Zwölfter Auftritt

[107] Vorige. Friedrike.


FRIEDRIKE der Oberförster führt sie, sie ist bleich, mit zerstreutem Haar, verschobnem Tuch, sie hat nur einen Schuh an, öffnet ihre Augen nicht und wimmert nur. Mein Vater, o mein Vater!

OBERFÖRSTER legt sie der Oberförsterin in die Arme. Das ist die Mutter des Unglücklichen, ich bin der Vater,[107] das ist die Braut – sehn Sie uns an – ich frage Sie: Ist der Bericht gewissenhaft?

AMTMANN. – – Ja. – –

OBERFÖRSTER. Gut. In vier Wochen wird meinem Sohn der Kopf abgeschlagen.

FRIEDRIKE klammert sich an die Oberförsterin. Ach Gott, erbarme dich.

OBERFÖRSTER. Hier habe ich Ihnen nichts mehr zu sagen; aber vor Gottes Richterstuhl werde ich Sie wieder fragen: War der Bericht gewissenhaft? Nun ist's gut. Schikken Sie den Bericht und das Zeugenverhör fort – aber sagen Sie dabei, was Sie jetzt sehen und was ich Sie gefragt habe.


Man hört vor der Türe eine Kette fallen.


OBERFÖRSTER. Was ist das? Still!


Man hört noch eine.


AMTMANN. Ihr Sohn wird gebracht sein –

OBERFÖRSTERIN. Ach Gott, mein Anton –

FRIEDRIKE. Mutter, Mutter! Gott steh mir bei.

OBERFÖRSTERIN. Friedrike! – Sie ist ohne Sinne! Sie wird mir unter den Händen wegsterben. Oberförster. Dann ist ihr wohl.

AMTMANN. Ich bedaure sehr, daß ich Sie nicht ungestört lassen kann; aber die Pflicht will, daß diese Unterredung nicht ohne Zeugen sei.

OBERFÖRSTER. Wenn Sie es aushaken können, wir haben keine Geheimnisse.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Die Jäger. Stuttgart 1976, S. 107-108.
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