Fünfter Auftritt.

[20] Madam Dominique. Vorige.


MADAM DOMINIQUE. Sieh nur, Dominique, wie mich der Vater zu deinem Geburtstage geschmückt hat. Sie deutet auf kostbare Brillantohrringe.[20]

DOMINIQUE. Ich danke Ihnen dafür. – Ach lieber Vater! als Sie diese Hand in die meinige legten, haben Sie jeden Tag meines Lebens zu einem Feiertage geweiht.

DELOMER. Ihr guten Kinder! Ihr lieben Seelen! Kann ich denn wohl genug für euch thun? Nein, es ist kein Glück so groß, das ihr nicht verdientet. Könnte ich doch viel mehr für euch thun! Gott sey mein Zeuge, ich würde für euch mit Freuden sterben.

MADAM DOMINIQUE tritt zwischen beide. Sie beiden und unser Sohn – ach! – Hier fehlt nur der Fünfte, um uns zu den glücklichsten Menschen zu machen.

DOMINIQUE. Der Fünfte! Seufzt. Ständen wir neben diesem Fünften aus vaterländischem Boden – wie gern wollte ich Glanz, Gut und Gemächlichkeit hier zurücklassen –

DELOMER. Das kann nicht seyn.

DOMINIQUE. Wie gern wollte ich für alle arbeiten! Anstrengung der Seele oder der Hände wellte ich unermüdet geben, wenn der schöne Himmel des Vaterlandes über uns lächelte!

DELOMER. Diese Schwärmerey –

DOMINIQUE. Sie ist mir Religion.

DELOMER. Ist eine liebenswürdige Schwachheit.

DOMINIQUE. Sie ist sehr stark in mir.[21]

DELOMER. Weg damit! – für heute. Wenigstens für heute!

DOMINIQUE. Ach mein Vater!

DELOMER. Mein guter Sohn!

DOMINIQUE. Sie verschieben vieles auf morgen.

DELOMER. Und morgen werdet ihr finden, daß ich euer Glück nie verschoben, daß ich es immer vor Augen hatte, bey jedem Gedanken, in allem Thun. Mir wird wenig davon mehr zu Theil; denn mein Weg ist gemacht. Werdet ihr mir morgen freundlich die Hand reichen – werdet ihr um des Willens halber dem Vaterherzen Nachsicht schenken, so achte ich mich belohnt. Geht ab.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 20-22.
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