[207] Vorige. Graf Baptist.
BAPTIST grämlich. Ein Wort, Frau Baronesse!
HYAZINTH. Ach – Ihre Liebden hatten wir nun gar vergessen. – Hier –
CHRISTOPH. Bei dem feierlichen Augenblicke –
BARONESSE lauter als alle. Wo ich mein Kind –
BAPTIST. Ich habe wegen der Thorschließung den Bardenrode um Verzeihung bitten sollen –
BARONESSE. Muß sein! – Denn, was die Façon betrifft, bin ich gewissenhaft.
BAPTIST. Auch bin ich wohl bereit. Ich kann dabei gar[207] nichts verlieren – denn in ernsthaften Staatssachen fordert von uns kein Mann von Welt, daß wir bei Assürancen etwas denken sollen. Allein – was mich verwirrt – ist – was ich eben höre –
BARONESSE. Nun?
BAPTIST. Sie haben dem Figaro die Staatskarosse zugeschickt?
BARONESSE den Grafen Christoph und Leopoldinen allein lassend. Das habe ich – ja!
BAPTIST. Das hat mich höchlich alterirt. – Einem Kabinetskourier – und nicht einmal vom Hofe! – nur vom Gesandten!
BARONESSE. Kourier – Kourier! – Als den Mann, der in Frankreich angebetet wird, hat man ihn anzusehen.
BAPTIST vor Grimm bebend. Allein – allein die Staatskarosse? – worin wir Herren nur fahren.
BARONESSE. So beweise ich den Deutschen, daß wir Verdienste, wenn sie ausgezeichnet sind, auch ausgezeichnet zu behandeln wissen.
HYAZINTH. Oui, mon cher frère! – Wenn sie ausgezeichnet sind.
CHRISTOPH. Que Diable! Auch ausgezeichnet zu behandeln wissen.
BAPTIST. Ich lasse Euch fast in allem walten – allein, das bleibt doch ewig wahr: – »Man gebe jeglichem nach Stand und Würden.« Bardenrode hat man hierin manquirt. – Der Figaro – er wundert sich selbst –
BARONESSE. Aus zu viel Modestie.
BAPTIST. Er ist doch nur Kourier, und Bardenrode bleibt[208] unser einer. Nein, nein! – Frau Baronesse, in alle Knochen ist mir die Alteration geschlagen.
Die Trompete bläst zur Tafel.
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