[93] Ruhberg Sohn. Christian.
RUHBERG DER SOHN in einem Oberrock oder simpeln Frack, gestiefelt – geht gerade auf das Kabinet zu – da er es aber verschlossen findet nach einigem heftigen Umhergehen. Christian!
CHRISTIAN. Was befehlen Sie?
RUHBERG DER SOHN. Hast du meinen Vater gesehen?
CHRISTIAN. – Ja –
RUHBERG DER SOHN. Was macht er?
CHRISTIAN. Ach! –
RUHBERG DER SOHN. Sah er noch so blaß aus?
CHRISTIAN. – Leider – ja –
RUHBERG DER SOHN. Schien er nicht etwas mehr Kräfte zu haben?
CHRISTIAN. – Nein, wahrlich nicht! –
RUHBERG DER SOHN. Was sagt der Doktor?
CHRISTIAN. Ach Gott, fragen Sie mich nicht – Geht wieder zu dem Koffer.
RUHBERG DER SOHN. Was machst du da! – was packst du da? – Das sind ja meine Sachen! – Wozu das?
CHRISTIAN. Weiß nicht – der Herr hat mir es befohlen – ich soll mich eilen.
RUHBERG DER SOHN. Weißt du nicht weßwegen?
CHRISTIAN. Gar nicht.
RUHBERG DER SOHN. Hat es dir mein Vater selbst befohlen?
CHRISTIAN. Ja!
RUHBERG DER SOHN. War er zornig, als er dir es sagte?
CHRISTIAN. Gar nicht – »Bring alles Gewehr weg auf mein Zimmer, verschließe das Haus und packe meines[94] Sohnes Sachen ein« – als er das gesagt hatte, drehte er sich um – ich hatte ihm eben nichts angemerkt – der Doktor saß in der Ecke an dem großen Glasschranke – er ging mit gefalteten Händen ruhig die Stube auf und ab – ich gehe, – auf einmal höre ich schluchzen – ich – ich drehe mich um – »Christian« – sagte er leise zu mir, – »sag' ihm, er solle die Hand nicht an sich selbst legen.« –
RUHBERG DER SOHN wirft sich in einen Stuhl.
CHRISTIAN. Dann trocknete er sich die Augen, und sagte ganz freundlich – »Geh', mein guter Christian!« – Ach es war ein Anblick zum Erbarmen.
RUHBERG DER SOHN springt auf. Ich muß ihn sprechen –
CHRISTIAN. Um Gottes willen nicht –
RUHBERG DER SOHN. Was willst du?
CHRISTIAN. Er hat's verboten, er will Sie nicht sprechen.
RUHBERG DER SOHN. Ich muß ihn sprechen – ich kann es nicht länger aushalten – ich muß – Er geht hin.
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