Erster Auftritt.

[33] Hochfeld. Eulalia. Klotilde, bereits in städtischer Tracht, jedoch einfach gekleidet, sitzen beim Frühstück. Faustin serviert.


HOCHFELD. Ich versichere euch, ich fühle mich beinahe unwohl, der Auftritt gestern auf dem Balle –

EULALIA. Gott sei Dank, daß es noch so ablief –

FAUSTIN. Das haben Euer Gnaden rein nur mir zu danken, ich hab' die sämtliche Dienerschaft bewogen, dero Herrn Bruder mitten unter sein Tanz zu fassen und ihn zurück auf sein Zimmer z' bringen, dort hab' ich ihm mit aller mir zu Gebot stehenden Eloquenz begreiflich gemacht, daß er ein Rausch hätt' –

HOCHFELD lacht. Der Einfall war wirklich so übel nicht – ha ha ha!

FAUSTIN. Und er – er hat's z'letzt wirklich glaubt, und ist schlafen gangen –

HOCHFELD. Der Ball fand dann wohl seinen Fortgang, aber der Herr Graf war doch augenblicklich ob dieser gemeinen Szene entflohn –[33]

EULALIA. Quell donneur! rief er aus – und fort war er –

HOCHFELD. O es ist doch für einen Mann von meinen sentiments ein wahres Unglück, einen solchen Plebejer zum Bruder zu haben!

KLOTILDE. Aber der arme Vetter, er hat's ja nicht so bös gemeint –

HOCHFELD. Gemeint – gemeint! So ein – Tölpel meint's immer gut, und verdirbt dabei mehr, als ein Gebildeter mit der übelsten Meinung vermöchte.

EULALIA. Aber wo ist denn Regine?

FAUSTIN. Sie hat g'sagt, sie kommt nicht zum Frühstück, 's is ihr recht übel –

HOCHFELD. Aha! Zu Eulalia. Merkst du – die Geschichte mit Robert –

EULALIA. Ja, sie glaubte, Eindruck auf ihn gemacht zu haben, aber er hat sich nie gegen sie erklärt, und nun da er gestern abend Klotilden so merkwürdig auszeichnete –

HOCHFELD. Es ist ja ganz begreiflich, Robert von Wellenschlag ist ein Mann von Bildung – schon der Anblick ihres Vaters hätte jede Neigung, wenn er je eine solche gefühlt hätte, ersticken müssen, und da er sich nun förmlich für unsere Tochter erklärte, so ist's mir um so lieber –

EULALIA zu Klotilde. Vergiß aber nie, ma fille, daß du, wenn die Partie zustande kommt, dieselbe nicht sowohl dir, als dem hohen Stande deiner Eltern verdankst –

KLOTILDE für sich. O je, ich weiß schon besser, wem ich's verdank! Sie blickt in die Szene, freudig. Aber – o du mein Gott! Da kommt er – da kommt er – Sie will aufspringen und ihm entgegen.

EULALIA hält sie zurück. Aber Kind! Kind! Benimm dich nicht so gemein – wer wird denn einem Manne – und wär's auch ein Geliebter, entgegenlaufen? Seufzend. Der Bauernschwager hat die ganze Dedukation des Mädchens vernachlässigt –

KLOTILDE. Aber mein Himmel! Ist denn das auch gemein, wann man ein Menschen, den man noch dazu heiraten soll, zeigt, wie lieb man ihn hat –[34]

EULALIA. Sehr gemein, sogar eine Frau, wenn sie Bildung besitzt, zeigt ihrem Manne nie, daß sie ihn liebt!

FAUSTIN. Eher einem andern! Er geht ab.

ROBERT kommt eilig.


Quelle:
Friedrich Kaiser: Stadt und Land oder Der Viehhändler aus Oberösterreich. Leipzig [1905], S. 33-35.
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