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[70] Oberförster. Oberförsterin.
OBERFÖRSTERIN setzt sich oft in Positur, etwas zu sagen, ist verlegen um den Anfang, nimmt Tobak und geht herum.
OBERFÖRSTER sieht sie nicht an und geht auf der andern Seite herum.
OBERFÖRSTERIN. Nun?
OBERFÖRSTER kurz. Was gibt's?
OBERFÖRSTERIN. Ei fahr mich nur nicht so an!
OBERFÖRSTER. Sprich vernünftig, oder schweig.
OBERFÖRSTERIN. Meinetwegen – ich schweige. Sie geht ein paar Schritte, er auch wieder.
OBERFÖRSTERIN. Alter –
OBERFÖRSTER. Hm?
OBERFÖRSTERIN. Wenn soll denn die Hochzeit sein?
OBERFÖRSTER. Welche Hochzeit?
OBERFÖRSTERIN. Mit Anton und Friedriken –
OBERFÖRSTER nach kurzer Pause. Bist doch ein gutes Weib! Habe Dank.
OBERFÖRSTERIN. Nun, nun – mach nur nicht soviel[70] Aufhebens davon! – Ich denke, in der andern Woche würde sich's am besten schicken –
OBERFÖRSTER. Ich habe es zwar noch verschieben wollen – aber wenn es dir Freude macht: lieber in dieser Woche als in der künftigen. – Sei nun auch wieder freundlich.
OBERFÖRSTERIN mit allem Gardinenpredigtpathos. Eile mit Weile! So einen Morgen habe ich lange nicht gehabt, und solche Sachen hast du mir in deinem Leben noch nicht gesagt.
OBERFÖRSTER. Aber herzensgutes Weib, so ärgerlich hast du auch in deinem Leben noch nicht gesprochen.
OBERFÖRSTERIN. Ich heulte in der Kirche und wäre boshaft zu Hause!
OBERFÖRSTER. Nun, nun – was ist denn –
OBERFÖRSTERIN mit Gefühl von wahrer Kränkung. Nein, nein – aus allem Auffahren mache ich mir nichts; aber so was? – Dann läuft es über. Wir leben dreißig Jahre zusammen. Habe ich dich in der Zeit boshaft betrübt? Man muß seine Worte hübsch bedenken.
OBERFÖRSTER. Es tut mir leid –
OBERFÖRSTERIN. Und dann – von Scheidung? So gottlos hast du noch nie gesprochen. Unter christlichen Eheleuten ist so was nicht erhört.
OBERFÖRSTER. Ich wollte, es wäre nicht geschehen; aber über das Kapitel – – – ich sehe denn schon, wie ich es bei Gelegenheit wiedergutmache. Nun – ist denn nun wieder Friede?
OBERFÖRSTERIN. Hm!
OBERFÖRSTER. Deine Hand!
OBERFÖRSTERIN gibt sie, aber sieht ihn nur halb an.
OBERFÖRSTER. Du mußt mich auch dazu ansehen. So – und einen Kuß – denk, ich wäre noch dein Bräutigam. Sie umarmen sich. Es hat dich denn doch nicht gereuet, daß du es mit mir gewagt hast?
OBERFÖRSTERIN. Nun –
OBERFÖRSTER. Jetzt wollen wir darauf denken, den Leuten eine kleine stille Hochzeit zu geben.
OBERFÖRSTERIN mit aller ihrer lebhaften Geschwätzigkeit. Was? Kleine stille Hochzeit?
OBERFÖRSTER. Ich denke, es ist dir so am liebsten.
OBERFÖRSTERIN. Daß ich für einen Geizteufel ausgeschrien[71] würde! Daß es hieße: Meine Kinder wären mir nicht einmal so viel wert!
OBERFÖRSTER. Nun, wie du willst.
OBERFÖRSTERIN. Nein. So einen Tag erlebt man nur einmal, und den muß man in Ehren und Freuden zubringen. Alles soll dazu gebeten werden. Das habe ich mir so ausgedacht – –
OBERFÖRSTER. Laß hören.
OBERFÖRSTERIN. Hier oben sollen des Morgens die Gäste zusammenkommen. Mittags ist die Trauung, auf die Stunde wie unsre. Nachher essen wir hier. Den Jägern geben wir ein Fäßchen Wein, du weißt, von dem rechter Hand im Keller. Er ist vier Jahr alt, und es ist ein guter Wein – damit sollen sie unten sein. Abends wird hier oben getanzt – und dazu sollst du die besten Musikanten aus der Stadt kommen lassen, die besten, das sage ich dir!
OBERFÖRSTER. Das will ich.
OBERFÖRSTERIN. Unten kann sich das Volk lustig machen. Singen, tanzen, essen, was sie wollen, wie sie wollen. Um zehn Uhr geht alles hinunter – bunt durcheinander. Riekchen darf keinem den Ehrentanz abschlagen – Keinem Bauer, keinem. Wenn ich tanze, so gebe ich –
OBERFÖRSTER lächelt. Das geht ja wie am Schnürchen!
OBERFÖRSTERIN. Ja. So soll alles gehalten werden.
OBERFÖRSTER. Ich glaube, du gibst die Heirat zu, damit du nur Hochzeitsanstalten machen darfst?
OBERFÖRSTERIN. Wenn ich bei so was nicht wäre – du vergißt alles. Du denkst an nichts. Und die Kuchen, die sollen hier im Hause gebacken werden, nicht etwa – Sie hört die Tür öffnen. Ach jemine! Unser Herr Amtmann und Mamsell Kordelchen.
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