Vierter Auftritt.

[37] Klotilde. Sebastian.


SEBASTIAN. Hallo! Mein Dearndl is da?

KLOTILDE. Ach Vetter! Lieber Vetter! Sie sinkt ihm um den Hals.

SEBASTIAN. Na, na, was hast denn – du zitterst ja völli und Er wendet ihr den Kopf in die Höhe. was Donnerwetter! D' Augerln sein a naß – und du tust lachen dabei – Regen[37] und Sonnenschein, lachen und weinen in ein Sack – was hast denn?

KLOTILDE. Glück, viel Glück, lieber Vetter! – O – so viel Glück, daß i kaum reden kann – Vetter – i – ich – o – 's Herz kunnt mir z'springen!

SEBASTIAN. 's Herz – was, ist dein Herz a schon aufg'riegelt – hahaha – Dildl! 's ist doch nit auf d'letzt gar schon ein Amour?

KLOTILDE nickt mit dem Kopf.

SEBASTIAN. Da schon – Sackerlot! Dos is g'schwind gangen! – Und wer denn –

KLOTILDE. O – so a guter Mensch!

SEBASTIAN. So?

KLOTILDE. A wahrer Engel –

SEBASTIAN. Versteht sich.

KLOTILDE. G'scheit, und das Herz am rechten Fleck – o, a wahrs Muster!

SEBASTIAN lachend. Natürli! Natürli!

KLOTILDE. Er hat Ihnen selber g'falln –

SEBASTIAN aufmerksam. Mir? – Wer war denn das?

KLOTILDE. Der Herr, der Ihnen glei wies kommen sein, z'erst d' Hand druckt hat, wo Sie selber g'sagt hab'n, daß er so brav ausschaut –

SEBASTIAN heftig. Was? Do nit der Musje Robert?

KLOTILDE. Ja, ja, der ist's –

SEBASTIAN. Der? Zornig sich abwendend. Na, so schlags Donnerwetter drein – hat mir doch gestern schon mei Regerl a g'stunden, daß in den Mann geschossen ist – o mei arme Regerl! Laut. Und du weißt also g'wiß, daß er dich lieb hat?

KLOTILDE. Versteht sich – er hat ja schon um mich ang'halten, und die Eltern hab'n a ja g'sagt –

SEBASTIAN für sich. O mein arme Regerl! Laut, gezwungen. Na, mi freut's, mi freut's. Für sich. Mei arm's Dearndl –

KLOTILDE. Aber jetzt, Vetter! Seins nit harb – aber – i kann nit dableiben, ich hab' ihm versprochen, in der Allee dort z' warten – na, und i kann ihn doch nicht umsonst passen lassen, nit wahr?

SEBASTIAN zerstreut. Na, na, geh nur – geh nur –

KLOTILDE. B'hüt Gott, lieber Vetter! Sie läuft fort.


Quelle:
Friedrich Kaiser: Stadt und Land oder Der Viehhändler aus Oberösterreich. Leipzig [1905], S. 37-38.
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