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[7] Rudolph. Matthes.
Rudolph, die Jagdtasche um, stellt sein Gewehr an die Seite und geht in ein Seitenzimmer linker Hand. Darauf Matthes – gekleidet, frisiert, aber eine weiße Nachtmütze auf.
MATTHES träge, mit langsamem Gang, die Hände in den Taschen. Rudolph – Rudolph! Der Kerl ist taub. He, Rudolph! –
RUDOLPH inwendig. Was gibt's?
MATTHES. Ich will dir was sagen.
RUDOLPH im Gewehrputzen herauskommend. Ich habe keine Zeit – der Alte ist grämlich, daß wir noch nicht fort sind. – Da – halt einmal, ich will –
MATTHES. Eure Gewehre? Ich bin ein schlechter Kerl, wenn ich eins anrühre!
RUDOLPH. Hoho! Das wird dir der Alte schon weisen.
MATTHES. Mit dem Weisen hat es sich wohl. Meine Zeit ist um. – Heute mittag trag ich die Amtslivree.
RUDOLPH. Du? – Ziehst zum Amtmann?
MATTHES. Ja.
RUDOLPH. Hast du doch nicht eher geruht, bis du den ehrlichen alten Fritz dort weggelogen hast? Was will der Alte nun anfangen? Der muß betteln mit Weib und Kindern!
MATTHES. Hm – Ist mir der junge Herr vom Amte doch recht nachgelaufen.
RUDOLPH. Zum Amtmann? – Zu dem? – – – Pfui! Das sieht dir ähnlich.
MATTHES. Hängt das Maul, so tief Ihr wollt – Hier kann ich es nicht aushaken.
RUDOLPH. Weil es hier arbeitsam, ehrlich und still zugeht?
MATTHES. Sapperment! – Mein Vater war hier Oberförster; in den Stuben hier bin ich großgezogen – nun soll ich gemeiner Jäger bei Euch sein! Meint Ihr –
RUDOLPH. Hättest du was gelernt – wer weiß, so wohntest du wohl jetzt hier.[7]
MATTHES. Nun, nun – es ist nicht aller Tage Abend – Ich kann noch – wer weiß? Was sein soll, schickt sich wohl. Aber was ich sagen wollte – – – Ich höre ja, die Jungfer Base vom jungen Herrn Förster, Mamsell Friederikchen, kömmt heute aus der Stadt wieder.
RUDOLPH. Nun und wenn?
MATTHES. Da wird es ein Aufhebens geben, wenn der Tugendspiegel wieder da ist. Sie ist zwar die Herzallerliebste vom Herrn Förster – aber –
RUDOLPH. Ei laß mich ungeschoren. Schickst dich brav zum Amtslakaien; kannst spionieren, lästern, saufen und dir Geld in die Hand drücken lassen – Mir ist's recht, daß es mit der Kameradschaft ein Ende hat. – Ich habe zu tun – leb Er wohl. – Hör Er – das muß ich Ihm noch sagen – nehm Er's krumm oder grade – ich halte nichts auf den Kerl, dem der schlichte grüne Rock, in Ehren, nicht lieber ist als der beblechte Rock vom Amte, in Unehren. Ab in das Seitenzimmer.
MATTHES in die Tür ihm nachrufend. Empfehle mich, Herr Geheimerat! Im Umdrehen. Dir brech ich auch noch einmal den Hais, Kanaille!
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