Zweyter Auftritt.

[42] Schulz. Dominique Vater in gemein bürgerlicher Kleidung.


SCHULZ. Nun, nur geradezu! Er geht ja da herum, und forscht, und duckt sich, als wenn Er kein gutes Gewissen hätte. Heute ist großes[42] Fest hier, und es kann Jedermann gehen, wo es ihm gefällt.

DOMINIQUE tritt jetzt ein. Ey ja doch! Aber man muß es darum doch bescheiden treiben.

SCHULZ. Nun freylich wohl!

DOMINIQUE. Also dieß Gut hat der Dominique vier Jahre?

SCHULZ. Ich habe nicht gesagt, vier Jahre; sondern es geht ins vierte Jahr.

DOMINIQUE. So, so! Nun, und wie hält er denn seine Leute? Das sagt mir!

SCHULZ. Man weiß nichts als Gutes von ihm.

DOMINIQUE. Gott sey gelobt!

SCHULZ. Den ganzen Tag geht er nicht müßig. Bald ist er auf dem Felde bey den Arbeitern; dann pflanzt er im Garten; dann sieht er im Walde nach. Er liest, er reitet herum, er geht schlecht und recht einher. – Das ist gut; aber Eins ist das beste. Man sieht ihn fast nicht ohne seine Frau; er ist mildthätig – gutherzig, redsprächig –

DOMINIQUE. Nun das – das ist ja recht.

SCHULZ. Sie gehen manchmal, er und sie, bis spät in die Nacht im Felde ganz allein herum mit dem Kinde –

DOMINIQUE lebhaft. Warum schleppen sie denn das Kind mit in die späte Nachtluft? – Faßt sich. So – das Kind – das Kind – das – das –[43]

SCHULZ. Was fehlt Ihm?

DOMINIQUE. Ich – ey! ich bin ein wenig müde. Geht sich.

SCHULZ. Eins ist wunderbar. Der Herr von Dominique und seine Gemahlin, sie gehen nie einen andern Spaziergang, als in die Gegend nach Abend zu – immer in die Gegend nach Abend.

DOMINIQUE. Da liegt das Vaterland – das Vaterland liegt da.

SCHULZ. So? Ja! Frankreich liegt gegen Abend.

DOMINIQUE hochherzig. Und da wohnen auch Leute, die – Verlegen und freundlich. nicht zu verachten sind.

SCHULZ. Warum das nicht? – Ja, die junge Herrschaft ist brav; der alte Herr, der Herr von Delomer, ist auch nicht übel. Aber der geht schon höher hinaus.

DOMINIQUE. Nun ja freylich! Lacht. Der war immer – Also der geht höher hinaus?

SCHULZ. Das will ich meinen. Wenn der mit seinen sechs Mohrenköpfen angefahren kommt –

DOMINIQUE. Er führt mit Sechsen?

SCHULZ. Lang gespannt; ein Vorreiter, und sein Kutschwagen funkelt in der Sonne wie ein Spiegel. Die Mohrenköpfe werfen den Erdboden an die Seiten, und tragen sich stolz, wie die Pfauen. Mein Seele! es ist eine Lust anzusehen.[44]

DOMINIQUE. Und der junge Herr, der fährt –

SCHULZ. Zweyspännig. Höchstens einen Postzug von den Arbeitspferden, wenn sie Sonntags zum gnädigen Papa hinüber fahren. – Ja, ich muß doch nun hören, was aus uns wird. Nun, Gott grüße Ihn! Geht ab.

DOMINIQUE. Gott helf' Euch!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 42-45.
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