Dritter Auftritt

[11] Anton. Hernach Rudolph.


ANTON. Es ist nicht möglich – nein, wahrlich nicht. Matthes war immer ein schlechter Kerl – Die Hand? Die Hand ist es freilich – daß er ihr immer nachschlich, ist auch wahr. Dazu bin ich schlichtweg – habe wenig. – Sie war in der Stadt, hat seitdem das prächtige Leben kennengelernt – Der Kerl ist reich und – Mädchen, Mädchen! Wenn du mich betriegst –

RUDOLPH mit Antons Gewehr. Da. Der Garten ist nicht offen, wir müssen durchs Dorf gehen. – Pulver haben Sie, glaube ich, noch.

ANTON im Auf- und Niedergehen. Genug.

RUDOLPH. Aber keine Kugeln? – Da, hier sind welche.

ANTON. Her damit! Gut so. – Zwar – – – nein. Nimm die Kugeln wieder. – Hier. Gib mir Schrot.

RUDOLPH. Nr. 1?

ANTON. Nr. 3.

RUDOLPH. Nr. 3? Und groß Wildpret?

ANTON reißt es ihm aus der Hand und ladet. Her! Komm mir in den Weg, Spitzbube! Komm mir in den Weg! – Ich will dir Antwort bringen, daß dir Hören und Sehen vergehen soll.

RUDOLPH. Es liegt Ihnen was im Kopfe – mein ich.

ANTON ladet fort. Halt's Maul.

RUDOLPH. Leicht geraten und bald getan. Vorwitz plagt mich nicht – aber ich habe Ihrentwegen manches Ungewitter von dem alten Herrn auf mich genommen, werde es wohl auch ferner noch; darum denke ich –

ANTON. Rudolph – der Schuß hier – der ist für den Amtmannsbuben.

RUDOLPH. Aber –[11]

ANTON. Geh, wohin du willst – schieß, was du willst – ich geh auf die Straße nach Waldau. Komm!

RUDOLPH. Nicht von der Stelle, bis ich weiß, was Sie gegen den Kerl haben.

ANTON. Der Junge, der Bube! Hat wieder an Friedriken geschrieben – einen Liebesbrief, eine Schandbestellung!

»Liebes Friedrikchen! Sie werden nun dem Vorschlage meiner Eltern nachgedacht und für mich entschieden haben. Meine Person dürfte leicht so viel Intresse einflößen wie der abgeschmackte Jägersbursche, der bei allen Dirnen zu finden ist. Kömmt hierauf keine Antwort, so sehe ich meinen alten Vorschlag als von Ihnen eingewilligt an und reise Ihnen morgen früh nach Waldau heimlich entgegen. In jedem Fall wird dieses Rendezvous eine glückliche Stunde gewähren Ihrem ewig treuen –

Peter von Zeck.«

Und sie hat nicht geantwortet, und er reiset ihr jetzt entgegen – und – und – – Lahm schieße ich den Hund, wo ich ihn finde!

RUDOLPH. Wer gab Ihnen denn das?

ANTON. Matthes.

RUDOLPH. Matthes? Nun ja –

ANTON. O sieh, es ist die Hand.

RUDOLPH. Der Kerl ist ein Schurke.

ANTON. Aber der Bube reist ihr jetzt entgegen, und die Hand ist es doch, beim Teufel!

RUDOLPH. Kann alles sein. – Wissen Sie doch, wie Sie mit Friedriken stehen.

ANTON. Ei was! Die Mädchen sind eitel und falsch. Sie schwören und liebäugeln und winseln und putzen sich, jedem zu gefallen. Mag ein ehrlicher Kerl drauf gehen oder nicht, was kümmert sie das?

RUDOLPH. Pfui! Friedrike ist–

ANTON. Rudolph – Eine betrügt weniger; aber sie betrügen alle. Geh hin – schieß ihrem Liebhaber vor den Kopf – sie wird schmälen. Aber wirf ihr den Spiegel herunter, verbrenn ihren Putz; sie wird sich die Haare ausraufen. Hängt die Jagdtasche um. Ich habe sie so lieb – Ach Rudolph, ich habe sie so lieb!

RUDOLPH. Und werden sie brav finden.

ANTON. Wenn sie es nicht ist – sieh, des Lebens hier bin[12] ich satt. Mein Vater behandelt mich wie einen Jungen – ich habe ausgehalten ihr zuliebe. – Betriegt sie mich, so gehe ich fort, werde Soldat – und gibt's keinen Krieg, so mache ich einen dummen Streich. Dann jagen sie mir eine Kugel durch den Kopf, und es ist aus. Komm! – Will ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 11-13.
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