Neunter Auftritt.

[144] Vorige. Herr von Posert.


HERR VON POSERT im grauen Oberrocke, einer schwarzen Binde über einem Auge, rundem Hut und Degen mit Porteépée. Ich höre denn doch sprechen – also –

FRAU VON WALLENFELD. Geh' hinaus, Jakob!

JAKOB geht auf Herrn von Posert zu.

FRAU VON WALLENFELD. Jakob! –

JAKOB. Nun so laß ihm's der Böse wohl bekommen!


Geht heftig ab.


HERR VON POSERT. Was will der Kerl? – Der geberdet sich ja – wie – wie ein Verrückter. Setzt sich. Mit Erlaubniß. Er nimmt den Hut ab. Sie sind –[144]

FRAU VON WALLENFELD. Herrn von Wallenfeld's Frau.

HERR VON POSERT. So, so? Sie pardoniren. Steht auf. Die junge Frau. Hm, hm! Lehnt sich auf den Stock in die Seite. Eine recht artige junge Frau! Gibt ihr einen Stuhl. Setzen Sie sich, liebe, schöne, gnädige.

FRAU VON WALLENFELD. Verbunden, mein Herr.

HERR VON POSERT. Ich bin etwas müde.

FRAU VON WALLENFELD. Bedienen Sie sich Ihrer Bequemlichkeit.

HERR VON POSERT setzt sich. Es hat heute etwas lange gedauert mit uns. Spielt mit dem Stock am Munde. Ich bin denn ohnehin nicht zum besten auf den Beinen. Das Alter stellt sich ein. Man hat gedient, hat sich hie und da für das allgemeine Beste brauchen lassen. Er hustet. Der Lichter- und Tabaksdampf, Hustet. der Punsch und das ewige Acht haben auf die liebe Tafelrunde – ha ha ha ha! Er kommt aus dem Lachen in's Husten. Daß dich alle – Holt Athem. Ah sapperment! Dürfte ich um eine Tasse Thee – oder ein Gläschen Orgeade bitten? – Hustet.

FRAU VON WALLENFELD. Ich will's besorgen. – Aber, mein Herr – Ihr Name ist –

HERR VON POSERT. Von Posert, Hauptmann von Posert, ehemals in genuesischen Diensten. Hustet.

FRAU VON WALLENFELD. In der That, Herr Hauptmann, Sie sollten sich Ruhe gönnen.

HERR VON POSERT. O lieber Gott, wenn ich ein paar Stündchen geschlafen habe, geht es wieder gut. Ich habe aber eben jetzt niemand, auf den ich mich verlassen kann, muß also Hustet. bis auf den letzten Point aushalten. Da gibt's dann Faßt an den Kopf. so – Schwindel! Alle Tausend! und[145] das immer hier ist auch etwas frisch – Erlaubten Sie nicht, daß ich mich bedecken dürfte?

FRAU VON WALLENFELD. Mein Herr, Sie erlauben sich alles, also –

HERR VON POSERT setzt den Hut auf. Bitte ergebenst, liebe, schöne, gnädige –


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 144-146.
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