[67] Wirtin. Hernach Bärbel.
WIRTIN. Je, wie ist denn das? Gelaufen – glüht wie ein Ofen – den Wein hineingestürzt – nach den Werbern gefragt – ich soll den Eltern adieu sagen – und so fort! Der Teufel wird ihn doch nicht geblendet haben, daß er unter die Reuter gehen will – was? He, Bärbel – Bärbel! – Zwar das geht nicht; er ist ja Förster! – Indes es ist ein junges Blut, und wenn denen die Ratte durch den Kopf läuft – Freilich dürfen sie ihn auch nicht annehmen – aber sei du Herr Förster oder nicht; was das Volk einmal in den Klauen hat, gibt es nicht wieder heraus. Bärbel, he!
BÄRBEL träge. Nun, was ist?
WIRTIN. Geschwind, geschwind! Ich muß nach Weißenberg. Stell den Regenschirm parat – bring mir meine schwarze Samtkappe, meinen Sonntagsmantel und die Klapphandschuh. Rühre dich. Bärbel ab. Das arme Weib! Sie räumt Sachen vorn von der Bühne in den Hintergrund. Und der gute Alte, sie grämten sich zu Tode. Gleich will ich hin – alles zugeschlossen – bei dem Wetter wird so niemand sonderlich kommen. Das Mädchen mag einmal haushalten.
BÄRBEL bringt die Sachen.
WIRTIN. Nun du! Mach deine Sachen gescheut, hörst du? Jedermann richtig Maß – niemand aufgehalten! Setzt die Kappe auf.
BÄRBEL. Es ist über eine Stunde Weges, es ist Winterszeit – schlechtes Wetter, Ihr solltet doch dableiben. –
WIRTIN. Was Winterszeit, was schlechtes Wetter! Die Leute haben nur den einzigen Sohn. Ach, könnt' ich meinen Anton wiederholen, ans Ende der Welt wollte ich laufen.
BÄRBEL. Es hat ja Zeit bis morgen.
WIRTIN. Wie du es verstehst! Man soll nicht warten bis morgen, wenn man einem Menschen eine gute Stunde machen kann.
BÄRBEL. Aber was geht es denn Sie an?
WIRTIN. Höre, ich habe dir's lange angemerkt, wenn du nur einem Menschen ein Stück Brot abschneiden sollst, so läßt du das Maul hängen; keinem Menschen gönnst du[68] was Gutes – aber den heimlichen Neidhart sollst du abschaffen, oder ich will nicht gesund von der Stelle gehen! Daß du's weißt! Ab.
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