Ohnmacht – haben Sie Salz bei sich?

MADAME RUHBERG. Ja doch – ja. Will hinein.

OBERKOMMISSÄR. Bleiben Sie zurück!

MADAME RUHBERG. Wie –

OBERKOMMISSÄR. Es kann nicht sein.

MADAME RUHBERG. Ich sollte nicht – wie –

OBERKOMMISSÄR. Das Salz her! – da, Herr Hofrath – auf Pflicht und Eid Ihres Dienstes lassen Sie niemand hinein. – Niemand, wer es auch sei.

LOUISE. Mein Vater –

HOFRATH. Aber –

OBERKOMMISSÄR. E geht nicht – hinein! Er treibt ihn hinein, Madame Ruhberg hält er ab, und schließt zu. So, Frau Hofräthin – wollen Sie besorgen, daß niemand aus dem Hause geht und in's Haus kommt – als mein Sohn und der Doktor? Verhüten Sie alles Laufen und Fragen der Domestiken.

HOFRÄTHIN geht ab.

MADAME RUHBERG. Um Gottes willen, warum soll ich nicht zu meinem Mann –

OBERKOMMISSÄR. Still nur – still nur –

LOUISE. Lassen Sie mich zu meinem Vater.

OBERKOMMISSÄR. Madame, an der Kasse fehlen fünftausend Reichsthaler in Louisd'or.

MADAME RUHBERG. Mein Gott!

LOUISE. Was sagen Sie?

RUHBERG DER SOHN fährt zusammen.


Pause.


MADAME RUHBERG. Sagen Sie wahr?

OBERKOMMISSÄR. Gezählt – gefehlt – gezählt und wieder[84] gefehlt! – da lag Ihr Mann wie todt zur Erde – ich sage wahr.

RUHBERG DER SOHN verzweifelnd. Mein Vater – mein Vater! Rennt nach der Thür, kommt zurück zum Oberkommissär. O lassen Sie mich hinein, nur einmal noch ihn sehen, lassen Sie mich hinein! – mein ganzes Leben für eine Minute bei meinem Vater! ich will seinen fliehenden Geist aufhalten – Er rennt an die Thüre, wirft sich nieder. Vater, mein Vater, hörst du mich nicht?

LOUISE. Lebt er noch – o Gott, lebt er noch?

OBERKOMMISSÄR. Still Kinder, schreckt den Mann nicht auf! Zurück junger Herr – hieher! – nicht gewinselt, nicht geklagt; nicht geheuchelt; Rede und Antwort!

RUHBERG DER SOHN. Ja – ja!

OBERKOMMISSÄR. Wo ist da Geld hin, Madame? –

MADAME RUHBERG. Weiß ich –

OBERKOMMISSÄR. Da frag ich Sie, die weiß, was im Hause vorging, die weiß, was außer dem Hause aufging.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 2, Wien 1843, S. 83-85.
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