Achtzehnter Auftritt.

[243] Die Bühne verwandelt sich in einen großen Saal mit Lustern und Spieltischen, hinten steht ein Pharotisch mit Wachslichtern. Herr von Posert rangirt seine Kasse und die Karten. Herr von Wallenfeld steht daneben und schlägt die Arme ein, ohne auf alles, was vorgeht, Acht zu haben. Neben ihm der Adjutant. Lieutenant von Baum steht neben Posert. Es sind zwei Bediente im Zimmer.


ADJUTANT. Ist die Einrichtung so nach Ihrem Wunsch, Herr von Posert?

HERR VON POSERT. Ach, Gott ja! Mir ist alles recht.

ADJUTANT. Verlangen Sie die Tische anders rangirt?

HERR VON POSERT trocknet sich die Stirne. Etwas mehr vor. – Es ist da Zug; es ist so nahe an der Thür.

LIEUTENANT deutet den Bedienten, die Tische vorzutragen.

BEDIENTE tragen Tische und Stühle vor.

HERR VON POSERT indeß das geschieht. Ein recht schöner Saal!

ADJUTANT. Er ist nach gutem Geschmack gebaut.

HERR VON POSERT hustet. Nobel! Sehr gut! Spielen Se. Exellenz oft Pharo, Herr von Wallenfeld?

HERR VON WALLENFELD geht vor. Ich weiß es nicht.

ADJUTANT. Niemals.

HERR VON POSERT. Was Sie sagen! und eben heute wollen sie –

ADJUTANT. Heute scheint es ihm sehr interessant.

HERR VON POSERT. Kurios! Er trocknet sich das Gesicht. Zum Bedienten. Ein Glas Wasser, mein Freund!

ADJUTANT. Louis! Limonade für den Herrn –

HERR VON POSERT. Bitte um Wasser. Zum Adjutanten. Sagen Sie mir doch, Er trocknet sich die Stirne. ist – ist – hm –[244] ja – das habe ich vorhin schon fragen wollen, sind der Herr General vermählt?

ADJUTANT. Er ist deutscher Herr.

HERR VON POSERT in Gedanken. Deutscher Herr? – Hm! Nach einer Pause. Mit wem sind sie vermählt?

ADJUTANT. Er ist deutscher Herr, sagte ich –-

HERR VON POSERT. Ja so – deutscher Herr! So, so! hm, so!

ADJUTANT. Sie sind zerstreut, mein Herr –

HERR VON POSERT. Etwas, etwas. Er trocknet.

HERR VON WALLENFELD zum Adjutanten, den er schnell bei Seite nimmt. Sie sind jung, Ihr Auge verräth Gefühl, Ihre ganze Bildung ein menschliches Herz: lassen Sie mich fort.

ADJUTANT. Ich fühle mit Ihnen – aber Sie kennen die Pflichten meines Standes.

HERR VON WALLENFELD. Ja, ich kenne sie: Ehre ist Ihre Seele. Bei Ihrem Gefühle und Ihrem Stande beschwöre ich Sie, schicken Sie mir eine geladene Pistole.

ADJUTANT. Was denken Sie?

HERR VON WALLENFELD. Tod! nichts als Tod! Um Gottes willen eine geladene Pistole! Diese langsame Marter ertrage ich nicht.

HERR VON POSERT der indeß mit dem Lieutenant, dem er ein Spiel zu zeigen schien, am Pharotische war, zum Bedienten. Noch ein Glas, lieber Mann! Nun, Herr Baron, setzen wir uns –

HERR VON WALLENFELD. Thun Sie, was Sie wollen.

HERR VON POSERT. Die vornehme Gesellschaft wird wohl bald eintreten? Meinen Sie nicht?

ADJUTANT. Ich höre sie die Gallerie her kommen.

HERR VON WALLENFELD. O Gott!

BEDIENTER bringt Herrn von Posert Wasser.[245]

HERR VON POSERT Trinkt. Kostbares Wasser! Hustet. Kostbar! So wahr ich lebe, wie Hustet. wie Kristall!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 3, Wien 1843, S. 243-246.
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