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[28] Vorige. Oberförster.
OBERFÖRSTER. Hast du nichts in der Küche zu tun?
OBERFÖRSTERIN. Ei – der Bratenwender geht ohne mich.
OBERFÖRSTER. Aber deine Töpfe, Frau – deine Töpfe!
OBERFÖRSTERIN. Haben alle Feuer.
OBERFÖRSTER. Nun – du magst dableiben. Auf Treue und Glauben, daß du still sein willst. Riekchen! – Ich habe mir vorgenommen, diesen Mittag eine kleine fröhliche Tischgesellschaft zu bitten. Du sollst sie aussuchen. – Im Hause sind – du – hier die Stumme, ich und Anton. Wen willst du noch haben?
FRIEDRIKE. Da ich wählen darf – Erstlich, Ihr lieber Pfarrer –
OBERFÖRSTER. Gut – brav! Der sitzt bei mir. Oder – ja, so soll's sein. Du in der Mitte, wir beide an deiner Seite.
OBERFÖRSTERIN schnell. Ei, wo denkst du hin? – Das geht ja nun und nimmermehr an.
OBERFÖRSTER. Pst – Oder – – Weiter!
OBERFÖRSTERIN. Zwar ja. Der Amtmann kann bei mir sitzen – und die Amtmannin – –
OBERFÖRSTER. Was gibt's?
OBERFÖRSTERIN. Nun?
OBERFÖRSTER. Was gibt's mit dem Amtmann? Was soll der hier?? –
OBERFÖRSTERIN. Nun – ich will doch hoffen, daß du den mit herbitten läßt!
OBERFÖRSTER. Donner und Wetter! – Geht umher.
FRIEDRIKE. O lieber Vater, sein Sie nicht böse!
OBERFÖRSTERIN. Kind, den mußt du wahrhaftig bitten!
OBERFÖRSTER. Ich mag nicht.
OBERFÖRSTERIN. Aber Kind, bedenk doch –
OBERFÖRSTER. Ich will nicht.
OBERFÖRSTERIN. Warum denn nicht?
OBERFÖRSTER. Das Essen schmeckt mir nicht – der Wein widersteht mir – ich kann nicht froh sein, wo das Volk ist![29]
OBERFÖRSTERIN. Ach du mein Himmel! Das gibt einen schrecklichen Lärm. Der Oberförster geht die Länge des Zimmers durch. Das ganze Dorf weiß, daß wir uns auf den Tag gefreuet haben – daß wir Gäste bitten wollten. Bitten wir die nicht, so ist ja die pure klare Feindschaft angekündigt – hm – – Riekchen! Hm!
OBERFÖRSTER. Ich bitte niemand zum Essen, um ungesund nach Hause zu gehen; noch weniger glaube ich, jemand damit eine Ehre zu erzeigen. Es sind gute Freunde, denen ich Gelegenheit geben will, mit mir froh zu sein. Ich bin kein Freund vom Amtmann. Das kann ich ihm nicht bergen und mag es ihm nicht bergen. Sind wir an einem Tisch, und ein Glas Wein hat mich froh gemacht, so spreche ich, was ich denke – was ich denke. Und der Mann, der nach einem Glase Wein noch verstecken kann, was er denkt – ist mein Mann nicht.
OBERFÖRSTERIN. Ei, man muß mit jedermann in Frieden leben.
FRIEDRIKE. Tun Sie es doch nur diesmal.
OBERFÖRSTERIN. Das wird ein Aufsehen geben! Und am Ende käme es gar auf das arme Mädchen. Dann sieht es aus, als wenn die schuld an dem Hader wäre. – Nun tu es doch – einmal ist ja nicht immer.
FRIEDRIKE. Entschließen Sie sich; einmal ist ja nicht immer.
OBERFÖRSTER denkt nach. Hm – ja. Ich will's tun. Aber wenn sie mir grade gegenüber oder dicht an der Seite zu sitzen kommen, so gehe ich davon und esse im »Hirsch«.
OBERFÖRSTERIN. Also sollen sie gebeten werden?
OBERFÖRSTER. Ja. Aber hahaha! Du wirst sehen, es wäre besser, ich hätte es bleiben lassen. – Ich bitte mir nun auch noch einen guten Freund dazu.
OBERFÖRSTERIN. Wen denn?
OBERFÖRSTER. Den Schulzen.
OBERFÖRSTERIN. Ei bewahre! Das ist ja gegen den Respekt.
OBERFÖRSTER. Entweder der Amtmann und der Schulz oder keiner von beiden.
OBERFÖRSTERIN. Nun – meinetwegen.
OBERFÖRSTER. Das wäre also richtig. Jetzt tummle dich. Und du, Riekchen – da sind die Schlüssel – geh heute zum[30] ersten Male wieder in den Keller und hole uns einen Trunk.
FRIEDRIKE mit einiger Freude. Ach, das sind die Schlüssel, die – ach –
OBERFÖRSTER. Mädchen, bist du närrisch? Ich glaube gar, du weinst?
FRIEDRIKE. Wie ich die Schlüssel wieder sehe, fällt mir so manches dabei ein. – Sie gaben sie mir alle Mittage selbst; der Wein, sagten Sie, schmeckte Ihnen nicht, wenn ich ihn nicht geholt hätte. Nur wenn Sie böse waren, bekam ich sie nicht. Lieber Vater, bester Vater, ich verspreche Ihnen, Sie werden sie mir alle Mittage geben. Ab.
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