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[196] Hofrath. Sekretär, beide nach Maßgabe festlich gekleidet.
HOFRATH. Was ich Ihnen sage, Wallenfeld hat den Wechsel bezahlt, und ist mit dem Posert in einem Engagement als Croupier, als Knecht an der Bank.
SEKRETÄR. Croupier, vom lieben Posert? Nun, so ist er schlecht genug, aber nicht arm genug.
HOFRATH. Posert will sich so eine Art von Ansehen mit Wallenfeld's Namen und Figur geben; der Kerl ist eitel.
SEKRETÄR. Wir können gleich erfahren, wie das alles zusammen hängt. Der Posert hat vorher einen andern Diebsgehilfen gehabt – einen gewissen Aron – den hat er nun von sich gethan; der zieht von hier weg, und wechselte heute früh Gold bei mir ein. – Wenn Sie den in der Geschwindigkeit ausforschen wollten – Der Kerl ist ohnehin von Posert disjustirt.
HOFRATH. Richtig gesehen, richtig!
SEKRETÄR. Ich kann zur Zeit nicht von hier weg, wegen[196] der Solennität, die heute sein soll – Der Kerl wohnt im englischen Kaffeehause –
HOFRATH. Ich lasse ihn zu mir kommen.
SEKRETÄR. Unbeschwert gleich. Ist das alles wahr mit dem Baron, so läßt sich's drehen, daß ihn mein gnädiger Herr beim Kopf nehmen kann.
HOFRATH. Er hält auf den Namen seiner Familie.
SEKRETÄR. O da ist keine Gnade! Nur – wie bringt man ihn weg?
HOFRATH. Wenn der Onkel ihn arretiren läßt –
SEKRETÄR. Von der Polizei? Das thut er nicht. Der Name der Familie läßt das nicht zu. Sinnt nach. Hm! es müßte so ein – ein – wie will ich sagen – standesmäßiger Arrest sein – der müßte so – verstehen Sie mich – als wenn man ihn schonen wollte, ohne Untersuchung, auf einmal wie ein Donnerschlag kommen.
HOFRATH. Dazu könnte man sich an den Kriegsminister wenden, an den alten General; er haßt ihn ohnehin.
SEKRETÄR. Wenn man ihn als Verschwender und wegen unkavaliermäßigen Betragens könnte zur Korrektion auf einmal, in einer Kutsche, nächtlicher Weile, so – als von der Familie, auf eine Bergfestung bringen – der Onkel bezahlte die Kosten.
HOFRATH. Das geht, das muß so geschehen, das geschieht. – Es war so eine Art Schulkerl bei mir, der für ihn suppliciren wollte, den schicke ich zum Onkel. Ich sage, hier wäre Hoffnung – er sollte nur das Elend recht schildern.
SEKRETÄR. Wenn er es geschildert hat, dann lassen Sie mich nur einheizen. Gleich zur Sache, mein Lieber!
HOFRATH. Ja, so geht es an. Aber apropos! Da ist der[197] Lieutenant Stern, der Vater der Wallenfeld, hier angekommen; ob das keinen Querstrich durch unsre Rechnung macht?
SEKRETÄR. Macht nichts. O lieber Gott! der trübt uns kein Wasser. Eilen Sie nur, mein Werther!
HOFRATH. Nur den Geheimenrath nicht aus der Hand gelassen, daß heute noch alles wegen der Erbschaft schriftlich in Richtigkeit gebracht wird. Ihre Erbportion, lieber Gabrecht, bemessen Sie nach meiner Dankbarkeit.
SEKRETÄR. Wir kennen uns ja.
HOFRATH. Adieu, Papa. Geht ab.
SEKRETÄR. Wäre mir sehr ungelegen, wenn dieser nicht Erbe würde. Der Herr Fritz, wenn er wieder zu Gnaden gelangen könnte, würde mich ehebaldigst aus dem Hause promoviren. – Hat wieder Geld? – Verflucht! – Er muß von hier weg, sonst habe ich keine ruhige Nacht mehr.